[...] Hier sollte wohl laut Preimesberger mit Michelangelos
skulpturalem Figurenbegriff und seinem geistigen „disegno“ und Sebastianos
venezianischen, sinnlich schmückenden „colore“ vollkommende Malerei gegen
Raffael aufgebaut werden.2 Und Oberhuber sieht den Vorteil eines Wettbewerbes
darin, dass sich der Auftraggeber durch diesen Wettstreit eher sicher sein konnte,
dass der vielbeschäftigte Raffael die Planung und Ausführung selber übernehmen
würde, da es um seinen Ruf ging.3
Seit Januar 1517 kann man in Briefen das Rivalitätsklima, in dem die Bilder
entstanden, ablesen. Sebastiano habe im Geheimen gemalt und Raffael habe mit der
Ausführung gewartet, bis Sebastianos Werk im Oktober 1518 fertig und inoffiziell zu
besichtigen gewesen sei. Er begann also nach Sebastiano erst im Juli 1518 mit ersten
Schritten. Seine Ausführung ist wie eine offene Kritik an Sebastianos Figurenfülle
und dem kolossalen Maßstab der Hauptfiguren zu lesen. Raffaels Figuren sind
feingliedriger und entsprechen so Albertis polemischen Satz, die Aufgabe der
Malerei sei nicht der Koloss, sondern die Historie. Erst nach Raffaels Tod am 6.April
1520 konnten beide Bilder gemeinsam besichtigt werden.4
Zunächst werde ich nun einen kurzen Überblick über den aktuellen
Forschungsstand geben und im Anschluss daran eine der frühesten Quellen, Vasaris
„Le Vite“ zur „Verklärung“ und zur „Erweckung des Lazarus“ zitieren. Dann wird
es um die Frage nach dem Auftraggeber, der Datierung, des Bestimmungsortes und
der weiteren Provenienz gehen. Nach dem Zitieren der von Raffael umgesetzten
Bibelstelle, werde ich zeigen, wie sehr es Raffael um eine wahrheitsgetreue
Wiedergabe dieser ging. Dieses versucht er auch formal zu unterstreichen, wie ich
zeigen werde. Dann wird es um den Entstehungsprozess der „Verklärung“ gehen
und eine ikonographische Einordnung, die Raffaels Werk als absolute Neuheit, sowohl im Vergleich mit Vorgängern als auch in seinem eigenem Werk, zeigt. Zum
Schluss werde ich verschiedene Deutungsansätze vorstellen und am Bildmaterial
überprüfen.
2 ebenda, S. 92-93
3 Oberhuber, Konrad: Raphaels Transfiguration. Stil und Bedeutung, Stuttgart 1982, S. 43; im
Folgenden als: Oberhuber, Raffaels Transfiguration, 1982
4 Preimesberger, Tragische Motive in Raffaels Transfiguration, 1987, S. 94-95
Inhaltsverzeichnis
- A. EINLEITUNG
- A.1. FORSCHUNGSSTAND
- A.2. QUELLEN
- A.3. DATEN
- A.3.1. Bestimmungsort
- A.3.2. Auftraggeber:
- A.3.3. Provenienz
- B. BESCHREIBUNG
- B.1. BIBELGESCHICHTE.
- B.2. DIE UMSETZUNG
- B.3. FORMALE STRUKTUR
- B.3.1. Kontrast der Komposition und Farben.
- B.3.2. Verbindungen
- C. WERKGENESE
- C.1. MODELLO AUS DER ALBERTINA IN WIEN.
- C.2. MODELLO AUS DEM LOUVRE
- C.3. AUSFÜHRUNG.....
- D. IKONOGRAPHIE.
- D.1. Wettbewerb
- D.2. IKONOGRAPHISCHE TRADITION
- D.2.1. MÖGLICHE BEGRÜNDUNGEN, WARUM RAFFAEL MIT DER IKONOGRAPHISCHEN TRADITION BRICHT.
- D.2.2. Künstlerische Entwicklung ..
- D.2.2.1. Kontraste, dramatische Effekte..
- D.2.2.2. Antithetische Darstellungen...
- D.2.2.3. Bündelung von Narration.
- E. DEUTUNG.
- E.1. BILDHAFTE EBENE: POETISCHE
- E.2. HISTORISCH-NARRATIVE EBENE
- E.2.1. Mediceische
- E.2.2. Politische: allusiver, zeitgeschichtlicher Sinn..
- E.2.3. Theologische: Primatus des Papstes
- E.2.4. Liturgische Deutung......
- F. SCHLUSS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Raffaels Altarbild „Die Verklärung“ (Abb. 1), seinem letzten und größten Tafelbild. Die Arbeit analysiert die Entstehungsbedingungen, die ikonographische Bedeutung und die verschiedenen Deutungsansätze des Werkes. Besonderes Augenmerk wird auf die Entstehung des Bildes im Kontext eines Wettbewerbs mit Sebastiano del Piombos „Erweckung des Lazarus“ gelegt.
- Die „Verklärung“ als letztes und größtes Werk Raffaels
- Der Entstehungsprozess im Kontext eines Wettbewerbs mit Sebastiano del Piombo
- Die ikonographische Bedeutung der „Verklärung“
- Die formalen Elemente des Bildes und ihre Funktion
- Verschiedene Deutungsansätze der „Verklärung“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach Raffaels „Verklärung“ und den aktuellen Forschungsstand vor. Sie beleuchtet die Entstehung des Bildes im Kontext eines Wettbewerbs mit Sebastiano del Piombo sowie dessen Auftraggeber, Datierung, Bestimmungsort und Provenienz.
Kapitel B befasst sich mit der Beschreibung des Bildes. Es wird die biblische Geschichte der Verklärung Jesu und deren Umsetzung durch Raffael dargestellt. Anschließend wird die formale Struktur des Bildes analysiert, insbesondere der Kontrast zwischen Komposition und Farbe sowie die Verbindung der einzelnen Bildteile.
Kapitel C beleuchtet die Werkgenese der „Verklärung“ und beschreibt verschiedene Modelle des Bildes. Kapitel D widmet sich der Ikonographie des Werkes und beleuchtet dessen Einordnung in die traditionelle Ikonographie.
In Kapitel E werden verschiedene Deutungsansätze des Bildes vorgestellt und anhand des Bildmaterials überprüft. Die Arbeit beleuchtet dabei die bildhafte und historisch-narrative Ebene der „Verklärung“.
Schlüsselwörter
Raffael, Die Verklärung, Altarbild, Wettbewerb, Sebastiano del Piombo, Erweckung des Lazarus, Ikonographie, Deutung, Bildanalyse, Kunstgeschichte, Renaissance, italienische Malerei, Formalstruktur.
- Arbeit zitieren
- Annika Höppner (Autor:in), 2003, Die Transfiguration von Raffael, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18238