Im Spannungsfeld nationalkultureller und supranationaler kultureller Kräfte

National Versus Supranational Cultural Forces


Libro Especializado, 2011

109 Páginas


Extracto


INHALT

Teil 1 Das kulturelle trojanische Pferd und die Nationalkulturen
1. Trojanische Pferde und das trojanische Prinzip
2. Interview mitDr. John F. Nash - Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, Princeton University, Princeton
3. Das Spiel der Allianzen:
Erbfeindschaft, Freundschaft, Partnerschaft und Komplizität

Part 2 Understanding and Modeling Diverse Cultural Systems And Their Integration 32
1. Global Culture Systems Analysis
2. A critical review of the global cultural paradigm
1. The state of the intercultural art and science: On human relativity in intercultural research
2. Enhancing the intercultural art and science: Sources, models and the achievement of supreme cultural intelligence
3. Die Revolution der Nächstenliebe als Management der globalen Krise
Postscriptum

Teil 1 Das kulturelle trojanische Pferd und die Nationalkulturen

Kapitel 1

Trojanische Pferde und das trojanische Prinzip

Heute erreicht uns folgende Nachricht aus Brüssel als Resultat sich bis ins Morgengrauen hinziehendermultilateraler Verhandlungen der europäischen Staats- und Regierungschefs über die Romvertragsänderungen(der Romvertrag ist der Gründungsvertrag der heutigen EU) von1957 zur Bekämpfung der Schuldenkrise.Sie liefert Evidenz für das von mir identifizierte trojanische Pferd-Syndrom in den diversen Subsystembereichen eines nationalkulturellen oder, wie in diesem Fall, supranationalen Makrosystem der EU. Der trojanische Pferd-Effekt wirkt unabhängig von der Skalierung des Bezugssystems.

„Neuer Euro-Vertrag: 17 dafür, 9 vielleicht, Briten alleine

Brüssel (dpa) - An dem geplanten neuen zwischenstaatlichen Vertrag zu mehr Haushaltsdisziplin in Europa werden sich neben den 17 Staaten mit Eurowährung möglicherweise auch 9 Nicht-Euro-Länder beteiligen. Allein Großbritannien ist mit Sicherheit nicht dabei.

"Wir werden eine neue Fiskalunion schaffen, die zugleich auch eine Stabilitätsunion ist", sagte Angela Merkel nach den Verhandlungen. © dpa / Olivier Hoslet

Dies geht aus einer geänderten Erklärung der Staats- und Regierungschefs der Euroländer hervor, die am Freitagmittag in Brüssel veröffentlicht wurde. Mit dem Vertrag wollen die Euroländer der Schuldenkrise entgegenwirken.

In der Nacht hatte es beim EU-Gipfel noch geheißen, Bulgarien, Dänemark, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien hätten die Absicht, dem Vertrag beizutreten. Tschechen und Schweden wollten ihre Parlamente konsultieren, Ungarn und Briten nähmen nicht teil.

Dies wurde in der neuen Fassung der Schlusserklärung geändert. Demnach hat von den zehn EU-Staaten ohne Eurowährung nur Großbritannien definitiv nicht die Absicht, den neuen Vertrag zu unterschreiben. Die anderen neun hätten "die Möglichkeit angezeigt, an diesem Prozess…“

Quelle: GMX-online Nachrichten

Der erste Teil der folgenden Schrift befasst sich mit der Metapherdesmetaphorischentrojanischen Pferd-Effektes vs.trojanischen Schatz-Effektes. Die europäischen Kulturen bilden ein Mosaik diverser Traditionen, romanischer, germanischer, angelsächsischer, skandinavischer und nunmehr auch slawischer, das seit zweitausend Jahren vom Licht der christlich-jüdischen europäischen Zivilisation mit seinem einzigartigen Wertekanon, in dessen Zentrum die Würde des Individuum in einer demokratischen Gemeinschaft steht, durchflutet wird.

Doch dieses gemeinsame Erbe ist immer wieder bedroht gewesen, wie die Geschichte der historischen europäischen Wechselwirkungen bis zu dieser heutigen Nachricht zeigt, die dokumentiert, wie beispielsweise im historischen Fall der Politik des leeren Stuhls seitens der gaullistischen Regierung Frankreichs, immer wieder eine Nationalkultur als trojanischer, verdunkelnder Sprengsatz der supranationalen europäischen Idee der Gründungsväter Europas, Schumann (Frankreich), Hallstein (BRD) und Gaspars, die über die Meilensteine Montanunion von 1951, Romverträge zur Gründung der EWG von 1957 und die Realisierung des europäischen Binnenmarktes im Juli 1969, die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion und schließlich die politische Union zu verwirklichen wollten.

Nachdem die trojanische Metapher die nationalkulturellen Interessen in Bezug auf das supranationale europäische System verdeutlicht hat und diese Spielart des trojanischen Effektes à l’anglaise durch den Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften der renommierten Universität Princeton analytisch unterstützt wurde, entspricht der zweite Teil gewissermaßen dem Licht, welches dieses Mosaik der diversen kulturellen Subsysteme sinngebend erleuchtet und die Nationalkulturen mit der Universalkultur im kulturanthropologischen Sinne korreliert- und eine universelle kulturelle Integrationsformel entwickelt. Britische „splendid isolation“, deutsche Überheblichkeit und das französische Grande Nation-Denken bedürfen alle einer Entwicklung vom kulturellen zum transkulturellen Bewusstsein, wenn das supranationale Europa im Interesses der diversen Nationalkulturen gelingen soll, einen kulturellen Wandel vom Kulturellen und Interkulturellen zum Transkulturellen hin. Bewusstseinswandel, kultureller Wandel und politischer Wandel sind eine Kausalkette mit dem Primat des Bewusstseins, wie es im zweiten Teil wissenschaftlich konsistent dargelegt wird.

Dieses Kapitel, das sich mit dem Management des kulturellen trojanischen Pferd-Effektes befasst, hat sowohl universelle kulturelle Bedeutung, als auch eine kulturspezifische deutsche und europäische – beispielsweise in der französischen Politik des leeren Stuhls oder des heutigen Spaltversuchs der Euroländer aus britischem Finanzmarktkalkül - Bewandtnis und dient insbesondere der Sensibilisierung und Prävention hinsichtlich persönlicher, divers skalierter kollektiver intra- und interkultureller, organisations-,national- und globalkultureller „trojanischer Pferd-Phänomene“.

