Nationalökonom Gary Stanley Becker, der 1992 den „Preis der schwedischen Reichsbank für
Wirtschaftswissenschaften zu Alfred Nobels Gedächtnis“ erhält, verändert das
Selbstverständnis der modernen Ökonomik des 20. Jahrhunderts radikal: In seinen
Forschungstätigkeiten dehnt er das ursprüngliche ökonomische Denken auf gesellschaftliche
Fragestellungen aus, die im gewohnten Sinne außerhalb des traditionellen Bereichs der
Wirtschaftswissenschaften und eher in den Wirtschaftszweigen der Soziologie, Politologie
oder Rechtswissenschaft liegen: Becker erhebt den Anspruch, Alltagssituationen mit Hilfe
ökonomischer Analysen zu erklären und definiert die Wirtschaftswissenschaft fortan nicht
länger von ihrem Gegenstandsbereich her, sondern methodisch: als „economic approach“. Er
ist der Auffassung, dass sein ökonomischer Ansatz eine breite Skala menschlichen Verhaltens
integrativ erfassen kann und widmet sich in seiner Forschung deshalb den unterschiedlichsten
Themenfeldern wie sozialer Integration, Kriminalität und Bestrafung, Heiratsverhalten,
Zeitallokation, Gesundheitsvorsorge oder Investition in Bildung. Aus diesem Grund wird
Gary Becker häufig als „ökonomischer Imperialist“ (vgl. Siebeck, 1998, S.1) bezeichnet. Sein
wissenschaftliches Wirken wird als interdisziplinäre Herausforderung wahrgenommen und im
Besonderen als Erweiterung des Anwendungsbereiches ökonomischer Analyse aufgefasst.
Derart formuliert ist es auch in der Begründung zur Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises,
in der er “für seine Verdienste um die Ausdehnung der mikroökonomischen Theorie auf einen
weiten Bereich menschlichen Verhaltens und menschlicher Zusammenarbeit, auch außerhalb
von Märkten” (Grüske, 1994, S.195) geehrt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nobelpreisträger Gary Stanley Becker
- Volkswirtschaftliche Grundlagen – neoklassische Theorien
- Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens
- Zentrale Elemente
- Erweiterte Annahmen
- Vier spezifische Themenfelder des ökonomischen Ansatzes
- Diskriminierung von Minderheiten
- Kriminalität und Strafe
- Humankapital
- Familienökonomik
- Würdigung und Anwendbarkeit
- Kritische Betrachtung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem ökonomischen Ansatz von Gary Stanley Becker, der mit seiner Forschung das traditionelle Verständnis der Wirtschaftswissenschaften revolutionierte. Becker dehnte den ökonomischen Ansatz auf gesellschaftliche Fragestellungen aus, die normalerweise außerhalb des traditionellen Bereichs der Wirtschaftswissenschaften liegen. Sein Ziel war es, Alltagssituationen mit Hilfe ökonomischer Analysen zu erklären und damit den Anwendungsbereich der Wirtschaftswissenschaften zu erweitern.
- Der "economic approach" als integratives Konzept für die Erklärung menschlichen Verhaltens
- Die Erweiterung des ökonomischen Gegenstandsbereichs auf soziale Phänomene wie Diskriminierung, Kriminalität, Humankapital und Familienökonomik
- Die Unterschiede zwischen Beckers Ansatz und den neoklassischen Theorien
- Die Kritik an Beckers ökonomischem Ansatz
- Die Anwendung und Relevanz von Beckers ökonomischem Ansatz in verschiedenen Disziplinen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt Gary Stanley Becker und seinen ökonomischen Ansatz vor, der das traditionelle Verständnis der Wirtschaftswissenschaften revolutionierte. Becker erweiterte den ökonomischen Ansatz auf gesellschaftliche Fragestellungen, die normalerweise außerhalb des traditionellen Bereichs der Wirtschaftswissenschaften liegen.
- Nobelpreisträger Gary Stanley Becker: Dieses Kapitel beleuchtet die Biographie von Gary Stanley Becker, seinen Werdegang und die Entwicklung seiner Interessen in der Wirtschaftswissenschaft. Es hebt seine frühen Interessen für Mathematik und Ökonomie sowie seine spätere Hinwendung zur Analyse von gesellschaftlichen Fragestellungen mit ökonomischen Methoden hervor.
- Volkswirtschaftliche Grundlagen – neoklassische Theorien: Dieses Kapitel stellt die theoretischen Grundlagen von Beckers ökonomischem Ansatz vor, die in den neoklassischen Theorien der Mikroökonomie liegen. Es behandelt die wichtigsten Konzepte der neoklassischen Theorie, wie die Annahme des "homo oeconomicus", die Nutzenmaximierung, die Knappheit der Mittel und die Restriktionen des individuellen Handelns.
- Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens: Dieses Kapitel beschreibt die zentralen Elemente und Erweiterungen von Beckers ökonomischem Ansatz. Es stellt den Fokus auf das Verständnis von menschlichem Verhalten als Ergebnis rationaler Entscheidungen unter Restriktionen und die Anwendung des "economic approach" auf eine breite Skala menschlichen Verhaltens dar.
- Vier spezifische Themenfelder des ökonomischen Ansatzes: Dieses Kapitel beleuchtet vier spezifische Themenfelder, auf die Becker seinen ökonomischen Ansatz anwandte: Diskriminierung von Minderheiten, Kriminalität und Strafe, Humankapital und Familienökonomik. Es stellt die Anwendung der ökonomischen Methoden zur Erklärung und Analyse dieser gesellschaftlichen Phänomene dar.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Schwerpunkte des Textes sind der ökonomische Ansatz, die Erweiterung des ökonomischen Gegenstandsbereichs, der "homo oeconomicus", rationale Entscheidungen unter Restriktionen, Diskriminierung, Kriminalität, Humankapital und Familienökonomik. Der Text analysiert die Anwendung des "economic approach" auf gesellschaftliche Fragestellungen, die Erweiterung des Anwendungsbereichs der Wirtschaftswissenschaften und die Unterschiede zwischen Beckers Ansatz und den neoklassischen Theorien.
- Citation du texte
- Markus Matthes (Auteur), 2008, Nobelpreisträger Garry S. Becker (1992), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180206