Emissionszertifikate in der EU

Idee, Umsetzung sowie Einfluss auf unternehmerische Handlungsweisen


Hausarbeit, 2010

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Was sind Emissionen?
2.2 Die Umweltpolitik der Europäischen Union
2.3 Gründe für die Einführung von Emissionszertifikaten

3 Emissionszertifikatehandel
3.1 Emissionszertifikate
3.1.1 Idee
3.1.2 Umsetzung
3.2 Auswirkungen auf Unternehmen
3.2.1 Einflussfaktoren auf unternehmerisches Handeln
3.2.2 Einfluss von Emissionszertifikaten
3.2.3 Auswirkungen für den Energiesektor
3.2.4 Auswirkungen für die Industrie
3.3 Volkswirtschaftliche Auswirkungen
3.3.1 Einordnung
3.3.2 International

4 Fazit

Quellenverzeichnis

Anhang A

Anhang B

Anhang C

Anhang D

Anhang E

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Diese Arbeit setzt sich mit dem Thema „Emissionszertifikate in der Europäischen Union (EU)“ auseinander. Zuerst wird der Begriff Emission, die Auslöser für die Einführung sowie der Inhalt von Emissionszertifikaten erklärt. Im dritten Kapitel werden die Auswirkungen auf Unternehmen untersucht und auf Volkswirtschaften übertragen. Abschließend folgt ein Fazit.

2 Grundlagen

Dieses Kapitel definiert zuerst den Begriff Emissionen und beschreibt im Anschluss die generelle Umweltpolitik der EU sowie die Gründe, die zur Einführung des Zertifikatsystems geführt haben.

2.1 Was sind Emissionen?

Der Begriff „Emission“ wird nicht in den Emissionshandel zu Grunde liegenden eu- ropäischen Richtlinien definiert. Im §3 Abs. 3 des Bundesimmisionsschutzgesetz wird jedoch folgende Definition genannt: „Emissionen im Sinne dieses Gesetzes sind die von einer Anlage ausgehenden Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschüt- terungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnlichen Erscheinungen.“1 Im weitesten Sinne werden somit Veränderungen der Umgebung als „Emission“ erfasst. Im Rahmen dieser Arbeit werden die, sich grenzüberschreitend ausbreitenden, Luft- verunreinigungen betrachtet. Diese Verunreinigungen werden im Zusammenhang mit dem Emissionshandel als Treibhausgase bezeichnet. Es gibt zahlreiche Treib- hausgase mit unterschiedlichem „Erwärmunspotenzial“. Im Kyoto-Protokoll werden sechs davon aufgelistet und auf Basis ihres Erwärmungspotenzials im Verhältnis zu Kohlendioxid gewichtet, siehe Anhang A.2

„Der größte Anteil am […] Treibhauseffekt […] wird mit etwa 60 % dem Kohlendioxid zugeschrieben, gefolgt von Methan (15 %), den Fluorkohlenwasserstoffen (11 %) und Distickstoffoxid (4 %).“3 Die Reduzierung des Kohlendioxids (CO2) ist daher maßgebliches Ziel von Emissionszertifikaten.

2.2 Die Umweltpolitik der Europäischen Union

Neben dem im Anschluss beschriebenen Zertifikatssystem hat die EU noch weitere Maßnahmen zur Emissionsreduzierung verabschiedet. So werden die Verbrauchs- und Emissionswerte von Fahrzeugen in Steuergesetzgebungen als Bemessungs- grundlage und Steuerungsgröße verwandt; um sowohl effizienten Einsatz von Kraftstoffen als auch das Angebot von alternativen Antrieben zu fördern.4 Die EU hat dafür mehrere Emissionsrichtlinien erlassen und darin Parameter für die Zertifi- zierung von Maschinen und Fahrzeugen aufgestellt. Außerdem probiert die EU und ihre einzelnen Mitgliedsstaaten über die Förderung von einzelnen Projekten einen Technologiewandel zu unterstützen. Hierzu zählen die Förderung von alternativen Energien sowie Subventionen in zahlreichen anderen Bereichen. Des Weiteren er- folgen u.a. eine Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung sowie der verbesserten Dämmung von Häusern, um den Energiebedarf und damit auch die Emissionen in den privaten Haushalten zusätzlich zu senken.

