Die Bankenkrise ereignete sich nicht ‚über Nacht’. Schon vor Juli 1931 mehrten sich die Anzeichen, dass externe Kapitalmengen – auf die sich das deutsche Bankensystem zu großen Teilen stützte – nicht mehr ausreichend zur Verfügung standen. Viele ausländische Geldinstitute waren nicht länger bereit, den Kapitalbedarf der deutschen Industrieunternehmen und Banken zu befriedigen. Zu einem guten Teil basierte die nachlassende Unterstützung der ausländischen Gläubiger darauf, dass seit der „Septemberwahl“ 1930 die Regierung Brüning keine parlamentarische Mehrheit mehr besaß und radikale Kräfte wie die NSDAP, die sich massiv gegen den Young-Plan aussprach,
stärker in die Regierungsgeschäfte einbringen konnten. So worden u.a. von den Berliner
Großbanken innerhalb der ersten 6 Wochen nach dem Wahlergebnis 700 Mio. RM an ausländischen Krediten zurückgefordert. Mit der Rückforderung ausländischer Kredite ging auch die Weigerung einher, weiteren Darlehen zu gewähren.1 Die sich daraus ergebene Verminderung an Fremdmitteln hätte die deutschen Geldinstitute zur Wahrung der eigenen Liquidität veranlassen müssen, den Umfang der an die Wirtschaftsunternehmen vergebenen Kredite abzubauen bzw. diese zurückzufordern. Doch dies konnte nicht erfolgen. Die Gelder, die in die Industrie flossen, wurden – obwohl sie als kurzfristige Darlehen angedacht waren – für langfristige Investitionen genutzt.
Inhaltsverzeichnis
- Gründe und Verlauf der Krise
- Folgen der Krise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die deutsche Bankenkrise von 1931. Dabei werden die Ursachen und der Verlauf der Krise sowie die Folgen für die Banken und die deutsche Wirtschaft behandelt.
- Die Rolle der ausländischen Kapitalmärkte und die politische Instabilität in Deutschland
- Die Bedeutung der „Septemberwahl“ 1930 und der Auswirkungen des Young-Plans
- Die Folgen des Zusammenbruchs der österreichischen Creditanstalt
- Der Einfluss des „Tributaufrufs“ von Reichskanzler Brüning
- Die Rolle der Reichsbank und das US-Moratorium
Zusammenfassung der Kapitel
Gründe und Verlauf der Krise
Das Kapitel erläutert die Ursachen der deutschen Bankenkrise von 1931. Es werden die Rolle des ausländischen Kapitals, die politische Instabilität in Deutschland und die Auswirkungen des Zusammenbruchs der österreichischen Creditanstalt auf das deutsche Bankensystem dargestellt. Die Reaktion der Reichsregierung unter Brüning und die Rolle des „Tributaufrufs“ werden ebenfalls beschrieben. Der Text behandelt die Folgen des „Tributaufrufs“ für das Vertrauen der ausländischen Kreditoren in das deutsche Bankensystem und die Schwierigkeiten der Reichsbank, ihre Gold- und Devisenreserven zu sichern. Des Weiteren beleuchtet das Kapitel die Auswirkungen des Konkurs der Norddeutschen Wollkämmerei (Nordwolle) und die Verstrickung der Darmstädter und Nationalbank (DANAT-Bank) in diese Affäre. Das US-Moratorium und die Bemühungen um die Rettung der DANAT-Bank werden ebenfalls erläutert.
Folgen der Krise
Dieses Kapitel befasst sich mit den Folgen der Bankenkrise. Es beschreibt die staatlichen Maßnahmen zur Beruhigung der Finanzmärkte, darunter die Beschränkung des Devisenhandels auf die Reichsbank und die Etablierung einer Bankenaufsicht. Die "Teilverstaatlichung" der Banken und die Beteiligung des Reichs an der DANAT-Bank werden ebenfalls beleuchtet. Der Text analysiert die Auswirkungen der Krise auf das deutsche Bankensystem und die Anpassungsmaßnahmen der Banken, darunter der Personalabbau, die Filialschließungen und die Verringerung der ausgegebenen Kurzkredite. Darüber hinaus werden die politischen Auswirkungen der Krise und die Verflechtung von Finanz-, Innen- und Außenpolitik im Sommer 1931 betrachtet.
Schlüsselwörter
Die deutsche Bankenkrise 1931, ausländisches Kapital, politische Instabilität, Young-Plan, Creditanstalt, „Tributaufruf“, Reichsbank, Norddeutsche Wollkämmerei, DANAT-Bank, US-Moratorium, Bankenaufsicht, „Teilverstaatlichung“, Kapitalkonzentration, Kostenrationalisierung.
- Citation du texte
- Daniel Meyer (Auteur), 2009, Die deutsche Bankenkrise 1931, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179961