Nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 haben sich in den indischen Bundesstaaten spezifische Parteiensysteme herausgebildet, welche sowohl durch neu entstandene Parteien als auch durch gesellschaftliche Konfliktlinien beeinflusst wurden. Einige dieser neu entstandenen Parteien haben ihren politischen Ursprung in den Demokratisierungsprozessen der zwanziger Jahre, wo sie oftmals in Form politischer Subkulturen mit eigenen Bewegungen in Erscheinung traten.
Im südindischen Madras, dem heutigen Tamil Nadu, kam es in diesem Zusammenhang ebenfalls zur Entstehung von regionalen politischen Bewegungen und Parteien, welche zunehmend eine spezielle nationalistische Rückbesinnung auf das drawidisch-tamilische Erbe zum Inhalt hatten. Ein weiterer maßgeblicher Faktor ihres politischen Strebens bestand im Protest gegen die brahmanisch geprägte Sozialstruktur und Gesellschafsform. Dabei erwiesen sich die aus der politischen Bewegung hervorgegangenen Parteien als besonders erfolgreich und konnten sich nach der indischen Unabhängigkeit fest im regionalen Parteiensystem etablieren. Inhalt dieser Arbeit ist eine Entwicklungsanalyse der politischen drawidisch-tamilischen Bewegung von ihren Ursprüngen in den 20er Jahren bis in die späten 80er Jahre. Der Tod MGRs am Ende des Untersuchungszeitraumes stellt einen markanten Einschnitt dar, von dem aus auf eine über vierzigjährige Verankerung der drawidisch-tamilischen Parteien im Parteiensystem Madras / Tamil Nadus zurückgeblickt werden kann.Darüber hinaus soll hinsichtlich der späteren tamilischen Parteien den Fragen nachgegangen werden, aufgrund welcher Faktoren diese Parteien aus der vorkolonialen Drawidenbewegung hervorgegangen sind und welche Strategien sie zur Wählermobilisierung sowie zur Erringung und Etablierung ihrer Machtposition in Madras / Tamil Nadu angewandt haben.
Auch die Analyse des Parteiensystems in Madras / Tamil Nadu ist Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit. Neben der Frage nach den maßgeblichen Faktoren zur Genese des Parteiensystems sollen auch Möglichkeiten der quantitativen und qualitativen Klassifizierung vorgestellt werden.Als theoretischer Hintergrund dient der erste Teil mit einer vereinfachten Darstellung einiger Ansätze der Parteien- und Parteiensystemforschung sowie der empirischen Wahlforschung.Als theoretischer Hintergrund dient der erste Teil mit einer vereinfachten Darstellung einiger Ansätze der Parteien- und Parteiensystemforschung sowie der empirischen Wahlforschung. (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorien der Parteien-, Parteiensystems- und Wahlforschung
- Die soziologischen bzw. sozialstrukturellen Ansätze
- Der mikrosoziologische Erklärungsansatz
- Der makro-soziologische Erklärungsansatz
- Der sozialpsychologische Ansatz
- Der Ansatz des rationalen Akteurs
- Klassifikation von Parteiensystemen
- Die soziologischen bzw. sozialstrukturellen Ansätze
- Die Entwicklung der drawidisch-tamilischen Bewegung von der Kolonialzeit bis 1989
- Die Entwicklung der drawidisch-tamilischen Bewegung bis zur Unabhängigkeit
- Die drawidisch-tamilischen Parteien zur Zeit des „Congress-Systems“ (1947-1969)
- Die DMK an der Macht (1967-1976)
- Die AIA-DMK an der Macht (1977-1988)
- Schlussteil
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung der drawidisch-tamilischen Bewegung in Madras/Tamil Nadu von ihren Ursprüngen in den 1920er Jahren bis in die späten 1980er Jahre. Sie untersucht die Faktoren, die zur Entstehung dieser Bewegung führten, die Strategien zur Wählermobilisierung und Machtergreifung sowie die Entwicklung des regionalen Parteiensystems. Die Arbeit zielt darauf ab, die erfolgreiche Etablierung der drawidisch-tamilischen Parteien im Kontext des indischen Parteiensystems zu erklären.
- Die Entstehung und Entwicklung der drawidisch-tamilischen Bewegung
- Die Strategien der drawidisch-tamilischen Parteien zur Wählermobilisierung und Machtergreifung
- Die Entwicklung des Parteiensystems in Madras/Tamil Nadu
- Die Klassifizierung und Bewertung des Parteiensystems in Madras/Tamil Nadu
- Die Rolle der drawidisch-tamilischen Parteien im indischen Parteiensystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Sie beschreibt die Entstehung der drawidisch-tamilischen Bewegung und ihre Bedeutung für das regionale Parteiensystem in Madras/Tamil Nadu. Der erste Teil der Arbeit behandelt verschiedene Theorien der Parteien-, Parteiensystems- und Wahlforschung. Er stellt den soziologischen Erklärungsansatz, den sozialpsychologischen Ansatz, den Ansatz des rationalen Akteurs sowie verschiedene Klassifizierungsmöglichkeiten von Parteiensystemen vor. Der zweite Teil der Arbeit analysiert die Entwicklung der drawidisch-tamilischen Bewegung von ihren Ursprüngen in der Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit Indiens. Er beleuchtet die wichtigsten Persönlichkeiten und Politikinhalte der Bewegung sowie die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sah. Der dritte Teil der Arbeit untersucht die Entwicklung der drawidisch-tamilischen Parteien im Kontext des „Congress-Systems“ (1947-1969). Er analysiert die Strategien der Parteien zur Wählermobilisierung und Machtergreifung sowie die Herausforderungen, denen sie sich im Wettbewerb mit dem Kongress stellten. Der vierte Teil der Arbeit analysiert die Zeit der DMK an der Macht (1967-1976) und die Zeit der AIA-DMK an der Macht (1977-1988). Er untersucht die politischen Erfolge und Misserfolge der Parteien sowie die Veränderungen im regionalen Parteiensystem.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die drawidisch-tamilische Bewegung, das indische Parteiensystem, Regionalisierung, Tamil Nadu, Madras, Wählermobilisierung, Machtergreifung, Parteiensystemforschung, soziologische Ansätze, rationaler Akteur, Kongress-System, DMK, AIA-DMK.
- Arbeit zitieren
- Daniel Rupprecht (Autor:in), 2008, Regionalisierung des indischen Parteiensystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181144