2.3 Gründe für die Einführung von Emissionszertifikaten

Ursächlich für die Einführung des Zertifikatssystems ist das Ziel dem Klimawandel (auch zusätzlicher Treibhauseffekt genannt) entgegenzuwirken. Dieser Klimawan- del führt zu einer größeren Anzahl von Naturkatastrophen und steigenden Tempe- raturen; deren Folgen Gletscherschmelze, Probleme in der Nahrungsmittelproduk- tion sowie steigende Meeresspiegel sind.5 Die meisten Wissenschaftler sehen in der steigenden Emission von Treibhausgasen und der damit verbundenen Zunah- me der Treibhauswirkung der Atmosphäre die Hauptursache für diese Entwicklung.6 Unter anderem weil die Folgen dieser Veränderung laut diverser Studien, wie vom ehemaligen Chefökonom der Weltbank Sir Nicholas Stern, ökonomisch teurer wä- ren als eine Verringerung des Temperaturanstiegs, werden weltweit Maßnahmen verabschiedet um der oben skizzierten Entwicklung entgegenzuwirken.7

Ein Großteil der Treibhausgase wird von Unternehmen und Privathaushalten pro- duziert. Daher versucht der Staat über mehrere Instrumente die Emissionen in die- sem Bereich zu steuern und zu senken. Hierfür wurde in der Vergangenheit oft auf Regulierungen und starre Obergrenzen zurückgegriffen. Im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Zusammenarbeit (UNCEP) in Rio de Janei- ro aus dem Jahr 1992 wurde die Grundlage für einen Zertifikathandel zur Begren- zung der Emissionen gelegt. Dort unterzeichneten 154 Staaten, darunter die der EU, eine Klimarahmenkonvention, in der sich die Industrieländer zu einer langfristi- gen Begrenzung der Treibgasemissionen verpflichteten. Das am 16. Februar 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll legt verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern (Annex-B-Länder genannt) fest; während Entwicklungsländern eine Steigerung des Ausstoßes gestattet wird. Das Protokoll sieht vor, den jährlichen Treibhausgas-Ausstoß der Industrieländer innerhalb der sogenannten ersten Verpflichtungsperiode (2008-2012) um durchschnittlich 5,2 Prozent (EU 8%) gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren.8 Um die Minde- rungsziele zu erreichen, wird primär angestrebt, den Ausstoß von Treibhausgasen aus Quellen insbesondere in den Sektoren Energie, Produktion sowie Land- und Abfallwirtschaft zu reduzieren. Im Kyoto-Protokoll wurden, neben den Emissions- obergrenzen, die drei folgenden Mechanismen, zur Erreichung dieser Obergrenzen, festgelegt:9

- Internationaler Emissionsrechtehandel: Teilnehmenden Ländern werden Emissionszertifikate zugeteilt, die zu einem Ausstoß einer bestimmten Menge von Treibhausgasen berechtigen. Von einem Land nicht genutzte Zertifikate können international verkauft/gehandelt werden. Die EU hat dies auch für Un- ternehmen erweitert, sodass Unternehmen innerhalb der EU auch untereinander mit Zertifikaten handeln können. (Detaillierung im Kapitel 3)
- Joint Implementation (JI): Bei einer Beteilung an einem emissionssparenden Projekt können die Emissionseinsparungen, als ERU (Emission Reduction Units), dem Investor anteilig angerechnet werden.
- Clean Development Mechanism (CDM): Funktioniert ähnlich wie die Joint Implementation, mit dem Unterschied, dass das Projekt hier in einem Entwick- lungsland stattfindet für das keine Emissionsgrenze festgelegt wurde. Einspa- rungen können als CER (Certified Emission Reductions) geltend gemacht werden.

Die festgelegten Regelungen wurden auf weiteren Konferenzen, wie der in Bali 2007 und der in Kopenhagen 2009, näher detailliert. Aktuelles Ziel der beteiligten Staaten ist es dabei den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Damit das „2-Grad-Celsius-Ziel“ erreicht wird, soll eine Trendumkehr der globalen und nationalen Emissionen so schnell wie möglich herbeigeführt wer- den.10 Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben „EU-intern“ bereits eine Reduzierung der Emissionen um 20 Prozent (im Vergleich zu 1990) bzw. 30 Prozent, wenn an- dere Industriestaaten vergleichbare Anstrengungen unternehmen, festgeschrieben. Die Verhandlungen sollen auf der 16. Vertragsstaatenkonferenz in Mexiko-Stadt vom 29. November bis 10. Dezember 2010 abgeschlossen werden. Unabhängig von der weiteren Entwicklung sind Emissionszertifikate und deren Handel rechtsverbindlich eingeführt.

3 Emissionszertifikatehandel

Der Emmisionszertifikatehandel hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Dieses Kapitel beschreibt die von der Idee und gesetzlichen Umsetzung ausgehenden Folgen für Unternehmen innerhalb Europas. Anschließend wird die Betrachtung auf die gesamten Volkswirtschaften sowie auf den internationalen Handel ausgeweitet.

3.1 Emissionszertifikate

Dieser Abschnitt detailliert die Idee die hinter der Einführung von Emissionszertifikaten steht sowie deren konkrete Umsetzung.

