Das Geschehen in „Der Zweikampf“ folgt inhaltlich dem Modell, das auch die Handlung in anderen Werken von Kleist bereits bestimmt hat. Es erzählt „von einem unmissverständlich geäußerten Lebensplan, der hier als ‚letzter Wille‘ des sterbenden Herzogs erscheint, und zugleich von der Absicht, in der Unübersichtlichkeit der Welt Helligkeit und ‚Aufklärung‘ zu schaffen; also das Dunkle und Ungeklärte der irdischen Ereignisse ‚unmittelbar ans Tageslicht‘ […] zu bringen“ .
Und doch unterscheidet sich „Der Zweikampf“ auf bemerkenswerte Weise von den anderen Erzählungen Kleists. Lange hatte Kleists letzte Erzählung von 1811 den Ruf, aufgrund seiner besonderen Handlungsordnung zu undurchdacht und zu ungeordnet zu sein, da sich das Motiv des Textes immer wieder verliert. So fällt vor allem die besondere Erzählstruktur ins Auge, mit der auch ein Wechsel der jeweils im Vordergrund stehenden Themen verbunden ist. Es erscheint daher gerade interessant, die Erzählung im Hinblick auf einige markante Punkte der Erzähltheorie zu analysieren.
Die Forschung zog dieser Erzählung eher andere Erzählungen Kleists vor. Eine Analyse zu der Erzählung „Der Zweikampf“ ist meist nur Teil eines größeren Werkes im Hinblick auf einzelne Gesichtspunkte und wird teilweise bei der Untersuchung anderer Erzählungen, denen größere Aufmerksamkeit gewidmet worden ist, nur erwähnt. Ansonsten wird die Erzählung entweder vergleichend neben andere Werke gestellt oder man konzentriert sich beispielsweise auf den Zweikampf, das Duell an sich, seine Folgen und ihre Deutung und die Instanz „Gott“.
Eine genauere Untersuchung stellen u.a. auch in Bezug auf die besondere Erzählstruktur Gerhard Neumann und Walter Delabar in ihren Aufsätzen zu „Der Zweikampf“ an. Die Ordnung und die Distanz werden sowohl hier, als auch bei Carmen Pinilla Ballester angesprochen. Mit der Problematik der Erzählinstanz beschäftigen sich Peter Ensberg, Claudia Brors, Gerhard Neumann und ebenso Walter Delabar.
Bei der Analyse der Erzählung in Hinblick auf die Erzähltheorie wird in dieser Arbeit zuerst der Aufbau untersucht. Dabei wird zum einen auf das oben beschriebene besondere Erzählmuster und zum anderen auf die Ordnung von Handlungselementen eingegangen. Danach wird die Verknüpfung von Distanz und Dauer von hervorgehobenen Handlungsabschnitten beschrieben. Im Anschluss daran richtet sich das Augenmerk noch auf die gespaltene Erzählinstanz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Aufbau des Geschehens
- Das Erzählmuster
- Die Ordnung des Geschehens
- Das Zusammenspiel von Distanz und Dauer der Darstellung des Geschehens
- Die Zersplitterung der Erzählinstanz
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Erzählstruktur von Heinrich von Kleists „Der Zweikampf“ und untersucht dabei die Besonderheiten der Erzählstrategie, die Ordnung des Geschehens, das Zusammenspiel von Distanz und Dauer der Darstellung sowie die gespaltene Erzählinstanz. Ziel ist es, die spezifischen Merkmale der Erzählstruktur in Kleists Werk zu beleuchten und deren Bedeutung für die Interpretation des Textes zu erforschen.
- Das besondere Erzählmuster des Einrückens von neuen Erzählfeldern
- Die Ordnung der Handlungselemente und die Verlagerung des Fokus
- Die Beziehung zwischen Distanz und Dauer der Darstellung
- Die gespaltene Erzählinstanz und ihre Auswirkungen auf die Interpretation
- Die Rolle des Gottesurteils und die Deutung des Zweikampfes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Besonderheiten der Erzählstruktur von „Der Zweikampf“ im Vergleich zu anderen Werken Kleists dar und führt in die Thematik der Arbeit ein. Im zweiten Kapitel wird der Aufbau des Geschehens analysiert, wobei zunächst das besondere Erzählmuster des Einrückens von neuen Erzählfeldern beleuchtet wird. Anschließend wird die Ordnung der Handlungselemente untersucht, die sich durch eine ständige Verlagerung des Fokus auszeichnet. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Zusammenspiel von Distanz und Dauer der Darstellung von Handlungsabschnitten. Dabei wird deutlich, wie Kleist durch die Wahl seiner Erzählperspektive die Spannung und die Interpretation des Geschehens beeinflusst. Im vierten Kapitel wird die gespaltene Erzählinstanz analysiert, die durch die unterschiedlichen Perspektiven und die Vermittlung des Geschehens durch verschiedene Figuren gekennzeichnet ist. Die Schlussfolgerungen der Arbeit werden im fünften Kapitel zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erzählstruktur, das Erzählmuster, die Ordnung des Geschehens, die Distanz und Dauer der Darstellung, die gespaltene Erzählinstanz, das Gottesurteil, die Deutung des Zweikampfes und die Interpretation von Heinrich von Kleists „Der Zweikampf“. Die Arbeit analysiert die spezifischen Merkmale der Erzählstruktur in Kleists Werk und untersucht deren Bedeutung für die Interpretation des Textes.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Zur Erzählstruktur in Heinrich von Kleists "Der Zweikampf", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184918