Furcht und Habgier als Mittel des Machterhalts bei Hobbes und als Ursache des Machtverfalls bei Ferguson: Die Frage nach der Machbarkeit absoluter Herrschaft


Trabajo Escrito, 2003

20 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Der historische Rahmen
1.1 Das Schottland Adam Fergusons
1.2 Das Stuart England Thomas Hobbes
2. Furcht und Habgier
2.1 Thomas Hobbes
2.1.1 Der Krieg eines jeden gegen jeden als Ursache und Folge von Furcht und Habgier
2.1.2 Absolute Herrschaft als rationale Konsequenz von Furcht und Habgier
2.1.3 Der Leviathan: Gerechter Herrscher oder Despot
2.2 Adam Ferguson
2.2.1 Korruption als Ursache und Folge von Furcht und Habgier
2.2.2 Despotie als Konsequenz von Furcht und Habgier
2.2.3 Die Endlichkeit absoluter Herrschaft

III. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In der Geschichte der Menschheit wurden zahllose Versuche unternommen System absoluter Herrschaft zu installieren. Die meisten dieser Versuche endeten in blutigen Aufständen und Revolutionen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es die nach wie vor relevante Idee von uneingeschränkter Souveränität auf idengeschichtlicher Ebene auf ihre Realisierbarkeit hin zu untersuchen. Die hierbei verwendeten Kategorien sind Furcht und Habgier. Thomas Hobbes, dessen „Leviathan“ wohl die ultimative Verkörperung des uneingeschränkten Fürsten darstellt, leitet aus diesen Kategorien sowohl die Entstehung als auch die Notwendigkeit unendlicher absoluter Herrschaft ab und erklärt damit Furcht und Habgier zu Mitteln des Machterhalts. Auch Adam Ferguson begründet die Entstehung absoluter Herrschaft mithilfe dieser beiden Kategorien sieht in ihnen aber gleichzeitig die Ursache für den Verfall selbiger.

Die Frage nach der Machbarkeit absoluter Herrschaft scheint sich also auf die Frage nach der Wirkung von Furcht und Habgier reduzieren zu lassen. Dementsprechend werden im Folgenden die Theorien Fergusons und Hobbes gegenübergestellt und aufeinander bezogen. Der „Leviathan“ bildet dabei den Ausgangspunkt, welcher im Anschluss, unter Heranziehung der Fergusonschen Argumentation, auf seine Stichhaltigkeit hin überprüft wird um so letztlich eine Antwort auf die oben formulierte Fragen zu finden. Zunächst erfolgt aber eine kurze Umschreibung des gesellschaftlichen Umfelds der beiden Autoren, die notwendig ist um ihre Gedanken in das rechte historische Licht zu rücken.

Eine ganzheitliche Darstellung der Theorien Hobbes und Fergusons will und kann diese Arbeit nicht leisten. Ziel ist lediglich eine Untersuchung ihrer Werke hin auf Furcht und Habgier im Zusammenhang mit absoluter Herrschaft. Wo es notwendig oder zweckdienlich erschien wurden daher Verkürzungen der ursprünglichen Argumentationsstränge vorgenommen.

II. Hauptteil

1. Der historische Rahmen

1.1 Das Schottland Adam Fergusons

Das Schottland des Adam Ferguson, also das des 18. Jahrhunderts, ist geprägt durch die einsetzende Industrialisierung.[1] Die Märkte werden geöffnet, es entstehen Manufakturen und die Landwirtschaft wird modernisiert.[2] Einher mit den wirtschaftlichen Veränderungen geht ein Wandel kultureller Art.[3] Das alte Clansystem wird aufgelöst und es entstehen neu gesellschaftliche Klassen, wie die der Lohnarbeiter und die der wohlhabenden Industriellen.[4] Allerdings sind die alten schottischen Sozial- und Bildungssysteme nicht in der Lage diese Transformation aufzufangen. Die Gesellschaft scheint mit dem wirtschaftlichen Fortschritt nicht Schritt halten zu können, und so macht sich, vor allem in den unteren Schichten, eine Stimmung des Widerwillens und der Verwirrung breit, die sich an vielen Stellen in Aufständen entlädt.[5] Geführt wird das Land von einer kleinen Gruppe wohlhabender Familien, die sich durch wechselseitige Begünstigungen bei der Vergabe wichtiger Positionen gegenseitig an der Macht halten und ihre Interessen über lange Zeit hinweg äußerst einheitlich im englischen Parlament vertreten.[6]