3.1.1 Idee

In der wissenschaftlichen Theorie wird der Handel mit „Umweltrechten“ bereits seit de]n 1960ern diskutiert. 1968 erwähnte J.H. Dahles erstmals die Idee vom Handel mit Emissionszertifikaten.11 Diese Idee, die auch zur Einführung von Emissionszertifikaten (Assigned Amount Units (AAUs) genannt) führte, basiert auf dem Gedanken, dass die Vermeidung durch einen Zertifikatehandel dort entsteht, wo sie am wenigsten kostet.12 Bei diesem System wird zuerst eine Obergrenze für Emissionen innerhalb eines konkreten Gebiets politisch festgelegt. Diese Obergrenze kann in den folgenden Jahren schrittweise gesenkt werden. Emissionen, die ohne Emissionsrecht erfolgen, werden mit einer Strafe belegt.

Den Teilnehmern innerhalb dieses Gebiets werden nun Zertifikate zugeteilt, die zum Ausstoß einer bestimmten Menge berechtigen. Diese können nun selber ge- nutzt werden oder aber auch an andere Unternehmen weiterverkauft werden, falls deren Zertifikate nicht ausreichen.13 Hierdurch soll erreicht werden, dass Unterneh- men mehr einsparen als durch Grenzwerte vorgegeben wird, um an dem Verkauf der Zertifikate zusätzlich zu verdienen. Unternehmen, für die die Vermeidung relativ einfach ist, können so überschüssige Zertifikate an Teilnehmer verkaufen bei denen eine Vermeidung aufwändig und somit teuer wäre. Abbildung 3.1 verdeutlicht diese Funktionsweise indem Grenzvermeidungskostenkurven zweier Unternehmen, unter der Annahme von vollständiger Konkurrenz, gegenübergestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3-1: Grenzvermeidungskosten (eigene Darstellung)

Der 1. und 2. Graph zeigen zwei mögliche Grenzkostenvermeidungskurven. An- hand der Steigung ist zu erkennen, dass es für „Unternehmen A“ günstiger ist als für „Unternehmen B“ eine Schadstoffeinsparung (Reduktion von S) zu realisieren. Die dritte Kurve, die aggregierte Marktnachfrage, ergibt sich aus horizontaler Addi- tion der Unternehmenskurven und stellt die Marktnachfrage für Zertifikate dar. Das Marktgleichgewicht ergibt sich nun im Schnittpunkt des Zertifikateangebots und der aggregierten Marktnachfrage. Hier liegt auch der Gleichgewichtskurs für Zertifikate. Aufgrund der geringeren Kosten für die Vermeidung spart „Unternehmen A“ mehr Schadstoff ein als „Unternehmen B“, für das die Kosten für eine Einsparung höher wären als die für einen Zertifikatserwerb. Am Ende stellt sich die festgelegte Ein- sparmenge (FE in Kurve 3) nun kosteneffizient durch automatische Verteilung Ver- meidungsaktivitäten ein. Die gesamtwirtschaftlichen Vermeidungskosten sollen so- mit, optimal durch die Marktpreise verteilt, gesteuert werden.14 Ebenso können Staaten, die ihre Emissionen stärker reduzieren als im Kyoto-Protokoll vorgesehen, so beispielsweise die Differenz zwischen tatsächlichen Treibhausgasemissionen und festgelegter Obergrenze in Form einer entsprechenden Anzahl an Zertifikaten an andere Vertragsstaaten verkaufen.

[...]


1 Bundesministerium der Justiz (2002), S.4

2 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010a), Anhang A

3 Förstner, U. (2008), S.125

4 Vgl. Rosenau-Tornow, Dirk (2010)

5 Vgl. Frater, H.; et.al. (2009), S.4 und IPPC (2001)

6 Vgl. Frater, H.; et.al. (2009), S.19 und IPPC (2001)

7 Vgl. Frater, H.; et.al. (2009), S.112

8 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010a), S.4

9 Vgl. Wagner, M. (2007), S.7 und Frater, H.; et.al. (2009), S.118

10 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010b), S.2

11 Vgl. Dahles, J.H. (1968), S.98ff

12 Vgl. Wagner, M. (2007), S.8

13 Europäisches Parlament (2003), Art. 11

14 Nach Wagner, M. (2007), S.8

15 Europäisches Parlament (2003)

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Emissionszertifikate in der EU
Untertitel
Idee, Umsetzung sowie Einfluss auf unternehmerische Handlungsweisen
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V181973
ISBN (eBook)
9783656053736
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
emissionszertifikate, idee, umsetzung, einfluss, handlungsweisen
Arbeit zitieren
Sebastian Rohne (Autor:in), 2010, Emissionszertifikate in der EU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181973

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