Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2. Grundlagen
2.1 Was ist Private Equity?
2.2 Phasen des Beteiligungsmanagements
2.3 Renditen
2.4 Exit
3 Private Equity und die Finanzkrise
3.1 Vor der Finanzkrise
3.2 Während der Finanzkrise
3.3 Aktuelle Lage
4 NZZ-Artikel „Private Equity - wie weiter?"
4.1 Zusammenfassung
4.2 Analyse und Diskussion des Artikels
5 Zukunft von Private Equity
5.1 Politische Ebene
5.2 Wirtschaftliche Ebene
5.3 Gesellschaftliche Ebene
6 Schlusswort
7 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
„Nein. Es sind nicht alle böse oder alle gut." 1
Christian Andres
Die Private Equity Branche ist bei der breiten Bevölkerung nicht besonders bekannt. Es ist eher eine verschwiegene Sparte, bei der nicht öffentlich gewirtschaftet wird, sondern - wie es der Begriff „Private Equity" ausdrückt - privat. Viele Personen wissen nicht genau, was der Begriff Private Equity bedeutet, und doch liest man gelegentlich in den Zeitungen über Milliardengeschäfte von Private Equity Firmen. Sie legen Wert auf kurzfristige Gewinne und hinterlassen ausgebeutete Unternehmen. Das ist der schlechte Ruf, mit dem die Branche zu kämpfen hat. Doch was steckt dahinter?
In unserer Arbeit werden wir den Artikel „Private Equity - wie weiter?" aus der NZZ vom 15. Oktober 2009 analysieren, der sich mit der aktuellen Situation dieser Branche auseinander setzt und einen Ausblick auf deren Zukunft beinhaltet.
Um eine Analyse des Artikels zu ermöglichen, folgt zu Beginn eine Begriffsdefinition, welche erklärt, was PE ist. Ausserdem erläutern wir die Investirons- bzw. Desinvestitionsphasen und weshalb die Renditen mit Private Equity meist höher sind als bei traditionellen Finanzmarktanlagen.
Weiter analysieren wir, wie die Finanzkrise die Private Equity Branche beeinflusst hat. Anschliessend folgt die Analyse des NZZ-Artikels.
Am Ende werden wir mit den erarbeiteten Erkenntnissen einen Blick in die Zukunft dieser Branche wagen.
2. Grundlagen
2.1 Was ist Private Equity?
Private Equity ist privates Beteiligungskapital. Institutioneile Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen und Banken, aber auch private Anleger stellen einer Fondsgesellschaft Kapital zur Verfügung. Dieses Beteiligungskapital ist als privat definiert, weil in Unternehmungen investiert wird, welche nicht an der Börse kotiert sind. Die Bedeutsamkeit von Private Equity als Finanzierungsinstrument nicht börsennotierter Unternehmen hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen.
Weshalb diese Anleger in das Private Equity Geschäft eingestiegen sind, hat unter anderem damit zu tun, dass einige Institutionen wie Pensionskassen langfristig eine Mindestverzinsung erreichen müssen. In den Neunzigerjahren konnten die Anleger diese Mindestverzinsung durch attraktive Renditen an den Kapitalmärkten problemlos erreichen. Die Staatsanleihen boten angemessene Coupons und die Aktienmärkte waren stets im Aufwärtstrend. Im Jahre 2000 begann mit der Wirtschaftskrise allerdings der Wandel. Dadurch dass die Aktienmärkte einbrachen, herrschte eine Zeit der Unsicherheit. Die Volatilität an den Aktienmärkten war sehr gross und die Renditen der Staatsanleihen waren stark gesunken. Um nun die Mindestverzinsung und das Leistungsversprechen erreichen zu können, musste an Stelle der traditionellen Anlageklassen eine neue Anlagemöglichkeit in Betracht gezogen werden. So haben die Pensionskassen und Versicherungen das Private- Equity-Geschäft für sich entdeckt. Damit hat man versucht ein Portfolio zusammenzustellen, welches das Verhältnis aus Rendite und Risiko optimiert.
Es gibt diverse Kapitalformen, welche als Private Equity bezeichnet werden.
Der Oberbegriff Private Equity lässt sich in Venture Capital, Buy-Out, Mezzanine Capital und in Special Situations unterteilen.2 3
Venture Capital wird als Risikokapital oder aber auch als Wagniskapital bezeichnet. Der Grund liegt darin, dass man in junge Unternehmen („Startups") investiert, bei der die Erträge zum Investitionszeitpunkt unklar sind. Somit sind diese Investitionen mit einem sehr grossen Risiko behaftet. Ist das Unternehmen allerdings erfolgreich, erntet man aus der Investition hohe Renditen. Startups haben in der Regel Mühe mit der Finanzierung, weil Banken gewisse Sicherheiten verlangen, welche diese Unternehmen nicht besitzen.
