Thukydides gilt als einer der bedeutendsten Historiker der Antike. Sein Werk über den Peloponnesischen Krieg wird als frühes Muster einer historischen Monographie, dem viele andere Historiker gefolgt sind, gesehen.
Wie in jedem selbstverfassten Werk kann man bei einer tieferen Analyse verschiedener Textstellen auch die Motivationen und Meinungen des Autors erkennen. In Thukydides Werk gibt es mehrfach solche Stellen, in denen er unterschwellig seine eigene Meinung einbaut oder es ganz bewusst macht. Durch diese Auszüge lässt sich für den Leser das Menschenbild Thukydides herausarbeiten. Es ist zu erwarten, dass Thukydides den Menschen sehr schlecht darstellt und mit ihm hart ins Gericht geht, denn er war ein Anhänger der sophistischen Lehre , die sich dadurch charakterisiert, dass der Mensch als ein von Machttrieb und Überlebenswillen gesteuertes Wesen, dass über allen anderen Wesen steht, gesehen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zum Thema
- Der Pestbericht ( II, 47–54)
- Der Mytilene-Beschluss (III, 35–50)
- Die Pathologie des Krieges (III, 82–85)
- Der Melierdialog (IV, 85–115)
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Menschenbild des antiken griechischen Historikers Thukydides anhand ausgewählter Passagen aus seinem Werk "Der Peloponnesische Krieg". Ziel ist es, die anthropologische Sichtweise Thukydides' zu rekonstruieren und seine kritische Haltung gegenüber der menschlichen Natur zu beleuchten.
- Thukydides' pessimistische Sicht auf die menschliche Natur
- Die Rolle von Macht und Selbstinteresse im menschlichen Handeln
- Der Einfluss von Krieg und Katastrophen auf die Moral
- Die Bedeutung von Vernunft und Gesetz in der Gesellschaft
- Die Ambivalenz des Menschen zwischen Vernunft und Leidenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und stellt Thukydides als einen der bedeutendsten Historiker der Antike vor. Anschließend wird der Pestbericht (II, 47–54) analysiert, der als Ausgangspunkt für die Untersuchung von Thukydides' Menschenbild dient. Der Bericht schildert die verheerende Epidemie in Athen während des Peloponnesischen Krieges und zeigt, wie die Menschen in dieser Ausnahmesituation auf das Leid reagieren. Thukydides kritisiert die mangelnde Hilfsbereitschaft und die zunehmende Sittenlosigkeit der Athener, die er als egoistisch und rücksichtslos darstellt.
Im nächsten Kapitel wird der Mytilene-Beschluss (III, 35–50) untersucht. Dieser Abschnitt beschreibt die Debatte in der Athener Volksversammlung über die Bestrafung der abtrünnigen Stadt Mytilene. Thukydides zeigt, wie die Athener von Zorn und Machtgier geleitet werden und beinahe die gesamte Bevölkerung Mytilenes hinrichten lassen. Die Rede des Demagogen Kleon verdeutlicht die gefährliche Macht der Rhetorik und die Fähigkeit des Volkes, sich von Emotionen leiten zu lassen. Der Gegenrede des Diodotos hingegen liegt die rationale Berechnung des Nutzens zugrunde. Thukydides stellt hier die Ambivalenz des Menschen zwischen Vernunft und Leidenschaft heraus.
Die Pathologie des Krieges (III, 82–85) ist ein weiteres Beispiel für Thukydides' pessimistische Sicht auf die menschliche Natur. Der Abschnitt schildert den Ausbruch des Bürgerkrieges auf Kerkyra und die damit einhergehende Verrohung der Sitten. Thukydides zeigt, wie Krieg und Gewalt die moralischen Werte der Menschen zerstören und zu einem Sittenverfall führen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Menschenbild, die anthropologische Sichtweise, die kritische Haltung gegenüber der menschlichen Natur, Macht, Selbstinteresse, Krieg, Katastrophen, Moral, Vernunft, Gesetz, Ambivalenz, Leidenschaft, Thukydides, Peloponnesischer Krieg, Pestbericht, Mytilene-Beschluss, Pathologie des Krieges, Kerkyra, Athen, Sparta.
- Arbeit zitieren
- Marius Kurschus (Autor:in), 2010, Das Menschenbild bei Thukydides, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182273