Eine wirkmächtige politische Philosophie machte sich seit Anfang der 80’er Jahre mit der Kritik an liberalen politischen Konzeptionen einen Namen. Die Strömung, die aufgrund ihrer expliziten Priorisierung der Gemeinschaft vor Individualrechten Kommunitarismus genannt wird, lässt in entscheidenden Punkten Fragen wiederaufleben, die bereits Hegel gestellt hatte.
Wie er kritisiert auch sie die Tendenz des liberalen Denkens durch die Überbetonung der Rechte des Individuums zur Vereinzelung der Menschen beizutragen. Wie er suchen sie nach Wegen den Gemeinsinn zu stärken und Konzepte anzubieten, die der Vereinzelung durch kollektive Identität entgegen wirken.
In folgender Arbeit soll versucht werden die vom Kommunitarismus angebotene Alternative zur atomistischen Gesellschaft des Liberalismus unter Rekurs auf Hegel nachzuzeichnen. Dazu betrachten wir zunächst die grundsätzliche Kritik, die sowohl Hegel als auch die Kommunitaristen an liberalen Ideen übten, um einen Eindruck ihrer politischen Theorie zu gewinnen. Dabei werden wir auf den Gegensatz der Begriffe Gemeinschaft und Gesellschaft stoßen, der entscheidend für den Konflikt zwischen Liberalismus und Kommunitarismus ist.
Das Streben des Kommunitarismus nach einer Wiederbelebung der Gemeinschaft, wird eine Erörterung des Themenfeldes der kollektiven Identität erfordern, die uns auf die kommunitaristische Forderung nach Patriotismus stoßen wird. Patriotismus, als Konzept von Identifikation mit einer Gemeinschaft wirft aber ebenso die Frage nach der Beschaffenheit der Gemeinschaft auf, mit der wir uns identifizieren sollen. Hier schließlich wird der Begriff des sittlichen Staates zum Tragen kommen. Wir werden sehen wie Hegel, und nach ihm Kommunitaristen wie Charles Taylor, Michael Walzer und Alasdair MacIntyre sich den Staat als Gemeinschaft vorstellen. Die Konzeptionen von Sittlichkeit, die die kommunitaristischen Denker aufzeigen, zeichnen dabei wie sich zeigen wird die Hauptzüge dessen nach, was Hegel bereits fast 200 Jahre zuvor erörtert hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Atomismuskritik
- Hegels Kritik am Kant'schen Moralitätsbegriff
- Die Kommunitaristische Rawls-Kritik
- Gemeinschaft und Gesellschaft
- Begriffsklärung
- Gemeinschaft, kollektive Identität und Multikulturalismus
- Patriotismus
- Der sittliche Staat
- Hegels sittlicher Staat
- Kommunitaristische Konzepte der Sittlichkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten zwischen Hegels Kritik am Liberalismus und der kommunitaristischen Perspektive. Sie zeichnet die kommunitaristische Alternative zur atomistischen Gesellschaft nach und analysiert deren Relevanz im Kontext von Hegels Philosophie. Der Fokus liegt auf der Kritik an individualistischen Ansätzen und der Suche nach Wegen zur Stärkung des Gemeinsinns.
- Hegels Kritik am Kant'schen Moralitätsbegriff und dem Liberalismus
- Der Gegensatz zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft
- Kollektive Identität und die Rolle des Patriotismus
- Der sittliche Staat bei Hegel und den Kommunitaristen
- Vergleichende Analyse der Konzepte von Hegel und Kommunitaristen wie Taylor, Walzer und MacIntyre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Forschungsansatz. Kapitel 2 analysiert die Atomismuskritik, beginnend mit Hegels Auseinandersetzung mit Kants Moralitätsbegriff und der daraus resultierenden Kritik am überbordenden Individualismus der Moderne. Die Kapitel 3 beleuchtet den wichtigen Gegensatz zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft und erörtert die Rolle der kollektiven Identität und des Patriotismus. Kapitel 4 untersucht Hegels Konzept des sittlichen Staates und vergleicht es mit kommunitaristischen Ansätzen.
Schlüsselwörter
Hegel, Kommunitarismus, Atomismuskritik, Gemeinschaft, Gesellschaft, Kollektive Identität, Patriotismus, Sittlicher Staat, Kant, Moralität, Liberalismus.
- Citar trabajo
- René Goldschmidt (Autor), 2011, Von Atomismuskritik zu kollektiver Identität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182098