Jugendsprache heute

Aspekte und Verwendung von Jugendsprache


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Konstanten der Jugendsprache: Alter und ich schwöre

2.1 Universalität der Jugendsprache

3. Abkürzungen, Satzfragmente und Jugendsprache in den Medien
3.1 Jungendsprache im Internet
3.2 E-Mails in Jugendsprache (mit deutscher Übersetzung)
3.3 Nutzung der Jugendsprache in der Filmindustrie am Beispiel der Serien Scrubs - Die Anfänger und How I met your mother

4. Fazit

Anhang

1. Einleitung

Sprache ist unser täglicher Begleiter, den wir fortlaufend dazu benutzen mit anderen zu kommunizieren, um uns zu verständigen oder einfach nur Unterhaltungen zu führen. Jede Generation hat ihre eigene Sprache mit ihren eigenen Wörtern und Begriffen. Vor allem die Jugend benutzt ihre ganz eigene Art von Sprache, um sich untereinander auszutauschen, aber auch, um sich von anderen Generationen ganz offen abzugrenzen. Auch die Jugendsprache befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel sowie Sprache an sich auch. So ist auch zu beobachten, dass in Gesprächen der älteren Generationen andere Worte und Ausdrücke verwendet wurden als heute. Was beispielsweise bei den Jugendlichen noch „angesagt“ war als unsere Eltern jung waren, benutzt heute niemand mehr in einer Unterhaltung.

Wer denkt Jugendsprache sei ein „Problem“ der heutigen Zeit, der irrt, denn Belege für Jugendbzw. eine Studentensprache gibt es bereits 1749 (Robert Salmasius). In Westeuropa wurden durch die Jugendrevolten Ende der 70er Jahre die Äußerdungsformen von Jugendlichen zuerst Gegenstand der öffentlichen Diskussion, später auch Gegenstand der Sprachwissenschaft¹. Jugendsprache ist, genau wie Sprache an sich auch, ständig im Wandel und lässt sich am Besten bei den Sprechern selbst ergründen.

Die folgende Arbeit wird sich mit verschiedenen Aspekten der heutigen Jugendsprache wie der Verwendung von „ich schwöre“, „Alter!“ und diversen Abkürzungen sowie deren Nutzung in Medien befassen. Vor allem wird sich der Text auf Beobachtungen und Umfragen, die mit Jugendlichen durchgeführt wurden, beziehen, da die interessantesten Ergebnisse daraus resultierten.

2. Die Konstanten der Jugendsprache:Alter und ich schwöre

Da Umfragen nicht ausreichen, um die Jugendsprache in ihrer natürlichen Form zu beobachten, bot sich die Beobachtung von Mädchen und Jungen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren in einem Jugendzentrum an; eine Einrichtung wo junge Leute nach dem Unterricht oder in den Ferien hingehen können, um dort Freunde zu treffen, sich zu unterhalten oder auch, um Hilfe bei den Hausaufgaben zu erhalten.

Wenn junge Leute wissen, dass sie unter Beobachtung zum Zwecke der Sprachforschung stehen, dann verfälschen sich die Sprechweisen automatisch. Also, galt es hier sich die Erlaubnis der zuständigen Betreuer einzuholen und ebenfalls eine Woche als Betreuer mit zu wirken. Da die Aufsichtspersonen im Jugendzentrum nicht älter als Ende zwanzig sind und sich auch weniger als Aufsicht, sondern eher als ältere Freunde geben, war sehr gut zu beobachten, dass die Jugendlichen sich so verhielten und auch so redeten, als seien sie nur unter sich. Die größten Unterschiede gab es zwischen den Jungen und Mädchen, die entweder ein Gymnasium oder Haupt-oder Gesamtschulen besuchten. Bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder bei denen, die aus einem sozial schwächeren Umfeld kamen, sind jugendsprachliche Begriffe sowie Kraftausdrücke häufiger aufgetreten. Ich schwör' oder ich schwöre ist von türkisch- oder russischstämmigen Jugendlichen deutlich öfter zu hören. Im Gespräch mit den Betreuern hat sich meine Vermutung dann bestätigt: Es liegt nahe, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund gehört und beachtet werden wollen. Da sie nicht aus Deutschland stammen, aber von Deutschen umgeben sind, versuchen sie Anerkennung dadurch zu erlangen, dass sie ihre Aussagen mit ich schwöre quasi untermauern. Damit machen sie deutlich, dass man sich auf ihr Wort verlassen kann, dass sie die Wahrheit sprechen und das auch jedem zeigen wollen. Ich schwöre scheint also nicht nur ein Ausdruck der Jugendsprache zu sein, sondern erfüllt auch eine bestärkende Funktion der Aussagen, womit sich die Sprecher aus dem (Migrations)Hintergrund hervor rücken wollen, was aber unterbewusst abläuft.

