Das Wort Psalm stammt aus dem Griechischen, „psalmos“ = Gedicht, gesungen unter Begleitung musikalischer Instrumente. Der hebräische Titel des Psalmbuchs heißt „Sepher Tehillim“, was sich mit „Buch der Lobpreisungen“ übersetzen lässt. Die Psalmen bilden Antworten auf das Wort Gottes und Gottes Tun. Lob und Klage sind dabei die Grundvariationen, die von Einzelnen oder vom Volk formuliert werden. Das Gegenüber von Lob und Klage ist dabei stärker als das von Bitte und Dank, wie es in Gebeten üblich ist. Es lassen sich drei verschiedene Arten der Wortgestaltung erkennen. „[S]ie sind Gebet, d.h. flehend oder jubelnd an Gott gerichtetes Wort; sie sind Dichtung, d.h. dichterisch geformtes Wort; und sie sind Lied, d.h. sie ragen über das Sprechen, auch das Rezitieren einer Dichtung hinaus in die Musik hinein.“3 Erstaunlich für mich ist, dass die Jahrtausende alten Psalmen eigentlich den gesamten Bibelinhalt widerspiegeln: „die Unmittelbarkeit des Redens zu Gott, das die Wirklichkeit in ihrer ganzen Weite, Tiefe und Härte mit dem Gott in Verbindung bringt, der der Frommen und der Gottlosen Herr ist, der Gott der Abgründe und der Gott der Höhen, der Herr der Schöpfung und der Herr der Geschichte.“4 Aufgrund der Überschrift „Freude am Lob Gottes“, welche bei mir positive Emotionen auslöste, ist die Entscheidung auf die Psalmenexegese von Psalm 92 gefallen. Man merkt sofort, dass der Psalmist jemand war, der über Gottes Güte und Treue nachgedacht hat. Seine Worte wirken wie eine Anspornung, seinem Beispiel zu folgen. Denn manchmal muss man/ ich gestehen, dass wir träge sind in Bezug auf die Betrachtung dessen, was unser himmlischer Vater für uns getan hat und weiter tut?! Geschweige denn, wenn wir an die allergrößte Gabe, die Gabe seines Sohnes denken. Die Bibel belehrt uns, dass Gott groß und erhaben ist. Allerdings besteht ein Unterschied zwischen theoretischem Wissen und innerer Erfahrung. Beim ersten Lesen des Ps 92 fällt die Polarität zwischen Gerechten und Gottlosen auf. Die Gerechten werden in zahlreichen Stellen der Bibel erwähnt, und zwar immer mit den Merkmalen der Gunst Gottes. Somit ermuntern uns die Verse, auch unter die Gerechten gezählt zu werden. So stellt sich die Frage: Wann können wir Christen uns als Gerechte einstufen? Dies soll die vorliegende Arbeit beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1 Text in deutscher Übersetzung
- 1.2 Einleitung
- 2. Synchrone Textanalyse
- 3. Gattungskritik
- 4. Literarkritik und Redaktionsgeschichte
- 5. Traditionsgeschichte
- 6.1 Abschließende Interpretation
- 6.2 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Psalm 92, „Freude am Lob Gottes“, unter Anwendung der historisch-kritischen Exegese. Ziel ist es, die zentralen Aussagen des Psalms zu verstehen und die Frage zu beantworten, wann sich Christen als Gerechte einstufen können.
- Analyse der sprachlichen und strukturellen Merkmale des Psalms
- Untersuchung der gattungsspezifischen Eigenschaften
- Rekonstruktion der Traditionsgeschichte des Psalms
- Interpretation der zentralen theologischen Aussagen
- Reflexion der Bedeutung des Psalms für das christliche Selbstverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1.1 präsentiert den Psalm in deutscher Übersetzung. Kapitel 1.2 bietet eine Einleitung, die den Kontext des Psalms im Psalter beschreibt und die Forschungsfrage formuliert: Wann können Christen sich als Gerechte einstufen? Kapitel 2 analysiert den Psalm synchron, indem es die Textoberfläche, die Tiefenstruktur und die Pragmatik untersucht. Der Fokus liegt auf der Strukturierung des Textes und der Verwendung von Wiederholungen und sprachlichen Bildern. Kapitel 3 befasst sich mit der Gattungskritik des Psalms. Kapitel 4 analysiert die Literarkritik und Redaktionsgeschichte, während Kapitel 5 die Traditionsgeschichte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Psalm 92, historisch-kritische Exegese, Gerechte, Gottlose, Lobpreis, Dankbarkeit, Theologie des Alten Testaments, Biblische Interpretation.
- Quote paper
- Karolin Strohmeyer (Author), 2011, Historisch-kritische Exegese des Psalms 92 „Freude am Lob Gottes“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181638