„Weibliche Schönheit spornte den Mann zu Heldentaten an.“ So beschrieb Sahra Bussmann die Rolle der Frau und ihrer Funktion in der mittelalterlichen höfischen Literatur. Diese Maxime kann ohne Probleme bis in die heutige Zeit übertragen werden und hat nichts an ihrer Bedeutung verloren. Sicherlich haben sich die Schönheitsideale im Laufe der Zeit geändert, jedoch kann an Hand ausführlicher Schilderung festgestellt werden, dass sie eine tragende Rolle in jeder Zeit besaßen. Dies gilt auch für das europäische Mittelalter, von dem wir eine Vielzahl an Texten besitzen, die über gängige Vorstellungen bezüglich der weiblichen Schönheit zeugen.
Schönheit als solche wird in der höfischen Dichtung nicht negativ gewertet, im Gegenteil. Als Inbegriff der Schönheit erfüllte die höfische Dame eine wichtige gesellschaftliche Funktion, indem sie die Werte, die sie repräsentierte, an den Mann vermitteln sollte. Frauen galten als Ursprung des Vollkommenen und Guten, sie vermittelten tugendhafte Gesinnung und gaben Anlass zu großer Freude. Schönheit besaß auch die Kraft, im Mann das Gefühl der hohen Minne zu wecken, wobei es durchaus möglich war, dass sich dieser allein aufgrund des Schönheitspreises in eine Dame verlieben konnte. Dies verdeutlicht, welchen hohen Stellenwert die Schönheit der Frau in der Literatur einnahm und nimmt. Wie bedeutungsschwanger diese in der höfischen Literatur ist und wie hoch ihre Wichtigkeit eingeschätzt wird, wird dadurch verdeutlicht, dass selbst so bekannte Literaten wie Umberto Eco sich mit dieser Thematik auseinandersetzten und ihre Funktion untersuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hartmann von Aue und der Artusroman Erec
- Entstehung und Inhalt der Artusromane
- Hartmann von Aue: biographische Daten und Entstehungssituation des Erec
- Hartmann von Aue: Erec
- Begrifflichkeiten
- Ekphrasis
- Ikonographisches Motiv
- Zelter
- Apotheose
- Kunstbeschreibungen als Spiegelbild im Mittelalter
- Enites neues Pferd und das ikonographische Motiv des Weltbildes
- Die Übergabe des neuen Pferdes an Enite
- Die Beschreibung der Decke und des Sattels
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Überhöhung weiblicher Schönheit in Hartmann von Aues „Erec“, insbesondere anhand der Beschreibung von Enites Pferd und dessen Ausstattung. Die Analyse zielt darauf ab, die Funktion dieser ausführlichen Beschreibungen im Kontext des mittelalterlichen höfischen Romans zu erklären und mögliche Zusammenhänge aufzuzeigen.
- Die Rolle weiblicher Schönheit in der mittelalterlichen höfischen Literatur
- Analyse der Ekphrasis in Hartmann von Aues „Erec“
- Die Funktion von detaillierten Beschreibungen im mittelalterlichen Roman
- Das ikonographische Motiv des Weltbildes im Kontext der Pferdebeschreibung
- Zusammenhang zwischen der Beschreibung Enites Pferdes und der Überhöhung weiblicher Schönheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der weiblichen Schönheit in der mittelalterlichen Literatur ein und formuliert die Forschungsfrage. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die Entstehung und den Inhalt der Artusromane sowie biographische Informationen über Hartmann von Aue und die Entstehungssituation von „Erec“. Kapitel 3 klärt zentrale Begrifflichkeiten wie Ekphrasis und ikonographisches Motiv. Kapitel 4 beleuchtet Kunstbeschreibungen als Spiegelbild des Mittelalters. Kapitel 5 analysiert die Beschreibung von Enites neuem Pferd und dessen Ausstattung, Kapitel 6 enthält das Fazit (wird hier nicht zusammengefasst).
Schlüsselwörter
Hartmann von Aue, Erec, Artusroman, mittelalterliche Literatur, Ekphrasis, Ikonographie, weibliche Schönheit, höfische Literatur, Pferdebeschreibung, Symbolismus.
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- Stephan Lembke (Autor), 2010, Die ganze Welt auf einem Pferd, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182092