Eine Stichprobe von 401 Personen aus fünf verschiedenen Berufsbereichen wurde über einen Zeitraum von acht Jahren (drei Messzeitwellen; t3-t5) hinsichtlich ihres Fluktuationsverhaltens sowie der Unterscheidung von fünf verschiedenen Berufsverläufen mittels deskriptiver Analyse untersucht. Dabei zeigt sich, dass 80% der Kündigungen freiwillig erfolgten, wobei knapp ein Viertel gleichzeitig einen freiwilligen Berufswechsel vollzog. Die Fluktuationsrate lag im Durchschnitt bei 51.4%. Um das freiwillige Kündigungsverhalten vorhersagen zu können, wurden zudem Strukturgleichungsmodelle verwendet. Dabei wurden arbeitsbezogene Einstellungen (Arbeitszufriedenheit und organisationale Verbundenheit) sowie die Kündigungsabsicht als Prädiktoren einbezogen. Wie die Resultate zeigten, erwies sich vor allem in einer früheren Lebensphase eher die organisationale Verbundenheit als zentraler Einflussfaktor, während zwischen den letzten beiden Messzeitwellen die Arbeitszufriedenheit allein die Kündigungsabsicht hoch bedeutsam vorhersagte. Die Kündigungsabsicht wiederum erwies sich als einziger bedeutsamer Prädiktor von Fluktuation.
Die Ergebnisse blieben zudem über den Sprachraum, das Geschlecht sowie die verschiedenen Berufsverläufe hinweg invariant, was für eine hohe Generalisierbarkeit spricht. Wie erwartet konnte des Weiteren gezeigt werden, dass sich eine Kündigung vor allem für das einzelne Individuum lohnt. Insgesamt konnten 18.7% bzw. 22.5% der Varianz in der Variable Fluktuation sowie 40% bzw. 60% der Varianz in der Variable Kündigungsabsicht erklärt werden, was in Anbetracht der Forschungsergebnisse sowie des grossen Zeitraums beachtlich ist. Auf mögliche Konsequenzen von Fluktuation und Implikationen für die Praxis sowie die Theorie wird im Verlauf dieser Arbeit näher eingegangen und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Ziele der Untersuchung
- 1.3 Nützlichkeit der Untersuchung
- 1.4 Aufbau der Arbeit
- 2 Theorie und Stand der Forschung
- 2.1 Begriffsbestimmung der Fluktuation
- 2.1.1 Individueller Nutzen von Fluktuation
- 2.2 Prädiktoren von Fluktuation - warum kündigen Menschen?
- 2.2.1 Objektive Faktoren der Umwelt
- 2.2.2 Soziodemographische Faktoren
- 2.2.3 Arbeitsbezogene Einstellungen: Arbeitszufriedenheit und organisationale Verbundenheit
- 2.2.3.1 Arbeitszufriedenheit
- 2.2.3.2 Organisationale Verbundenheit
- 2.2.3.3 Der Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und organisationaler Verbundenheit - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- 2.2.4 Absichten - Kündigungsabsicht
- 2.3 Theorien/Modelle - wie wird gekündigt?
- 2.3.1 Theoretische Basis - Kündigung als geplante Entscheidung?
