Leseprobe
Inhalt
Vorwort
Die Spätbronzezeit in der Schweiz
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Die Einwanderer in Graubünden
Die Laugen-Melaun-Gruppe
von etwa 1200 bis 800 v. Chr.
Anmerkungen
Literatur
Bildquellen
Der Autor Ernst Probst
Bücher von Ernst Probst
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auf dem Montlinger Berg bei Oberriet im Kanton Sankt Gallen
hat man zur Zeit der Laugen-Melaun-Gruppe eine befestigte Siedlung errichtet.
Sie wurde durch einen 120 Meter langen Wall aus Lehm, Stein
und vielleicht auch Holz geschützt.
Vorwort
Eine Kultur der Bronzezeit, die von etwa 1200 bis 800 v. Chr. gebietsweise in den Kantonen Grau- bünden und Sankt Gallen sowie in Liechtenstein existierte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches »Die Laugen-Melaun-Gruppe in der Schweiz«. Geschildert werden die Anatomie der damaligen Ackerbauern, Viehzüchter und Bronzegießer, ihre Siedlungen, Klei- dung, ihr Schmuck, ihre Keramik, Werkzeuge, Waffen, Haustiere, Jagdtiere, ihr Handel und ihre Religion.
Verfasser dieses Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Er hat sich vor allem durch seine Werke »Deutschland in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« (1996) einen Namen gemacht. Das Taschenbuch »Die Laugen-Melaun-Gruppe in der Schweiz« ist Dr. Gretel Gallay (heute Callesen), Dr. Albert Hafner und Dr. Jürg Rageth gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei seinem Buch »Deutschland in der Bronzezeit« unterstützt haben.
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Der dänische Archäologe
Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865) hat 1836 die Urgeschichte
nach dem jeweils am meisten verwendetem Rohstoff in drei Perioden eingeteilt:
Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit.
Die Spätbronzezeit in der Schweiz
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Die Spätbronzezeit begann in der Schweiz etwa um 1300/1200 v. Chr. und endete um 800 v. Chr. Sie umfasst die Stufen Bronzezeit D (etwa 1300 bis 1200 v. Chr.) sowie Hallstatt A und B (etwa 1200 bis 800 v. Chr.). Die Funde aus den Seeufersiedlungen stammen aus den Stufen Hallstatt A 2, B 1 und B 2. In den meisten Kantonen der Schweiz war von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. die Urnenfelder-Kultur verbreitet.1 Das beweisen Funde aus Seeufersiedlungen (»Pfahlbauten«), Gräberfeldern und Depots. In Teilen von Graubünden und Sankt Gallen wander- ten zwischen etwa 1300 bis 1100 v. Chr. Angehörige dreier verschiedener Kulturen in das Gebiet der In- neralpinen Bronzezeit-Kultur ein. In Nord- und Mit- telbünden lebten Menschen der Urnenfelder-Kultur und der Laugen-Melaun-Gruppe (s. S. 17). Im Unterengadin behauptete sich nur die Laugen-Melaun-Gruppe. In Südwestbünden (Misox) gab es eine Kultur südalpiner Herkunft.
Karte auf Seite 15:
Verbreitung der Kulturen und Gruppen während der Spätbronzezeit
(etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr.) in der Schweiz Karte aus dem Buch
» Deutschland in der Bronzezeit « (1996) von Ernst Probst
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JüRG RAGETH,
geboren am 30. Dezember 1946 in Chur (Graubünden), studierte in Zürich
bei Professor Dr. Emil Vogt (1906 - 1974). Er ist Prähistoriker
und arbeitete seit 1973
beim Archäologischen Dienst Graubünden in Chur und Haldenstein.
Sein Interesse gilt vor allem der Bronzezeit. Von 1971 bis 1983 leitete er
die Ausgrabungen
auf dem bronzezeitlichen Siedlungsplatz Padnal bei Savognin in Graubünden.
1986 schlugen Rageth und andere Archäologen den Begriff Inneralpine Bronzezeit-Kultur vor.
Die Einwanderer in Graubünden
Die Laugen-Melaun-Gruppe
In der Spätbronzezeit zwischen 1200 und 1100 v. Chr. drangen Angehörige fremder Kulturen in das vermutlich schwach besiedelte Verbreitungsgebiet der Inneralpinen Bronzezeit-Kultur ein und führten deren Ende herbei. Man weiß nicht, ob dies auf friedlichem oder auf kriegerischem Wege geschah. Bei diesen fremden Kulturen handelte es sich um die UrnenfelderKultur, um die Laugen-Melaun-Gruppe und um eine Kultur südalpiner Herkunft.
Nach Ansicht des Bündner Prähistorikers Jürg Rageth kamen Menschen der Urnenfelder-Kultur und teilweise auch der Laugen-Melaun-Gruppe aus dem Norden über Vorarlberg (Österreich) und das Sankt Galler Rheintal nach Nord- und teilweise auch nach Mittelbünden. Sie gelten als die Vorfahren der eisenzeitlichen Kelten in Graubünden.
Von Süden her gelangten - laut Rageth - gleichzeitig Leute der Laugen-Melaun-Gruppe aus ihrer Heimat- region im Trentino und Südtirol (Italien) ins Unter- engadin. Die Laugen-Melaun-Leute werden als Ahnen der historischen Räter in Graubünden betrachtet. In Nord- und Mittelbünden lebten während der Spät- bronzezeit sowohl Angehörige der Urnenfelder-Kultur als auch der Laugen-Melaun-Gruppe friedlich neben-
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ADRIAN EGGER,
geboren am 8. September 1868 in Prägraten, gestorben am 18. März 1953 in Brixen, wurde 1899 zum Priester geweiht. Er wirkte acht Jahre als Seelsorger, bevor er 1908 nach Brixen berufen wurde, um die Diözesan-Kunstpflege zu betreuen. Daneben interessierte er sich
bald immer mehr für die Vorgeschichte des Eisack- und Pustertals,
wovon seine Publikationen
und die prähistorische Sammlung im Diözesanmuseum zeugen. Egger verwendete 1917
als erster den Begriff Laugenkultur.
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GERO VON MERHART, geboren am 17. Oktober 1886 in Bregenz (österreich),
gestorben am 4. November 1959 in Kreuzlingen (Schweiz).
Er promovierte 1913 in München,
geriet 1914 in russische Gefangenschaft
und arbeitete 1919 bis 1921 an russischen Museen. Von 1921 bis 1927 wirkte er
am Museum Ferdinandeum
und an der Universität Innsbruck, danach kurz in Mainz
und 1928 bis 1949 als Professor in Marburg. Von Merhart prägte 1927
den Begriff Melauner Kultur.
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