Nachdem Robert J. Flaherty im Jahre 1922 mit seinem Film NANOOK OF THE NORTH (USA) einen Welterfolg gefeiert hatte, wurde der Grundstein für eine neue Filmgattung gelegt. Bislang wurde dem Betrachter unter dem Begriff des Reisefilms eine Welt zugänglich gemacht, die für den „normalen“ westlich zivilisierten Bürger so nie zugänglich gewesen wäre. Die Mobilität der damaligen Zeit war beschränkt und eine Reise stets mit hohen Kosten und großem Aufwand verbunden. Der Reisefilm bestand aus einer schlichten Aneinanderreihung von Bildausschnitten einfach montiert und oft ohne spanungserregende Momente. Hier zählte der Eindruck, das Präsentieren der Ferne und Fremde. Flaherty genügte diese triviale Darstellung jedoch nicht. Er wollte seinem Publikum eine außergewöhnliche Geschichte präsentieren, etwas mit dem sich der westliche Bürger trotz aller Fremdheit identifizieren konnte. Die Darstellung eines Wilden, mit teilweise westlichen Eigenschaften sollte im späteren Verlauf der Filmgeschichte als Ursprung des Dokumentarfilms gelten. Auf die näheren Hintergründe der Entstehung und die narrative Darstellung dieses Films wird in dieser Arbeit jedoch nicht eingegangen.
Im gleichen Jahr erkannten die beiden Amerikaner Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack welches Potential hinter dieser Art von Film steckte. Das Publikum wollte begeistert werden, mit einer Geschichte von fremden Völkern und Kulturen. Für die beiden Filmemacher öffnete sich die Möglichkeit in der Filmbranche endlich Fuß zu fassen. Drei Jahre später gelang ihnen mit Hilfe von Flahertys Grundidee, tatsächlich der Sprung auf die Leinwand: GRASS – A NATION´S BATTLE FOR LIFE.
In dieser Hausarbeit werden die Hintergründe des Films GRASS, vom Grundge-danken bis hin zum final cut, herausgearbeitet. Dabei soll die Frage geklärt werden in wie weit das Frühwerk mit den Methoden der Feldforschung übereinstimmt. Dafür erfolgt eine kurze Aufarbeitung über die Methodik der Feldforschung, mit besonderem Augenmerk auf der teilnehmenden Beobachtung nach Bronislaw Ma-linowski.
Da der Film in seiner Bedeutung für die Filmgeschichte sehr umstritten ist, wird er in vielen wissenschaftlichen Arbeiten außen vor gelassen. Es soll geklärt werden, welche Gründe für diese Infragestellungen vorliegen und welche Berechtigunge sie haben? Um diese Fragen zu beantworten werden zunächst die Hintergründe zur Entstehung des Films GRASS aufgeführt, von den ersten Grund-gedanken der Filmemacher, bis hin zur finalen Montage.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methoden der Feldforschung
- Die teilnehmende Beobachtung (participant observation)
- Kritik an der klassischen Monographie und neue Ansätze
- Anwendungsbeispiel am ethnographischen Frühwerk GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE
- Eine Expedition auf der Suche nach einem Forschungsobjekt
- Die Reise mit den Bachtiaren
- Das Filmmaterial wird zum Film
- „Künstliche“ Streckung des Bildmaterials
- Künstlich erzeugte Spannung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den ethnographischen Film GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE und analysiert, inwieweit seine Entstehung und Produktion mit Methoden der Feldforschung übereinstimmen. Der Fokus liegt auf der Verbindung zwischen filmischer Gestaltung und ethnographischer Praxis im frühen Dokumentarfilm.
- Die Entstehung des ethnographischen Films als neue Filmgenre
- Methoden der Feldforschung im Kontext der Filmproduktion
- Analyse der filmischen Gestaltung von GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE
- Vergleich von traditionellen Reisefilmen und dem innovativen Ansatz von GRASS
- Die Rolle von "künstlicher" Spannung und Bildmanipulation im Dokumentarfilm
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Das Kapitel erläutert die Bedeutung von Robert J. Flahertys Nanook of the North für die Entwicklung des ethnographischen Films und führt in die Thematik von GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE ein. Es wird die Fragestellung der Arbeit formuliert.
Methoden der Feldforschung: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Methoden der Feldforschung, insbesondere die teilnehmende Beobachtung, und diskutiert kritische Ansätze zur klassischen ethnographischen Monographie.
Anwendungsbeispiel am ethnographischen Frühwerk GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE: Dieser Abschnitt analysiert die Produktion von GRASS, von der Expedition zur Suche nach einem geeigneten Forschungsobjekt bis hin zur Postproduktion. Es werden Aspekte wie die Reise mit den Bachtiaren, die "künstliche" Streckung des Filmmaterials und die Erzeugung von Spannung im Film beleuchtet.
Schlüsselwörter
Ethnographischer Film, GRASS - A NATION'S BATTLE FOR LIFE, Feldforschung, teilnehmende Beobachtung, Dokumentarfilm, filmische Gestaltung, Reisefilm, Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack, Robert J. Flaherty, narrative Darstellung, Bildmanipulation.
- Citation du texte
- Stefanie Gareiss (Auteur), 2011, Die Verortung von Grass "A Nations´s Battle for Life" in der Ethnographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182921