Die Alltagswelt bzw. Lebenswelt des Menschen ist in verschiedene Strukturen gegliedert. Ich möchte mich um eine zusammenhängende Darlegung der wichtigsten Strukturen und um eine Erklärung des Wissens in der Alltagswelt bemühen. Wie ist die alltäglich wahrgenommene Welt aufgebaut? Wie teilt sich das Wissen, welches für die Bewältigung von bewusst oder unbewusst wahrgenommenen Problemen von Bedeutung ist, ein? Wie funktioniert daraufhin das gesellschaftliche Miteinander bzw. die soziale Interaktion?
Zuerst gilt es die Wirklichkeit der Alltagswelt zu untersuchen, denn an ihr nimmt der Mensch in regelmäßiger Wiederkehr teil. Nur in der verallgemeinerten Lebenswelt kann er sich mit seinen Mitmenschen verständigen. Der Lebensbereich soll also von dem Akteur als schlicht gegeben vorgefunden werden. Sein alltägliches Handeln und die Motive dafür sind dabei von Interesse. Des Weiteren kann prinzipiell davon ausgegangen werden, dass jeder Mensch mit einem eigenen Bewusstsein ausgestattet ist, d.h. die Welt in der sich die vernunftbegabten Menschen aufhalten ist intersubjektiv. Die Alltagswelt ist also nahezu für alle Menschen gleich strukturiert bzw. sinnvoll. Sie ist das Feld, in der die Menschen täglich miteinander umgehen wobei die ähnlichen Wahrnehmungen und Deutungsschemata einen wechselseitigen Charakter aufweisen. Der Gewissheit der erklärten Deutung eines Objektes folgt die Annahme, dass der momentan Deutende für einen Anderen genauso ein Objekt mit grundsätzlich gleichen Charakteristika darstellt.
Alfred Schütz – der als Begründer der phänomenologischen Soziologie gilt – begrenzt dabei die wesentlichen Punkte auf: a) die körperliche Existenz anderer Menschen; b) körpereigenes Bewusstsein; c) Außenweltdinge die für mich und meine Mitmenschen die gleiche Bedeutung haben; d) die Wechselwirkung zu den Mitmenschen; e) die Verständigung unter Mitmenschen etc. (vgl. Schütz/Luckmann, S. 25 ff).
Das angesammelte Wissen hat seinen Ursprung in eigenen sowie von anderen übermittelten Erfahrungen. Diese Übermittlung findet durch Zeichensysteme statt, welche die signifikanten Symbole objektiviert bzw. verdinglicht und sie somit in meinen Wissensvorrat konstituiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wirklichkeit der Alltagswelt
- Die Vis-a-vis-Situation
- Objektivierung/Zeichensysteme
- Das Alltagswissen
- Der Wissenserwerb
- Wissen in Abhängigkeit von Relevanz und Typik
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Struktur der Alltagswelt und dem Wissen, das im alltäglichen Leben eingesetzt wird. Ziel ist es, die wichtigsten Strukturen der Lebenswelt darzulegen und die Funktionsweise des Wissens in diesem Kontext zu erklären. Die Arbeit untersucht, wie die alltäglich wahrgenommene Welt aufgebaut ist, wie Wissen zur Bewältigung von Problemen erworben und geteilt wird und welche Rolle dieses Wissen für die soziale Interaktion spielt.
- Die Wirklichkeit der Alltagswelt als grundlegende Struktur des menschlichen Lebens
- Die Bedeutung der Intersubjektivität und des Bewusstseins für die Alltagswelt
- Die Vis-a-vis-Situation als Prototyp gesellschaftlicher Interaktion
- Die Rolle von Objektivierung und Zeichensystemen im Wissenserwerb
- Die Abhängigkeit des Wissens von Relevanz und Typik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Grundidee der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der Alltagswelt für das menschliche Leben. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Wirklichkeit der Alltagswelt, die als objektiviert und von der eigenen Erfahrung unabhängig dargestellt wird. Die Sprache wird als Bindeglied zwischen Mensch und Lebenswelt betrachtet, und es wird auf die Raum-Zeit-Struktur der Alltagswelt und die Rolle der Intersubjektivität eingegangen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Vis-a-vis-Situation als Ausgangspunkt gesellschaftlicher Interaktion. Hier wird die Reziprozität der Perspektiven und die Bedeutung des Anderen für die eigene Wahrnehmung der Welt erläutert. Die Arbeit untersucht auch die Entstehung von Typisierungen als Schemata für bestimmte Situationen und die Rolle der Anonymität in der Interaktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen der Phänomenologie und Wissenssoziologie, darunter Alltagswelt, Lebenswelt, Intersubjektivität, Bewusstsein, Objektivierung, Zeichensysteme, Wissen, Relevanz, Typik, Vis-a-vis-Situation, soziale Interaktion, und Typisierung. Die Arbeit befasst sich außerdem mit den theoretischen Ansätzen von Alfred Schütz und Peter L. Berger/Thomas Luckmann.
- Citation du texte
- Dipl.-Soz. Uwe Liskowsky (Auteur), 2000, Die Wirklichkeit der Alltagswelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180172