Kulturell bedingt und um kulturelle Sensibilität zu respektieren, ist dieses Kapitel etwas verschlüsselt gefasst. Um den kulturellen trojanischen Pferd-Effekt zu verhindern bedarf es des bewussten, wissenden und kunstvollen Managements der Kultur. Ihr Missmanagement kann den mythischen kulturellen systemkorrumpierenden trojanischen Pferd-Effekt fördern und zu suboptimalen und alienierenden Strukturen und Prozessen führen, statt den metaphorischen mythischen Schatz des Priamos Trojas in der Gestalt kultureller Integrität und Synergie zu fördern. Zielsetzung ist jenes Management des Kulturellen, das vom ersteren Effekt befreit und stattdessen, unter Beibehaltung der trojanischen Metapher, Kultur als Schatz und Ressource versteht und entsprechend sorgsam verwaltet. Eine diesbezügliche systematische Vorgehensweise wird in Teil 2 dargelegt, der ein innovatives systemunabhängiges Universal-Kulturmanagementprinzip formuliert.

Die menschliche Individualität und unteilbare Ganzheit untergrabende Vermassung, Vermischung und Vermengung (eine Perversion der Gemeinschaft, wie auch der Gesellschaft) und Entfremdung in jeder Form hat im weiteren Sinne trojanischen Pferd-Charakter. Es ist ein Rückfall in das prächristliche Heidentum des totalen Relativismus und identitätsloser schrankenloser Gier, wie es hierzulande und anderswo laut Zeitzeugen in der säkularisierten Welt anzutreffen ist. Das Nichtvorhandensein Jahrhunderte und Jahrtausende alter urbaner Kultur und geistiger Verwurzelung trägt das seine dazu bei. Besonders ältere individualistische Kulturen, die ihrerseits aber zur exzentrischen Atomisierung ihrer Gesellschaftskultur neigen, haben bisweilen diese Wahrnehmung des Deutschen beispielsweise. (Das deutsche national- oder gesellschaftskulturelle System ist Gegenstand der folgenden Erörterungen.) Hierbei handelt es sich insbesondere um eine intrakulturelle Manifestation des kulturellen trojanischen Pferd-Syndroms. Unterwickelte Kultur im allgemeineren Sinne ist beispielsweise auch ein solcher trojanischer Sprengsatz, weil der kulturelle Akteur als Individuum oder Gruppe, ja selbst als Nation auf einer phylogenetischen Entwicklungsstufe stecken geblieben ist oder diese Entwicklung beeinträchtigt wird. Siehe hierzu das allgemeine und kulturelle Entwicklungsprofil des TP oder transkulturellen Profilers, Seite 68.

Etwas überspitzt formuliert lässt sich jedwedes exogen oder endogen generiertes, systemzerstörendes Input in die Trojaner-Metapher kleiden. Auch Kulturen, persönliche und Gruppenkulturen gleichermaßen, können als solche Systeme betrachtet werden. Kultursystemanalyse ist also auf allen Systemebenen, vom Gesamtsystem mit seinen mannigfaltigen Subsystemen bis hin zum Individuum, das die kleinste kulturelle Einheit bildet, möglich, in denen sich Kultur fraktal zu replizieren scheint.

Die Trojaner-Metapher entstammt der großen klassischen, griechischen Kultur, die die Wiege unserer westlichen Zivilisation verkörpert. Diese quasi archetypische Metapher des Menschlichen war damals so aktuell wie sie heute ist und wurde nicht zuletzt deshalb von der IT-Community als Bezeichnung für die Einschleusung missbräuchlichen Inputs in Systeme zu deren Unterminierung in der Welt der Informationssysteme erkoren. Es scheint einen überzeitlichen Sinn für diese Symptomatik und Spielweise des Menschlichen zu geben. Transponiert man den Begriff auf gesellschaftliche Systembereiche, so könnte man ihn durch nachfolgende beispielhafte aktuelle Analogien verdeutlichen, die den Zeitraum von zweitausend Jahren überbrücken und in etwa denselben kulturellen Raum damals wie heute involvieren: Das Troja der heutigen Zeit könnte man mit der EU mit dem EURO gleichsetzen und das gegenwärtige Griechenland mit seiner Staatshaushaltsmisere als ein trojanisches Pferd für den EURO und die EU, also Europa, betrachten, obschon Griechenland, wie bereits erwähnt, terminologisch und geistig mit der Entstehung desselben zu tun hat. Es stand gewissermaßen sowohl terminologisch als auch geistig Pate für Europa, das gesamtkulturell somit ein jüdisch-griechisch-römisch basiertes Kultursystem mit dem zentralen überzeitlichen Tenor und Wertesystem der christlichen Zivilisation bildet und dessen Patron der Hl. Benedict von Nursia, der Begründer des abendländischen Mönchtums, ist. Dieses war über Jahrhunderte die institutionelle und geistige Geburtshelferin Europas und somit seiner überseeischen Ramifikationen in der Gestalt der sogenannten neuen Welt mit den essentiellen europäischen Werten. Die päpstliche Weihe der Welt an die unumschränkte Königin des Weltalls und höchste Schutzherrin der Welt in der Gestalt Mariens und die Erwählung Benedicts von Nursia als Patron Europas zeugen von der Bewusstheit und der Erfordernis der geistig-kulturellen Integrität der Welt im allgemeinen und Europas im besonderen, dessen integrierende Grundwerte gegenwärtig gewissermaßen einem trojanischen Pferdeffekt in der Gestalt extremer Säkularisierung und Relativierung, mit der Folge diverser gesellschaftlicher Krisen ausgesetzt sind. Kann dieser das europäische Wertegefüge unterminierende trojanische Pferdeeffekt revidiert werden, so hat Europa mehr Zukunft.

