Wohin ist sie gegangen? - Ansätze von Verständigungsmöglichkeiten mit einer Demenzerkrankten


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Einleitung

Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich darlegen, dass es möglich ist mit dementen Menschen eine sinnvolle und annähernd zufrieden stellende Kommunikation im Rahmen der ambulanten Krankenpflege herzustellen.

Über alle akademischen Ansätzen hinweg, die in die Arbeit mit Demenzerkrankten geschickt eingeflochten werden können, ist immer noch die eigene, persönliche intuitive Beziehungsgestaltung, das meiner Meinung nach wichtigste Instrument in der Kommunikation mit Demenzerkrankten.

Um sich ein Bild von den Zusammenhängen in der Versorgung Demenzkranker machen zu können, halte ich es für notwendig die Tätigkeit hier näher am Beispiel eines Einzelfalls zu skizzieren. Im Allgemeinen haben in diesem Zusammenhang meist professionelle Dienste oder pflegende Angehörige direkten Kontakt zu dementen Menschen. Den meisten Menschen und leider oft auch professionell Pflegenden, ist der Umgang mit Demenzerkrankten fremd und sicher oft unverständlich, Angst machend und unheimlich. Manchmal sogar bis über die eigenen Grenzen hinaus belastend. In der Auseinandersetzung damit erkennt man zu guter letzt nicht auch die eigene Möglichkeit, davon selber betroffen zu werden.

Sozialarbeiter sollten wissen, womit sie es bei Demenzkranken zu tun haben, wenn sie in entsprechenden Einrichtungen arbeiten, Beratungen zur Versorgung Demenzkranker durchführen sollen oder gar, wie in machen Alteneinrichtungen, Demenzgruppen betreuen, oder im Zusammenhang mit der Demenzkrankenförderung arbeiten.

Ich berichte hier Ausschnittsweise, wie ich mit Hilfe meiner eigenen Intuition meinen eigenen Weg in der Pflege von dementen Menschen ausprobiere. Im Besonderen wie ich Zugang zu der im Fall beschriebenen Frau Zeisig (Name geändert) gefunden habe.

Ich kann in dieser kurzen Hausarbeit nicht näher auf die beachtlichen Erfolge eingehen, die mittlerweile in den in letzter Zeit angelegten Zentren, Betreuungs- wie auch Wohnprojekten für Demenzerkrankte erzielt wurden.

Die Pflegeplanungen innerhalb der ambulanten Kranken und Altenpflege sind bisher zumeist noch auf die rein funktionalen Abläufe der Pflege hin ausgerichtet. Das gilt auch besonders im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Einsätze. Das heißt, alles, was nicht von der Krankenkasse oder Pflegekasse erstattet wird, geht zu Lasten der entsprechenden Einrichtungen, oder der Angehörigen. Zeitüberschreitungen, die durch an Demenz erkrankten zwangsläufig entstehen, werden nicht ausreichend berücksichtigt und honoriert. Ich versuche aufzuzeigen, wie es trotz des engen Zeitkorridors möglich sein kann, Hand-lungsweisen in die Pflege mit einzuflechten, die der Kommunikation mit den Demenzerkrankten förderlich sind. Dies ist allerdings nur marginal möglich.

Dabei stütze ich meine Ausführungen auf ein Fallbeispiel. Die Demenzerkrankung wird zusammenfassend, mit Blick auf die Inhalte der Hausarbeit erläutert. Der Zugang zu dementen Menschen soll auf dem Hintergrund der ästhetischen Leibtheorie von Fuchs beleuchtet werden. Des Weiteren folgen Ansätze aus der basalen Stimulation und Erläuterungen zu Intuition, die helfen können einen hilfreichen und zufrieden stellenden Zugang zu diesen Menschen zu ermöglichen.

I. Einzelfallbegegnung mit einer Demenzkranken in der ambulanten Krankenpflege

Frau Zeisig ist 74 Jahre alt, seit etwa 1 ½ Jahren nach Sturz bettlägerig und lebt noch in ihrer eigenen Wohnung. Mehrfacherkrankungen, u. a. fortschreitende Demenz. (wegen Datenschutz Daten verändert)

Angehörige leben im Haus, sind Ansprechpartner und kümmern sich um weitere Bedürfnisse der Frau Zeisig

Mein Bezug zu Frau Zeisig: Pfleger innerhalb eines mobilen Pflegedienstes.

