Nach der Epochenzäsur 1989, die das Ende des Ost-West-Konfliktes bedeutete, dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der neuen Rolle der Vereinten Nationen im Rahmen des zweiten Golfkrieges war die Frage nach einer „Neuen Weltordnung“ in aller Munde. Das Zusammentreffen der vielfältigen Dimensionen von Krise und von Transformationsprozessen hat seit Anfang des laufenden Jahrzehnts zu dem verbreiteten Bewußtsein geführt, daß wir uns in einem Prozeß umfassenden weltgesellschaftlichen Umbruchs befinden, der von seinen Ausmaßen her durchaus mit der Periode zwischen 1914 und 1945 vergleichbar ist. Zweifellos belasten diese Umbruchprozesse die bestehenden globalen Ordnungsstrukturen erheblich, wenn sie sie nicht sogar überfordern. Das Scheitern des realsozialistischen Modells begünstigte seit 1989 Globalisierungsprozesse. Die Komplexität der globalen Problemzusammenhänge wie die eskalierende soziale Ungleichheit, die Zunahme des Migrationsdruckes, die immer deutlicher werdenden ökologischen Grenzen des Wirtschaftswachstums und die Gefährdung von Demokratie und Menschenrechten im Gefolge nationalistischer und fundamentalistischer Politikangebote läßt nationalstaatliche Gestaltungsdefizite immer deutlicher zutage treten. Die Regierungen besitzen nicht mehr das selbstverständliche und unangreifbare Monopol der Gestaltung aller Aspekte der internationalen Beziehungen. Dies fördert zugleich die Aufmerksamkeit für die an Bedeutung gewinnende internationale Politik. Man kann eine anwachsende Regelungsdichte und institutionelle Ausdifferenzierung der internationalen Politik genauso beobachten, wie ein zunehmendes Gewicht von Nichtregierungsorganisationen (NRO) in der internationalen Politik. Bisher beruhte die Weltpolitik auf einer „Weltkultur der Nationalstaaten“. Die Welt wurde als Staatenwelt begriffen und handelte als solche. In den letzten Jahrzehnten sind aber wichtige andere Akteure entstanden, deren Aktivitäten weitreichende und von der Staatenwelt nur noch begrenzt steuer- und kontrollierbare Auswirkungen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Die Nichtregierungsorganisationen / Begriffsdefinition
- 1.2. Problemstellung und Zielsetzung
- 1.3. Eingrenzung
- 1.4. Stand der Forschung
- 1.5. Gang der Untersuchung
- 1.6. Methode
- 2. Organisationssoziologie der NROS
- 3. Politiktheorien im Wandel
- 3.1. Der Abschied von Steuerungs- und Politiktheorien
- 3.2. Die Netzwerkgesellschaft
- 3.3. Die Rolle von NROs als politische Akteure
- 3.3.1. Das politische System und NRO
- 3.3.2. NROS und internationale Politik
- 4. Die Rolle der Nichtregierungsorganisationen im VN-System
- 4.1. Ein Überblick über die Geschichte der Internationalen NROs bis 1945
- 4.2. Der Artikel 71 der Charta der Vereinten Nationen
- 4.3. Welche Vorteile bringt die Mitarbeit der NROs dem VN-System?
- 5. Nichtregierungsorganisationen und Entwicklungszusammenarbeit
- 5.1. Die speziellen Probleme der Vereinten Nationen auf dem Felde der Entwicklungszusammenarbeit
- 5.2. Typologisierung entwicklungsbezogener NROS
- 5.3. Der Staat und die NROs in der Entwicklungszusammenarbeit
- 5.3.1. Die komparativen Vorteile der NROs in der Entwicklungszusammenarbeit
- 5.3.2. Die Probleme im Verhältnis zwischen Süd-Regierungen und NRO
- 5.3.3. Die nicht ersetzbaren Funktionen des Staates
- 5.4. Das Verhältnis von Nord- und Süd-NROS
- 5.5. Formelle und informelle Einflußmöglichkeiten der NROs im System der Vereinten Nationen
- 5.6. NRO-Netzwerke
- 6. Grenzen und Probleme der NROs
- 6.1. Spezielle Grenzen und Probleme der NROs im VN-System
- 6.2. Die Probleme der Evaluierung der NRO-Projekte
- Exkurs: Die Haltung der Bundesregierung zur stärkeren Einbeziehung der NROS in die Arbeit der Vereinten Nationen
- 7. Die Beteiligung von NROs an der UNCED 1992 in Rio
- 7.1. Die Beteiligung der NROs in der Vorbereitungsphase der UNCED
- 7.2. Die Beteiligung der NROs an der Hauptkonferenz
- 7.2.1. Das Global Forum der NRO
- 7.2.2. NROS im UNCED-Folgeprozeß
- 7.3. Ziele, Versäumnisse und Ergebnisse der UNCED
- 7.4. Welchen Stellenwert haben Weltkonferenzen der Vereinten Nationen?
- 8. Zusammenfassung und abschließende Bewertung
- Literaturverzeichnis
- Anlagenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von Nichtregierungsorganisationen (NROs) im System der Vereinten Nationen und untersucht deren Wirkungsmöglichkeiten im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der NROs im Kontext der internationalen Politik und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit von NROs und den Vereinten Nationen ergeben.
- Die Bedeutung von NROs als politische Akteure im internationalen Kontext
- Die Rolle von NROs in der Entwicklungszusammenarbeit
- Die Herausforderungen und Chancen der Zusammenarbeit zwischen NROs und den Vereinten Nationen
- Die Grenzen und Probleme der NROs im VN-System
- Die Beteiligung von NROs an der UNCED 1992 in Rio
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Nichtregierungsorganisationen (NROs) im UN-System ein und erläutert die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit. Sie beleuchtet den Wandel der internationalen Politik und die zunehmende Bedeutung von NROs als politische Akteure.
Kapitel 2 befasst sich mit der Organisationssoziologie der NROs und analysiert deren Strukturen, Funktionen und Handlungsweisen.
Kapitel 3 untersucht die Entwicklung von Politiktheorien im Wandel und beleuchtet die Rolle von NROs als politische Akteure im Kontext der Netzwerkgesellschaft.
Kapitel 4 analysiert die Rolle der NROs im VN-System und beleuchtet die Geschichte der internationalen NROs sowie die Vorteile ihrer Mitarbeit im UN-System.
Kapitel 5 befasst sich mit der Rolle von NROs in der Entwicklungszusammenarbeit und analysiert die speziellen Probleme der Vereinten Nationen in diesem Bereich. Es werden verschiedene Typen von entwicklungsbezogenen NROs vorgestellt und das Verhältnis zwischen Staat und NROs in der Entwicklungszusammenarbeit untersucht.
Kapitel 6 beleuchtet die Grenzen und Probleme der NROs im VN-System und analysiert die Herausforderungen der Evaluierung von NRO-Projekten.
Kapitel 7 untersucht die Beteiligung von NROs an der UNCED 1992 in Rio und analysiert deren Rolle in der Vorbereitungsphase und während der Hauptkonferenz.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Nichtregierungsorganisationen (NROs), Vereinte Nationen (VN), Entwicklungszusammenarbeit, internationale Politik, Globalisierung, Netzwerkgesellschaft, Zivilgesellschaft, UNCED, Rio-Konferenz, Nachhaltigkeit, Umweltpolitik, Politiktheorien, Organisationssoziologie, Evaluierung, Grenzen und Probleme.
- Quote paper
- Friedhelm Füllenbach (Author), 1997, Die Rolle der Nichtregierungsorganisationen im UN-System, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185117