Religiöse Begriffe und Bilder sind in der Propagandasprache des Nationalsozialismus
stark vertreten. Dabei griffen die Redner und Schreiber „weniger auf vergangene oder
zeitgenössische Denkansätze zurück, sondern fast nur auf deren Terminologie.“1 Durch
das Aufnehmen religiöser Anschauungen bekam der Nationalsozialismus eine
„geschichtliche Pseudorechtfertigung“2. Cornelia Berning schreibt: „In der Zeit, in der
Herrschaftsordnung und Glaubenssysteme von jahrhundertealter Tradition ihren Einfluss
auf den Menschen verloren hatten, in der Religion nicht mehr lebenschaffende
Wirklichkeit war, lag es nah, die Bereitschaft der Masse für neue innerweltliche Teilsysteme
politisch auszunutzen.“3
Auf diese Verwendung von religiöser Rhetorik untersucht Alexandra Heberger den
grotesk-satirischen Roman „Der Nazi und der Friseur“4 von Edgar Hilsenrath, der ihrer
Meinung nach diese Sprachelemente der Nazis aufgreift und parodiert.5 Diese satirische
Form der Sprachkritik findet auch Hans Otto Horch.6
In dieser Arbeit soll ebenfalls die religiöse Rhetorik des Romans untersucht werden.
Dabei wird der Frage nachgegangen, ob die diese im Roman neben der satirischen
Sprachkritik an Propagandaverfahren des Nationalsozialismus7 auch als literarisches
Verfahren zur Religionskritik zu lesen ist. Diese Untersuchung soll exemplarisch an einer
Szene des Romans, der Ölbergpredigt8, durchgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Religiöse Rhetorik im Nationalsozialismus
- 1.2. Groteske und satirische Sprache
- 1.3. Zielsetzung der Arbeit
- 2. Struktur und Aufbau der Szene
- 2.1. Strukturanalyse
- 2.2. Der Ölberg als Ort der Hitler'schen Bergpredigt
- 2.3. Die Figur, Adolf Hitler'
- 3. Analyse der Rede
- 3.1. Lukaslesung
- 3.2. Seligpreisungen
- 3.3. Antithesen
- 3.4. Die exponierte Seligpreisung
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die religiöse Rhetorik im Roman „Der Nazi und der Friseur“ von Edgar Hilsenrath, um herauszufinden, ob sie neben der satirischen Sprachkritik an Propagandaverfahren des Nationalsozialismus auch als literarisches Verfahren zur Religionskritik zu lesen ist. Die Untersuchung konzentriert sich dabei exemplarisch auf die Szene der „Ölbergpredigt“.
- Analyse der Struktur und des Aufbaus der „Ölbergpredigt“
- Untersuchung der Verwendung religiöser Sprachelemente und Bilder
- Beurteilung der satirischen Elemente der Rede
- Interpretation der „Ölbergpredigt“ als literarisches Verfahren zur Religionskritik
- Diskussion der Rolle der Figur Hitler im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Verwendung religiöser Begriffe und Bilder in der Propagandasprache des Nationalsozialismus und stellt den Zusammenhang zwischen Religion und politischer Ideologie dar. Kapitel zwei beschäftigt sich mit der Struktur und dem Aufbau der „Ölbergpredigt“, wobei der Fokus auf dem Ort der Szene, dem Ölberg, und der Figur Hitlers liegt. Das dritte Kapitel analysiert die Rede Hitlers, indem es die Lukaslesung, die Seligpreisungen, die Antithesen und die exponierte Seligpreisung untersucht.
Schlüsselwörter
Religiöse Rhetorik, Nationalsozialismus, Propaganda, Groteske, Satire, „Der Nazi und der Friseur“, Edgar Hilsenrath, Ölbergpredigt, Hitler, Religionskritik.
- Citation du texte
- Matthias Grammann (Auteur), 2008, Der Anti-Messias: Die Ölbergpredigt des 'Adolf Hitler' im Roman "Der Nazi und der Friseur" von Edgar Hilsenrath, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183501