Deshalb ist diese Finanzierungsform für junge und innovative Unternehmen sehr wichtig. Die Venture Capital-Gesellschaft stellt nicht nur das Kapital zur Verfügung, sondern unterstützt die Startups mit Erfahrung und Know-how.
Der Buy-Out beinhaltet eine Mehrheitsbeteiligung und unterscheidet sich darin vom Venture Capital, bei dem man nie die Mehrheit am Unernehmen erwirbt. Beim Buy-Out investiert man in reife und etablierte Unternehmen. Entsprechend ist das Risiko im Vergleich zum Venture Capital kleiner.
Eine Mehrheitsbeteiligung wird in der Regel zum grösseren Teil mit Fremdkapital finanziert, welches die Banken zur Verfügung stellen. In einem solchen Fall spricht man von einem Leveraged Buy-Out. Hierbei wird eine umso grössere Rendite auf das investierte Eigenkapital erzielt, je höher der Anteil des preiswerten Fremdkapitals ist. Man muss allerdings darauf achten, das Unternehmen nicht zu überschulden.
Bei der Mehrheitsbeteiligung kann das Management des Unternehmens ebenfalls involviert werden. Bei einem Management Buy-Out erwirbt das bestehende Management Unternehmensanteile. Bei einem Management Buy-In hingegen wird die Unternehmensführung von einem externen Management-Team übernommen.
Durch die finanzielle Beteiligung des Managements erreicht man eine höhere Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen, als wenn die Manager lediglich Angestellte sind.4
Mezzanine Kapital ist eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Diese Finanzierung ist kein eigenständiges Finanzierungsinstrument. Es ist ein Oberbegriff für folgende Finanzierungsinstrumente: Nachrangige Darlehen, stille Beteiligungen, partiarische Darlehen, Genussrechte und Wandel-/Optionsanleihen. Wie man sieht, ist diese Finanzierungsform sehr vielfältig. In der folgenden Grafik wird das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite der einzelnen Finanzierungsinstrumente deutlich.5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Phasen des Beteiligungsmanagements
Der Private-Equity-Fonds ist ein geschlossener Fonds, welcher in Unternehmen investiert, die nicht an der Börse kotiert sind. In der Regel investiert der Fonds in mehrere Unternehmen. Geschlossen ist der Fonds, weil er illiquide ist und das investierte Kapital für eine bestimmte Zeitdauer gebunden ist. Meistens beträgt diese Laufzeit zwischen zehn und zwölf Jahre.
Der Lebenszyklus eines solchen Fonds wird in drei Phasen aufgeteilt:6
1. Fundraisingphase
Als erstes wird der Fonds erstellt und die Fondsleitung sucht nach Investoren. Der Fonds wird meistens als Personengesellschaft gegründet. Nachdem die potentiellen Investoren den Fonds geprüft haben, findet die Vertragsverhandlung statt, welche zur verbindlichen Investition führt. Diese Phase kann sich über ein Jahr erstrecken.
2. Investitionsphase
Wenn man die Investoren gefunden hat und das Kapital zur Verfügung steht, sucht und prüft man Unternehmen, bei denen eine Investition lohnenswert erscheint. Erst jetzt, da man die Investitionsmöglichkeiten in Unternehmen gefunden hat, findet der Zahlungsverkehr zwischen Investoren und Fondsleitung statt. Gleich nach der Beteiligung beginnt man mit diversen Massnahmen zur Wertsteigerung des Unternehmens. Die Dauer dieser Phase variiert zwischen drei und sechs Jahren.
3. Veräusserungsphase
In dieser Phase werden die Unternehmen weiterentwickelt und anschliessend die Beteiligungen an den Unternehmen verkauft. Aus dem Verkaufserlös wird die Ausschüttung an die Fondsinvestoren vorgenommen und die Fondsgesellschaft wird geschlossen.