Und da Troja in der heutigen Türkei liegt und der deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann dieses archäologisch erforscht hat und da wir als quasi einziges Land heute ein bedeutsames soziokulturelles Input aus diesem Kulturkreis in unserem nationalkulturellen, bundesdeutsches System haben, drängt sich eine Analogieherstellung ob solcher Zufälle, die es laut dem Weisen Krishnamurti nur bei der Kellertür geben soll, geradezu auf. Der deutsche Kaufmann hat einiges aufgegeben, um die für ihn kostbare Perle archäologisch zu erforschen. Wechselwirkungen zwischen Kulturen gibt es in der Regel in beiden Richtungen, da jede Aktion eine Reaktion hat. Das lässt sich insbesondere in den diversen Kolonialismen erkennen, die häufig in historischen Zeithorizonten zeitversetzt geistig rückwirken: man denke an Anglo-Indien und seine geistigen Wechselwirkungen, das frankophone Afrika und den Metropolbereich des französischen Hexagons. Nun, kurz, man kann, zumindest systemanalytisch, die Frage aufwerfen, inwieweit das türkische Systeminput, neutral gesprochen, für die hiesige Landeskultur ein metaphorisches neuzeitliches trojanisches Pferd, ein trojanischer Schatz oder aber eine Mischung aus beiden darstellt. Beide fanden, interessanterweise, sowohl was Schliemann, als auch das in den Sechzigern in Kraft tretende Gasarbeiter-Anwerbeverfahren, vor einem wirtschaftlichen Hintergrund statt, wobei letzteres als ein etwas astigmatisches Input in die hiesige Wirtschaft gedacht war, weil es die Veränderung des Gesamtsystems durch dieses Input langfristig nicht ins Kalkül miteinbezog, da die kulturelle Variable durch die alles Denken determinierende – quasi korrumpierende – wirtschaftspolitische Priorisierung überflügelt und ignoriert wurde. Die Gewinnung eines neuen sozialen Gleichgewichtes, einer neuen kulturellen Homöostasis ist bis heute eine offene Frage und somit ist die Frage, ob dieses Input ein Trojaner oder irgendwann zu einer nachhaltigen kulturellen Homöostase in der Gestalt des tragfähigen und respektvollen Zusammenwachsens führt, gerechtfertigt.

Ein jeder möge anhand systemrelevanter Evidenz beurteilen, inwieweit globale Trojaner im physischen, ökologischen, virtuellen und geistigen Raum das Gesamtsystem oder Subsysteme des Gesamtsystems kurz- oder langfristig bedrohen. Es gibt latente Trojaner, die hin und wieder ein System infestieren und es aus den Angeln zu heben drohen, wie beispielsweise intrakultureller deutscher Terrorismus, gleich von welcher Seite oder nationale Überheblichkeit, die dieser Tage von einem altgedienten Politiker und ehemaligen Bundeskanzler, der nach eine Epoche nationalkultursystemischer Divergenzen ein bilaterales nationalkulturell integratives Gespann mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing abgab und „en connaissance de cause“ (berufenermaßen weiß) diese zeitüberdauernde Gefahr mit der Folge einer erneuten Isolation Deutschlands in Europa anmahnte, mit dem sinngemäßen Hinweis, dass unser Land sodann als ein supranational wirkender Trojaner für ganz Europa in neuer Gestalt wahrgenommen werden würde. Der damalige nationalsozialistische Trojaner für die ganze Welt wurde mit der falschen Appeasement Strategie seitens des Weltsystems quittiert. Diese Gefahr rührt vom Missverständnis des Trojaners, dessen einziges Ziel die Unterminierung des Systems ist, auf das er fokussiert ist. Die Metapher – die vorzüglichste aller Kunst, laut Aristoteles – und in diesem Falle die trojanische, entstammen gleichermaßen dem griechischen Kulturkreis. Erstere ist ein universelles geistiger Kunstgriff, letztere offenbar ein quasi universelles Phänomen.

Unsere technisch-wissenschaftliche Welt und die gesamte moderne Zivilisation scheinen für eine spezielle weltanschauliche Replikation dieser, wenn auch nicht authentischen geschichtlichen Tatsache, so doch als eine Metapher für List und Korrumpierung par excellence, blind zu sein.

In der Bibel heißt es „an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ und nicht an ihren weltlichen Ressourcen, über die Gottlose und Gottesfürchtige gleichermaßen verfügen können. Der trojanische Virus, der heute metaphorisch die virtuellen Welten belastet und das gesamte technisch, wissenschaftliche, politische und sozioökonomische planetare Feld torpedieren kann, grassiert bereits seit Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden bis in dieses Millennium hinein, in der Gestalt von Despotismus und Fundamentalismus, die die Schöpfungsordnung korrumpierend, nach ihren Interessen umgestalten wollen; als ein Cadeau empoissonné (ein vergiftetes Geschenk), das die geistige Welt umfassend torpediert.

In Wellen, die zyklisch zu Sturmfluten ausarten, die in größeren Zeiträumen die christliche Zivilisation zu zerstören drohen – die entscheidenden historischen Show-downs in der Gestalt der über die menschliche Zivilisation entscheidenden Auseinandersetzungen – scheint dieser bislang, wiederum allegorisch gesprochen, zum Glück nur von der Energie eines Mondfragments erzeugte Wellengang, so unablässig und kontinuierlich wie das Gestirn selbst, seine Wut auf den ebenso symbolhaften festen Fels, insbesondere der Kirche Jesu Christi zu entladen. Das ist weiter nicht schlimm, solange der Fels den Gezeiten trotzen und das Element Wasser in Schranken halten kann und somit das Salz der Erde nicht verwässert und schal wird, ja sogar aufgelöst wird.

Aufgrund der Metapher des Felsens und der des Halbmondes – (der Mond-Sichel, die die menschliche Zivilisation nach ihren Maßgaben und Erfordernissen, unabhängig vom eigentlichen Herrn der Ernte, ernten möchte), der hinter dem ideologischen kulturellen Wellengang wirkt, kann man, ebenso wie in der Natur, von der Erfordernis eines Gleichgewichtes sowohl in dieser, als auch im übertragenen geistigen Sinne, im geistigen Bereich, ausgehen. Nicht von ungefähr haben wir es heute in der Natur offenbar mehr denn je mit Tsunamis zu tun, die ihre Entsprechung sowohl in der virtuellen und der geistigen Welt haben und somit die menschliche Zivilisatin insgesamt betreffen.

