Inhalt
1. Einleitung
2. Interpretation
2.1. Plot
2.2. Ironische Begleitung des Protagonisten
2.3. Setting
2.4. Das zentrale Symbol: Feuer
2.5. Charaktere
2.5.1. Der Mann
2.5.2. Der Old-Timer
2.5.3. Der Hund
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit hat die Kurzgeschichte “To Build a Fire” von Jack London zum Gegenstand. Diese 1908 veröffentlichte und auf einer ursprünglichen Version von 1902 aufbauende Kurzgeschichte stellt das am häufigsten zitierte Beispiel für den Naturalismus in Londons Werk dar. Im Rahmen dieser Arbeit werde ich mich jedoch nicht weiter mit der Einordnung der Kurzgeschichte in den Zusammenhang der amerikanischen Literaturgeschichte beschäftigen und zitiere an dieser Stelle lediglich Jeanne Campbell Reesman, die anführt, dass das metaphysische Thema der Short Story, der Gegensatz zwischen Zivilisation und Natur, der Einordnung in den Naturalismus widerspricht (1999:39). Diese Paradoxie mache „To Build a Fire“ gerade so ansprechend.
Ich werde versuchen, zu einem vertieften Verständnis der Kurzgeschichte zu gelangen, indem ich den Text selbst einer detaillierten Untersuchung unterziehen werde. Dabei wird nicht die Handlung an sich, sondern die Art und Weise, wie die Handlung und die Charaktere dem Leser vermittelt werden, eine zentrale Rolle einnehmen. Es wird ausführlich erläutert werden, wie der Leser durch die ironische Begleitung des Protagonisten eine aktive Rolle im Rezeptionsprozesse übernimmt.
Über die genaue textimmanente Untersuchung von „To Build a Fire“ soll sich so dem Thema, dem Widerspruch zwischen Zivilisation und Natur, genähert werden.
Neben der erwähnten ersten Version von „To Build a Fire“, die London als Abenteuergeschichte für Jugendliche konzipiert hatte, dürfte neben eigenen Erfahrungen über den Klondike ein Tatsachenbericht von Lynch dienen, der die Entdeckung eines erfrorenen Mannes erwähnt (Walker 1978:257).
2. Interpretation
2.1. Plot
Die Kurzgeschichte handelt von einem Mann, der bei extrem kalter Witterung im Yukon-Gebiet Alaskas unterwegs ist. Trotz vorheriger Warnung durch einen alten Mann ist dieser, abgesehen von einem Husky, alleine auf seiner Expedition. Der Mann ist sich den Gefahren seiner Unternehmung durchaus bewusst, vor allem weiß er, wie überlebenswichtig es für ihn ist, gleich beim ersten Versuch ein Feuer zu entfachen. Auch ist es nicht seine erste Expedition in der Kälte (cf. 1303)[1], so dass er den in der Geschichte geschilderten Tag gut gelaunt und zuversichtlich beginnt.
Als der Mann um zehn Uhr vormittags das Ufer des Henderson Creek erreicht, kalkuliert er seine mittlere Geschwindigkeit und ist sich voller Freude bewusst, dass sein ursprünglicher Plan, um sechs Uhr abends im Camp der „boys“ anzukommen, weiterhin realistisch ist. Er würde gegen 12:30, wie geplant, die Gabelung des Baches erreichen und dort sein Mittagessen zu sich nehmen: „He decided to celebrate that event by eating his lunch there“ (1304).
Bevor er die Gabelung erreicht, hat er bemerken müssen, dass seine Wangenknochen inzufrieren beginnen. Er ärgert sich zwar, dem nicht mit weiterer schützender Kleidung vorgebeugt zu haben, kommt dann aber zu dem ihn erleichternden Schluss: „[...] they were never serious“ (1304).
An der Bachgabelung pünktlich angekommen, beginnt der Mann äußerst zufrieden, sein Mittagessen zu sich zu nehmen. Als er die wärmenden Fausthandschuhe zu diesem Zweck auszieht und in Folge dessen seine Finger schnell einzufrieren beginnen, muss der Mann sich einen peinlichen, folgenreichen Fehler eingestehen: Er hat vergessen, ein Feuer zu machen! Da seine Finger und Zehen bereits taub werden, denkt er sich, dass der alte Mann vielleicht doch recht hatte mit dessen Einschätzung, dass die Temperaturen einfach zu niedrig zum Reisen seien, „he was a bit frightened“ (1306). Schließlich bewahrt der Mann allerdings seine ruhige Haltung, es gelingt ihm in kurzer Zeit, ein Feuer zu entfachen.
Wenig später, nachdem er sich wieder auf den Weg gemacht hat, passiert dann das Fatale: Der Mann bricht in der Nähe des Baches durch die obere Eisschicht durch und ist ca. 30cm von den Füßen aufwärts nass (cf. 1307). Er reagiert wütend, da er nun eine Stunde später das Camp der Anderen erreichen würde, und macht wiederum schnell das notwendige Feuer, um so seine Füße, Stiefel und Hose trocknen zu können. Das Feuer erlischt, als eine Windböe Schnee von einer Fichte auf das Feuer katapultiert. Es erweist sich als folgenreich, dass der Mann das Feuer direkt unter einer schneebeladenen Fichte platziert hat.
