Die Spannung zwischen archaisch-heroischen und christlich-höfischen Motiven scheint das Nibelungenlied wie ein roter Faden zu durchziehen. Diese Ambivalenz führte in der Forschung immer wieder zur kritischen Hinterfragung der Handlungskohärenz.
Die vorliegende Arbeit nähert sich diesem Forschungsschwerpunkt unter diskursanalytischen Vorüberlegungen und versucht zunächst archaisch-heroisches und christlich-höfisches Handeln vorsichtig voneinander abzugrenzen und zu definieren.
Schließlich wird die Sinnhaftigkeit dieser Modellvorstellung von zwei getrennten Diskuren an der Figur des Hagens eingehend analysiert - sowohl auf der Ebene der Figurenkonzeption, als auch in eingehenden Analysen von fünfzehn repräsentativen Hagen-Szenen des Nibelungenliedes.
Die dabei entwickelte Hypothese, dass Hagen generell der Sphäre des Archaischen zugehört, aber in den Szenen, in denen er Verweischarakter für andere Charaktere besitzt, deren Herrschaftsdiskurs temporär übernehmen kann, wird in einem abschließenden Fazit bewertet und zusammengefaßt.
Im Anhang findet sich zudem eine fünfseitige Tabelle aller Strophen des Nibelungenliedes, die Bezug zu Hagen nehmen - ein hilfreiches Werkzeug für jede Arbeit zu diesem Thema!
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Diskursbegriff
- Die Methode der kritischen Diskursanalyse
- Fazit zur Methodik der Diskursanalyse
- Die Kohärenz der Motive - oder: Die Frage nach den Diskursen
- Eine Makroanalyse des Nibelungenliedes
- Höfisches und archaisches im Nibelungenlied
- Merkmale des christlich-höfischen Diskurses
- Merkmale des archaisch-heroischen Diskurses
- Figurenkonzeption Hagens
- Namensgebung und literarische Wurzeln
- Verwandtschaftliche Beziehungen
- Äußere Merkmale
- Hagen als Modell: Ein Muster an Heldenepik?
- Szeneanalysen I
- Kriemhilds Warnträume
- Der Falkentraum
- Der Wildschweintraum
- Der Bergetraum
- Siegfrieds Ankunft in Worms
- Siegmunds Warnung vor Siegfried
- Ankunft und Jungsiegfriedgeschichte
- Hagen im Sachsenkrieg
- Isenstein
- Der Mord an Siegfried
- Kriemhilds Warnträume
- Ein Zwischenfazit
- Szeneanalysen II
- Kriemhild und Etzel
- Etzels Werbung
- Kriemhilds Einladung
- Donauepisode
- Zu Strophe 1526
- Die merewîp-Prophezeiung
- Übersetzung und Kaplanepisode
- Am Etzelhof
- Der bewaffnete Kirchgang
- Rüdigers Schildgabe
- Kriemhild und Etzel
- Fazit
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Figur Hagens von Tronje im Nibelungenlied und analysiert sie im Kontext verschiedener Herrschaftsdiskurse. Ziel ist es, die Ambivalenz der Hagendarstellung zu untersuchen und zu erklären, wie diese Widersprüchlichkeit in der Figur des Hagen zusammengeführt werden kann. Die Arbeit untersucht, ob die im Nibelungenlied anzutreffenden Diskursstränge sinnvoll eingesetzt sind oder ob es zu Brüchen in der Textstruktur kommt.
- Die Analyse der Diskursstränge im Nibelungenlied
- Die Untersuchung der Ambivalenz der Hagendarstellung
- Die Analyse der Figurenkonzeption Hagens
- Die Analyse ausgewählter Szenen aus dem Nibelungenlied
- Die Frage nach der gesellschaftskritischen Aussage des Nibelungenliedes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Figur Hagens von Tronje als eine der umstrittensten Figuren in der Nibelungenliteratur vor. Sie beleuchtet die Widersprüchlichkeit der Gesamtkonzeption dieser Gestalt und stellt die Frage nach der Verbindung dieser Widersprüche in einer einzigen Figur. Die Einleitung skizziert die Untersuchungsmethodik und den Begriff des Diskurses.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Diskursbegriff und stellt die Methode der kritischen Diskursanalyse vor. Es werden wichtige Diskurstheoretiker vorgestellt und die Bedeutung der Diskursanalyse für die Untersuchung des Nibelungenliedes erläutert.
Das dritte Kapitel untersucht die Kohärenz des Textes und stellt die Frage, ob die im Nibelungenlied anzutreffenden Diskursstränge sinnvoll eingesetzt sind oder ob es zu Brüchen in der Textstruktur kommt.
Das vierte Kapitel bietet eine Makroanalyse des Nibelungenliedes und beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Epos, um den sozio-kulturellen Hintergrund zu durchleuchten. Es wird die Frage gestellt, inwiefern eine gesellschaftskritische Aussage durch die Ambivalenz Hagens postuliert sein könnte.
Das fünfte Kapitel untersucht die Existenz und die Beschaffenheit der beiden Diskursstränge im Nibelungenlied: den christlich-höfischen und den archaisch-heroischen Diskurs. Es werden die Merkmale beider Diskursstränge analysiert.
Das sechste Kapitel nähert sich der Hagenfigur strukturell und untersucht konzeptionelle Aspekte, die sich durch das Nibelungenlied ziehen. Es werden die Namensgebung, die verwandtschaftlichen Beziehungen, die äußeren Merkmale und die Rolle Hagens als Modellfigur analysiert.
Das siebte Kapitel analysiert ausgewählte Szenen aus dem Nibelungenlied, um die Zugehörigkeit Hagens zu einem der diskursiven Systeme oder eine Begründung für die Ambivalenz in der Hagendarstellung zu finden. Es werden die Warnträume Kriemhilds, die Ankunft Siegfrieds in Worms, die Isenstein-Episode und der Mord an Siegfried analysiert.
Das achte Kapitel bietet ein Zwischenfazit und fasst die Ergebnisse der bisherigen Analysen zusammen.
Das neunte Kapitel analysiert weitere ausgewählte Szenen aus dem Nibelungenlied, darunter die Begegnung Kriemhilds mit Etzel, die Donauepisode und die Ereignisse am Etzelhof.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Nibelungenlied, Hagen von Tronje, Herrschaftsdiskurse, christlich-höfischer Diskurs, archaisch-heroischer Diskurs, Ambivalenz, Figurenkonzeption, Szeneanalysen, gesellschaftskritische Aussage.
- Citar trabajo
- Ed Hahne (Autor), 2011, Hagen von Tronje im Spannungsfeld verschiedener Herrschaftsdiskurse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184296