- 2.3.2 Das Rahmenmodell von Baillod und Semmer (1993)
- 2.3.3 Die kausale Beziehung zwischen den Einstellungen
- 2.1 Begriffsbestimmung der Fluktuation
- 3 Fragestellungen und Hypothesen
- 3.1 Fragestellung 1: Deskriptive Analyse
- 3.2 Fragestellung 2: Replikation und Erweiterung von Berset (2005)
- 3.3 Fragestellung 3: Moderationsanalyse anhand der Berufsverläufe
- 4 Methoden
- 4.1 Stichprobe
- 4.2 Statistisches Verfahren: Strukturgleichungsmodelle
- 4.2.1 Kriterien zur Evaluation eines Modells
- 4.2.2 Voraussetzungen für Strukturgleichungsmodelle
- 4.3 Variablen
- 4.3.1 Exogene (unabhängige) Variablen
- 4.3.2 Endogene (abhängige) Variablen
- 4.3.3 Endogene sowie exogene Variablen
- 4.3.4 Moderatoren
- 4.4 Instrumente/Operationalisierung der Variablen
- 4.4.1 Demographische Variablen
- 4.4.2 Kündigungsabsicht
- 4.4.3 Arbeitszufriedenheit
- 4.4.4 Organisationale Verbundenheit
- 4.4.5 Fluktuation und Berufsverläufe
- 4.4.6 Zeitliche Operationalisierung
- 5 Resultate
- 5.1 Fragestellung 1: Deskriptive Analyse
- 5.2 Fragestellung 2: Replikation
- 5.2.1 Messmodelle
- 5.2.1.1 Arbeitszufriedenheit
- 5.2.1.2 Organisationale Verbundenheit
- 5.2.1.3 Arbeitszufriedenheit und organisationale Verbundenheit
- 5.2.1.4 Arbeitszufriedenheit, organisationale Verbundenheit, Kündigungsabsicht und Fluktuation
- 5.2.2 Strukturmodelle
- 5.2.1 Messmodelle
- 5.3 Fragestellung 3: Moderationsanalyse anhand der Berufsverläufe
- 6 Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vorhersage von freiwilliger Kündigung, internen Stellenwechseln und Berufswechseln anhand arbeitsbezogener Einstellungen und Kündigungsabsicht. Ziel ist es, die Bedeutung verschiedener Faktoren für Fluktuation zu analysieren und ein umfassenderes Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse zu entwickeln.
- Vorhersage von Fluktuation durch arbeitsbezogene Einstellungen
- Der Einfluss von organisationaler Verbundenheit und Arbeitszufriedenheit
- Die Rolle der Kündigungsabsicht als Prädiktor für Fluktuation
- Generalisierbarkeit der Ergebnisse über verschiedene Berufsbereiche und demografische Merkmale
- Der individuelle Nutzen von Fluktuation
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema Fluktuation ein, beschreibt die Problemstellung und die Ziele der Untersuchung. Es wird die Relevanz der Forschung für die Praxis und die Bedeutung eines umfassenderen Verständnisses von Fluktuationsprozessen hervorgehoben. Der Aufbau der Arbeit wird skizziert.
2 Theorie und Stand der Forschung: Dieses Kapitel präsentiert einen Überblick über die theoretischen Grundlagen und den aktuellen Forschungsstand zum Thema Fluktuation. Es werden verschiedene Prädiktoren für Fluktuation diskutiert, darunter objektive Umweltfaktoren, soziodemografische Faktoren und insbesondere arbeitsbezogene Einstellungen wie Arbeitszufriedenheit und organisationale Verbundenheit. Die Rolle der Kündigungsabsicht wird ebenfalls beleuchtet, sowie relevante Theorien und Modelle zur Erklärung von Kündigungsverhalten vorgestellt. Der individuelle Nutzen von Fluktuation wird eingehend betrachtet.
3 Fragestellungen und Hypothesen: Hier werden die Forschungsfragen der Studie präzise formuliert, die sich auf eine deskriptive Analyse des Fluktuationsverhaltens, eine Replikation und Erweiterung eines bestehenden Modells sowie eine Moderationsanalyse anhand von Berufsverläufen konzentrieren. Entsprechende Hypothesen werden aufgestellt, um die Forschungsfragen zu beantworten.
4 Methoden: Das Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der Studie, inklusive der Stichprobenbeschreibung, der statistischen Verfahren (Strukturgleichungsmodelle), der verwendeten Variablen und deren Operationalisierung. Es werden die Kriterien zur Evaluation der Modelle und die Voraussetzungen für deren Anwendung dargelegt.
5 Resultate: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung präsentiert. Die deskriptive Analyse des Fluktuationsverhaltens wird vorgestellt, gefolgt von den Ergebnissen der Modelltests zur Replikation und Erweiterung des bestehenden Modells sowie den Ergebnissen der Moderationsanalyse. Die Ergebnisse werden im Detail beschrieben und graphisch dargestellt.
6 Diskussion: Die Ergebnisse werden in diesem Kapitel diskutiert. Es wird auf die Bedeutung der einzelnen Ergebnisse eingegangen, und mögliche Interpretationen der Befunde werden präsentiert. Die Ergebnisse werden im Kontext des aktuellen Forschungsstandes eingeordnet und deren Implikationen für Theorie und Praxis werden erörtert. Limitationen der Studie und Vorschläge für zukünftige Forschung werden ebenfalls angesprochen.