Auch an dieser Stelle bleibt er recht gelassen und unternimmt einen zweiten Versuch, ein Feuer in Gang zu bringen. Seine nun rapide frierenden Gliedmaßen bereiten ihm jedoch große Probleme; schließlich entfacht er ein ganzes Bündel Streichhölzer auf einmal und zieht sich Verbrennungen zu. So misslingt es ihm zum zweiten Mal, das für ihn lebensnotwendige Feuer zu entfachen. Ihm kommt die Idee, den Hund zu töten, um sich mit dessen Fell die Hände wärmen zu können. Aber er realisiert schnell, dass er bereits zu schwach für ein solches Unterfangen ist.
Zu diesem Zeitpunkt wird dem Mann zum ersten Mal der lebensbedrohende Charakter seiner Lage bewusst, seine Gelassenheit und sein den ganzen Tag über währende Optimismus schlagen in Panik um: Er rennt wild umher, um so das rettende Camp zu erreichen, bevor er resigniert die Aussichtslosigkeit seiner Situation erkennt. Er setzt sich hin, um in Würde seinem Tod entgegenzusehen.
Franklin Walker charakterisiert die sich verändernde Gemütshaltung des Mannes m. E. sehr zutreffend: Der Mann sei zufrieden am Morgen gewesen, habe triumphiert zur Mittagszeit und sei entsetzt gewesen über den wiederholt vergeblichen Versuch des Feuerentfachens (1978:257f.). „The beginning and end [of the day] parallel the man’s rise and fall“ (Walker 1978:257).
2.2. Ironische Begleitung des Protagonisten
Die bis zum Ende währende Zuversicht des Mannes wird allerdings kaum vom Leser[2] der Kurzgeschichte geteilt werden können. Diese Hypothese liegt in der ironischen Kommentierung des Protagonisten und dessen Handlungen durch den auktorialen Erzähler sowie der Erzählstruktur begründet. Die unterschiedlichen, oft diametral entgegengesetzten Einschätzungen des Protagonisten und des Erzählers und die daraus resultierende Wirkung auf den Leser sollen im Folgenden erörtert werden.
[...]
[1] Alle Seitenzahlen zwischen 1301 und 1315 in dieser Arbeit beziehen sich auf die Seitenzahlen der Kurzgeschichte in „The Complete Short Stories of Jack London“.
Häufig gestellte Fragen zu "To Build a Fire"
Worum geht es in der Kurzgeschichte "To Build a Fire" von Jack London?
Die Kurzgeschichte handelt von einem Mann, der bei extremer Kälte im Yukon-Gebiet Alaskas unterwegs ist. Trotz Warnungen eines alten Mannes ist er alleine mit einem Husky unterwegs. Er unterschätzt die Gefahr und gerät in eine lebensbedrohliche Situation, als er ein Feuer nicht mehr entfachen kann und schließlich erfriert.
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Das zentrale Thema der Arbeit ist der Widerspruch zwischen Zivilisation und Natur, sowie wie die ironische Begleitung des Protagonisten durch den Erzähler den Leser in den Rezeptionsprozess einbezieht.
Welche Charaktere werden in der Interpretation betrachtet?
Die Interpretation konzentriert sich auf den Mann (den Protagonisten), den Old-Timer (der den Mann gewarnt hat) und den Hund.
Was ist die Bedeutung des Feuers in der Geschichte?
Das Feuer ist ein zentrales Symbol für das Überleben des Mannes in der extremen Kälte. Sein Unvermögen, ein Feuer zu entfachen, führt zu seinem Tod.
Welche Ereignisse führen zum Scheitern des Mannes?
Der Mann macht mehrere Fehler, die zu seinem Scheitern führen. Er bricht durch das Eis und wird nass, wodurch er ein Feuer benötigt, um sich zu trocknen. Das erste Feuer erlischt durch herabfallenden Schnee. Beim zweiten Versuch scheitert er aufgrund seiner erfrierenden Hände.
Wie wird die Gemütslage des Mannes im Laufe der Geschichte beschrieben?
Die Gemütslage des Mannes wandelt sich von Zufriedenheit und Optimismus am Morgen über Triumphalismus zur Mittagszeit bis hin zu Entsetzen und Panik, als er das Feuer nicht entfachen kann. Am Ende resigniert er und akzeptiert seinen Tod.
Welche Rolle spielt die Ironie in der Erzählung?
Die ironische Begleitung des Protagonisten durch den Erzähler erzeugt eine Distanz zwischen dem Leser und dem Protagonisten. Der Leser ist sich der Gefahr oft stärker bewusst als der Protagonist selbst.
Was wird über die Vorlage oder Inspiration der Geschichte gesagt?
Es wird erwähnt, dass Jack London neben eigenen Erfahrungen im Klondike auch einen Tatsachenbericht von Lynch über einen erfrorenen Mann als Inspiration für die Geschichte gedient haben könnte.
- Citar trabajo
- Thomas Spahn (Autor), 2001, Jack London's To Build a Fire, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18122