Es zeugt von Unkenntnis der Natur und Unwissenschaftlichkeit, trotz endloser Replizierung eines Vorgangs nicht von einer soliden Evidenz für eine, wenn auch geistig nicht erschöpfend erklärbare Axiomatik, auszugehen. Denn dies postuliert die wissenschaftliche Theorie, auch wenn die eschatologischen Zusammenhänge dem menschlichen Geist noch nicht vollends zugänglich sind.

Es kann also hilfreich sein, nicht in Kategorien des Antagonismus zu reflektieren, denn die ideologischen Wellen und der ideologische Fels sind ebensowenig antagonistisch zu einander wie der Fels und das Meer, denn sie bedingen einander gegenseitig, das Wasser gibt dem Felsen Kontouren und der Fels begrenzt die Natur des Wassers, damit es nicht die ganze Welt sintflutartig vernichtet.

Das Wasser folgt seiner von der Natur vorgezeichneten natürlichen Gesetzmäßigkeit und dehnt sich über die ganze Erdoberfläche aus, wenn es keinen Widerstand findet. Die einzige Möglichkeit, die Kontinuität der Schöpfung aufrechtzuerhalten und sie nicht hinwegspülen zu lassen, besteht also in der Begrenzung und der Einschränkung des Elements. Wenn die Aktivität des Wassers zunimmt, dann muss auch der Fels konsolidiert werden, damit er die physischen, wie auch geistigen Wellen, in die Schranken weisen kann.

In der Natur läuft das ordnungsgemäß ab, so wie es in Genesis beschrieben und von den Wissenschaften wie der Geologie, der Meeresforschung, der Kosmologie und anderen afferenten Bereichen für das Verständnis der Natur wissenschaftlich übersetzt und systematisiert wurde. Die Natur erhält ihr Gesamtgleichgewicht nach der ihr gegebenen Ordnung selbstregulierend aufrecht, denn wäre das nicht so, so würde aufgrund der intra- und interplanetaren systemischen Wechselwirkungen möglicherweise eine kosmologische Verkettung erfolgen, die die Kontinuität der Schöpfung unterminieren würde. Nicht zuletzt deshalb wurde dieses mikro-makroskopische System als Kosmos mit der Bedeutung von Ordnung bezeichnet.

Zunächst ist also festzuhalten, dass man die weltanschauliche historische Herausforderung basierend auf der Naturmetapher nicht in Kategorien des Antagonismus, sondern der gegenseitigen Bedingtheit thematisieren könnte. Gegenseitige Bedingtheit heißt Unfähigkeit der unabhängigen Existenz voneinander und Interdependenz wie Tag und Nacht, Mann und Frau, ohne deren ausgewogene Ordnung natürliche und menschliche Systeme gleichermaßen enden. Diese Sichtweise erhebt die Zielproblematik auf die rationale Ebene und setzt dem Glauben den erforderlichen rationalen Felsen entgegen. Beide zusammen können die menschlichen und gesellschaftlichen Gleichgewichte aufrechterhalten helfen. Dies ist in der Tat auch ein Tenor des Pontifikats des gegenwärtigen Papstes Benedikt XVI.

Es ist wichtig, zu erkennen, dass die Interaktivität komplementärer Interdependenz sowohl im Interesse des Glaubens als auch der Vernunft im Bereich der geistigen Ressourcen, wie auch der natürlichen mit deren physischen Komplementarität ist und der Aufrechterhaltung der physischen und geistigen Schöpfung dient. Der Tenor der Balance im Einklang mit der Intention des Schöpfers der materiellen und der geistigen Welten – die von Ihm als gut („Und er sah, dass es gut war“) beurteilt wurde – kann als menschlicher Kompass für die Aufrechterhaltung der Ordnung der Schöpfung dienen, an der alle Menschen, ja selbst die gesamte Natur ohne Einschränkung, interessiert sein müssen, wenn sie fortbestehen möchte.

Die Natur, sowohl die geistige als auch die materielle, haben die Fähigkeit einer höheren Erkenntnis und Wirkungsweise, die die scheinbaren Antagonismen im Interesse der Kontinuität des Ganzen transzendiert. Das scheinbare Dilemma des scheinbar unauflösbaren Widerspruchs der geistigen und natürlichen Elemente kann also auf einer höheren Ebenen, die von der Integrität, Ganzheit und Kontinuität der Schöpfung her denkt – und somit an der Intelligenz und Weisheit der Schöpfung und des dahinter stehenden Schöpfers gewissermaßen partizipiert – integriert werden, ebenso, wie die Mutter Erde als Lebensträgerin Erde und Wasser, sowie weitere Elemente in ihrem Schoß integriert und vereint, damit Leben entstehen kann. Adam, der Mensch aus Erde schlechthin entstammt diesem Prinzip der integrativen Erde. Unabhängig davon gibt es den Menschen, wie wir ihn kennen nicht, ebensowenig wie damit einhergehende Fragen. Nichts! Nichts! Gar nichts!

Der geistige Mensch entstammt ebenso einer integrativen geistigen Matrix. Wenn die integrative Logik des geistigen Humus versagt, gibt es eine Korrumpierung und Diskontinuität der geistigen individuellen und gesellschaftlichen Welt mit ihren verheerenden Folgen, dessen, was man als verheerende Tsunamis des Geistes bezeichnen kann. Wenn der materielle und der geistige Humus ihre integrative Tragkraft verlieren, endet das physische und das geistige Leben gleichermaßen, weil es die Schöpfungsordnung negiert und sich somit außerhalb der Logik des Lebens, für das es keinen Ersatz gibt, positioniert.

Es ist offensichtlich, dass man die weltanschauliche Thematik nach den fundamentalsten Naturgesetzen beurteilen kann. Die entzieht sie der Idiosynkrasie und der Intention dessen, was in der geistigen Welt den metaphorischen trojanischen Pferden, den vermeintlichen Geschenken, die sich als zerstörerisches Gift entpuppen, entspricht. Der Mensch hat die distinktive singuläre Freiheit, die physischen und geistigen Naturgesetze, die das eine Prinzip des Lebens gleichermaßen inkarnieren zu akzeptieren oder ihre Unerbittlichkeit zu ignorieren und sie zu seinem vermeintlichen Vorteil auf Kosten seiner Existenz als Menschheit und der Gesamtheit der Schöpfung astigmatisch zu beugen.

