1903 erhielt Bjørnstjerne Bjørnson als erster norwegischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis. Eines seiner Gedichte wurde von seinen Landsleuten als Text der norwegische Nationalhymne ausgewählt und der künstlerisch und gesellschaftlich hoch aktive Mann galt bei seinen Zeitgenossen als wichtiger Protagonist in der Geschichte der jungen norwegischen Nation. Was die Bekanntheit angeht steht er heute allerdings meist im Schatten Henrik Ibsens, der nach Hans Skei „en levende død dikter“, Bjørnson hingegen „bare en død dikter“sei.
Unabhängig von diesem traurigen Befund für die Gegenwart wurde Bjørnsons Kunst von seinen Zeitgenossen umfangreich wahrgenommen und kommentiert. In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit seinem Erstlingswerk „Synnøve Solbakken“, das ihm 1857 den Durchbruch brachte und bis heute einen zentralen Platz in der norwegischen Literatur einnimmt. „Synnøve Solbakken“ war die erste von Bjørnsons „bondefortællinger“ und gilt als sein beliebtestes Werk in Norwegen. Nach seinem Erscheinen wurde es immer wieder interpretiert und kommentiert, wobei im Großen eine gewisse Einigkeit, in den Details jedoch mitunter sehr verschiedene Meinungen vorgebracht wurden. Die Einigkeit im Großen umfasst vor allem, dass die Geschichte im Wesentlichen als Beschreibung des Erwachsenwerdens des wilden Torbjørn Granliden, der mit Hilfe Synnøves Selbstbeherrschung lernt und so auf die „rechte Spur“ kommt, zu lesen sei. In dieser Arbeit soll es aber nicht um die Interpretation der Geschichte gehen, sondern darum, welche kulturgeschichtlichen Einflüsse man in ihr finden kann, da auch diese Frage in den zahlreichen Kommentaren direkt oder indirekt auftauchte und verschieden beantwortet wurde. Im von Fritz Paul herausgegebenen Buch „Grundzüge der neueren skandinavischen Literaturen“ findet sich folgender Kommentar zu Bjørnsons Bauernerzählungen: „Verklärend wird auch das ländliche Milieu als Ganzes geschildert, ohne soziale Konflikte und ohne Einbeziehung der realen Arbeitssituation.“ Dem entgegen steht die These dieser Arbeit. Ich behaupte in „Synnøve Solbakken“ wird das ländliche Milieu nicht idealisiert, sondern bereits unter dem Einfluss des Realismus beschrieben. Die Frage die ich daher in dieser Arbeit bearbeite lautet: Wo lassen sich in der Beschreibung des Landlebens und der Landbewohner in Synnøve Solbakken Einflüsse des Realismus finden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Realismus in Bjørnstjerne Bjørnsons „Synnøve Solbakken“
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Realismus auf Bjørnstjerne Bjørnsons Erstlingswerk „Synnøve Solbakken“. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Bjørnson das ländliche Milieu und seine Bewohner darstellt und inwiefern diese Darstellung von realistischen Elementen geprägt ist. Im Gegensatz zu einigen Interpretationen, die eine Idealisierung des ländlichen Lebens behaupten, wird argumentiert, dass „Synnøve Solbakken“ bereits realistische Züge aufweist.
- Darstellung des ländlichen Lebens in „Synnøve Solbakken“
- Analyse der Charaktere Sæmund und Aslak als Beispiele für realistische Figuren
- Untersuchung der sozialen Konflikte und Probleme im Werk
- Bewertung des Einflusses des Realismus auf die Charaktergestaltung und Handlung
- Vergleich mit romantischen Darstellungen des ländlichen Milieus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Bjørnstjerne Bjørnson und sein Werk „Synnøve Solbakken“ vor. Sie erwähnt Bjørnsons Bedeutung für die norwegische Literatur und den anhaltenden Diskurs um die Interpretation seines Erstlingswerks. Die Arbeit fokussiert sich auf die Frage nach dem realistischen Einfluss in der Darstellung des ländlichen Lebens und der Figuren in „Synnøve Solbakken“, im Gegensatz zu Interpretationen, die eine Idealisierung postulieren.
