Die Sprache, das ist das Mittel der Kommunikation. Man kann und will sich gar nicht wirklich vorstellen, wie die Welt beschaffen wäre, wenn es keine Sprachen gäbe, wenn also keine Kommunikation möglich wäre. Doch wie fing alles an? Die Bibel hat auf diese Frage eine Antwort formuliert, die dem Wort als solchen – und damit der Sprache – sogar eine ganz besondere Bedeutung zukommen lässt, wenn dort geschrieben steht «V nachaljo bjo slovo i slovo bjo k Bogu i Bog bjo slovo».
Auf der Suche nach einer detaillierteren Antwort auf die Frage nach der Entstehung unserer Erde sollte man jedoch vielleicht auf die Entstehung des Lebens zurückgehen. Denn ohne Leben ist auch keine Sprache möglich. Unsere Deutsche Sprache, und auch die Russische und viele andere Sprachen haben laut Forschungen einen gemeinsamen Ursprung – das Urindogermanische oder heute auch bezeichnet als Urindoeuropäische. Und die Thesen der Forscher gehen sogar so weit, dass man in der Annahme ist, das Leben entstand am Ufer des Kaspischen Meeres. Dies bedeutet also, dass die ersten Laute von den dort lebenden Menschen geprägt, ja sogar erfunden wurden, damit eine Kommunikation möglich wurde. Dies müssen zum Anfang natürlich nur einfache Wörter gewesen sein, aber genau an jenen erkennt man heute sehr gut die Verwandtschaft der Sprachen zueinander. Papa, père, papa, Vater, father, fader, vader; Mama, mère, mum, matka, mama; brother, Bruder, bratr, brat; sister, Schwester, sestra, systir, siostra sind nur einige Beispiele, die nahelegen, dass unsere Sprachen einen gemeinsamen Ursprung haben müssen, und somit eine teils gemeinsame Entwicklung.
Gerade die Entwicklung der slavischen, insbesondere der Russischen Sprache, ist von einigen höchst interessanten Turbulenzen gekennzeichnet, deren Spuren in einigen sprachlichen Bereichen noch heute anzutreffen sind; und dies mehr als in allen anderen Sprachen. Das Nomadenleben brachte die Ursprache immer weiter, die Zeit verformte sie, und ab und an versuchten Gelehrte, das Alte über das Neue zu stellen. Insbesondere in der Rus entwickelte sich aus dieser Situation heraus eine Periode, die viele Wissenschaftler heute als Diglossie bezeichnen. Was nun folgte, würde Uspenskij wohl als Kampf der Varietäten bezeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- SIE sprechen Dialekt, aber schreiben Kirchenslavisch
- Die Diglossie als besondere Form der Zweisprachigkeit
- Die Diglossie-Situation in der Rus'
- Eine Erscheinung der Diglossie - der Dualismus
- Der Dualismus der Russischen Kultur
- Der Dualismus von истина und правда
- Zwei Wörter für 'Wahrheit' im Russischen: истина und правда
- Истина und правда im Altkirchenslavischen und Altrussischen
- Истина und правда in der Russ. Literatur des 19. Jahrhunderts
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Diglossie in der Rus' und den damit verbundenen Dualismus von истина und правда in der russischen Kultur. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der russischen Schriftsprache und die Koexistenz verschiedener Sprachvarietäten. Die Analyse der Nestorchronik dient als Fallbeispiel.
- Die Diglossie als sprachliche Situation in der Rus'
- Der Unterschied zwischen истина und правда und ihre kulturelle Bedeutung
- Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Kirchenslavisch und den regionalen Dialekten
- Die sprachliche und kulturelle Entwicklung in der Rus'
- Textanalyse der Nestorchronik im Kontext der Diglossie
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort führt in die Thematik der Sprachentstehung und -entwicklung ein und betont die Bedeutung der Kommunikation. Es wird der gemeinsame Ursprung vieler Sprachen, inklusive Russisch, im Urindogermanischen erwähnt und die These der Entstehung des Lebens am Kaspischen Meer angeführt, um den Ursprung der ersten Laute und Wörter zu beleuchten. Die Arbeit fokussiert sich anschließend auf die besondere Entwicklung der russischen Sprache, insbesondere die Periode der Diglossie, die als "Kampf der Varietäten" bezeichnet werden kann.