Der Mensch kann also die verheerenden trojanischen Pferde unserer Zeit, die die komplementäre auf Gleichgewicht und Interdependenz basierende eine Schöpfungsordnung ohne nachhaltige Ausweich- und Ersatzordnung korrumpieren, nur zähmen, wenn er die Erkenntnis und den Sinn für den integralen Menschen als Abbild einer integralen Erde und Replikation des daher auch absoluten, allumfassenden EINEN erlangt.

Praktischer heißt das, dass man ebenso wie im planetaren, globalen virtuellen Informationsraum auch im geistigen Raum Schutzwälle aufbauen muss – vergleichbar mit der Trennung der Erde und des Wassers –, die die trojanischen Pferde in den diversen Bereichen erkennen und abwehren, weil ihre unnatürliche Natur die Negation der einen Schöpfungsordnung, mit ihrem unabdingbaren Gleichgewicht und ihrer natürlichen Ordnung der Wahrheit, bedeutet.

Der Fels, die höchste Verdichtung und Burg der Erde, die der Zeit und den Gezeiten trotzt, darf sich also nicht zu sehr unterspülen, unterminieren und untergraben lassen, weil sie sonst nicht mehr ihre Mission in der physischen wie geistigen Welt erfüllen kann. Das Salz der Erde, das sie sein soll, wird somit schal. Und wenn das eintritt, so fragt die Bibel in ihrer schöpfungsorientierten Gesamterkenntnis zurecht: „Womit soll sie dann gesalzen werden?“ Es gibt keine Alternative. Dieser metaphorisch formulierte Sachverhalt der Schöpfung sollte als Maßstab für die Beurteilung der diversen trojanischen Pferde unserer Epoche dienen und die erforderlichen Schranken und Grenzen setzen, damit die Schöpfungsordnung nicht astigmatisch unterminiert wird. Wenn der Fels nicht mehr Fels sein möchte, dann ist es so, als wollte der Mann nicht mehr Mann, der Tag nicht mehr Tag, sondern Finsternis sein. Es ruft die geistige, menschliche und weltliche Apokalypse hervor. Und wenn die Ordnung der Schöpfung so untergraben wird, dass ihre Existenz gefährdet wird, dann lässt das den Schöpfer, beziehungsweise die Gesetze der Schöpfung nicht nicht-reagieren, könnte man annehmen. Der Mensch hat also eine Verantwortung für die Aufrechterhaltung der physischen wie geistigen Ökologie insgesamt und kann sich seiner Verantwortung für die physischen und geistigen Räume unter dem Vorwand individueller oder kollektiver, weltanschaulicher oder anderer partikularistischen Interessenlagen nicht entziehen. Er muss die Dinge insgesamt und entsprechend der Gesetzmäßigkeit der Schöpfungsordnung betrachten und beispielsweise historische Evidenz nicht ignorieren und aus Nichtvertrauen auf die Weisheit dieser Schöpfungsordnung ohne Ersatz und im Interesse des Überlebens der Menschheit insgesamt jeder trojanischen Herausforderung, die die Homöostasis des Gesamtordnung trojanisch korrumpiert, entschlossen entgegentreten und kein Appeasement praktizieren, das die Despoten und andere Fundamentalismen auf den Plan ruft und bestärkt, weil ihre trojanische Natur die Schöpfung nur unterminieren kann. In jedem Fall muss man sich auf die Seite der Schöpfung und des Schöpfers stellen, der die Ordnung überzeitlich angelegt hat.

Der Mensch stößt auf Grenzen bei der Zähmung seiner eigenen und der weltweiten trojanischen Pferde, die letztendlich nur in einer eschatologischen Dimension verstanden und beherrscht werden können. Die gegenwärtige Adventszeit umfasst die gesamte Schöpfung von ihrer Genese durch das Wort, über die Menschwerdung dieses Wortes und dem Heilsgeschehen und der Erlösung vom metaphorischen korrumpierenden trojanischen Prinzip schlechthin, bis hin zur Wiederkunft des Wortes und Abrechnung über die Konformität der individuellen Geschöpfe, der Nationen, Kulturen, Sprachen und Weltanschauungen über ihre Einhaltung des Gesetzes des Wortes, das nichts anderes ist, als der Schöpfer selbst, denn (sinngemäß) „im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und Gott war das Wort und alles was gemacht ist, ist durch dieses gemacht“. Alles was nicht mit dem Wort konform ist, ist trojanisches Pferd, weil es die Wirkweise des Wortes - das kosmische System und seine ordnungsgemäßen Prozesse - zu zersetzen sucht. „Diabolein“, das Grundwort des Diabolischen bedeutet ja, die Ordnung durcheinanderbringen und ist somit das eschatologische trojanische Prinzip, das es zu erkennen, unterscheiden und entsprechend zurückzuweisen gilt. Und „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“. Wer also nicht Position gegen das dem Wort entgegengesetzte trojanische Pferd ergreift, ist gegen das Wort. Es ist also erforderlich, Position gegen die diversen trojanischen Pferde in zeitlicher und apokalyptischer Gestalt zu beziehen, wenn man sein Leben nicht verspielen möchte. Maßstab und Richtschnur ist in diesem Begriff des Advents enthalten, der die Schöpfungsordnung vom Beginn bis zum Ende inkarniert. Folgender, der Zeit entsprechender Hymnus ist ein Spiegelbild der Lage des Menschen und des Hilferufs im Hinblick auf die Erlösung von den zerstörenden trojanischen Pferden in eigener und fremder, individueller und kollektiver, manifester und verborgener Gestalt. Denn hinter den fundamentalen, weitreichenden existenziellen trojanischen Pferden scheint ein eschatologisches trojanisches Prinzip der Lüge - des Vaters der Lüge, wie der Widersacher in der Bibel genannt wird - von Anfang an zu wirken, das als Trojaner den Geist der trojanisch Agierenden trojanisch korrumpiert und umprogrammiert. Diese sind Opfer und bedürfen der Erlösung im eschatologischen Sinn. Es ist daher erforderlich, im christlichen Sinne das trojanische Prinzip, das die Unterminierung der göttlichen Schöpfungsordnung betreibt und weniger den „trojanisch“ Agierenden zu verweigern. Ein Hymnus der Adventszeit verleiht der menschlichen Sehnsucht nach Erlösung vom metaphorischen trojanischen Prinzip des Übels schlechthin Ausdruck:

Erhabne Mutter des Erlösers,

du allzeit offene Pforte des Himmels

und Stern des Meeres,

komm, hilf deinem Volke,

das sich müht, vom Falle aufzustehn.

