„Triuwe“ – Bindungen sind in mittelalterlichen Epen eine vielschichtige Konstruktion. Sie durchziehen in Werken wie dem Nibelungenlied den gesamten Handlungsnexus und stehen oftmals in kettenartigen Verbindungen3. Sie verknüpfen Handlungsstränge, schaffen Abhängigkeiten und Bindungen zwischen Charakteren, die auch Katastrophen, wie am Ende des Nibelungen-Epos, elementar mitgestalten. Diese Zusammenhänge sollen in dieser Arbeit dargelegt werden. Um aber überhaupt ein grundsätzliches Verständnis für die „Triuwe“ – Bindungen und ihre Auswirkungen zu erlangen, wird in dieser Arbeit zunächst eine kontrastive Darstellung des Staatsverständnisses im heutigen modernen Sinne gegenüber der Vorstellung von Staat und Gesellschaft im Mittelalter skizziert. Im Anschluss werden dann die „Triuwe“ – Konstruktionen, die im Nibelungenlied auftreten, vorgestellt. Um jedoch die Tragweite von solchen „Triuwe“ – Bindungen deutlich zu machen, wird der Charakter „Rüdeger von Bechelaren“, der im oben genannten Vers schon erwähnt wurde, im weiteren Verlauf näher untersucht. Er ist einer der Nebencharaktere des zweiten Teils des Nibelungenliedes, stellt aber ein zentrales Thema der Nibelungen-Forschung dar. Anhand seiner Auftritte bei der Brautwerbung Etzels, dem Geleit der Burgunden zum hunnischen Hof und den dortigen Kampfhandlungen soll aufgezeigt werden, wie „Triuwe“ – Bindungen entstehen können und welche Implikationen sie praktisch mitliefern. Am Ende wird dann eine Schlussbetrachtung die Erkenntnisse dieser Ausarbeitung zusammenfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abgrenzung des modernen Staatsverständnisses von der Vorstellung des Staates im Mittelalter
- Modernes Staatsverständnis nach Max Weber
- Staatsverständnis im Mittelalter
- Formen und Ausprägungen von „Triuwe“ im Nibelungenlied
- Die formalen „Triuwe“ - Beziehungen
- Die persönlichen „Triuwe“ – Beziehungen
- Blutsverwandtschaft
- Heirat
- Freundschaft
- Rüdegers \"Triuwe\" - Beziehungen und das für ihn daraus resultierende Dilemma
- Rüdeger als Brautwerber König Etzels
- Rüdegers Gastfreundlichkeit und Geleit der Burgunden zu Etzels Hof
- Rüdegers Dilemma bei den Kampfhandlungen an Etzels Hof
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept von „Triuwe“ im Nibelungenlied und untersucht dessen komplexen Charakter im Kontext des mittelalterlichen Staatsverständnisses. Es wird eine detaillierte Analyse der verschiedenen Arten von „Triuwe“ – Beziehungen und deren Auswirkungen auf die Handlung des Epos durchgeführt.
- Das mittelalterliche Staatsverständnis im Vergleich zum modernen Staatsverständnis nach Max Weber
- Die verschiedenen Formen und Ausprägungen von „Triuwe“ im Nibelungenlied
- Die Rolle des Charakters Rüdeger von Bechelaren als Beispiel für die Komplexität von „Triuwe“ – Beziehungen
- Die Konsequenzen und das Dilemma, die aus den „Triuwe“ – Bindungen für Rüdeger resultieren
- Die Bedeutung von „Triuwe“ als zentraler Handlungsstrang im Nibelungenlied
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Triuwe“ im Nibelungenlied ein und definiert den Begriff „Triuwe“ im mittelalterlichen Kontext. Anschließend wird die Bedeutung von „Triuwe“ – Beziehungen für die Handlung des Epos verdeutlicht.
Das zweite Kapitel widmet sich der Abgrenzung des modernen Staatsverständnisses vom mittelalterlichen Staatsverständnis. Es werden die Definitionen des Staates nach Max Weber vorgestellt und mit den Gesellschaftsstrukturen des Mittelalters kontrastiert.
Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Formen und Ausprägungen von „Triuwe“ im Nibelungenlied untersucht. Es werden sowohl die formalen „Triuwe“ – Beziehungen als auch die persönlichen Beziehungen zwischen den Charakteren des Epos behandelt.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Rüdegers „Triuwe“ – Beziehungen und den daraus resultierenden Dilemmata. Es wird die Rolle Rüdegers bei der Brautwerbung König Etzels, beim Geleit der Burgunden zum hunnischen Hof und bei den Kampfhandlungen an Etzels Hof betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Konzepte von „Triuwe“, Staatsverständnis, mittelalterliches Epos, Nibelungenlied, Rüdeger von Bechelaren, Handlungsnexus, Abhängigkeitsverhältnisse, Blutsverwandtschaft, Heirat, Freundschaft, Gastfreundlichkeit, Dilemma, mittelalterliche Staatsorganisation.
- Citation du texte
- Florian Meier (Auteur), 2009, Konstruktionen von „Triuwe“ im Nibelungenlied - „Rüdeger von Bechelaren“ als Opfer der mittelalterlichen Staatsorganisation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181753