Schlüsselwörter
Fluktuation, freiwillige Kündigung, Stellenwechsel, Berufswechsel, Arbeitszufriedenheit, organisationale Verbundenheit, Kündigungsabsicht, Strukturgleichungsmodelle, Prädiktoren, deskriptive Analyse, Moderationsanalyse, individueller Nutzen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Vorhersage von Fluktuation
Was ist das Hauptthema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Vorhersage von freiwilliger Kündigung, internen Stellenwechseln und Berufswechseln (Fluktuation) anhand arbeitsbezogener Einstellungen und der Kündigungsabsicht. Ziel ist es, die Bedeutung verschiedener Faktoren für Fluktuation zu analysieren und ein umfassenderes Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse zu entwickeln.
Welche Faktoren werden als Prädiktoren für Fluktuation untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Prädiktoren, darunter objektive Umweltfaktoren, soziodemografische Faktoren, Arbeitszufriedenheit, organisationale Verbundenheit und die Kündigungsabsicht. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss arbeitsbezogener Einstellungen.
Welche Theorien und Modelle werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf bestehende Theorien und Modelle zur Erklärung von Kündigungsverhalten, inklusive des Rahmenmodells von Baillod und Semmer (1993). Die kausale Beziehung zwischen den untersuchten Einstellungen wird ebenfalls analysiert.
Welche Forschungsfragen und Hypothesen werden behandelt?
Die Arbeit formuliert drei Forschungsfragen: Eine deskriptive Analyse des Fluktuationsverhaltens, die Replikation und Erweiterung eines bestehenden Modells (Berset, 2005) und eine Moderationsanalyse anhand von Berufsverläufen. Entsprechende Hypothesen werden aufgestellt, um diese Fragen zu beantworten.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Studie verwendet Strukturgleichungsmodelle zur Datenanalyse. Die Stichprobe wird detailliert beschrieben. Es werden exogene (unabhängige) und endogene (abhängige) Variablen, sowie Moderatoren definiert und operationalisiert. Die Kriterien zur Evaluation der Modelle und die Voraussetzungen für deren Anwendung werden ebenfalls erläutert.
Wie werden die Variablen operationalisiert?
Die Operationalisierung der Variablen umfasst demografische Daten, die Kündigungsabsicht, Arbeitszufriedenheit, organisationale Verbundenheit, Fluktuation und Berufsverläufe. Die zeitliche Dimension der Variablen wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse umfassen eine deskriptive Analyse des Fluktuationsverhaltens, die Ergebnisse der Modelltests zur Replikation und Erweiterung des bestehenden Modells sowie die Ergebnisse der Moderationsanalyse. Diese werden detailliert beschrieben und graphisch dargestellt.
Wie werden die Ergebnisse diskutiert?
Die Diskussion der Ergebnisse beinhaltet die Interpretation der Befunde im Kontext des aktuellen Forschungsstandes, die Implikationen für Theorie und Praxis, die Limitationen der Studie und Vorschläge für zukünftige Forschung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Fluktuation, freiwillige Kündigung, Stellenwechsel, Berufswechsel, Arbeitszufriedenheit, organisationale Verbundenheit, Kündigungsabsicht, Strukturgleichungsmodelle, Prädiktoren, deskriptive Analyse, Moderationsanalyse, individueller Nutzen.
Welchen individuellen Nutzen hat Fluktuation?
Die Arbeit untersucht den individuellen Nutzen von Fluktuation als einen Aspekt, der die Entscheidung zum Stellen- oder Berufswechsel beeinflusst. Dieser Aspekt wird im theoretischen Teil eingehend betrachtet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Theorie und Stand der Forschung, Fragestellungen und Hypothesen, Methoden, Resultate und Diskussion. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis findet sich im Dokument.
- Citation du texte
- Oliver Portmann (Auteur), 2010, Fluktuation am Arbeitsmarkt. Strukturgleichungsmodelle zur Vorhersage von freiwilliger Kündigung, internen Stellen- sowie Berufswechseln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182574