Realismus in Bjørnstjerne Bjørnsons „Synnøve Solbakken“: Dieses Kapitel analysiert die realistischen Aspekte in „Synnøve Solbakken“, indem es die Charaktere Sæmund und Aslak untersucht. Sæmund, Torbjørns Vater, wird als gewalttätig und gefühlskalt dargestellt, ein Abbild, das möglicherweise auf Bjørnsons eigenem Vater basiert. Diese Darstellung widerspricht der romantischen Idealisierung eines idealen Bauern. Aslak, der Knecht, wird als unruhestiftende und verwurzelungslose Figur eingeführt, deren Geschichte später im Detail beleuchtet wird und ebenfalls realistische Züge aufweist. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Figuren und deren Beziehung zueinander, die soziale Konflikte und Probleme offenbart und somit von einer idealisierten Darstellung des ländlichen Lebens abweicht.
Schlüsselwörter
Bjørnstjerne Bjørnson, Synnøve Solbakken, Realismus, norwegische Literatur, ländliches Leben, Charakteranalyse, soziale Konflikte, Sæmund, Aslak, Romantische Literatur, Ideal vs. Realität, Bauerngeschlecht.
Häufig gestellte Fragen zu "Realismus in Bjørnstjerne Bjørnsons „Synnøve Solbakken“"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Einfluss des Realismus auf Bjørnstjerne Bjørnsons Erstlingswerk „Synnøve Solbakken“. Sie untersucht, wie Bjørnson das ländliche Milieu und seine Bewohner darstellt und inwiefern diese Darstellung von realistischen Elementen geprägt ist. Die Arbeit widerlegt die These einer bloßen Idealisierung des ländlichen Lebens in diesem Werk.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Darstellung des ländlichen Lebens in „Synnøve Solbakken“, eine detaillierte Analyse der Charaktere Sæmund und Aslak als Beispiele für realistische Figuren, die Untersuchung der sozialen Konflikte und Probleme im Werk, die Bewertung des Einflusses des Realismus auf die Charaktergestaltung und Handlung sowie einen Vergleich mit romantischen Darstellungen des ländlichen Milieus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur Analyse des Realismus in "Synnøve Solbakken", eine Zusammenfassung und ein Literaturverzeichnis. Das Hauptkapitel untersucht die realistischen Aspekte anhand der Charaktere Sæmund und Aslak, zeigt deren Darstellung im Gegensatz zu romantischen Idealvorstellungen und beleuchtet die sozialen Konflikte im Werk.
Wer ist Bjørnstjerne Bjørnson und welche Bedeutung hat "Synnøve Solbakken"?
Die Einleitung stellt Bjørnstjerne Bjørnson und sein Werk „Synnøve Solbakken“ vor, betont Bjørnsons Bedeutung für die norwegische Literatur und den anhaltenden Diskurs um die Interpretation seines Erstlingswerks. "Synnøve Solbakken" steht im Mittelpunkt der Analyse, da es die Frage nach dem realistischen Einfluss auf die Darstellung des ländlichen Lebens und der Figuren thematisiert.
Wie werden die Charaktere Sæmund und Aslak dargestellt?
Sæmund, Torbjørns Vater, wird als gewalttätig und gefühlskalt dargestellt, ein Abbild, das möglicherweise auf Bjørnsons eigenem Vater basiert. Diese Darstellung widerspricht der romantischen Idealisierung eines idealen Bauern. Aslak, der Knecht, wird als unruhestiftende und verwurzelungslose Figur gezeigt, deren Geschichte ebenfalls realistische Züge aufweist.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bjørnstjerne Bjørnson, Synnøve Solbakken, Realismus, norwegische Literatur, ländliches Leben, Charakteranalyse, soziale Konflikte, Sæmund, Aslak, Romantische Literatur, Ideal vs. Realität, Bauerngeschlecht.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit argumentiert, dass „Synnøve Solbakken“, entgegen einigen Interpretationen, bereits realistische Züge aufweist. Dies wird durch die Analyse der Charaktere und der Darstellung sozialer Konflikte belegt. Die Arbeit vergleicht die Darstellung mit romantischen Idealisierungen und hebt die realistischen Aspekte hervor.
- Citation du texte
- Lasse Seebeck (Auteur), 2010, Realismus in Bjørnstjerne Bjørnsons „Synnøve Solbakken“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182244