Die ,feministische Welle’ der 1970er Jahre hat den entscheidenden Anstoß für die Veränderung der Stellung der Frau in der Gesellschaft gegeben. Ihre Nachwirkungen auf dem Weg in eine gleichberechtigte Zukunft sind heute an den um die Jahrtausendwende getroffenen politischen Entscheidungen zur Förderung und Gleichstellung von Frauen in allen Bereichen des Leben ablesbar. Diese wiederum haben alte Geschlechterrollen und Ressentiments aufgeweicht und schaffen heute für Künstlerinnen ein Klima in dem selbstbestimmte Entfaltung und Ausübung ihrer Profession in Koordination von Familie und Beruf möglich ist. Im Kunstmarkt weisen Ausstellungen wie „Elle“, von 2008 bis 2011 im Centre Pompidou in Paris, die ihren Fokus ganz auf die in den Sammlungsbeständen enthaltenen Arbeiten von Künstlerinnen legte, in diese Richtung.
Feministischer Aktionismus in den 1970er Jahren war – zumindest was die Kunst angeht - der erste Akt zum Wandel der Geschlechterverhältnisse; denn noch wurde Kunst von Frauen unterbewertet und Künstlerinnen folgten den männlichen Leitbildern, um Anerkennung und Erfolg haben zu können. In den 1980er Jahren geriet der Kunstmarkt in die Spirale der marktpolitischen Abhängigkeiten und der Konkurrenzdruck verschärfte das Verhältnis zwischen Künstlerinnen und Künstlern. Nachdem der Geschlechterkampf stagnierte, lenkten 1985 die Guerilla Girls als Projektgruppe zur Publikation der Differenz von ausgestellten Künstlerinnen und abgebildeten Frauen im Museum of Modern Art, New York (MoMA) erneut den Blick auf dieses Thema. Das ausgehende und das neue Jahrtausend brachten neben den politischen Entwicklungen für eine Gleichberechtigung der Geschlechter auch provokante Thesen zur erneuten Rückbesinnung auf „traditionelle Rollen“ . Im Zuge der Abwendung vom negativ konnotierten Begriff ‚Feminismus’, hin zu dem so genannten „Cooling out“ und der Forderung nach einem neuen ‚Feminismus’ im Zusammenhang mit der Quoten-Debatte, stellt sich die Frage, inwieweit die gesellschaftspolitischen Ansätze für Künstlerinnen zu einer Veränderung der Marktbedingungen geführt haben und wie sich diese in der Ausstellungskultur widerspiegeln.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 0 Einleitung
- 1 Frauen und Kunst
- 1.1 Historische und ästhetische Dimension
- 1.1.1 Künstlerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
- 1.1.1.1 Bildende Künstlerinnen in der Gesellschaft
- 1.1.1.2 Studienbedingungen
- 1.1.1.3 Arbeitskultur
- 1.1.1.4 Kunst als Ausdruck männlicher Dominanz
- 1.1.1.5 Künstlermythos
- 1.2 Feministische und Ästhetische Dimension
- 1.2.1 Künstlerinnen im 20. Jahrhundert
- 1.2.1.1 Die Feministische Welle der 1960er und 1970er Jahre
- 1.2.1.2 Kunst und Feminismus nach 1989
- 1.2.2 Künstlerinnen im 21. Jahrhundert
- 1.2.2.1 Feministische Kunstwissenschaften
- 1.2.2.2 Die Problematik des LABELS „Feministische Kunst“
- 1.2.2.3 Die Bedeutung weiblicher Kunst
- 1.2.2.4 Studienbedingungen
- 1.2.2.5 Arbeitsbedingungen
- 1.2.2.6 Marktwert
- 1.2.1 Künstlerinnen im 20. Jahrhundert
- 1.3 Politische und Ökonomische Dimension
- 1.3.1 Beruf Künstler und Prekariat
- 1.3.2 Politische Instrumente
- 1.3.2.1 Gender Mainstreaming
- 1.3.2.2 Sozialpolitik
- 1.3.2.3 Familienpolitik
- 1.3.2.4 Stiftungen
- 1.3.3 Ökonomische Realität
- 1.1.1 Künstlerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
- 2 Der Kunstmarkt
- 2.1 Marktmacht und Kanonisierungseffekte
- 2.2 Bedeutung weiblicher Kunst als Ware
- 2.3 Der Primärmarkt
- 2.3.1 Künstler und Künstlerinnen
- 2.3.2 Sammler
- 2.3.3 Galeristen
- 2.3.4 Art Consultants
- 2.3.5 Kunstkritiker
- 2.3.6 Künstlerische Bildungsstätten
- 2.3.6.1 Lehrende
- 2.3.6.2 Studenten
- 2.4 Der Sekundärmarkt
- 2.4.1 Museen
- 2.4.1.1 Museumsauftrag und -erfüllung
- 2.4.1.2 Museumspolitik und Gender
- 2.4.1.3 Museum und Markt
- 2.4.1.4 Feministischer Sonderweg - Frauenmuseen
- 2.4.2 Stiftungen, Preise und Stipendien
- 2.4.3 Messen
- 2.4.4 Auktionshäuser
- 2.4.1 Museen
- 3 Expositionskultur von Künstlerinnen in Berlin im 21. Jahrhundert
- 3.1 Berlin - Metropole Zeitgenössischer Kunst
- 3.1.1 Expositionskultur in Berlin
- 3.2 Methodischer Vorgang
- 3.3 Untersuchungsobjekte, Evaluation und Auswertung
- 3.3.1 Staatliches Museum
- 3.3.1.1 Der Hamburger Bahnhof
- 3.3.2 Landesmuseum
- 3.3.2.1 Die Berlinische Galerie
- 3.3.3 Stiftungsprojekt
- 3.3.3.1 Die Temporäre Kunsthalle
- 3.3.4 Kunstvereine
- 3.3.4.1 KW - Kunstwerke
- 3.3.4.2 NGBK - Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V.
- 3.3.1 Staatliches Museum
- 3.1 Berlin - Metropole Zeitgenössischer Kunst
- 4 Diskussion und Resümee
- 1.1 Historische und ästhetische Dimension
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Expositionskultur von Künstlerinnen in Berlin im 21. Jahrhundert. Ziel ist es, die historischen, ästhetischen, politischen und ökonomischen Faktoren zu analysieren, die die Sichtbarkeit und den Stellenwert weiblicher Künstlerinnen im Kunstbetrieb beeinflussen.
- Geschlechtsspezifische Diskriminierung im Kunstmarkt
- Die Rolle von Museen und Galerien in der Präsentation weiblicher Kunst
- Der Einfluss feministischer Kunsttheorie auf die Expositionskultur
- Ökonomische Bedingungen und ihre Auswirkung auf Künstlerinnen
- Analyse der Expositionskultur in ausgewählten Berliner Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein. Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung und die ästhetischen, feministischen und ökonomischen Dimensionen der Benachteiligung von Künstlerinnen. Kapitel 2 analysiert den Kunstmarkt, seine Machtstrukturen und die Bedeutung von Kanonisierungseffekten für die Wertschätzung weiblicher Kunst. Kapitel 3 beschreibt die Methodik der Untersuchung und präsentiert die Ergebnisse der Analyse ausgewählter Berliner Institutionen.
Schlüsselwörter
Sexismus, Kunstmarkt, Künstlerinnen, Expositionskultur, Berlin, Feministische Kunsttheorie, Gender Mainstreaming, Museumspolitik, Marktwert, Kanonisierung.
- Citar trabajo
- Felicitas Aull (Autor), 2011, Sexismus in der Kunst, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183133