2.3 Renditen
Abgesehen davon, dass Private Equity eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweist und sich aus Diversifikationsgründen für ein Gesamtportfolio gut eignet, ist es aufgrund der hohen Renditen sehr interessant, darin zu investieren. Obwohl 50 Prozent der eingegangen Unternehmensbeteiligungen zu Verlusten führen, sind negative Fondsrenditen selten. Bei einer Analyse von über 600 Private Equity Fonds in den USA und Europa wurde ersichtlich, dass nur 11.4 Prozent der Fonds Geld verloren haben. Hingegen haben 66 Prozent der Fonds eine Rendite von mindestens 50 Prozent erreicht.7
Dass negative Fondsrenditen überhaupt möglich sind, hat unter anderem mit den Abgeltungen zugunsten der Private-Equity-Gesellschaft zu tun. Diese wird auf drei Arten entschädigt: Als erstes fällt eine jährliche Management-Gebühr an, die einen prozentualen Anteil des Kapitalsdes jeweiligen finanzierten Unternehmens ausmacht, und wenn Investitionen getätigt werden, zusätlich einen Prozentsatz des eingesetzten Kapitals. Zweitens bekommt die Private-Equity-Gesellschaft die sogenannte „Carried Interest". Diese entspricht meist 20 Prozent der Gewinne des Fonds. Drittens wird dem Portfoliounternehmen eine Rechnung gestellt, für die Unterstützung bei der Strategieentwicklung, bei Unternehmenszukäufen und bei weiteren Funktionen zur Wertsteigerung des Unternehmens.8
Ein zentraler Punkt für den Erfolg von Private Equity Beteiligungen liegt in den Anreizstrukturen und in der Interessengleichheit zwischen Investoren und Managern. Das Management des Unternehmens wird an der Wertentwicklung beteiligt, was dazu führt, dass sie aus Eigeninteresse an der Wertentwicklung des Unternehmens motiviert sind. Um allerdings zu vermeiden, dass falsche Anreize entstehen und das Management zu grosse Risiken eingeht, um möglichst hohe Gewinne zu erzielen, tragen die Manager durch eine hohe Eigenbeteiligung das Risiko selbst. Zudem haben die Fondsmanager umfangreiche Mitsprache- und Vetorechte, mit denen sie eine zu riskante Investition verhindern könnten. Andererseits profitieren die Fondsmanager und die Investoren von der Wertentwicklung des Unternehmens direkt.
Private Equity Investments, Praxis des Beteiligungsmanagement 2.Auflage (S. 71- 73) Leveraged Buyouts and Private Equity.S.N.Kaplan & P.Stömberg (S.5)
Ein weiterer Vorteil von Private Equity besteht darin, dass finanzierte Unternehmen nicht wie an der Börse kotierte Unternehmen unter öffentlichem Druck stehen. Dadurch haben die finanzierten Unternehmen niedrigere Kosten und mehr Zeit für den Aufbau von realen Werten. Die aktive Interaktion zwischen dem Fondsmanagement und dem Unternehmensmanagement wirkt sich sehr positiv auf die Entwicklung der Unternehmen aus. Diese Interaktion manifestiert sich in Form von Beteiligungscontrolling, Aufsichtsmandaten und regelmässiger Kommunikation. Hauptsächlich beteiligen sich die Fondsmanager bei der Strategieentwicklung und bei Unternehmenszukäufen. Die grossen Renditenunterschiede von Private-Equity-Fonds lassen sich durch die Fähigkeiten, Strategien, Erfahrungen und Beziehungen der Fondsmanager erklären.
Private Equity wird auch als „Stock Picking" bezeichnet. „Stock Picking" beinhaltet das investieren in einzelne, ausgewählte Unternehmen. Man tätigt somit Zielkäufe und erwartet eine überdurchschnittliche Rendite. Man geht allerdings auch grössere Risiken ein, da man das Portfolio nicht optimal diversifiziert.
Ein weiter essentieller Faktor für die hohen Renditen sind die Einstiegs- und Verkaufspreise für die Unternehmen. Hierbei haben Private Equity Fonds gezeigt, dass sie ein gutes Gespür für das richtige Timing haben.9
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1 Zeit online, „Heuschreck lass nach". Interview mit Christian Andres
2 Private Equity. Finanzierungsalternative für den Mittelstand. Rolf Hess (S.15- 20)
3 Private Equity Investments, Praxis des Beteiligungsmanagement 2.Auflage (S. 15- 19)
4 Private Equity. Wir investieren in Deutschland
5 Mezzanine Finance - Mischform mit Zukunft. Economic Briefing Nr. 42 (S. 4- 7)
6 Private Equity Investments, Praxis des Beteiligungsmanagement 2.Auflage (S. 69- 71)
7 Private Equity Investments, Praxis des Beteiligungsmanagement 2.Auflage (S. 71- 73)
8 Leveraged Buyouts and Private Equity.S.N.Kaplan & P.Stömberg (S.5)
9 Private Equity Investments, Praxis des Beteiligungsmanagement 2.Auflage (S. 69- 71)