"Tropenlehrzeit" versucht sich an der vergleichenden Interpretation zweier Romane, deren strukturelle und ideengeschichtliche Nähe bisher wenig Beachtung gefunden hat. Ein Grund für das Ausbleiben einer solchen Interpretation liegt wohl in den die Forschung dominierenden Stil- und Genrezuweisungen. Kubins Roman wurde immer wieder als Paradigma der Dekadenzdichtung und der phantastischen Literatur beschrieben, Müllers Werk als Muster der expressionistischen Prosa und des exotistischen Reiseromans vorgestellt. Schulze geht diesen Deutungsversuchen nach, doch bald eigene Wege. So entdeckt er im spätviktorianischen Abenteuerroman mit seinem Quest-Motiv die Quelle einer beide Romane bestimmenden Grundstruktur und findet fast beiläufig die wohl wichtigste Motivquelle für Kubins "Die andere Seite": H.R. Haggards "Alyesha - The Return of She". Im Hauptteil dieses Buches zeigt der Autor, wie Kubin und Müller die abenteuerliche Reisestruktur zur phantastische-allegorischen Darstellung fundamentaler Philosopheme der Willensmetaphysik Arthur Schopenhauers nutzen und der triviale Reiseweg der Binnenhandlungen zum philosophischen Erkenntnisweg für die Protagonisten wird. Es ist, um mit Müllers Romanfigur, Jack Slim, zu sprechen "eine verdammt metaphysische Geschichte", die beide Romane als Schlüsseltexte eines philosophischen Exotismus erscheinen läßt.
Inhaltsverzeichnis
- Die abenteuerliche Reise (Quest) als philosophischer Erkenntnisweg. Phantastisch-allegorische „Erfahrungen“ der Willensmetaphysik Arthur Schopenhauers in Alfred Kubins Die andere Seite (1909) und Robert Müllers Tropen (1915).
- Von zwei Auslegungen wird die reichere und unbestimmtere die bessere sein. Die andere Seite und Tropen im Spiegel der Forschung
- So fuhren wir dahin. – Ich hatte jetzt mein Abenteuer. Der philosophische Erkenntnisweg als abenteuerliche Reise (Quest)
- Es ist eine verdammt metaphysische Geschichte. Die abenteuerliche Reise (Quest) als philosophischer Erkenntnisweg
- Tropenlehrzeit. Die philosophischen Erkenntniswege in Alfred Kubins Die andere Seite und Robert Müllers Tropen
- Eine Art Baedeker für jene nur halb vertrauten Länder. Die andere Seite als „die andere Seite der Welt“
- Die Tropen bin ich! Die Tropen als Tropus der Welt als Wille
- Wozu reist dieses Geschlecht? Um den Menschen in sich zu erreisen. Metaphysische Expeditionen am Rande der entzauberten Welt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt auf eine vergleichende Interpretation von Alfred Kubins "Die andere Seite" und Robert Müllers "Tropen" ab, um deren strukturelle und ideengeschichtliche Nähe aufzuzeigen. Die Studie untersucht den Einfluss der Schopenhauerschen Willensmetaphysik auf beide Romane und analysiert, wie philosophische Konzepte in eine phantastisch-allegorische Erzählstruktur eingebettet sind.
- Der Einfluss der Schopenhauerschen Willensmetaphysik auf die Romane
- Die "abenteuerliche Reise" (Quest) als Metapher für den philosophischen Erkenntnisweg
- Die phantastisch-allegorische Struktur der Texte
- Vergleichende Analyse der Erzählstrukturen und Motive in beiden Romanen
- Die Relevanz des spätviktorianischen Abenteuerromans als genrebildende Quelle
Zusammenfassung der Kapitel
Die abenteuerliche Reise (Quest) als philosophischer Erkenntnisweg. Phantastisch-allegorische „Erfahrungen“ der Willensmetaphysik Arthur Schopenhauers in Alfred Kubins Die andere Seite (1909) und Robert Müllers Tropen (1915): Dieses einführende Kapitel legt die Grundlage der Arbeit, indem es die vergleichende Analyse der Romane von Kubin und Müller begründet und die Forschungslücke zu deren ideengeschichtlicher Nähe aufzeigt. Es argumentiert gegen die einseitige Betrachtung der Werke als reine Dekadenz- bzw. Expressionismusliteratur und positioniert sie stattdessen im Kontext der "Dichtung der Jahrhundertwende", mit dem gemeinsamen Grundwert des "Lebens" im Sinne eines metaphysischen Natur- und Lebensbegriffes. Der Einfluss der Schopenhauerschen Willensmetaphysik wird als zentrale These eingeführt und die methodische Vorgehensweise der Arbeit skizziert.
Von zwei Auslegungen wird die reichere und unbestimmtere die bessere sein. Die andere Seite und Tropen im Spiegel der Forschung: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die bestehende Forschung zu Kubins "Die andere Seite" und Müllers "Tropen". Es werden die bisherigen Schwerpunktsetzungen der Literaturwissenschaft kritisch beleuchtet und die Notwendigkeit einer neuen, vergleichenden und philosophisch orientierten Interpretation herausgestellt. Der Mangel an vergleichenden Studien zu beiden Werken wird als Ausgangspunkt für die eigene Untersuchung genutzt. Es wird auf die Bedeutung der Schopenhauerschen Philosophie für das Verständnis beider Romane hingewiesen.
So fuhren wir dahin. – Ich hatte jetzt mein Abenteuer. Der philosophische Erkenntnisweg als abenteuerliche Reise (Quest): Dieses Kapitel untersucht die zentrale Motiv der "abenteuerlichen Reise" (Quest) in beiden Romanen. Es wird dargelegt, wie diese Reise nicht nur eine handlungs-treibende Komponente ist, sondern auch eine Metapher für den philosophischen Erkenntnisweg der Protagonisten darstellt. Die Kapitel analysiert die Verschmelzung von phantastischen Elementen und philosophischen Reflexionen in den Erzählungen.
