Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bezug zum Bildungsplan
2.1 Aufgaben und Ziele
2.2 Intentionen und Kompetenzen
3 Bezug zum Alltag
4 Micha Brumlik: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen
5 Didaktische Analyse
5.1 Sachdarstellung
6. Fazit
7 Literaturangaben
1 Einleitung
Das Beherrschen unserer Sprache und eine umfassende Schul- und Berufsbildung sind zwei wesentliche Kriterien für die Integration, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben als Bürger mit gleichen Chancen, Rechten und Pflichten. Um künftig zugereiste Bürger besser in unsere Gemeinschaft zu integrieren, kommt unserem Bildungs- und Ausbildungssystem eine entscheidende Funktion zu. Bildung, Ausbildung und Integration in den Arbeitsmarkt seien laut Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, wichtige Voraussetzungen, aber auch wichtige Indikatoren für die Integration.1
Handlungsbedarf ist dringend erforderlich, zum einen wird dies durch die Veröffentlichung der PISA-Studien deutlich. Die Bildungsbenachteiligung von Schülern mit Migrationshintergrund wurde laut Bildungszentrale für politische Bildung mehrfach untermauert. Zum anderen zeigt sich dies in der Ausbildungssituation von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien. Sie fänden seltener Ausbildungsstellen und brächen häufiger ihre Ausbildung ab. Laut Bildungsberichte 2006 / 2007 und Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ haben bis zu 40 % von Jugendlichen mit Migrationshintergrund keinen Beruf erlernt.2
In Deutschland leben heute ungefähr 4 Millionen Muslime.3 Das alltägliche Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Deutschland gestaltet sich nicht immer als einfach. Die scheinbar friedliche Eintracht wird beinahe täglich von negativen Schlagzeilen über bedrohliche Aktionen von Islamisten überschattet. Aber auch kulturelle Traditionen und grausame Praktiken, wie sie in den islamischen Regionen gang und gäbe sind, sind uns unserem Denken unvereinbar. Als Beispiel seien hier arrangierte Ehen und Zwangsheirat, Ehrenmorde, Tod durch Steinigung4, Beschneidung der Mädchen5 genannt. Die Beschneidung der Frau ist eine Jahrtausende alte Tradition in den islamischen Ländern. Sie werde im Koran nicht erwähnt und doch gilt siealsSunna, als nachzuahmendes Vorbild für Mädchen und Knaben gleichermaßen.6
Um Muslime besser zu integrieren, bedarf es unsere Bereitschaft und unser Verständnis. Es bedarf der uneingeschränkten Akzeptanz für die Ausübung ihrer Religion und auch die Auseinandersetzung mit dieser. Es sei nicht sinnvoll, sich von pauschal negativen Ereignissen bestimmen zu lassen. Dies sei auch im Hinblick auf die Schrift des Religionspädagogen Micha Brumlik gesagt, auf die im Weiteren näher eingegangen wird.7 Aber auch Muslime müssen sich zu unserem Staat als ihre neue Heimat bekennen und aktiv mitwirken. Zu diesem Kennenlernen und gegenseitigen Verstehen will der Fachunterricht Biblische Geschichte beitragen.
2 Bezug zum Bildungsplan
2.1 Aufgaben und Ziele
Biblische Geschichte als Unterrichtsfach für die Sekundarschule richtet sich nach dem Artikel 32 (1) der Bremer Landesverfassung. Demnach richtet sich der Unterricht an alle Schüler, gleich welcher Glaubensrichtung.
Die Schwerpunkte des Unterrichtsfachs Biblische Geschichte betreffen das Christentum, dennoch sollen sich die Schüler auch mit anderen Religionen auseinandersetzen. Vier Themenbereiche sind dafür vorgesehen. Im Bereich I – Religionen in der Welt - und im Bereich II – Religionen im Leben der Menschen – steht auch der Islam im Blickpunkt.
Die vier Themenbereiche im Überblick:
I Religionen in der Welt – Geschichte und Phänomene
Im Mittelpunkt steht hier die christliche Religion im Dialog zu den anderen Weltreligionen. Dabei sollen religionskenntliche Grundkenntnisse erarbeitet werden. Als Ziel wird gesehen, den Schülern eine Basis zu vermitteln für die Verständigung und das Zusammenleben mit Menschen anderer Glaubensrichtungen.