Du hast geboren, der Natur zum Staunen,

deinen heiligen Schöpfer.

die du, Jungfrau davor und danach,

aus Gabriels Mund vernahmst das selige Ave,

o erbarme dich der Sünder.

Kapitel 2

Interview mit

Dr. John F. Nash - Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, Princeton University, Princeton/USA

G.D.: Sehen Sie eine Anwendung der Spieltheorie auf die europäische Währungsfrage?

Prof Nash: Nicht so sehr die mathematisch formulierte Spieltheorie, wohl aber die Logik der Betrachtung einer Sache als Spiel. Wenn Personen sich darüber im klaren sind, daß sie ein Spiel spielen, nehmen sie die Geisteshaltung eines Mitspielers und Wettbewerbers an. Zwei Familien, die beispielsweise eine Hochzeitsfeierlichkeit ausrichten, betrachten dieses vielleicht nicht als ein Spiel, sondern als etwas, das im Zeichen der göttlichen Liebe steht, und nicht Gegenstand eines Spiels sein sollte. Selbst wenn man die Europäische Union für etwas Gottgewolltes und in jeder Hinsicht Gutes hält und dies für alle Mitglieder gleichermaßen, wobei der Mitgliedschaft und der Nichtmitgliedschaft göttlicher Ratschluß zugrundeliegt, so wird man sie nicht als ein Spiel betrachten. Betrachtet man sie jedoch von einem anderen Standpunkt aus, so gleicht sie durchaus einem Spiel. Da gibt es Entscheidungen darüber, ob ein Land Mitglied werden sollte oder nicht. So hat Norwegen beispielsweise die Wahl gehabt, Mitglied zu werden, sich jedoch bisher dagegen ausgesprochen. Innerhalb der Union ist die Sache mit der Europäischen Währungsunion, die - soweit man dies als unbeteiligter Beobachter zu beurteilen vermag - aufgrund der Standpunkte der verschiedenen Mitgliedsstaaten möglicherweise nicht ganz verwirklicht werden kann. Der deutsche Außenminister beispielsweise ließ verlautbaren, daß die italienische Lire nicht ihren gegenwärtigen hohen Kurs verdiente, was zu einem Abfallen dieser Währung um 10% führte.

Zum anderen gibt es da viele Briten, die man als Euroskeptiker bezeichnet. Diese betrachten die Europäische Union insgesamt sehr skeptisch und wollen überhaupt keine Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union; viele Jahre waren sie ja keine Mitglieder. Und mehr noch haben Zweifel am Nutzen der Währungsunion. Dies ist nur vor dem Hintergrund der Tatsache zu verstehen, daß das Pfund eine Geschichte als internationale Währung hatte und eine herausragende Rolle spielte, als die Deutsche Mark noch keine Bedeutung als internationale Währung hatte; ebensowenig natürlich die italienische Lire. Der französische Franc spielte eine gewisse Rolle in den Gebieten, die unter französischem Einfluß standen.

Würden die Briten also beitreten, so würde ihre Währung mit großer Wahrscheinlichkeit einen untergeordneten Rang einnehmen. Sie würden ihre Führerschaft verlieren und zweitrangige Mitglieder werden, vergleichbar mit einer Provinz des Römischen Weltreiches, was der südliche Teil der Britischen Inseln ja eine Zeit lang war. Es besteht also ein gewaltiger Unterschied darin, ob man eine Provinz des Römischen Weltreichs oder das Zentrum des Britischen Weltreichs ist.

G.D.: Also eine Prestigefrage!

Prof. Nash: Hier spielt in der Tat der Prestigefaktor eine Rolle.

I. Sch.: Inwieweit kann die europäische Frage mit Monopoly verglichen werden?

Prof. Nash: Nun, Monopoly ist die Bezeichnung für das Spiel, das in Amerika vom Gedanken der Immobilieninvestitionen inspiriert wurde. Die Euroskeptiker in Großbritannien stehen der europäischen Idee skeptisch gegenüber, sind aber nicht zwangsläufig Gegner der Europäischen Union und erwarten nicht gutgläubig, daß diese ihnen zum Nutzen gereicht. Euroskeptiker betrachten sie natürlich als ein Spiel. Da ich persönlich die Dinge von außen betrachte, scheint es mir, daß die Briten ihre Interessen maximal durch ein Doppelspiel befriedigt sähen, indem sie dem Club zwar beitreten und die erforderlichen Mitgliedschaftsbeiträge bezahlen und in dem Maße kooperieren wie sie dazu gezwungen sind, doch mit dem Herzen stets nicht dabei sind. Sie gehen keine verbindliche Verpflichtung ein und sie haben viele andere Interessen, wie den Britischen Commonwealth, soweit er noch von Bedeutung ist. Gewiß sind da auch noch die großen Gebiete, in denen die englische Sprache gesprochen wird. Sie haben guten Grund für dieses Doppelspiel und nicht mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein. Ähnliche Erwägungen könnte sogar bei Spaniern und Portugiesen eine Rolle spielen, doch sie treten williger bei, da sie mit größerem Nutzen rechnen können. Man kann Kosten und Nutzen für jedes Land schätzen. Belgien hat das vorteilhafteste Kosten-Nutzen Verhältnis. Italien kann mit sehr großem Nutzen rechnen, ebenso kann Deutschland aufgrund seiner Ex- und Importe beträchtlichem Nutzen erwarten. Darüber hinaus wird der Nutzen geringer...Die Briten haben weniger Grund, mit Nutzen zu rechnen. Die Iberische Halbinsel hat ihre Verbindungen zu Brasilien, Mittel- und Südamerika, die ihre Aufmerksamkeit anziehen und die sie nicht um des Transpyrenäischen willen gänzlich verlieren wollen...Aber sie kann mit großem Nutzen rechnen. Die Norweger sind nicht der Ansicht, daß sie Nutzen erwarten können. Sie haben Erdöl Die Schweden spielen vielleicht ein ähnliches Spiel wie die Engländer. Aber das Volk ist gar nicht so sicher, daß Schweden überhaupt Mitglied sein sollte. Frankreich kann - geographisch betrachtet - großen Nutzen erwarten. Aber es hat nicht die Bedeutung eines großen Landes, vielmehr die eines weiteren, wenn auch größeren Belgien in der EU. Es kann das Vetomacht-Spiel spielen. Ich denke, die Union wird ein Gewinn für Frankreich sein.

