Ausschnitt zur 1. Frage: Ein Vorwurf an die frühe deutsche Volkshochschulbewegung lautete, ihr Bildungsangebot führe zu einer „oberflächlichen Halbbildung“. Was ist damit gemeint? Ist dieser Vorwurf berechtigt? ***** Im 19. Jahrhundert wurde der Bildungsdrang und das Bildungsbedürfnis der Bevölkerung – insbesondere auch der unteren Volksschichten – zu einem charakteristischen Merkmal dieser Zeit und erfuhr eine internationale Ausbreitung. Während in Deutschland nur die Volksschule allen Bevölkerungsschichten zugänglich war und die Fort- und Weiterbildung bevorzugt den höheren Gesellschaftsklassen zugänglich blieb, etablierte sich in England, Skandinavien und Nordamerika eine neue Bildungsbewegung, die schon fest verankert war und ertragreiche Früchte trug (vgl. Rein 1897, in Mitteilungen des Evangelisch – sozialen Kongresses, 6., 3., S.1). So wurden in Dänemark beispielsweise Heimvolkshochschulen gegründet, in welchen alle Volksschichten an Weiterbildung teilhaben konnten und in England wurde im Zuge der University Extension auch Hochschulwissen an die breite Masse der Bevölkerung weitergegeben. Diese Bildungsbewegungen lösten auch in Deutschland das Bestreben des Volkes nach höherer Bildung aus und der Wunsch besonders der unteren Volksschichten nach Fortbildung, die über das in der Volkshochschule vermittelte Wissen hinausgeht, wurde laut. „… Nun [hat sich] auch für den strebsamen und intelligenten Teil unserer Bevölkerung das Bedürfnis nach freiwilligen Fortbildungsstätten in immer steigendem Masse herausgestellt, namentlich in den Jahren, wo die Schulzeit schon weit zurückliegt und der Bildungsdrang durch die Erfahrungen, Bedürfnisse und Anforderungen des Lebens eine besondere Steigerung erfahren hat“ (Rein, in Rein 1909, S. 707 f.). Doch nicht nur die Bildungsbewegung nach ausländischem Vorbild erweckte das Bedürfnis nach mehr Bildung für alle Bevölkerungsschichten. Verbunden mit der höheren Bildung sollten vor allem auch die Bildungsgegensätze in der Bevölkerung ausgeglichen werden und damit die Klassenunterschiede überwunden und letztendlich die Volksgemeinschaft gestärkt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Ein Vorwurf an die frühe deutsche Volkshochschulbewegung lautete, ihr Bildungsangebot führe zu einer „oberflächlichen Halbbildung“. Was ist damit gemeint? Ist dieser Vorwurf berechtigt?
- Welche Maßnahmen wurden in den westlichen Besatzungszonen ergriffen, um im Rahmen der Volkshochschulen eine Re-education hin zur Demokratie zu verfolgen? Wie sind diese Maßnahmen zu beurteilen?
- Welche Rolle spielte die Volkshochschule in der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren? Welche Kritikpunkte wurden an der Volkshochschule in dieser Zeit geäußert?
- Welche Herausforderungen und Chancen bestehen für die Volkshochschule im 21. Jahrhundert? Welche Rolle kann die Volkshochschule im Kontext der Digitalisierung und Globalisierung spielen?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Portfolio befasst sich mit der Geschichte und Gegenwart der Volkshochschule in Deutschland. Es analysiert die Entwicklung der Volkshochschulbewegung, die Rolle der Volkshochschule in der Reeducation nach dem Zweiten Weltkrieg und die Herausforderungen und Chancen der Volkshochschule im 21. Jahrhundert.
- Entwicklung der Volkshochschulbewegung
- Re-education in den westlichen Besatzungszonen
- Rolle der Volkshochschule in der Bundesrepublik Deutschland
- Herausforderungen und Chancen der Volkshochschule im 21. Jahrhundert
- Digitalisierung und Globalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Vorwurf der „oberflächlichen Halbbildung“, der der frühen deutschen Volkshochschulbewegung gemacht wurde. Es wird analysiert, was mit diesem Vorwurf gemeint ist und ob er berechtigt ist. Das Kapitel beleuchtet die Entstehung der Volkshochschulbewegung im Kontext der Bildungsbewegung des 19. Jahrhunderts und die Kritik, die an den Bildungsangeboten der Volkshochschule geäußert wurde. Es wird gezeigt, dass der Vorwurf der „oberflächlichen Halbbildung“ zwar im frühen Stadium der Volkshochschulbewegung berechtigt war, jedoch durch die Weiterentwicklung der Bildungsangebote und die Einbindung von Experten aus den Universitäten widerlegt werden konnte.
Das zweite Kapitel analysiert die Maßnahmen, die in den westlichen Besatzungszonen ergriffen wurden, um im Rahmen der Volkshochschulen eine Re-education hin zur Demokratie zu verfolgen. Es wird untersucht, welche Rolle die Volkshochschule in der Umerziehung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg spielte und welche Ziele mit der Re-education verfolgt wurden. Das Kapitel beleuchtet die Gründe, warum die Alliierten die Volkshochschule als Instrument der Re-education einsetzten und welche Kritikpunkte an den Maßnahmen der Re-education geäußert wurden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Volkshochschule, die Bildungsgeschichte, die Re-education, die Demokratie, die Erwachsenenbildung, die Digitalisierung und die Globalisierung. Der Text beleuchtet die Entwicklung der Volkshochschulbewegung in Deutschland, die Rolle der Volkshochschule in der Reeducation nach dem Zweiten Weltkrieg und die Herausforderungen und Chancen der Volkshochschule im 21. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Alexander Schwalm (Autor:in), 2011, Fragenkatalog zur Volkshochschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181708