Leseprobe
Inhalt
Vorwort
Die Spätbronzezeit in Österreich
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Das Heiligtum auf dem Schlern
Die Laugen-Melaun-Gruppe
von etwa 1200 bis 800 v. Chr
Anmerkungen
Literatur
Bildquellen
Der Autor Ernst Probst
Bücher von Ernst Probst
Vorwort
Eine Kulturstufe, die von etwa 1200 bis 400 v. Chr. in Südtirol, im Trentino (Italien), Nordtirol, Osttirol, Kärnten, Vorarlberg (Österreich) sowie in Graubünden, Sankt Gallen (Schweiz) und im Fürstentum Liechten- stein existierte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches »Die Laugen-Melaun-Gruppe«. In ihrer Blütezeit reich- te sie vom Bodensee im Norden bis zum Gardasee im Süden. Geschildert werden die Siedlungen, Kleidung, der Schmuck, die Keramik, Werkzeuge, Waffen, Haus- tiere, Jagdtiere, der Handel, die Kunstwerke und Religion der damaligen Ackerbauern und Viehzüchter.
Verfasser dieses Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Er hat sich vor allem durch seine Werke »Deutschland in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« (1996) einen Namen gemacht. Das Taschenbuch »Die Laugen-Melaun-Gruppe« ist Dr. Elisabeth Ruttkay (1926-2009), Professor Dr. Walter Leitner und Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer (1949- 2002) gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei seinen Werken über die Steinzeit und Bronzezeit unterstützt haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der dänische Archäologe
Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865) hat 1836 die Urgeschichte
nach dem jeweils am meisten verwendetem Rohstoff in drei Perioden eingeteilt:
Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
PAUL REINECKE,
geboren am 25. September 1872 in Berlin-Charlottenburg,
gestorben am 12. Mai 1958 in Herrsching. Er wirkte 1897 bis 1908
am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. 1908 bis 1937
war er Hauptkonservator
am Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege in München. 1917 wurde er kgl. Professor. Reinecke teilte 1902 die Bronzezeit in die Stufen A bis D ein.
1902 sprach er von der Straubinger Kultur sowie von der Grabhügelbronzezeit und später von der Hügelgräber-Bronzezeit.
Die Spätbronzezeit in Österreich
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Die Spätbronzezeit umfasst in Österreich die Stufe Bronzezeit D (etwa von 1300 bis 1200 v. Chr.)
sowie die Stufen Hallstatt A und B (etwa von 1200 bis 800 v. Chr.). Diese Einteilung geht auf den süddeutschen Prähistoriker Paul Reinecke (1872-1958) zurück. In den meisten Gebieten Österreichs lebten von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. die Menschen der Urnen- felder-Kultur.1 Diese war - in verschiedenen regionalen Ausprägungen - im Burgenland, in Niederösterreich, Kärnten, der Steiermark, Oberösterreich, im Land Salzburg und teilweise in Vorarlberg beheimatet. Im größten Teil Nordtirols existierte von etwa 1300/ 1200 bis 800 v. Chr. die Nordtiroler Urnenfelder-Kul- tur.
Im Burgenland behauptete sich in der Bronzezeit D von etwa 1300 bis 1200 v. Chr. gebietsweise die vor allem in der Slowakei heimische Caka-Kultur. Sie ist nur durch wenige Grabhügel, Brandbestattungen und Grabbeigaben nachgewiesen.
In einigen Gegenden Nordtirols und Vorarlbergs siedelten ab etwa 1200 bis 800 v. Chr. Angehörige der Laugen-Melaun-Gruppe (s. S. 17), deren Lebensraum hauptsächlich in Südtirol und im Trentino lag.
Karte auf Seite 15:
Verbreitung der Kulturen und Gruppen während der Spätbronzezeit
(etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr.) in Österreich. Karte aus dem Buch
»Deutschland in der Bronzezeit« (1996) von Ernst Probst
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Heiligtum auf dem Schlern
Die Laugen-Melaun-Gruppe
Im Gebiet der heutigen italienischen Provinzen Bo- zen und Trient (Trento) entstand in der Spätbronze- zeit etwa um 1200 v. Chr. die Laugen-Melaun-Gruppe. In diesen Landstrichen der jetzigen autonomen Region Trentino/Südtirol lag viele Jahrhunderte lang bis gegen Ende der älteren Eisenzeit um 400 v. Chr. das Hauptverbreitungsgebiet jener Gruppe.
Außer in Südtirol und dem Trentino (Italien) existierte die Laugen-Melaun-Gruppe auch in Teilen von Nord- tirol, Osttirol, Kärnten, Vorarlberg (Österreich) sowie in Graubünden, Sankt Gallen (Schweiz) und im Für- stentum Liechtenstein. In ihrer Blütezeit reichte sie vom Bodensee im Norden bis zum Gardasee im Süden.
Der Begriff Laugen-Melaun-Gruppe erinnert an die schon vor etlichen Jahrzehnten entdeckten Fundorte Laugen (italienisch Luco) und Melaun (italienisch Meluno) im oberen Eisacktal. Beide namengebenden Fundstellen liegen - nur etwa sieben Kilometer voneinander entfernt - im Brixener Becken in Südtirol.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ADRIAN EGGER,
geboren am 8. September 1868 in Prägraten, gestorben am 18. März 1953 in Brixen, wurde 1899 zum Priester geweiht. Er wirkte acht Jahre als Seelsorger, bevor er 1908 nach Brixen berufen wurde, um die Diözesan-Kunstpflege zu betreuen. Daneben interessierte er sich
bald immer mehr für die Vorgeschichte des Eisack- und Pustertals,
wovon seine Publikationen
und die prähistorische Sammlung im Diözesanmuseum zeugen. Egger verwendete 1917
als erster den Begriff Laugenkultur.
[...]