G.D.: Glauben sie an eine wissenschaftliche Lösung der Frage der Europäischen Währungsunion, mit anderen Worten, kann sie von ihrem psychologischen Input abgekoppelt werden?

Prof. Nash: Ich denke, daß eine internationale Lösung der Währungsfrage viel besser wäre, und ich selbst bin gar nicht so sehr am Europäischen interessiert. Vielmehr betrachte ich es als ein Spiel, das es zu beobachten gilt. Aber ich denke, die europäische Währungsunion könnte von großem Nutzen sein. Wenn sie erst einmal in Kraft ist, könnte sie sich sehr vorteilhaft auswirken. Die Briten wollen vielleicht nicht drin sein und wollen vielleicht auch nicht, daß die anderen diese ohne sie schaffen. Sie würde den Handel erleichtern. Es geht nicht nur darum, Handel zu ermöglichen. Ein Kunde in Berlin, der den Katalog eines Pariser Kaufhauses hat, in dem die Warenpreise in französischen Francs angegeben sind, muß erst einmal überlegen und umrechnen, wieviel das Kleidungsstück, das er kaufen möchte, kostet. Wenn die Preise in einer Union jedoch metrische Größen wären, wäre es ein leichtes. Man könnte beispielsweise leicht feststellen, daß ein Berliner Kaufhaus es zu einem Preis, ein Pariser Kaufhaus zu anderen Preis anbietet; also bestelle gegebenenfalls das Kleidungsstück in Paris

G.D.: Wäre es möglicherweise nicht besser, die Aufmerksamkeit nicht ausschließlich auf die Schaffung einen europäischen, sondern eines universellen Standards zu richten, den sie bereits anklingen ließen? Das würde bedeuten, daß man die Problematik der europäischen Ebene überspringt und diese Teil einer umfassenderen Lösung werden läßt.

Prof. Nash: Auch hier befinden wir uns wiederum in einem Spielszenario...Ein solcher internationaler Standard wäre durchaus im Interesse von Staaten - wie beispielsweise Australien - weltweit. Er wäre sehr gut und von großem Nutzen. Wenn man jedoch ein sehr gutes europäisches System schaffen könnte, vergleichbar mit dem metrischen System, das in Frankreich erfunden wurde und zuerst in Europa und dann schließlich weltweit eingeführt wurde! Eine gute Idee kann Schule machen und sich weltweit durchsetzen, wenn sie wirklich gut ist.

G.D.: Europa als Versuchslabor für eine universelle Lösung!

Prof. Nash: Wenn sie etwas wirklich Gutes zustande bringen, etwas das der Vorstellung von einer Europäischen Union entspricht, die gegenwärtig ein europäischer Club ist - so verwehrt man den Beitritt. Man möchte die Türken draußen haben, die Griechen drinnen, aber die Türken mögen das nicht. Wo soll die Grenze gezogen werden? Man möchte die Norweger drinnen haben und die Türken draußen aber gegenwärtig wollen die Türken rein, die Norweger aber draußen sein. Wenn sich das ganze jedoch sehr gut entwickeln würde, könnte es sich weltweit ausbreiten und sogar an die Stelle der Welthandelsorganisation, den neu organisierten GATT, treten. Aber ich bin kein Experte, sondern nur ein frei Denkender.

Zukunft

Warum es den Menschen schwer fällt, glücklich zu sein?

Weil sie die Vergangenheit besser sehen, als sie war,

die Gegenwart schlechter, als sie ist,

und die Zukunft herrlicher, als sie sein wird

Marc Pagnol

Kapitel 3

Das Spiel der Allianzen:

Erbfeindschaft, Freundschaft, Partnerschaft und Komplizität.

So lautet die Bilanz der deutsch-französischen Beziehungen über die letzten Jahrhunderte. Es ist kein gut nachbarschaftliches Verhältnis, auch nicht unter dem Blickwinkel der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit, die Frankreich auf seine Fahnen geschrieben hat, soweit sie auf andere Anwendung finden sollen. Nichts liegt mir ferner, als ein Spielverderber zu sein, es sei denn, eines bösen Spiels, denn ich habe in Paris studiert und wünsche nichts mehr als eine konstruktive und gute Beziehung zwischen diesen beiden Kernländern Westeuropas. Das Ziel besteht vielmehr in der Etablierung einer nachhaltigen, echten, auf gemeinsamen Zivilisationswerten gründenden Einvernehmlichkeit bei gleichzeitigem Respekt der Diversität in jeder Hinsicht.

Mangels effektiver deutscher Emanzipation – vom Wirtschaftlichen abgesehen – steht Deutschland immer noch unter der Fuchtel Frankreichs, da es seine wahre Identität nicht erlangen konnte. Deshalb tut sich unsere Regierung immer noch zu schwer, einen eigenen Standpunt zu entwickeln und zu vertreten. Insbesondere eine Dame an der Staatsspitze läßt sich allzu leicht, aus diversen Gründen, an der Nase herumführen. Freundschaft lebt aber sowohl vom Einfühlungsvermögen als auch von komplementären Standpunkten. Sind sie nicht komplementär, so herrscht ein Machtverhältnis, das Freundschaft negiert. Es wird dann bestenfalls zur Komplizität, um wiederum andere an der Nase herumzuführen.

Und solange man unter der Fuchtel von anderen steht, gibt es dann wieder welche, die diese Schwäche auszunutzen suchen. Die mangelnde Identität und die geistige Unterjochung laden andere regelrecht ein, das geschwächte deutsche Haus zu infestieren, es auszunutzen und zu plündern und es schließlich mehr und mehr zu beherrschen. Das erklärt einige Schwachpunkte der Immigrationsdebatte, deren Problematik also tiefer liegt und ganzheitlicher kausal erklärt werden muss, als sich in oberflächlichen Schuldzuweisungen zu ergehen.

