NS-Kriegverbrecherprozesse: Bei diesem Wort gehen wohl jedem von uns die verschiedensten, in aller Regel zwiespältigen, Gedanken durch den Kopf. Man denkt an grausame nationalsozialistische Verbrechen, an den Unrechtsstaat, an wehrlose Opfer in millionenfacher Anzahl aber auch an gebrechliche Greise auf der Anklagebank, an kleine Mitläufer oder an kollektive Schuldzuweisungen an eine ganze Generation. Die NS-Kriegsverbrecherprozesse sind nicht nur in der heutigen Zeit ein umstrittener politischer oder auch juristischer Sachverhalt, sondern sie sind es bereits seit der deutschen Kapitulation und dem Zusammenbruch des NS-Staates im Jahre 1945.
Aber wie stand die deutsche Bevölkerung eigentlich wirklich zu diesen Prozessen? Waren sie in den Augen der Öffentlichkeit ein gerechtes Mittel zur Vergangenheitsbewältigung? Und welche Meinung hatte das Ausland über die deutschen Prozesse? Waren sie ein willkommener Beitrag zum Neuanfang oder hatte man eher Zweifel am deutschen Willen mit der NS-Vergangenheit zu brechen? Mit diesen beiden Fragen möchte ich mich in der hier vorliegenden Arbeit beschäftigen. Dabei möchte ich vor allem auf die Zeit von 1945 bis 1960 eingehen, da, wie wir noch sehen werden, im Jahre 1960 die Verjährung die Fortführung oder die Aufnahme vieler ungeklärter NS-Verbrechen unmöglich machte und man dieses Jahr daher als eine Schnittstelle in der Geschichte der deutschen NS-Kriegsverbrecherprozesse bezeichnen kann.
Damit wir uns aber mit den beiden oben gestellten Fragen näher beschäftigen können, ist es zunächst nötig, die juristischen und historischen Umstände der erwähnten Zeitperiode zu betrachten. Die Zeitperiode 1945-1960 wird dabei nochmals anhand zweier charakteristischer geschichtlicher Wendepunkte in die Abschnitte 1945-1949 (Kapitel 2), 1950-1954 (Kapitel 3) und 1955-1960 (Kapitel 4) unterteilt, um so in den Kapiteln 2-4 die Grundlagen zur Beantwortung unserer Frage zu beleuchten. Im Kapitel 5 werden wir uns unserer ersten Frage zuwenden: Wie gestalteten sich die NS-Kriegsverbrecherprozesse in den Augen der Öffentlichkeit, bevor wir im 6. Kapitel den Standpunkt des Auslandes näher betrachten werden. Das 7. und letzte Kapitel dient dazu, um mit Hilfe der in den Kapiteln 5 und 6 gewonnen Erkenntnisse, unsere Fragestellungen aufzuklären
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Die Nachkriegsjahre 1945-1949
- Juristische und historische Voraussetzungen
- Typische Verfahren
- Die junge Bundesrepublik 1950-1954
- Neue juristische Gegebenheiten
- Veränderungen in der Strafverfolgung
- Die Phase der schleichenden Verjährung 1955-1960
- Tiefgreifende Ereignisse
- Intensivere Verfolgung
- Die NS-Kriegsverbrecherprozesse in den Augen der Öffentlichkeit
- Die Öffentliche Meinung in den Jahren 1945-1949
- Die Stimmung in der Bevölkerung in den Jahren 1950-1954
- Die öffentliche Sichtweise der NS-Prozesse in den Jahren 1955-1960
- Die NS-Kriegverbrecherprozesse in der Kritik des Auslandes
- NS-Kriegverbrecherprozesse: Ein willkommener Beitrag zum Neuanfang?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die NS-Kriegsverbrecherprozesse vor deutschen Gerichten in der Zeit von 1945 bis 1960. Sie analysiert die Prozesse aus der Sicht der deutschen Öffentlichkeit und des Auslandes, wobei der Fokus auf der Frage liegt, wie die Prozesse wahrgenommen wurden und welche Rolle sie im Kontext der deutschen Vergangenheitsbewältigung spielten.
- Juristische und historische Voraussetzungen der NS-Kriegsverbrecherprozesse
- Entwicklung der Strafverfolgungspraxis in den Jahren 1945-1960
- Öffentliche Meinung und Kritik an den NS-Kriegsverbrecherprozessen
- Die Rolle der Prozesse in der deutschen Vergangenheitsbewältigung
- Die Perspektive des Auslandes auf die deutschen NS-Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
Das Kapitel 2 beschreibt die juristischen und historischen Voraussetzungen der NS-Kriegsverbrecherprozesse in den Nachkriegsjahren 1945-1949. Es beleuchtet die unmittelbaren Folgen des Kriegsendes, die wirtschaftliche Not und die politische Orientierungslosigkeit, die in dieser Zeit herrschten. Das Kapitel analysiert auch die ersten Schritte zur Strafverfolgung von NS-Verbrechern und die typischen Verfahren, die in dieser frühen Phase durchgeführt wurden.
Kapitel 3 befasst sich mit der Entwicklung der NS-Kriegsverbrecherprozesse in der jungen Bundesrepublik von 1950 bis 1954. Es untersucht die neuen juristischen Gegebenheiten, die in dieser Zeit entstanden, und die Veränderungen, die sich in der Strafverfolgungspraxis vollzogen.
Kapitel 4 analysiert die Phase der schleichenden Verjährung von 1955 bis 1960. Es beleuchtet die tiefgreifenden Ereignisse, die in dieser Zeit stattfanden, und die Auswirkungen auf die Strafverfolgung von NS-Verbrechen.
Kapitel 5 untersucht die NS-Kriegsverbrecherprozesse aus der Sicht der deutschen Öffentlichkeit. Es beleuchtet die öffentliche Meinung in den Jahren 1945-1949, 1950-1954 und 1955-1960 und analysiert die unterschiedlichen Perspektiven und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber den Prozessen.
Schlüsselwörter
Die NS-Kriegsverbrecherprozesse, deutsche Öffentlichkeit, Ausland, Vergangenheitsbewältigung, NS-Verbrechen, Strafverfolgung, juristische Rahmenbedingungen, politische Signale, Zeitgeschichte.
- Citation du texte
- Markus Baldus (Auteur), 2003, Die NS-Kriegsverbrecherprozesse vor deutschen Gerichten zwischen 1945 und 1960 aus der Sicht der deutschen Öffentlichkeit und des Auslandes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18184