Zeitkorridor für diese Tätigkeit innerhalb des rein funktionalen Pflegeprozesses:

Etwa 36 Minuten, laut Planung der Einsatzleitung und hinsichtlich der Vorgaben der Pflegeversicherung und der Berechnungen für die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes seitens des Pflegedienstes. In der Regel sind solche Einsätze bei zügigem Vorgehen in dieser Zeit zu erledigen, vorausgesetzt, die zu versorgende Person versteht den Vorgang und es kann mit ihr darüber kommuniziert werden und sie ist einverstanden damit.

Die Beweglichkeit von Frau Zeisig ist erheblich eingeschränkt, ihr ist im eigenen Haushalt aus der Sitzgelegenheit zu helfen, ins Badezimmer zu führen, beim Auskleiden zu helfen, ihr dort bei der Körperpflege behilflich zu sein. Anschließend ist sie ins Schlafzimmer zu führen, um sie zum Schlafen ins Bett zu bringen.

Doch gibt es bei Frau Zeisig ein Phänomen, das in keiner dieser Berechnungen auftaucht. Frau Zeisig leidet an fortschreitender Demenz, die sich auf den funktionalen Pflegeprozess in entscheidender Weise erschwerend auswirken kann.

Wie es in der späteren Beschreibung des Krankheitsbildes der Demenz (siehe II. Demenz) auch deutlich wird.

Zunächst kommt man, wie bei jedem anderen Erstkontakt, als Fremder zu einem Patienten.

Bei einem Demenzkranken kann es also sein, dass man immer wieder, Tag für Tag als Fremder, so bei Frau Zeisig, kommt.

Die Versorgung lief im Folgenden fast immer täglich genauso ab:

Hilfe beim Aufstehen aus der Sitzgelegenheit, mit Unterstützung am Körper in das Badezimmer laufen, Sicherheit geben durch verbale Beschreibung dessen, was gerade ablaufen sollte, die Ungefährlichkeit betonen, immer wieder dabei Mut machen und aufmuntern, dass man die Aufgabe gemeinsam bewältigen kann. Jeden Fortschritt positiv verstärken und erwähnen, wegen der großen Gangunsicherheiten und dem sehr geringen Selbstvertrauen der Frau Zeisig Zwischendurch verliert Frau Zeisig immer mal wieder die Orientierung. Es ist dann wichtig, ihr zu verstehen zu geben, das alles in Ordnung ist. Besonders wichtig, in keinerlei Hektik verfallen und nicht zu drängeln. Die Stimme möglichst zugewandt, verständliche, klare und einfach zu verstehende Anweisungen geben.

Durch die oft wechselnden Stimmungslagen und Bewusstseinszustände der Frau Zeisig, die bei Demenzkranken häufig anzutreffen sind, ist es zwischendurch nötig, auch mit freundlichem, aber bestimmtem Nachdruck zu arbeiten, um die nötigen Arbeitsschritte zu einem Abschluss zu bringen.

Dies wurde, so meine Erfahrung nicht als Bedrohung empfunden, sondern eher als Antrieb, dies dann zu tun, weil der eigene Antrieb dafür oft gestört und oder gerade nicht abrufbar war. Sozusagen kam dann die Sicherheit von außen, von mir als bestimmt und sicher agierender Pflegeperson.

Am besten ließ sich der Vorgang des Transfers von einem Raum in den anderen und zurück wie folgt gestalten; wenn Frau Zeisig den Eindruck hatte, ihr Körper sei umschlossen von meinem rechten Arm, mit dem ich sie meist umfasste und meinen anderen, meist linken Arm, ihren Arm hielt und diesen ggfs. an Gegenstände brachte, damit sie diese spüren und erfassen konnte.

Durch eine enge Durchgangsstelle musste ich sie loslassen.

Es kam dann zur Situation des kompletten Wechsels des körperlichen Haltens, sie musste sich währenddessen am Türrahmen halten, was für sie stets ein großer Moment der Unsicherheit bedeutete.