Im Folgenden werden die Details aufgezeigt:
„Auseinandersetzung mit Aspekten der Geschichte und Gegenwart der christlichen Konfessionen
Kennenlernen der Grundlinien der abrahamitischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam
Kennenlernen exemplarischer Schwerpunkte der asiatischen Religionen des Hinduismus oder Buddhismus
Aufzeigen gemeinsamer Wege und Ziele im Hinblick auf ein friedvolles und konstruktives Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Kulturen
Förderung der religiösen Dialogfähigkeit vor dem Hintergrund religiöser Pluralität in Schule und Gesellschaft.“8
II Religion im Leben der Menschen
In diesem Themenbereich werden sich die Schüler mit der gelebten christlichen Religion auseinandersetzen, um ihre eigene Orientierung das Verständnis gegenüber Menschen aus anderen Religions- und Kulturkreisen zu festigen.
„Im Einzelnen geht es hier um:
Entwicklung des respektvollen Umgangs mit unterschiedlichen Sichtweisen und Glaubenszusammenhängen
Kennenlernen der religiösen Praxis unterschiedlicher Religionsgruppen religiöse Erfahrungen in der Lebensgeschichte von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Bedeutung verschiedener religiöser Rituale und Feste.“9
III Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und der Transzendenz
In diesem Abschnitt lernen die Schüler, persönliche Glaubensfragen feinfühlig anzugehen. Damit ist die Frage nach Gott gemeint, religiöser Meinungsaustausch zu den Themen „Sinn des Lebens“, „Leid“, Tod“, „Ewigkeit“ u. a. Angestrebt wird eine kritische Auseinandersetzung mit neuen religiösen Kulten und Bewegungen sowie die Auseinandersetzung mit Jesus Christus.10
IV Ethische Fragestellungen und Werteorientierung
In diesem Themenbereich wird auf ethische und orientierende Fragen eingegangen; im Mittelpunkt soll das Menschenbild der jüdisch-christlichen Tradition stehen. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit:
religiöse Grundlagen der Ethik Fragen nach der Identität und zum Umgang mit den Mitmenschen der Verantwortung für die Zukunft von Mensch und Umwelt Sinnfragen, Fragen zu problematischen Lebenssituationen.11
2.2 Intentionen und Kompetenzen
Zum Themenbereich I „Religionen in der Welt – Geschichte und Phänomene“ sollten sich die Schüler zum Ende der Jahrgangsstufe 7 das nachfolgend aufgeführte Wissen angeeignet haben:
Kenntnisse durch Medien oder Besuche in Kirchen, Moscheen oder Synagogen über die jeweilige Religion und ihrer wesentlichen Unterscheidungsmerkmale,
Kenntnis über angemessenes Verhalten in sakralen Räumen,
Zuordnen und Benennen der Hauptschriften der Religionen Judentum, Christentum und Islam
Zuordnen und Benennen der zentralen Personen und der wichtigsten Ereignisse der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam,
Differenzieren der unterschiedlichen religiösen Überzeugungen und mit Vertreter anderer Glaubensrichtungen, respektvoller Umgang miteinander.
3 Bezug zum Alltag
Kinder unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Kulturen begegnen sich täglich - während des Schulunterrichts und auch außerhalb. Die Aufgabe der Pädagogen ist es, die Schüler zu einem respektvollen Umgang miteinander zu erziehen und eventuelle Vorurteile, bedingt durch kulturelle Unterschiede, abzubauen. Vorurteile könnten auch ebenfalls entstehen aus Unkenntnis über den Islam und dem damit verbundenen Lebensgewohnheiten.
Das Kennenlernen der islamischen Religion soll dazu beitragen, die eigene religiöse Identität der Schüler zu entwickeln. Die Schüler werden angehalten, sich mit ungewohnten kulturellen und religiösen Praktiken zu befassen und diese zu verstehen. Durch die Geschichte des Islams werden sie einige Grundzüge, aber auch Unterschiede zum Christentum entdecken.