Bei dem Ausdruck Alter, das heutzutage sehr verbreitet ist, konnte man viel weniger Unterschiede erkennen. Die Jugendlichen, egal aus welchem Umfeld oder Schulbildung, egal ob mit Migrationshintergrund oder ohne, benutzten diese Anrede gleich oft und manchmal musste ich feststellen bei jeder Gelegenheit.

Umfrage zur Anredeform Alter: 30 Jungen und 30 Mädchen im Alter von 14 bis 19 Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grundsätzlich hat jeder Jugendliche heutzutage schon einmal jemanden mit Alter angesprochen, das haben sowohl die Umfrage als auch die Beobachtungen im Jugendzentrum gezeigt. Früher oder später hat jeder diesen Ausdruck benutzt und zwar unabhängig von Geschlecht, Schulbildung oder Herkunft.

Zwar ist bei der Nutzung von Alter kaum ein Unterschied zwischen Gymnasium- und Hauptschülern oder Deutschen und Ausländern festzustellen gewesen, beim Geschlecht allerdings schon. Alter gilt zwar bei den Jugendlichen als universelle Alternative, um jemanden anzusprechen, aber es hat sich gezeigt, dass Jungen es viel häufiger nutzen als Mädchen. Wie die Umfrage ergeben hat, gibt es auch Mädchen, die Alter als Anrede für Freunde verwenden, diese sind allerdings eher die Ausnahme oder gaben an, dass dies wahrscheinlich daran liegt, dass man es überall hört oder, dass sie so viel mit Jungs zu tun haben.

* Das interessanteste Ergebnis der Umfrage war, dass die jungen Leute den Ausruf ALTER!!! hin und wieder als Ersatz für einen ganzen Satz verwenden. Dieses Phänomen war allen bekannt und konnte auch von allen Befragten einem, beziehungsweise mehreren Zwecken zugeordnet werden. Die Sprecher verwenden ALTER!!! beispielsweise als Abkürzung für Alter, hör auf mit dem Scheiß! oder für Alter, das kannst du doch nicht machen! oder für (erstaunt) Alter, wie geil ist das denn?! Sowohl als Sprecher, als auch als Hörer bestätigten alle Befragten einstimmig, dass sie diesen Ausdruck anhand des Kontextes grundsätzlich definitiv zuordnen können. Selbst die Mädchen, die Alter und ALTER!!! viel seltener nutzen als die männlichen Sprecher kennen genau wie die anderen die Bedeutung.

Die Anrede Alter ist anscheinend auch für Männer und Frauen verwendbar. Zwar wird von den Mädchen dieser Ausdruck an sich weniger verwendet, als von Jungs, aber, wenn sich Mädchen unterhalten, dann sagen sie nicht etwa Alte, sondern sie verwenden ebenfalls die männliche Variante. Die Befragten gaben an, dass Alter einfach leichter über die Lippen ginge, als Alte, da sie die männliche Form immer und überall präsent sei.

2.1 Vielseitigkeit der Jugendsprache

Rein intuitiv oder ohne zu wissen, dass es sich hierbei um Jugendsprache handelt, könnte man die Ansprache einer Person mit Alter auch als beleidigend werten. Zum Beispiel ein Jugendlicher spricht eine ältere Person respektlos an und verwendet dazu den Ausdruck Alter. Diese Vermutung liegt auch nahe, denn früher war es so, wenn ein Jugendlicher von seinem Vater oder einer anderen älteren männlichen Person als Alter sprach, dann war das eine starke Respektlosigkeit. Im Laufe der Zeit und des Sprachwandels darf sich die Bezeichnung Alter mehr oder weniger einer Mejorisierung erfreuen, Alter wird von den Jugendlichen heute vor allem dafür verwendet, um Freunde oder Bekannte, denen man freundlich gesinnt ist, anzusprechen. Im Freundeskreis ist es unter jungen Leuten heute schon normal, wenn man jemandem berichtet, zu sagen „Alter, gestern war ich auf einer geilen Party.“ Je „geiler“ die Party, desto mehr bringt dies der Sprecher zum Ausdruck. Angenommen, unser Sprecher war in der Woche darauf auf einer noch besseren Party, dann wäre seine Aussage darüber natürlich noch steigerbar. Wahrscheinlich würde er den Satz, dann so ergänzen: „Alter, gestern war ich auf einer geilen Party, ich schwöre.“ Auch hier ist das „schwören“ wieder eine Bestärkung der Aussage, um zu verdeutlichen, dass Party B noch „geiler“ war, als Party

A.