Während ich dann an ihr vorbeigehen musste, hielt ich mit einer Hand immer Körperkontakt. Sobald sie das spürte, verlief sich meist diese Unsicherheit, zumal ich auch noch verbal versuchte, diese Sicherheit zu verstärken und zu fördern.

Ich nahm dann beide Hände, um sie sicher ins Badezimmer zu leiten.

Dieses Vorgehen wurde auf längere Sicht dann so zum Ritual, so dass Frau Zeisig trotz ihrer teilweisen Desorientierung und Unsicherheit im Laufe der Zeit die Bewegungen sozusagen körperlich automatisierte und sich nach meiner Auffassung sie nicht nur vom Verstand her, so doch auch ihr Körper sich erinnerte, wie die Abläufe zu gestalten waren.

Anfangs war, wie weiter oben schon erwähnt, Frau Zeisig sehr misstrauisch, was ich auch gewesen wäre, wenn mir eine fremde Person so nahe kommen müsste, wie bei dieser Art der pflegerischen, sehr in den intimen Bereich gehenden Versorgung.

Weil ich ihr völlig fremd war und sie, wie auch ich keinerlei Anhaltspunkte für eine Interaktion hatten, musste ich erst ihr Vertrauen gewinnen.

Außerdem musste ich wegen ihrer Inkontinenz und als Arbeitsauftrag, ihren Intimbereich, die Überwindung ihrer größten Scham, körperlich direkt sozusagen bearbeiten, berühren, waschen, abtrocknen, mit Salben pflegen. Dabei kamen zunächst starke Abwehrbestrebungen bei Frau Zeisig zum Zuge. Als Fremder in diesen Bereich einzudringen und die Zusammenhänge und Notwendigkeiten ihrerseits nicht erkennen zu können, stürzte sie in eine große Verzweiflung.

So hatte ich mich entschlossen, geduldig die ersten Wochen immer wieder die gleichen Rituale anzuwenden. Falls sie sich gegen eine Tätigkeit wehrte, setzte ich zunächst damit aus, machte etwas anderes, um dann wieder ein Stück von der von ihr zuvor abgewehrten Tätigkeit fortzufahren. Wenn gar nichts ging, habe ich es einfach sein gelassen.

Sehr anstrengend ist bei dieser Art der versorgenden Tätigkeit anfangs herauszufinden, welche Vorgehensweise mit dem zu versorgenden Menschen am sinnvollsten ist, die Patientin selber konnte darüber keine Angaben machen. Es ist ein gehöriges Ausmaß an Intuitionsfähigkeit und Improvisationvermögen nötig, um einen Kontakt herzustellen, den diese Demenzkranke akzeptierte. Das stellt an die Beobachtungsgabe höchste Ansprüche.

Die ganze Zeit muss man sich kleinste Reaktionen auf Handlungen merken und verarbeiten, um den Umgang ständig zu modifizieren und ggfs. abzuändern.

Manchmal, nachdem ich Frau Zeisig bereits über einen längeren Zeitraum versorgte, schien es so, dass sie mich wieder erkannte, begrüßte mich freundlich, lachte, sah mich liebevoll an, bis sie dann sagte: „Ach, du bist es, mein lieber Josef, (oder meine liebe Susi), wird aber auch Zeit, da du wieder da bist.“ Josef war ihr verstorbener Mann, Susi ihr Hund, den sie früher einmal hatte.

Das bedeutet aber, sie sieht in mir in dem Moment etwas vertrautes, oder verspürt ein Gefühl der Vertrautheit, zumindest eine Erinnerung daran. Genau habe ich das nicht gewusst, aber intuitiv auf dieser Basis habe ich aufgebaut.

Frau Zeisig war zu Beginn der Pflegemaßnahmen oft misstrauisch und schlecht gelaunt, weil Dinge mit ihr geschahen, die sie nicht einzuordnen wusste. Manchmal sah sie absichtlich die ganze Zeit an mir vorbei, oder versuchte mich wegzuscheuchen, mit den Armen beiseite zu schieben, oder mit sehnsüchtigen Blicken auf ihre Lagerstätte zu sehen, um anzudeuten, da sie da wieder hin wolle.