Es ist eine verdammt metaphysische Geschichte. Die abenteuerliche Reise (Quest) als philosophischer Erkenntnisweg: Dieser Abschnitt vertieft die Analyse des philosophischen Erkenntniswegs als abenteuerliche Reise. Er analysiert die philosophisch-allegorische Struktur der Romane und erklärt, wie die "trivialen" Genreaspekte des Abenteuerromans als Vehikel für die Vermittlung tiefgreifender philosophischer Ideen dienen. Die Kapitel diskutiert, wie die Reiseerfahrungen der Protagonisten allegorisch für existenzielle und metaphysische Fragen stehen.
Tropenlehrzeit. Die philosophischen Erkenntniswege in Alfred Kubins Die andere Seite und Robert Müllers Tropen: Hier werden die philosophischen Erkenntniswege in beiden Romanen im Detail verglichen. Es wird auf die parallelen und divergierenden Aspekte der Reisemotive und der damit verbundenen philosophischen Erfahrungen eingegangen. Die Kapitel analysiert, wie die Reise als ein prozess des Selbstfindungs und der Konfrontation mit der eigenen Existenz interpretiert werden kann.
Eine Art Baedeker für jene nur halb vertrauten Länder. Die andere Seite als „die andere Seite der Welt“: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf Kubins "Die andere Seite" und analysiert, wie die phantastische Landschaft des Romans als allegorisches Bild für die "andere Seite" der Wirklichkeit interpretiert werden kann. Die Kapitel untersucht die Bedeutung von Raum und Ort für das philosophische Erlebnis der Protagonisten und die Beziehung zur Schopenhauerschen Philosophie.
Die Tropen bin ich! Die Tropen als Tropus der Welt als Wille: Dieser Teil befasst sich mit Müllers "Tropen" und deutet die Tropenlandschaft als Tropus für den "Willen" im Sinne der Schopenhauerschen Philosophie. Es wird untersucht, wie die Reise des Protagonisten als eine Konfrontation mit dem Willen zur Macht, dem Willen zum Leben und den damit verbundenen Konflikten gedeutet werden kann. Die Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Identität und Selbstfindung im Kontext der Reise.
Schlüsselwörter
Schopenhauer, Willensmetaphysik, Alfred Kubin, Die andere Seite, Robert Müller, Tropen, Abenteuerroman, Quest, Phantastische Literatur, Allegorie, Erkenntnisweg, Philosophie, Jahrhundertwende, Existenzialismus, Metaphysik, Reise, Tropus, Selbstfindung.
Häufig gestellte Fragen zu "Die abenteuerliche Reise (Quest) als philosophischer Erkenntnisweg"
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht vergleichend Alfred Kubins "Die andere Seite" und Robert Müllers "Tropen" und zeigt deren strukturelle und ideengeschichtliche Nähe auf. Im Fokus steht der Einfluss der Schopenhauerschen Willensmetaphysik und wie philosophische Konzepte in eine phantastisch-allegorische Erzählstruktur eingebettet sind. Die "abenteuerliche Reise" (Quest) fungiert dabei als Metapher für den philosophischen Erkenntnisweg.
Welche Romane werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht Alfred Kubins "Die andere Seite" (1909) und Robert Müllers "Tropen" (1915).
Welche Rolle spielt Schopenhauer?
Die Schopenhauersche Willensmetaphysik bildet den zentralen philosophischen Hintergrund der Analyse. Die Arbeit untersucht, wie die Konzepte des Willens in beiden Romanen allegorisch dargestellt und in die Handlung integriert werden.
Was ist die Bedeutung der "abenteuerlichen Reise"?
Die "abenteuerliche Reise" (Quest) ist nicht nur ein Handlungselement, sondern eine Metapher für den philosophischen Erkenntnisweg der Protagonisten. Sie dient als Vehikel zur Vermittlung tiefgreifender philosophischer Ideen und steht allegorisch für existenzielle und metaphysische Fragen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die den Vergleich der Romane begründet und den Forschungsstand kritisch beleuchtet. Die folgenden Kapitel analysieren die "abenteuerliche Reise" als Metapher für den philosophischen Erkenntnisweg, die phantastisch-allegorische Struktur der Romane und vergleichen die Erzählstrukturen und Motive. Separate Kapitel widmen sich der detaillierten Analyse von Kubins "Die andere Seite" und Müllers "Tropen", wobei die jeweiligen Landschaften als allegorische Bilder interpretiert werden.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit schließt die Forschungslücke zum Mangel an vergleichenden Studien zu Kubins "Die andere Seite" und Müllers "Tropen". Sie bietet eine neue, vergleichende und philosophisch orientierte Interpretation, die über die bisherigen Schwerpunktsetzungen der Literaturwissenschaft hinausgeht.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Interpretationsmethode, die sowohl literaturwissenschaftliche als auch philosophische Ansätze verbindet. Sie analysiert die Struktur der Romane, die Motive, die Sprache und die allegorischen Ebenen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Schopenhauer, Willensmetaphysik, Alfred Kubin, Die andere Seite, Robert Müller, Tropen, Abenteuerroman, Quest, Phantastische Literatur, Allegorie, Erkenntnisweg, Philosophie, Jahrhundertwende, Existenzialismus, Metaphysik, Reise, Tropus, Selbstfindung.
- Citation du texte
- Robert Schulze (Auteur), 2001, "Tropenlehrzeit", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180822