4 Micha Brumlik: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen
In seiner Schrift verweist Brumlik auf die negativen Auswirkungen auf das Bild des Islam durch die dramatischen Ereignisse im Zusammenhang mit islamistischen Terroristen. Darin erklärt er, welche Kriterien „Religion“ und „Glauben“ an sich für Heranwachsende ausmachen. Dabei zitiert er den Jugendforscher Richard Münchmeier, der die Meinung vertrat, dass nach traditionellem Verständnis religiöse Themen oder religiöse Erfahrungen und Sinnfragen zum Heranreifen junger Menschen gehören.12 Weiter zitiert er Hartmut Beile, wenn er den religionssoziologischen Begriff „Religiosität“ beschreibt: „Religiosität ist die Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott. Gott […] bezeichnet die von dem einzelnen Menschen als letzte, höchste odertiefste betrachtete Wirklichkeit, die das Irdische, Natürliche oder sinnlich Wahrnehmbare überschreitet.“13
Brumlik erklärt den Begriff „gute Religion“ und verknüpft ihn mit dem Begriff „moderne Gesellschaft“. Hier sei von einer moralischen, religionswissenschaftlichen oder einer theologischen Perspektive zu unterscheiden. Er erinnert an Schleiermacher, wenn er sinngemäß schreibt: Wenn „Religion“ die menschliche Frage sei, so erweise sich die „Offenbarung“ als die allein Gott zuzurechnende Antwort. Eine gute Religion sei demnach eine, die in Inhalt, Form und sozialem Vollzug der Glaubensbotschaft kaum widerspräche, die der göttlichen Offenbarung in Predigt, Literatur und im alltäglichen Leben nahe kommt.14 Religion sei nach Brumlik gut, wenn sie in moralischer Hinsicht „der Achtung der Menschenwürde, dem Toleranz- und Demokratiegebot zumindest nicht widerspräche. Religion sei gut, wenn sie Liturgien, Lebensformen und Rituale ausbilde, die die Inhalte der Religion ihrer Glaubensanhänger verdeutliche und diese damit an sich binde und ihnen eine geistige Heimat verschaffe.15
[...]
1 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung; unter http://www.bpd.de/themen/X1JC58.html, S. 1, Zugriff am 04.03.2011
2 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung; unter http://www.bpd.de/themen/X1JC58.html, S. 2, Zugriff am 04.03.2011
3 http://www.integration-in-deutschland.de/nn_282926/SubSites/Integration/DE/01 Ueberblick/ ThemenUndPerspektiven/Islam/Deutschland/deutschland-node.html?__nnn=true, Zugriff am 04.03.2011 4 http://www.newspoint.cc/artikel/Weltweit/Afghanistan_Tod_durch_Steinigung_65178.html, Zugriff am 04.03.2011
5 http://www.youtube.com/watch?v=_VYICpo_j_c&NR=1, Zugriff am 04.03.2011
6 http://www.islaminstitut.de/Artikelanzeige.41+M55b72289d22.0.html
7 Vgl. Hunner-Kreisel, Christine; Andresen, Sabine (Hrsg.): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Brumlik, Micha: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen
8 http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/07-11-07_BGU_sek.pdf, S. 5, Zugriff am 3.2.2011 9 http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/07-11-07_BGU_sek.pdf, S. 5 - 6, Zugriff am 3.2.2011
10 Vgl. http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/07-11-07_BGU_sek.pdf, S. 6, Zugriff am 3.2.2011
11 Vgl. http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/07-11-07_BGU_sek.pdf, S. 6, Zugriff am 3.2.2011
12 Vgl. Münchmeier, Richard (2004): Jugend und Religion, S. 127. In Hunner-Kreisel, Christine; Andresen, Sabine (Hrsg.): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Brumlik, Micha: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen
13 Vgl. Beile, Hartmut (1998): Emotionen und religiöses Urteil, S. 27. In Hunner-Kreisel, Christine; Andresen, Sabine (Hrsg.): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Brumlik, Micha: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen, S. 30
14 Vgl. Hunner-Kreisel, Christine; Andresen, Sabine (Hrsg.): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Brumlik, Micha: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen, S. 32/33
15 Vgl. Hunner-Kreisel, Christine; Andresen, Sabine (Hrsg.): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Brumlik, Micha: Jugend, Religion und Islam – einige grundsätzliche Erwägungen, S. 33