Manchmal sagte sie auch klar: „ Was willst du bloß von mir, lass mich doch in Ruhe.“ Sie wollte einfach in ihrer Ruhe nicht gestört werden, ganz gleich, ob sie in die Vorlage eingenässt oder eingestuhlt hatte, durstig oder hungrig war. Denn dieses bemerkte sie oft gar nicht. Mit unserer gewohnten, rationalen Weise zu sprechen konnte ich ihr nie zu verstehen geben, dass sie Pflege bräuchte und man ihr nur helfen wolle. Das fand sie alles quatsch, oder Blödsinn wie sie oft sagte. Oder, dass sie mich ja gar nicht bestellt hätte, was auch stimmte. Sie ließ dann regungslos die Pflege über sich ergehen und ergab sich ihrem Schicksal.

Ich wollte aber eine andere Möglichkeit finden, wenn auch nur kurzfristig, die Aufmerksamkeit der Frau Zeisig zu erwecken und einen auch für mich zufrieden stellenden Arbeitsablauf zu erhalten. Denn andererseits hätte es bedeutet, einen nahezu leblosen Körper zu versorgen, dazu noch das Gefühl zu haben, es wohnt in ihm ein völlig leerer Geist.

Ich probierte im Laufe der Zeit verschiedene, bestimmte freundliche Gesten, oder das Erinnern durch angenehme Stimmmodulation, das heißt beruhigend gesprochene, freundliche Worte, gar das Summen einer Melodie, Gesten, Mimik, sanfte Berührungen des Körpers und andere Methoden, auf die ich noch eingehen werde, zu einem Erinnern und aktivieren von positiven Gefühlen und Stimmungen zu gelangen.

Im günstigen Fall konnte dadurch innerhalb dieser zeitlich begrenzten Begegnung wertvolle Kommunikation, wenn auch in einem bescheidenen Umfang erreicht werden.

Die größte Hürde war die Versorgung des Intimbereiches. Diese Hürde wurde mehr durch einen Zufall genommen. Ich hatte einen warmen Waschlappen in der Hand, Frau Zeisig stand nackt vor dem Waschbecken, wo ich sie wusch. Sie kippte leicht nach vorne und ich hielt sie mit der Hand, mit der ich den Schambereich waschen wollte eben dort fest, zufällig etwa in Höhe ihres Schambeins. Als ich sicher war, dass sie sicher stand, wollte ich fortfahren. Doch sie hielt meine Hand fest und sagte: „ Nee nicht, das ist so schön warm.“ Ich war völlig perplex. Sie hatte mich noch nie freiwillig so spontan berührt und noch nie einen Wunsch geäußert, bisher, sondern, bis auf wenige Ausnahmen, mir gegenüber bislang unverständliche, meist Unzusammenhängende Satzfragmente ausgesprochen.

Das war der Beginn, dass sie die Intimpflege nach und nach als etwas Angenehmes empfinden konnte und nicht als bedrohliche Belästigung. Es folgte ab jetzt zumeist das Ritual des warmen Waschlappen Auflegens auf ihren Schambereich bevor die eigentlich vereinbarte Pflege beginnen sollte.

Ich muss zugeben, dass mich das anfangs selber irritierte, denn es erfasste auch bei mir durchaus einen schambesetzten intimen und sexuellen Bereich. Und ich musste mir überlegen, ob ich mich darauf einlassen wollte. Es ist etwas anderes, als einer älteren Dame über den Kopf zu streicheln, als mitzubekommen, wie sie die Wärme- empfindung in ihrem Intimbereich genießt. Ich fand es selber merkwürdig, als Pfleger wasche ich vielen Menschen den Intim- bereich, schrubbe, salbe, betrachte, begutachte den Zustand der Haut, pflege dort Hautkrankheiten, aber rein funktional, mit einer Ein- stellung höflicher Gleichgültigkeit, wie es manche Soziologen darstellen. Ich habe mir lange überlegt, ob dies nicht irgendwie anstößig sein könnte. Ich stellte dann aber fest, dass das mit Wollust weniger zu tun hatte, dagegen sprach auch ihr fortgeschrittenes Alter, sondern das sie sich ganz einfach einem angenehmen Gefühl in diesem Bereich öffnete, ganz spontan, ohne sich groß Gedanken machte, wozu sie, wie beschrieben, meist gar nicht in der Lage war. Da wurde es eher für mich zum Problem.

