Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu untersuchende Avantgardebewegung in Serbien gehört zu einer Reihe von avantgardistischen Kunstrichtungen, die sich in Europa in der Zeitspanne vor und nach dem Ersten Weltkrieg infolge eines politischen und gesellschaftlichen Umbruches entwickeln und somit den aufrührerischen Geist der Zeit widerspiegeln. Hierbei weist die Avantgardebewegung starke landesspezifische Unterschiede auf, wobei, neben Deutschland und Frankreich, Russland und Italien als Zentren der neuen Kunstrichtungen, der Moderne, gelten.
Ein typisch avantgardistisches Phänomen stellen dabei die Manifeste dar, auf Proklamation ausgelegte Kunstprogramme, welche als Spiegel der Ideen und der Gedanken der Avantgarde gelten und in deren Rahmen alles Alte, alles Klassische, negiert und die Motivation, etwas Neues zu erschaffen, angepriesen wird. Diesem innovativen Schöpfungsdrang der Avantgardisten kann unter anderem eine Vielzahl an Sprach- und Bildexperimenten zugeschrieben werden, wobei beide Segmente, Sprache und Bild, nicht selten in einem Gedicht oder in einem Kunstwerk (z. B. Plakat) miteinander kombiniert werden. Nicht weniger Bedeutung wird von der Avantgarde dabei etwa der Photographie bzw. der Kollage, dem Film, dem Theater und der Musik beigemessen.
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Kunstbewegungen stellt die Avantgarde eine aktive Kunstart dar, welche als ein Eingriff in das alltägliche Leben verzeichnet werden soll. Einen großen Bekanntschaftsgrad erringen vor allem die avantgardistischen Veranstaltungen (etwa serate futuriste in Italien), in deren Rahmen die Manifeste und die Gedichte von Künstlern persönlich vorgetragen werden, wobei als Primärziele die Verunglimpfung,
Verspottung und schließlich eine Herausforderung des Publikums angestrebt werden. Nicht selten kommt es deswegen zu Handgemengen zwischen den Künstlern und dem Publikum, was von Avantgardisten stets als Erfolg ihres künstlerischen Auftritts verzeichnet wird.
Im Gegensatz zu den anderen Kunstbewegungen hebt sich die Avantgarde durch eine Vielzahl von verschiedenen Kunstrichtungen, wie etwa Kubismus, Kubofuturismus, Expressionismus usw., hervor, welche aufgrund von Unterschiedsmerkmalen kunsthistorisch von einander abzugrenzen sind. Bestimmte Kunstbewegungen der Avantgarde tauchen nur im Urheberland auf und weisen somit besondere Spezifikationen auf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Avantgarde zwischen Russland und Italien: Ein Exkurs
- Avantgarde in Russland
- Serate futuriste: Avantgardebewegung in Italien
- Serbische Avantgarde
- Vom Sumatraismus zum Expressionismus
- Sumatraismus
- Dadaismus in Serbien
- Der serbische Surrealismus
- Expressionistische Bewegung in Serbien
- Der Zenitismus
- Die Genese des Zenitismus
- Die Zeitschrift "Zenit"
- Vom Sumatraismus zum Expressionismus
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Untersuchung der "verspäteten" Avantgarde in Serbien. Sie beleuchtet die spezifischen Merkmale dieser Kunstbewegung im Kontext der europäischen Avantgarde und untersucht deren Entwicklung und Ausprägung in Serbien, insbesondere in Bezug auf den Zenitismus. Die Arbeit stellt den Zenitismus als dominierende Richtung der serbischen Avantgarde heraus und analysiert dessen Entstehung, Ausdrucksformen und die Bedeutung der Zeitschrift "Zenit" als Plattform dieser Bewegung.
- Die Entstehung und Entwicklung der Avantgarde in Serbien
- Der Einfluss russischer und italienischer Avantgarde auf die serbische Kunstbewegung
- Die verschiedenen Kunstrichtungen der serbischen Avantgarde, insbesondere Sumatraismus, Dadaismus, Surrealismus, Expressionismus und Zenitismus
- Die Bedeutung der Zeitschrift "Zenit" für den Zenitismus und die serbische Avantgarde
- Die Rolle des Dichters und Kunstkritikers Ljubomir Micić als zentrale Figur des Zenitismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit und ihre Forschungsziele vor. Sie beleuchtet die Besonderheiten der Avantgarde in Serbien und ihren Zusammenhang mit der europäischen Kunstentwicklung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des frühen 20. Jahrhunderts. Sie beschreibt außerdem die charakteristischen Merkmale der Avantgarde, wie zum Beispiel die Manifeste, Sprach- und Bildexperimente und die aktiven Kunstaktionen.
Das zweite Kapitel bietet einen Einblick in die Avantgardebewegungen Russlands und Italiens. Diese Darstellung dient dazu, die spezifischen Eigenschaften der serbischen Avantgarde im Vergleich zu den führenden europäischen Kunstrichtungen zu verdeutlichen.
Das dritte Kapitel widmet sich der serbischen Avantgarde und untersucht die Entwicklung von Sumatraismus über Expressionismus bis hin zum Zenitismus. Es wird die Bedeutung des Zenitismus als dominierende Richtung der serbischen Avantgarde hervorgehoben, die sich durch ihre Radikalität und ihre intensive Kritik an den bestehenden Normen auszeichnet.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Zeitschrift "Zenit" als wichtigstem Medium des Zenitismus. Es analysiert die Rolle der Zeitschrift als Plattform für Manifeste, Gedichte und andere Werke der Zenitisten und untersucht die ästhetischen und ideologischen Strömungen, die in "Zenit" zum Ausdruck kommen.
Schlüsselwörter
Serbische Avantgarde, Zenitismus, Ljubomir Micić, Zeitschrift "Zenit", Sumatraismus, Dadaismus, Surrealismus, Expressionismus, europäische Avantgarde, Manifeste, Kunstaktionen, Sprach- und Bildexperimente, politische und gesellschaftliche Umbrüche, Russland, Italien.
- Arbeit zitieren
- Irina Frey (Autor:in), 2011, "Das barbarische Genie", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182415