Das Thema meiner Hausarbeit ist die Inszenierung fotografischer Bilder im Horizont
der Kunstgeschichte am Beispiel Jeff Walls.
Seit 1978 macht Jeff Wall riesige Fotografien. Er präsentiert sie in Leuchtkästen, die
wir aus der Reklame kennen. Dieses Medium nennt er Cibachrom. Schon ihre Größe,
teilweise bis zu 230 x 430 cm, erinnert an ein Format, das traditionell der
Historienmalerei vorbehalten war. Fotografie war bisher aus technischen Gründen auf
eher kleinere Formate festgelegt.
In der Literatur werden die Fotografien Walls fast ausschließlich nach
Berührungspunkten mit der Malerei untersucht. Kunsthistoriker sind hier gerade zu auf
die Jagd nach Zitaten aus der Malerei gegangen. Aber auch kompositionelle und mit
dem Arbeitsprozeß verbundene Parallelen werden in der Literatur beschrieben. Jeff
Wall selber bekräftigt diese Interpretation seiner Fotografien. An anderer Stelle negiert
er dann wieder jede Bezugnahme auf die Malerei, indem er sagt, er mache bloß Kunst1.
Im Zuge dieser Hausarbeit werde ich untersuchen, wie weit man die von der
Literatur gefundenen Beziehungen zur Malerei an Hand der Bilder Walls
nachvollziehen kann. Die Frage ist, ob es sich bei den gefundenen Parallelen zwischen
seinen Fotografien und der Malerei um Überinterpretationen kunstgeschichtlich
gebildeter Rezepienten handelt oder ob der Künstler diese gefundenen Rückgriffe auf
die Malerei intendierte hat. Vielleicht geht es Jeff Wall aber auch nur um eine
immerwährende Diskussion um seine Werke, die er in Gang hält, indem er einmal der
Literatur zustimmt und ihr ein anderes Mal widerspricht.
Weiter werde ich danach fragen, wie Wall sich von der traditionellen Fotografie
abgrenzt.
Die in der Literatur beschriebenen Bezüge zur Malerei teile ich in vier Kategorien
ein: Explizite Remakes, Neuinszenierungen von kunsthistorischen Vorstellungen,
strukturelle und enstehungstechnische Bezüge.
An Hand von vier Beispielen werde ich dieses nun erläutern. Diese Fotografien stehen
exemplarisch für eine ganze Reihe anderer Bilder aus Jeff Walls Werk, die ich hier aber
nicht weiter betrachte, da das den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen würde.
Außerdem werde ich aus dem selben Grund nur auf die Bezüge zur Malerei eingehen,
obwohl es bei Wall natürlich auch Bezüge zum Film und zur Literatur gibt.
1 Jeff Wall in Frankfurt bei seiner Ausstellung Figures & Places vom September 2000 bis März 2001 im
Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/Main
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 HAUPTTEIL
- 2.1 BEZÜGE ZUR MALEREI
- 2.1.1 Die ,,Remakes”
- 2.1.1.1 Picture for Women (1979), Abb. 1
- 2.1.2 Strukturelle Bezüge
- 2.1.3 Entstehungstechnische Bezüge und Gattung (Inszenierung und digitale Bearbeitung)
- 2.1.4 Der Bruch mit kunsthistorischen Regeln
- 3 ZUSAMMENFASSUNG
- 3.1 WALL UND DIE KUNSTGESCHICHTE
- 3.2 WARUM WILL SICH WALL AUF DIE KUNSTGESCHICHTE BEZIEHEN?
- 3.3 SIND DIE BESCHRIEBENEN BEZIEHUNGEN ZUR MALEREI ÜBERINERPRETATIONEN UND GEZIELTE AUSSAGEN WALLS ZU EINEM BESTIMMTEN ZWECK?
- 4 ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Inszenierung fotografischer Bilder im Horizont der Kunstgeschichte anhand des Beispiels Jeff Walls. Sie analysiert die Beziehungen zwischen Walls Fotografien und der Malerei, insbesondere die Frage, ob es sich um bewusste Zitate oder um Überinterpretationen handelt. Darüber hinaus wird untersucht, wie sich Wall von der traditionellen Fotografie abgrenzt.
- Beziehungen zwischen Jeff Walls Fotografien und der Malerei
- Analyse der "Remakes" von Gemälden in Walls Werk
- Untersuchung der strukturellen und entstehungstechnischen Bezüge zur Malerei
- Die Frage nach der Intention von Walls Bezügen zur Malerei
- Abgrenzung von Walls Fotografie von der traditionellen Fotografie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Inszenierung fotografischer Bilder im Horizont der Kunstgeschichte am Beispiel Jeff Walls ein. Sie stellt die Frage, inwieweit die von der Literatur gefundenen Beziehungen zur Malerei an Hand der Bilder Walls nachvollziehbar sind und ob diese Bezüge von Wall intendiert wurden.
Der Hauptteil beginnt mit einer Analyse der "Remakes" von Gemälden in Walls Werk. Am Beispiel von "Picture for Women" wird gezeigt, wie Wall die malerische Tradition neu inszeniert. Anschließend werden strukturelle, entstehungstechnische Bezüge zur Malerei sowie der Bruch mit kunsthistorischen Regeln untersucht.
Schlüsselwörter
Jeff Wall, Fotografie, Malerei, Inszenierung, Kunstgeschichte, "Remakes", strukturelle Bezüge, entstehungstechnische Bezüge, Bruch mit kunsthistorischen Regeln, traditionelle Fotografie, Überinterpretationen, Intention, feministische Kritik, voyeuristischer Blick.
- Citar trabajo
- Annika Höppner (Autor), 2002, Jeff Wall: Die Inszenierung fotografischer Arbeiten im Horizont der Kunstgeschichte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18240