Hier ging es im weitesten Sinne um Sexualität, die hier wie jeder denken kann eigentlich Fehl am Platze ist. Mein Schamempfinden, meldete mir eine Grenzüberschreitung, die so eigentlich vermieden werden muss. Jedoch fand hier gleichzeitig eine erste gefühlte echte Begegnung statt, auf der aufbauend sich die weitere Pflege und der Zugang zu Frau Zeisig positiver entwickelte. Diese Grenzüber- schreitung war also positiv zu sehen und nach der reflektorischen Auseinandersetzung für mich durchaus gestaltbar.

In der Auseinandersetzung mit mir selber über dieses Phänomen und mit dem Austausch einiger in anderen sozialen Bereichen arbeitenden Menschen kam ich zu dem Schluss, das freundliche Worte allein nicht das Mittel sein können, um zu der demenzkranken Frau eine Kontakt- ebene herzustellen. Ich entschloss also, mich auf etwas einzulassen, was auch für mich Neuland war. Ich ließ mich also darauf ein, mit dieser Erkenntnis, dass Frau Zeisig Wärme als etwas Angenehmes empfindet und sie bei dem Kontakt damit sogar zu Äußerungen über ihre Empfindungen in der Lage ist. Sie vergaß natürlich immer wieder die einzelnen Vorgänge, aber über die Erinnerung, gleich wird es wieder schön warm, schien sie umso schneller ins Bad zu wollen, als bisher. Die Wiederholung des „Es ist jetzt wieder angenehm und schön warm nicht wahr“ antwortete sie später immer: „ Ja, das weiß ich doch, ist ja auch schön.“

Sie konnte später die Intimversorgung entspannt regelrecht genießen, so das sie mich teilweise verschüchtert, aber auch verschwörerisch anschaute und auch lachte, als ob wir ein großes gemeinsames Geheimnis teilen würden. Hier wurden möglicherweise noch ganz tief sitzende kindliche Gefühle geweckt, oder aber auch Gefühle an weit zurückliegend stattgefundene Zärtlichkeiten mit ihrem Ehepartner. Möglich ist auch, dass immer noch vorhandene Wünsche in gewissem Umfang aktiviert wurden.

Im Verlaufe der Versorgung probierte ich so viele Möglichkeiten durch, wie nur möglich. So fasste sie später meinen Arm und gab mir zu verstehen, dass dieser auch schön warm sei und so sich so kräftig anfühle. Wenn ich fragte: „Gefällt ihnen das, den warmen Arm zu fassen?“ Die Antwort: “Ja, sicher. Du bist doch stark.“ Sie fing dann irgendwann an, meinen Arm entlang zu tasten und mich zu „krabbeln“. Meine Reaktion: „Sie krabbeln mich. Mhh, ihre Hände sind so weich, schön ist das.“ Sie: „Ja, dann komm aber auch mal wieder.“ In den späteren Monaten der Versorgung entstand so ein aus meiner Sicht wertvoller Kontakt.

Aus Sicht der Frau Zeisig kann ich nur schließen, das es für sie auch einen Gewinn bedeutete, sie lachte öfter, fing an, Lieder mitzu- summen, die ich anstimmte. Ich hatte mir auch angewöhnt, immer „Kuukuuuck“ zu rufen, wenn ich zu ihr in die Wohnung kam. Das ergab auf lange Sicht oft einen hohen Wiedererkennungswert bei ihr. Nicht rational, sie hatte vielleicht 4mal innerhalb eines Jahres meinen Namen erwähnt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Wohin ist sie gegangen? - Ansätze von Verständigungsmöglichkeiten mit einer Demenzerkrankten
Hochschule
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe  (University of Applied Science)
Veranstaltung
Ästhetische Bildung/Medienpädagogik/Neue Medien
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V182472
ISBN (eBook)
9783656065302
ISBN (Buch)
9783656066934
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wohin, ansätze, verständigungsmöglichkeiten, demenzerkrankten
Arbeit zitieren
Michael Höllerhage (Autor:in), 2009, Wohin ist sie gegangen? - Ansätze von Verständigungsmöglichkeiten mit einer Demenzerkrankten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182472

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