1. EINLEITUNG
Vor dem Hintergrund der nach wie vor hohen Aktualität des Themenkomplexes der nationalsozialistisch (im Folgenden kurz: NS) verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgüter im In- und Ausland, widme ich mich in meiner Bachelorarbeit der Überprüfung eines Buchbestandes in der Berliner Stadtbibliothek (im Folgenden kurz: BStB), genauer dem des bis 1936 existierenden Lessing-Museums (im Folgenden kurz: LM) in Berlin.
Die Idee meines Themas entstand während meiner Arbeit im Raubgutprojekt der Historischen Sammlungen (im Folgenden kurz: HiSa) der ZLB im November des vergangenen Jahres. Dort wurden zukünftige Schwerpunkte besprochen und das LM in Berlin erweckte mein Interesse für weitere Recherchen. An dieser Stelle möchte ich mich bei der Abteilung der Historischen Sammlungen für die Unterstützung bei meinen Nachforschungen zum Thema bedanken.
Das Erbe unserer vorigen Generationen ist diffizil und umfassend. Die Zeit des Nationalsozialismus (im Folgenden kurz: NS-Zeit) hat nicht nur die Menschen vergangener Jahrzehnte geprägt, sondern begleitet uns bis heute im öffentlichen Leben und in der Politik und wird noch lange Zeit spürbar sein. Gerade die Recherche nach Raubgut steht erst am Anfang. In deutschen Bibliotheken wurden erst in den letzten Jahren wirkliche Projektgruppen mit dem Ziel der Bestandsüberprüfung gebildet.
Das Thema Raubgut ist in Bibliotheken ist nach wie vor so bedeutsam, weil sie eine historische Verantwortung für ihre Geschichte übernehmen müssen. Jeder zurückgegebene Gegenstand ist gleichzeitig ein Träger kultureller Erinnerung und bestätigt den unanfechtbaren Tatbestand der Shoah1. Die Raubgutforschung macht klar, wie der Bestandsaufbau in Bibliotheken zur NS-Zeit an der Verfolgung von Juden und Andersdenkenden profitierte und will erreichen, dass die betreffenden Institutionen Verantwortung für ihr damaliges Handeln übernehmen.
1 Def. Shoah: neuhebräisch, Tötung einer großen Zahl von Menschen und Synonym für den Holocaust. Bezeichnung für ca. 6 Millionen Menschen, die das nationalsozialistische Regime als Juden bezeichnete, verfolgte, gettoisierte und ermordete; Vgl. http://de.wiktionary.org/wiki/Schoah (Zugriff 27.04.2011).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerungskultur in Deutschland
- Der NS-Kulturgutraub
- Historischer Abriss
- Berlin am Anfang des 20. Jahrhunderts und der II. Weltkrieg
- Nachkriegszeit und Aufarbeitung in zwei deutschen Staaten
- Die Ereignisse seit 1990
- Vorstellung der ausgewählten Bibliotheken
- Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin
- Das Lessing-Museum und seine Bibliothek
- Verbindungspunkte/Verknüpfungspunkte
- Zur Quellenlage
- Ergebnisse
- Die Auflösung des Lessing-Museums
- Der Verein und seine Mitglieder
- Offene Fragen
- Fazit/Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht den Buchbestand des Lessing-Museums in Berlin, das bis 1936 existierte, im Kontext des NS-Kulturgutraubs. Der Fokus liegt dabei auf der Klärung der Umstände der Schließung des Museums und der Prüfung der Rechtmäßigkeit der Übernahme des Bestands durch die Berliner Stadtbibliothek.
- Die Rolle des Lessing-Museums in der Erinnerungskultur Deutschlands
- Die Geschichte des Museums im Kontext der NS-Zeit
- Die Relevanz des Themas Raubgut in Bibliotheken
- Die Bedeutung der Raubgutforschung für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
- Die Frage der Verantwortung von Institutionen für ihr Handeln in der NS-Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema des NS-Kulturgutraubs in den Kontext der aktuellen Debatte um Erinnerungskultur und die Bedeutung von Bibliotheken als Orte der Geschichte und des Gedächtnisses. Die Arbeit will klären, ob die Schließung des Lessing-Museums im Jahr 1936 auf Zwang durch die Nationalsozialisten zurückzuführen war oder andere Gründe ausschlaggebend waren.
- Erinnerungskultur in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Bibliotheken und Archiven als Träger des Gesellschaftsgedächtnisses und die Bedeutung des Themas Erinnerungskultur in Deutschland.
- Der NS-Kulturgutraub: Dieses Kapitel behandelt die Verbrechen der Nationalsozialisten im Zusammenhang mit der Entziehung von Kulturgütern und die Bedeutung der Aufarbeitung dieser Verbrechen für die heutige Gesellschaft.
- Historischer Abriss: Dieses Kapitel schildert die Geschichte des Lessing-Museums im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Berlin im 20. Jahrhundert, einschließlich der Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit.
- Vorstellung der ausgewählten Bibliotheken: Dieses Kapitel stellt die Zentral- und Landesbibliothek Berlin und das Lessing-Museum sowie die Verbindungspunkte zwischen beiden Institutionen vor. Es erläutert die Quellenlage für die Untersuchung.
- Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Forschung, darunter die Auflösung des Lessing-Museums, die Rolle des Vereins und seiner Mitglieder sowie offene Fragen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Erinnerungskultur, NS-Kulturgutraub, Raubgutforschung, Bibliotheksgeschichte, Lessing-Museum, Berlin, Nationalsozialismus, Verfolgung, jüdische Geschichte, Shoah, restituieren, Verantwortung, Geschichte, Gedächtnis.
- Quote paper
- Lisa Balihar (Author), 2011, Vor dem Vergessen – Eine kulturwissenschaftliche Untersuchung zum Lessing-Museum in Berlin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180420