Doch solange die Deutschen ihr Haus nicht in Ordnung bringen können, sind sie selbst verantwortlich für ihre Situation. Letztendlich hängt alles an ihrem eigenen Bewusstseinsentwicklungsstand ab, der Fähigkeit, endlich eine zivilisierte, kultivierte eigene unabhängige Identität zu entwickeln, sowie es Briten, Spanier, Italiener und Franzosen, alle älteren Nachbarnationen vorgemacht haben. Es geht um die Emanzipation. Mit einem emanzipierten Volk springt man dann nicht respektlos um. Es flößt Achtung ein, nicht Furcht vor strotzender materieller Macht als Kompensierung nichtvorhandener geistiger Macht.

Tausend Jahre Geschichte seit der Teilung des Fränkischen Reiches Karls des Großen sind eine Geschichte des Bruderkriegs, der sich zu einer Erbfeindschaft um die Vorherrschaft in Europa entwickelt hat. Unter diesem Machtkampf scheint jedoch ein tieferliegender Konflikt zu schwelen, der bisweilen die grundsätzliche gegenseitige Ablehnung postulierte. Dies gilt es zu beleuchten und zu beheben, um die Weichen für einen nachhaltigen und keinen Schönwetterfrieden und -freundschaft, die keinen Bestand haben, zu stellen. Die Erbfeindschaft ist in den letzen Jahrhunderten eskaliert und hat zu drei epochalen Konflikten mit großem Kollateralschaden für die beiden Länder, sowie Europa und die ganze Welt geführt.

Deshalb ist es im Interesse all dieser Akteure weltweit, dass dieses Verhältnis nachhaltig und zum Vorteil und nicht zum Nachteil aller geordnet wird.

Diese Erkenntnis hat sich allmählich durchgesetzt und die Partner mussten sich, trotz ihrer scheinbaren Inkompatibilität, die wir hier etwas durchleuchten möchten, zu einer Zweckpartnerschaft gegen ihren eigenen tieferen Willen durchringen, um diesen verheerenden Kreislauf zumindest versuchsweise zu unterbrechen. Deshalb hat man versucht, nach dem zweiten Weltkrieg unter der Ägide der sogenannten Architekten Europas, wie z. B. Maurice Schumann in Frankreich, die Situation eines geschwächten Deutschlands zu nutzen, um seine potentielle materielle Macht in Gestalt der Bergbauindustrie (Kohle und Stahl) in die zu schaffende Montanunion einzubinden und sie als Grundlage klassischer Kriegsindustrie mitzubeherrschen. Es ist eine Zwangsmaßnahme unter historischem Druck gegen den tieferen Willen der Akteure gewesen, die jedoch beiden entgegenkam, Deutschland in der Gestalt einer beginnenden Rehabilitierung in der Folge der von ihm verursachten Kriegsgreuel und Frankreich konnte dadurch auf die Welle der deutschen Wirtschaftskraft aufspringen und sie mitreiten und gleichzeitig in einem strategisch maßgeblichen Sektor mitbestimmen.

So ist ein Zweckrapport entstanden, den man in der Folge in der Gestalt der Romverträge vertieft hat, um die beiden psychologischen Motive unter dem zusätzlichen Druck des Zwanges der ideologischen Bipolarisierung der Welt und mit der Absegnung der USA, die einen möglichst starken europäischen Partner gegen die kommunistische Bedrohung schätzten, voranzutreiben. Im Zuge der alten und neuen historischen Zwänge ist eine Zwangspartnerschaft entstanden, die insbesondere von französischer Seite ein reiner rationaler Willensakt ohne Beteiligung des Herzens gewesen zu sein scheint. Und Deutschland konnte auf Grund der neuen historischen Situation der ideologisch bipolarisierten Welt die politische Reemanzipation und Rehabilitierung betreiben, denn eine Ausklammerung Westdeutschlands aus dem westlichen Verbund, der auch über die NATO gefördert wurde und die Veränderung der strategischen Balance durch das Entgleiten Westdeutschlands aus der Einflusssphäre des Westen in das ideologisch antagonistische Camp wäre zu riskant gewesen für geopolitische Gleichgewicht.

Westdeutschland war gewissermaßen das Zünglein an der Waage des weltpolitischen strategischen Gleichgewichts und in dem geteilten Berlin, in dem sich diese Situation gewissermaßen in konzentrierter Form kristallisierte, spitzte sich diese Lage noch zu: eine geteilte Stadt in einem geteilten Land an der Nahtstelle zwischen den beiden ideologischen Blöcken. - Aufgrund der Symbolträchtigkeit dieser geopolitischen Koordinate auf dem strategisch-ideologischen Schachbrett der Welt konnte Kennedy durchaus feststellen: „Ich bin ein Berliner“. Es war die mikroskopische Version der weltpolitischen Lage, der er sich verpflichtet sah.- Deutschland war als ein Schauplatz für den Kampf zwischen den Ideologien bestimmt und beide Teile nuklear entsprechend aufgerüstet; gewissermaßen eine Intention der historischen Nemesis, die durch die Auflösung der Sowjetunion nun besänftigt zu sein scheint.

[...]

Final del extracto de 109 páginas

Detalles

Título
Im Spannungsfeld nationalkultureller und supranationaler kultureller Kräfte
Subtítulo
National Versus Supranational Cultural Forces
Autor
Año
2011
Páginas
109
No. de catálogo
V183656
ISBN (Ebook)
9783656082071
ISBN (Libro)
9783656566472
Tamaño de fichero
1576 KB
Idioma
Alemán
Notas
In englischer und deutscher Sprache
Palabras clave
internationale Wirtschaft, internationale Politik, internationales Management, europäische Integration, internationales Diversitätsmanagement, international business, international politics, international management, international diversity management
Citar trabajo
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor), 2011, Im Spannungsfeld nationalkultureller und supranationaler kultureller Kräfte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183656

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Título: Im Spannungsfeld nationalkultureller und supranationaler kultureller Kräfte



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