In dieser Zeit des Auf- und Umbruchs bildet sich in Schottland ein kleiner, einflussreicher und über die Grenzen des Landes hinaus bekannter Kreis Intellektueller heraus, zu dem Autoren wie Smith, Hume und eben auch Ferguson gehören.[7] Diese Denker der schottischen Aufklärung zeichnen sich neben ihren intellektuellen Leistungen vor allem durch enge persönliche Beziehungen untereinander und, bedingt durch die noch frischen Eindrücke des endgültig Verlusts der schottischen Unabhängigkeit, ein hohes Maß an Nationalstolz aus.[8] Darüber hinaus sind sie ganz wesentlich in die oligarchische Führungsspitze des Landes integriert allerdings ohne sich von dieser blind einspannen zu lassen.[9] Insbesondere Ferguson, der die Qualität politischer Systeme vor allem an ihrer Stabilität und ihrer Fähigkeit zum Fortschritt bemisst, lässt sich einbinden, da er keine stabilen Alternativen zu den bestehenden Herrschaftsverhältnissen ausmachen kann.[10] Zwar übt er hin und wieder Kritik an einzelnen politischen Entscheidungen, in erster Linie missfällt ihm der mangelnde Reformwille der schottischen Oligarchie, dass System selbst stellt er aber, wohl aus Angst die Stabilität zu gefährden, nie in Frage.[11]

1.2 Das Stuart England Thomas Hobbes

Im Gegensatz zu Ferguson ist Hobbes durch ein Umfeld völliger politischer Instabilität geprägt.[12] Als die schwache Stuart Dynastie zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Thronfolge antritt und versucht ihren absolutistischen Herrschaftsanspruch durchzusetzen, ist der Konflikt mit dem erstarkenden englischen Parlament vorprogrammiert.[13] Als sich dieser Konflikt zwischen 1640 und 1660 zu einem Bürgerkrieg ausweitet, ergreift Hobbes ideologisch Partei für eine zentrale Machtinstitution im Staat und damit indirekt auch für die angegriffene Monarchie und gegen das Dezentralisierung betreibende Parlament, vor dessen politischer Verfolgung er im gleichen Jahr nach Frankreich flüchten muss.[14] Doch auch hier sieht er sich alsbald diversen Anfeindungen ausgesetzt, diesmal allerdings seitens der, Royalisten die seinen Grundsatz staatliche Macht könne nur durch das Volk legitimiert werden als Angriff auf das Gottesgnadentum interpretieren.[15] Dennoch gelingt es ihm diesen Vertragsgedanken weiter auszuarbeiten und 1651 im „Leviathan“ zu veröffentlichen, wohl wissend, dass dies den endgültigen Bruch mit den monarchischen Kräften bedeutet, wahrscheinlich aber auch mit dem Kalkül so eine Aussöhnung mit dem Militärregime Cromwells zu erreichen und nach England zurückkehren zu können.[16] Tatsächlich geht dieser Plan auf. 1652 verlässt Hobbes das französische Exil Richtung Heimat. Nach Ende des Bürgerkriegs 1640 ist Hobbes Leben gekennzeichnet durch das ständige Schwanken zwischen politischer Verfolgung und Unterstützung.[17] Die beiden im „Leviathan“ formulierten Grundgedanken von Gesellschaftsvertrag und Uneingeschränktheit der staatlichen Gewalt brachten ihm in beiden Lagern Freunde und Feinde gleichzeitig ein und ließen sein restliches Leben zu einem Balanceakt zwischen Ruhm und Richter werden.[18]

