Die "Princesse de Clèves" von Madame de La Fayette gilt im literarischen Genre "Roman" unbestritten als das Meisterwerk der französischen Klassik und unter psychologischen und literaturästhetischen Kriterien als erster moderner Roman der französischen Literaturgeschichte überhaupt. Sie gehört zu den kanonischen Texten, die von der Aura der Zeitlosigkeit umgeben sind. Mme de La Fayette, die ihr Meisterwerk 1678 anonym veröffentlicht hat, schrieb etwa einen Monat nach seinem Erscheinen einen Brief an einen gewissen Chevalier de Lescheraine, worin sie ihren Roman als "parfaite imitation du monde de la cour et de la manière dont on y vit" verstanden wissen will. Die Autorin betont damit den in sozialhistorischer Hinsicht repräsentativen Charakter ihrer Fiktion. Wenn man außerdem bedenkt, dass die hervorstechendste Eigenschaft der Comtesse de La Fayette ihre "divine raison" war, so sollte es auch interessant sein, die sozialhistorische Bedeutung ihres Meisterwerkes aufzuzeigen und dabei auch biographisch oder dokumentarisch relevante Implikationen ihrer Correspondance und Mémoires de la Cour in die Studie mit einzubeziehen.
Die Autorin wählt zwar aus Gründen der "bienséance" den Hof von Henri II als historischen Hintergrund, um die Handlung des Romans gemäß dieser literaturästhetischen und moralischen Norm der Klassik zu verfremden, doch verweisen die soziologisch relevanten Implikationen der "Princesse de Clèves" eindeutig auf die Hofgesellschaft von Louis XIV, zu der auch die Comtesse de La Fayette gehört hat.
Die vorliegende Studie versteht sich als literatursoziologische Analyse und Interpretation des in der "Princesse de Clèves" dargestellten Gesellschaftsgefüges. Es sollen die Grundlagen für Rang und Prestige, dependente und interdependente Beziehungen sowie deren Problematik und Zwänge in der Hierarchie der höfischen Gesellschaft veranschaulicht werden.
Ein Ausblick am Ende der Studie soll auf weiterführende Untersuchungen verweisen, welche die "Princesse de Clèves" in
umfassenderer Weise als Meisterwerk der französischen Klassik würdigen wollen und erklären können, warum dieser Roman als einziger seiner Epoche auch noch weit über 300 Jahre nach seinem Erscheinen für die literaturästhetische Rezeption reizvoll blieb.
Inhaltsverzeichnis
- Die Princesse de Clèves von Madame de La Fayette gilt im literarischen Genre Roman unbestritten als das größte Meisterwerk der französischen Klassik und unter psychologischen und literaturästhetischen Kriterien als erster moderner Roman der französischen Literaturgeschichte überhaupt.
- Die Autorin wählt zwar aus Gründen der bienséance den Hof von Henri II als historischen Hintergrund, um die Handlung der PdC gemäß dieser literaturästhetischen und moralischen Norm der Klassik zu verfremden, doch verweisen die sozialhistorischen Implikationen des Romans eindeutig auf die Hofgesellschaft des Sonnenkönigs.
- Im Folgenden soll nun vor diesem Hintergrund vor allem die literatursoziologische Relevanz des Romans analysiert und interpretiert werden.
- Die Kriterien für Prestige und Rang in der Hofgesellschaft
- Titel und Alter eines adligen Hauses waren zunächst einmal ausschlaggebend für den Rang eines Hofadligen, wodurch seine Position in der höfischen Etikette festgelegt wurde.
- In der PdC vertritt die Schwester des Königs ein ausgeprägtes Rangbewusstsein, das ihre Heiratswünsche lange vereitelt.
- M. de Clèves fürchtet die Rangkonkurrenz seiner Rivalen, als er um die Hand von Mademoiselle de Chartres wirbt.
- Aber so wichtig auch der von Titel und Anciennität des Adelsgeschlechtes abhängige Rang in der höfischen Etikette war, der unumschränkte Wille und das Machtmonopol des Königs sorgten stets für Verschiebungen in der hierarchischen Struktur des Hofes.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die soziologische Relevanz des Romans „Die Princesse de Clèves“ von Madame de La Fayette im Kontext der Hofgesellschaft von Louis XIV. Sie analysiert die literarischen und sozialhistorischen Implikationen des Romans und beleuchtet die Bedeutung von Prestige, Rang und gesellschaftlichen Normen im höfischen Umfeld.
- Die Rolle der Hofgesellschaft im Roman
- Die Bedeutung von Prestige und Rang in der Hofgesellschaft
- Das Ideal der honnêteté und seine Auswirkungen auf den Adel
- Die Kritik der Moralisten an der Hofgesellschaft
- Die literatursoziologische Relevanz des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die literarische und historische Bedeutung der „Princesse de Clèves“ und stellt die Autorin Madame de La Fayette sowie ihren literarischen und gesellschaftlichen Kontext vor. Es wird die These aufgestellt, dass der Roman ein Spiegelbild der Hofgesellschaft von Louis XIV ist und wichtige soziologische Erkenntnisse bietet.
Das zweite Kapitel analysiert die Kriterien für Prestige und Rang in der Hofgesellschaft von Louis XIV. Es werden die verschiedenen Faktoren beleuchtet, die das Ansehen eines Hofadligen bestimmten, wie beispielsweise Schönheit, Geist, Herkunft und die Gunst des Königs. Es wird gezeigt, wie diese Faktoren die soziale Hierarchie des Hofes prägten und zu Konflikten und Intrigen führten.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Titel und Alter eines adligen Hauses für den Rang eines Hofadligen. Es wird gezeigt, wie die höfische Etikette die Position eines Adligen in der Gesellschaft festlegte und wie die Rangordnung durch die Gunst des Königs beeinflusst wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Hofgesellschaft von Louis XIV, die Princesse de Clèves, Madame de La Fayette, Prestige, Rang, honnêteté, Moral, Literatursoziologie, französische Klassik, sozialhistorische Implikationen, höfische Etikette, Macht, Gunst des Königs, Anciennität, Schönheit, Geist, Adelsgeschlecht, Rangkonkurrenz, Intrigen.
- Citation du texte
- Dr. Georg Bergner (Auteur), 1976, Form und Gesellschaft: Soziologie der Hofgesellschaft von Louis XIV im Spiegel der "Princesse de Clèves" von Madame de La Fayette, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184506