Ich schwör' und Alter werden allerdings nicht nur im positiven Sinne verwendet. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass die Anrede Alter nicht nur ausschließlich unter Freunden auftritt. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher auf der Straße dem anderen blöd kommt, dann wird gern der Ausdruck „Ey, Alter, verpiss' dich!“ geäußert. Wenn der Sprecher diesem Satz noch ich schwöre hinzufügt, kann das die letzte Warnung für den Hörer bedeuten: „Ich schwör' Alter, verpiss' dich!“ Sowohl Alter als auch ich schwöre haben in der Jugendsprache gleich mehrere Funktionen. Alter ist Anredepronomen für Freunde, aber auch für Fremde und ist sowohl als freundschaftliche, trotzdem ebenso als beleidigende Anrede verwendbar. Was gar nicht so abwegig ist, da man nicht unbedingt jeden kennt, den es gilt von sich fern zu halten. Bei ich schwöre ist es nicht anders. Dieser Ausdruck dient, wie bereits erwähnt, vor allem der Bestärkung der eigenen Aussage, aber kann auch als Warnung fungieren. Anstatt ich warne dich zu sagen, sagt der moderne Jugendliche ich schwör'. Was sich in der Innenstadt beobachten ließ, waren zwei Jugendliche, die sich offensichtlich in einem Streit befanden. Der eine packte den anderen am Kragen und schrie ihn an mit: „Ey, Alter! Ich schwöre!“. Hier habe ich den Zusatz ich schwöre als einen anderer Ausdruck für „Gleich passiert was!“ angesehen. Der Satz „Ey, Alter! Ich schwöre!“ kann in dieser Situation einfach gekürzt wirken. Der junge Mann hat einfach nur das Wesentliche gesagt. Das Wesentlichere wäre zwar eigentlich gewesen: „Gleich passiert dir was!“ oder „Gleich hau' ich dir eine rein!“, aber für die Jugendsprachler scheint „Ey, Alter! Ich schwöre!“ vollkommen ausreichend zu sein. Die Auseinandersetzung endete dann damit, dass der am Kragengepackte los gelassen wurde und ging, während der andere ihm hinter her rief: „Ja, mach disch vom Acker, Alter! Ey, ich schwöre! Alter, leck mich am A****!“ Über das Niveau dieser jugendsprachlichen Aussage kann man streiten, aber es war effektiv.

Für diejenigen, die die Jugendsprache nicht benutzen, ist ich schwöre ersetzbar, zum Beispiel durch „ja, wirklich!“ oder „echt!“. Es hat sich gezeigt, dass im normalen Gespräch ich schwöre vor allem von Jugendlichen mit Migrationshintergrund verwendet wird, aber in heiklen Situationen greifen auch Deutsche Jugendliche häufiger auf diesen Ausdruck zurück. Die Funktion bleibt allerdings relativ gleich. Verwendet der Sprecher ich schwöre als letzte Warnung für jemanden, der ihn beleidigt hat oder droht, dann untermauert er seine Warnung, genauso wie die Nutzer, die in Unterhaltungen ihre Argumente oder Aussagen bekräftigen.

Alter und ich schwöre sind in vielen Fällen also universell einsetzbar. Darüber hinaus werden sie seit Jahren in der Jugendsprache kontinuierlich verwendet, genauso wie das unangefochtene geil, dass sich ebenfalls auch noch nach langer Zeit größter Beliebtheit bei der Jugend erfreut. Andere Wörter wie cool, abgefahren, oder boah, ey sind durch geil ersetzt worden. Laut Befragung einiger Eltern von Freunden und Bekannten war geil zu deren Jugend ein Wort, dass nur von sozial schwachen Schichten verwendet wurde. Von Erwachsenen wird es heute zwar wenig verwendet als von den Jugendlichen, aber es ist nicht mehr so negativ behaftet. Was die Jugend angeht, ist dieses Wort nach wie vor in relativ starkem Gebrauch in ihrer Sprache.

3. Abkürzungen, Satzfragmente und Jugendsprache in den Medien

3.1 Jungendsprache im Internet

In der heutigen Jugendsprache lassen sich vermehrt diverse Abkürzungen wie „lol“(laughing out loud), „rofl“ (rolling on floor laughing) oder „omg“ (oh my god/ oh mein Gott) wahrnehmen. Diese Kurzformen hatten sich zunächst in der Internetsprache, also vor allem im Chat, etabliert, um den Kommunikationsfluss möglichst fließend zu halten. In realen Unterhaltungen untereinander fällt aber auf, dass diese Internetkürzel längst Einzug in die alltägliche Sprache der Jugend erhalten hat. Die am häufigsten benutze Abkürzung ist „lol“. In Chats, E-Mails und SMS wird „ge-lol-t“.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache heute
Untertitel
Aspekte und Verwendung von Jugendsprache
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Deutsches Institut)
Veranstaltung
Übung: Gesprächslinguistik
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V181716
ISBN (eBook)
9783656050940
ISBN (Buch)
9783656052555
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jugendsprache, aspekte, verwendung
Arbeit zitieren
Annika Süß (Autor:in), 2011, Jugendsprache heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181716

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