2. Furcht und Habgier

2.1 Thomas Hobbes

2.1.1 Der Krieg eines jeden gegen jeden als Ursache und Folge von Furcht und Habgier

Um den im „Leviathan“ entwickelten Staats- und Gesellschaftsentwurf analysieren zu können scheint es in erster Linie notwendig Hobbes Menschenbild zu verstehen da dieses Basis jedweder seiner weiteren Folgerung ist. Hobbes beschreibt den Menschen als Körper in ständiger Bewegung, also als unaufhörlich handelndes und sich verhaltendes Subjekt, das, angetrieben von seinem Wunsch nach Selbsterhaltung, stets darauf bedacht ist, durch eben diese Bewegung das „Gute“ zu erreichen und das „Böse“ zu vermeiden.[19] Wobei „gut“ und „böse“ Kategorien des einzelnen Individuums sind, die als übergeordnete gemeinsame Wertvorstellung aller nicht existieren.[20] Dieses Streben des Erreichens und Vermeidens kann, auch wenn von Hobbes nicht eindeutig so formuliert, durchaus als Habgier, also als Verlangen soviel „Gutes“ wie möglich und sowenig „Böses“ wie nötig zu erfahren, bezeichnet werden.[21] Eng daran geknüpft ist der bei Hobbes zentrale Begriff der Furcht, der, betrachtet man den einzelnen isolierten Menschen, zunächst einmal die Angst vor der Erfolglosigkeit des eigenen Strebens beschreibt.[22]

[...]


[1] Vgl. Kettler, David: The social and political Thought of Adam Ferguson, Ohio 1965, S.16 ff.

[2] Vgl. ebd., S.16.

[3] Vgl. ebd., S.19.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd., S.20 f.

[7] Vgl. Jogland, Herta Helena: Ursprünge und Grundlagen der Soziologie bei Adam Ferguson,
Berlin 1959, S.18 ff.

[8] Vgl. ebd., S.20 ff.

[9] Vgl. Kettler, David: The social and political Thought of Adam Ferguson, Ohio 1965, S.34.

[10] Vgl. ebd., S.94 ff.

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. Voigt, Rüdiger: Zwischen Despotismus und Friedensstaatlichkeit: Zur Staatskonzeption von
Thomas Hobbes, S.53, in: Voigt, Rüdiger (Hrsg.): Der Leviathan, Baden-Baden 2000, S.41-63.

[13] Vgl. Willms, Bernard: Thomas Hobbes: Das Reich des Leviathan, München 1987, S.32 ff.

[14] Vgl. ebd., S.42 f.
Vgl. Martinich, Aloyisus P.: A Hobbes Dictionary, Cambridge 1996, S.12 f.

[15] Vgl. Willms, Bernard: Thomas Hobbes: Das Reich des Leviathan, München 1987, S.44.
Vgl. Martinich, Aloyisus P.: A Hobbes Dictionary, Cambridge 1996, S.16 f.

[16] Vgl. Willms, Bernard: Thomas Hobbes: Das Reich des Leviathan, München 1987, S.44.
Vgl. Martinich, Aloyisus P.: A Hobbes Dictionary, Cambridge 1996, S.16 f.

[17] Vgl. Willms, Bernard: Thomas Hobbes: Das Reich des Leviathan, München 1987, S.27 ff.

[18] Vgl. ebd.

[19] Vgl. ebd., S.127.

[20] Vgl. ebd., S.129.

[21] Vgl. ebd., S.128 f., 133.
Auch Willms benutzt den Begriff der Habgier nicht explizit. Aus den auf diesen Seiten formulierten Definitionen des menschlichen Strebens lässt sich aber eine Gleichsetzung der Begriffe des Strebens und der Habgier ableiten.

[22] Vgl. ebd., S.128.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Furcht und Habgier als Mittel des Machterhalts bei Hobbes und als Ursache des Machtverfalls bei Ferguson: Die Frage nach der Machbarkeit absoluter Herrschaft
Universidad
Martin Luther University  (Institut für Politikwissenschaft)
Curso
Strategien neuzeitlich-politischen Denkens: Adam Ferguson: 'Versuch über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft"
Calificación
1
Autor
Año
2003
Páginas
20
No. de catálogo
V18437
ISBN (Ebook)
9783638227872
Tamaño de fichero
517 KB
Idioma
Alemán
Notas
Diese Arbeit stellt den Versuch dar, die Ideen Fergusons und Hobbes zu Furcht und Habgier (als Teil der menschlichen Natur) zu vergleichen und daraus einen Schluss hinsichtlich der Machbarkeit absoluter Herrschaft zu ziehen.
Palabras clave
Furcht, Habgier, Mittel, Machterhalts, Hobbes, Ursache, Machtverfalls, Ferguson, Frage, Machbarkeit, Herrschaft, Strategien, Denkens, Adam, Ferguson, Geschichte, Gesellschaft
Citar trabajo
Jan Trützschler (Autor), 2003, Furcht und Habgier als Mittel des Machterhalts bei Hobbes und als Ursache des Machtverfalls bei Ferguson: Die Frage nach der Machbarkeit absoluter Herrschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18437

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