SIE sprechen Dialekt, aber schreiben Kirchenslavisch: Dieses Kapitel definiert zunächst Diglossie nach Ferguson als eine stabile sprachliche Situation mit einer hochkodifizierten, oft komplexeren Varietät (High-Varietät), meist als Schriftsprache verwendet, und einer weniger prestigeträchtigen, alltäglichen Varietät (Low-Varietät). Es werden Beispiele aus dem griechischen, arabischen und anderen Sprachräumen genannt und der Unterschied zwischen der formalen und natürlichen Erlernung der High- und Low-Varietät hervorgehoben. Die verschiedenen Definitionen und Anwendungen des Diglossie-Begriffs durch verschiedene Gelehrte wie Roidis, Psycharis, Marçais und Gumperz werden diskutiert, wobei der Fokus auf den Unterschied zwischen der Verwendung des Begriffs für verschiedene Sprachen versus Varietäten einer Sprache liegt.
Schlüsselwörter
Diglossie, Rus', Kirchenslavisch, Dialekte, истина, правда, Sprachgeschichte, Sprachentwicklung, Nestorchronik, Zweisprachigkeit, kultureller Dualismus, russische Schriftsprache.
Häufig gestellte Fragen zum Text: "SIE sprechen Dialekt, aber schreiben Kirchenslavisch"
Was ist der Hauptfokus des Textes?
Der Text untersucht die Diglossie in der Rus' und den damit verbundenen Dualismus von истина und правда (Wahrheit) in der russischen Kultur. Er beleuchtet die historische Entwicklung der russischen Schriftsprache und die Koexistenz verschiedener Sprachvarietäten, wobei die Nestorchronik als Fallbeispiel dient.
Was ist Diglossie und wie wird sie im Text behandelt?
Diglossie wird als eine stabile sprachliche Situation definiert, in der eine hochkodifizierte Schriftsprache (High-Varietät) neben einer weniger prestigeträchtigen, alltäglichen Varietät (Low-Varietät) existiert. Der Text analysiert die Diglossie-Situation in der Rus', insbesondere das Verhältnis zwischen Kirchenslavisch (High-Varietät) und den regionalen Dialekten (Low-Varietäten). Er diskutiert verschiedene Definitionen und Anwendungen des Diglossie-Begriffs durch verschiedene Gelehrte und vergleicht die Situation in der Rus' mit Beispielen aus anderen Sprachräumen (Griechisch, Arabisch etc.).
Welche Rolle spielen die Wörter истина und правда im Text?
Истина und правда sind zwei russische Wörter für "Wahrheit". Der Text untersucht den Dualismus dieser beiden Begriffe im Kontext der russischen Kultur und ihrer historischen Entwicklung. Es wird die Bedeutung dieser Wörter im Altkirchenslavischen, Altrussischen und der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts analysiert.
Welche Kapitel enthält der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text enthält ein Vorwort, ein Kapitel über Diglossie in der Rus', ein Kapitel über den Dualismus von истина und правда, und ein Nachwort. Das Vorwort führt in die Thematik der Sprachentstehung und -entwicklung ein. Das Kapitel über Diglossie definiert den Begriff und analysiert die Situation in der Rus'. Das Kapitel über истина und правда untersucht den Dualismus dieser beiden Wörter und deren kulturelle Bedeutung. Das Nachwort fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Ziele verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, die Diglossie in der Rus' zu untersuchen, den Unterschied zwischen истина und правда zu beleuchten und die historische Entwicklung der russischen Schriftsprache im Kontext dieser sprachlichen und kulturellen Situation zu analysieren. Die Textanalyse der Nestorchronik dient als methodisches Beispiel.
Welche Schlüsselwörter sind im Text relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Diglossie, Rus', Kirchenslavisch, Dialekte, истина, правда, Sprachgeschichte, Sprachentwicklung, Nestorchronik, Zweisprachigkeit, kultureller Dualismus, russische Schriftsprache.
Wie wird die Nestorchronik im Text verwendet?
Die Nestorchronik wird als Fallbeispiel verwendet, um die Diglossie-Situation in der Rus' und die Verwendung verschiedener Sprachvarietäten in einem konkreten historischen Text zu analysieren.
- Quote paper
- Sebastian Wagner (Author), 2011, Die Diglossie in der Rus‘ und der Dualismus von istina und prav'da in der Russischen Kultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184759