„Die Wehrmacht eines Staates wird nicht gefragt, wann und gegen wen sie zu kämpfen hat. Das ist Sache der politischen Führung, die das Primat gegenüber dem Soldaten hat. Ebenso ist die Beendigung des Krieges Sache des Politikers.“ Mit diesen Worten rechtfertigte Karl Dönitz in seinen Memoiren sein auf bedingungsloser Treue beruhendes Verhältnis zu Adolf Hitler bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dabei stand für ihn fest, dass der Sol-dat grundsätzlich unpolitisch zu handeln hätte, gleichgültig, welche Position er im Militärap-parat einnahm und ob die politische Führung Verbrechen beging.
Wie Dönitz vertraten auch andere hohe deutsche Militärs, die auf der Anklagebank in Nürn-berg saßen, diese Einstellung. Für die Richter des Internationalen Militärtribunals (IMT) lag die Schwierigkeit in der Beurteilung der Rolle jedes einzelnen Angeklagten. Die Berufung auf Befehlsnotstand und unpolitische Pflichterfüllung war kennzeichnend für die deutschen Mili-tärrepräsentanten vor dem Gerichtshof in Nürnberg. Schon allein darin wird die Problematik in Bezug auf die Frage nach objektiver Rechtsprechung der Alliierten über das besiegte Hitler-Deutschland deutlich.
Welche Relevanz das Thema in der modernen Historiographie genießt, zeigen die Vielzahl von Veröffentlichungen in den 1990er Jahren und zu Beginn des 21. Jahrhunderts sowie diverse Verfilmungen und Dokumentationen. Allerdings existieren verschiedene Tendenzen in der Beurteilung des Prozesses, die im weiteren Verlauf dargelegt werden.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei große Themenkomplexe. Im ersten Teil wird der Prozess im Allgemeinen behandelt. Hierbei liegt der Fokus auf der Benennung der Urteile, deren Bedeutung für das allgemeine Völkerrecht und auf der Debatte um die Legitimität des Gerichtshofs. Der aktuelle Forschungsstand zum Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, zur Person Dönitz und die verschiedenen Ansichten seitens der Historiographie werden am Ende des ersten Hauptteils dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1945/46
- Die Ergebnisse und die Bedeutung
- Der Forschungsstand und die Kritik am Prozess
- Das Verhandlungsbeispiel Karl Dönitz
- Die Anklage und die Verteidigung von Dönitz
- Das Urteil
- Die Bewertung des Nürnberger Prozesses
- Zusammenfassung
- Verzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs, insbesondere am Fallbeispiel Karl Dönitz. Sie untersucht die Frage, ob der Prozess ein Ausdruck von Siegerjustiz war oder ob es sich um eine objektive Urteilsfindung handelte. Die Arbeit beleuchtet die Ergebnisse des Prozesses, die Debatte um seine Legitimität und den aktuellen Forschungsstand. Darüber hinaus wird die Rolle von Karl Dönitz als Marinechef und Reichspräsident im Kontext der Kriegsverbrechen und der Nachkriegszeit untersucht.
- Die Legitimität des Nürnberger Prozesses
- Die Rolle der Siegerjustiz
- Die Bewertung der Urteile gegen die Hauptkriegsverbrecher
- Die individuelle Schuld von Karl Dönitz
- Die Bedeutung des Prozesses für das Völkerrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Nürnberger Prozesses dar und führt in die Thematik der Arbeit ein. Sie beleuchtet die Rolle von Karl Dönitz im Zweiten Weltkrieg und die Problematik der Beurteilung seiner Schuld.
Das zweite Kapitel behandelt den Nürnberger Prozess im Allgemeinen. Es werden die Ergebnisse des Prozesses, die Bedeutung für das Völkerrecht und die Debatte um die Legitimität des Gerichtshofs dargestellt. Der aktuelle Forschungsstand zum Prozess und die verschiedenen Ansichten der Historiographie werden ebenfalls beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Anklagten Karl Dönitz. Es werden die Anklagepunkte gegen ihn, seine Verteidigung und das Urteil des Gerichtshofs analysiert. Die Arbeit beleuchtet die schwierige Beurteilung der historischen Schuld von Dönitz und die unterschiedlichen Perspektiven auf seine Rolle im Zweiten Weltkrieg.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Nürnberger Prozess, die Hauptkriegsverbrecher, Karl Dönitz, Siegerjustiz, Völkerrecht, Kriegsverbrechen, individuelle Schuld, historische Bewertung, Nachkriegszeit, Legitimität des Gerichtshofs, Forschungsstand, Historiographie.
- Arbeit zitieren
- Stefan Rudolf (Autor:in), 2011, Der Nürnberger Prozess – Siegerjustiz oder objektive Urteilsfindung? Das Fallbeispiel Karl Dönitz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180834