Eine fälschlicher Weise viel verbreitete Annahme ist, dass die Vorstellungen eines geeinten Europas das Produkt der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts war. Mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft und später der Europäischen Union ist diese Vision auch vor noch nicht allzu langer Zeit größten Teils Realität geworden. Tatsache ist jedoch, dass es bereits über Jahrhunderte hinweg eine Vielzahl von Europaideen und Gedanken gab, die in ihrer jeweiligen Epoche eine Umgestaltung Europas oder die Einführung einer neuen staatlichen Ordnung hinsichtlich eines gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Handelns oder der Bildung eines hegemonial beherrschten Machtbereichs vorsahen. Bereits im Zeitalter der Aufklärung existierte ein Wunschbild Europas, in dem die Bildung eines europäischen Staatenbundes mit übergeordneten Einrichtungen vorgeschlagen wurde. In der Folgezeit tauchten weitere Ideen zur Neuordnung Europas auf. Darunter befand sich auch die Vorstellung eines wirtschaftlich geeinten Mitteleuropas unter deutscher Führung. Diese war letztlich Grundlage der nationalsozialistischen Ideen bezüglich der Neuordnung des europäischen Kontinents. In der NS – Europapolitik war ohne Zweifel der Wille zu einer Neuordnung Europas vorhanden. Der „Kampf ums Dasein“ legitimierte Hitler die Realisierung seiner Europaideen und die Bildung seines neuen Großreiches, das den Nationalsozialisten mittels Expansions- und Hegemonialpolitik die Macht über ganz Europa sichern sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die NS - Ideologie
- Der Reichsgedanke
- Die NS - Europapolitik
- Die Neuordnung Osteuropas
- Europa als wirtschaftlicher Großraum
- Die NS - Kulturpolitik
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Europavorstellungen der Nationalsozialisten im Dritten Reich. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die NS-Ideologie die Gestaltung eines neuen Europas beeinflusste und welche konkreten Ziele und Strategien in der NS-Europapolitik verfolgt wurden.
- Die NS-Ideologie und ihre Kernelemente: Rassismus, Antisemitismus, Lebensraumgedanke und Kampf ums Dasein
- Die NS-Europapolitik: Eroberung und Neuordnung des europäischen Kontinents, insbesondere Osteuropas
- Die Rolle Deutschlands in der NS-Europavision: Errichtung einer germanischen Kontinentalmacht, Unterwerfung anderer Völker
- Die NS-Kulturpolitik als Instrument der Durchsetzung deutscher Hegemonie
- Die NS-Europavorstellungen im Kontext der Geschichte der Europaideen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Geschichte der Europaideen, von den ersten Vorstellungen eines geeinten Europas im Zeitalter der Aufklärung bis zu den Konzepten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie zeigt auf, dass die NS-Europapolitik Teil einer langen Tradition europäischer Integrationsbestrebungen ist, sich aber durch ihre rassistische und expansionistische Grundhaltung deutlich von den früheren Konzepten unterscheidet.
- Die NS-Ideologie: Dieses Kapitel untersucht die Grundpfeiler der NS-Ideologie, insbesondere den Rassismus, Antisemitismus und den Lebensraumgedanken. Es wird deutlich, dass die NS-Europapolitik aus dieser Ideologie heraus entstanden ist und deren Grundprinzipien auf das Verhältnis zu anderen Völkern und die Gestaltung des europäischen Kontinents übertragen wurden.
- Der Reichsgedanke: Die NS-Führung sah die Errichtung eines Großdeutschen Reiches als entscheidenden Schritt zur Umsetzung ihrer Europapolitik. Dieses Kapitel behandelt die Ziele und Strategien des Reichsgedankens, insbesondere die Expansion nach Osten und die Unterwerfung slawischer Völker.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die NS-Europapolitik, untersucht die NS-Ideologie und ihre Einflussfaktoren auf die Gestaltung eines neuen Europas, analysiert die Rolle Deutschlands in der NS-Europavision, untersucht die NS-Kulturpolitik im Kontext der NS-Europapolitik, und setzt die NS-Europavorstellungen in den Kontext der Geschichte der Europaideen.
- Arbeit zitieren
- Thomas Hallmann (Autor:in), 2006, Europaideen im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183697