Die vorliegende Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Der theoretische Teil vermittelt einen Überblick über den aktuellen Stand der Qualitätsdiskussion. Insbesondere soll aufgezeigt werden, welche Kriterien und Dimensionen des Begriffs „Qualität“ diskutiert werden und welchen Einfluß dies auf die Festlegung von Qualitätssicherungssystemen für die berufliche Weiterbildung hat. Darüber hinaus soll der Stellenwert der Prozeßführung innerhalb prozeßorientierter Ansätze für die Praxis der beruflichen Weiterbildung ermittelt werden.
Dem empirischen Teil liegt eine eigene Untersuchung zugrunde, anhand derer versucht wird, die vorerwähnten Fragen durch Erfahrungsberichte in der Bildungspraxis Tätiger zu beantworten. Die Untersuchung erfolgte in Form qualitativer Experteninterviews in bereits zertifizierten, in der Vorbereitung auf die Zertifizierung befindlicher und nicht zertifizierten Bildungsträger der beruflichen Weiterbildung. Eine ausführliche Beschreibung des methodischen Vorgehens erfolgt in Kapitel 8.
Die dieser Arbeit zugrunde liegende Ausgangsüberlegung besteht darin, in welcher Weise sich das Qualitätsverständnis einzelner Bildungsträger voneinander unterscheidet und welchen Einfluß die jeweilige Definition von Qualität auf die betriebliche Praxis der Einrichtungen hat. Neben der Sicherung und Erhaltung der Qualität der Angebote durch Einführung bestimmter Qualitätsmanagementkonzepte spielen auch betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle bei der Entscheidung für ein bestimmtes Managementkonzept. Wirtschaftliche Einbußen zwingen Einrichtungen dazu, ihre Organisationsstrukturen neu zu überdenken und effizienter zu gestalten. Wohlklingende Konzepte wie „Total Quality Management“, „Lean Management“, „Business Reengineering“ oder „Prozeßmanagement“ verheißen betriebswirtschaftliche und unternehmenskulturelle Lösungen für diese Probleme.
Durch eine beobachtbare Tendenz zu prozeßorientierten Ansätzen in der betriebswirtschaftlichen Literatur ergab sich weiterhin die Frage, inwieweit prozeßorientierte Arbeitsabläufe den prozessualen Charakter von Bildungsmaßnahmen unterstützen können und ob sich die betrieblichen Abläufe zertifizierter Bildungseinrichtungen unter dem Einfluß der DIN-Norm von denen nicht zertifizierter Einrichtungen unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Qualität ein Maßstab für Produkte und Dienstleistungen
- 1.1 Zur Entwicklung des Qualitätsbegriffes und der Sicherung der Qualität
- 1.2 Neue Ansätze zur Beschreibung von Qualität
- 1.2.1 Fünf Betrachtungsweisen des Qualitätsbegriffs nach David A. Garvin
- 1.2.2 Acht Dimensionen der Qualität
- 1.2.3 Versuch einer Zuordnung der acht Qualitätsdimensionen in fünf Qualitätsdefinitionen
- 2. Historischer Rückblick zur Qualität in der Erwachsenenbildung
- 3. Ansätze der Qualitätssicherung in verschiedenen Teilmärkten der beruflichen Weiterbildung
- 3.1 AFG-geförderte Weiterbildung
- 3.1.1 Arbeitsmarktbezogene Anforderungen - Ziele der Förderung
- 3.1.3 Anforderungen an die Maßnahme
- 3.2 Individuelle Weiterbildung
- 3.2.1 Gütegemeinschaften, deren Qualitätsverständnis und daraus abgeleitete Qualitätskriterien
- 3.2.2 Dozentenzertifizierung
- 3.3 Betriebliche Weiterbildung
- 3.3.1 Die Lernende Organisation
- 3.3.2 Ausgewählte Modelle betrieblicher Weiterbildung
- 4. Qualitätssicherung durch ein Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9000 ff.
- 4.1 Zum Qualitätsverständnis der Normenreihe
- 4.2 Umsetzung des Qualitätsverständnisses in ein Qualitätsmanagementsystem der beruflichen Weiterbildung
- 2,5. Zum Einfluß der Qualitätskriterien auf die betrieblichen Abläufe eines Bildungsträgers
- 5.1 Exemplarisch - Qualitätsziel: Vermittlungsquote
- 5.2 Exemplarisch - Qualitätsziel: Kundenzufriedenheit
- 6. Qualitätssicherung durch Prozeßorientierung
- 6.1 Begriffliche Grundlagen des Prozeßmanagements
- 6.1.1 Geschäftsprozeßoptimierung
- 6.1.2 Reengineering
- 6.1.3 Prozeßorganisation
- 6.2 Identifikation der qualitätsrelevanten Prozesse
- 6.3 Prozeßführung
- 6.3.1 Voraussetzungen der Prozeßführung
- 6.3.3 Führungskreislauf der Prozeßführung
- 7. Modelle der Prozeßführung in der beruflichen Weiterbildung
- 7.1 Qualitätskreis einer Weiterbildungsmaßnahme in Anlehnung an DIN EN ISO 9004, Teil 2
- 7.2 Führungskreislauf einer Weiterbildungsmaßnahme durch Identifizierung branchenspezifischer Prozesse
- 8. Empirische Untersuchung zur Themenstellung
- 8.1 Konzeption und Durchführung
- 8.2 Festlegung der Stichprobe
- 8.3 Konzeption der Interviewleitfäden
- 8.4 Durchführung der qualitativen Interviews
- 8.5 Auswertung der Interviews
- 8.6 Ergebnisse der Untersuchung
- 8.6.1 Deskription der Bildungsträger
- 8.6.2 Gründe für oder gegen die Zertifizierung
- 8.6.3 Zielgruppen und Angebote
- 8.6.4 Kriterien der Angebotsauswahl
- 8.6.5 Qualitätsbegriffe und -kriterien
- 3,8.6.6 Qualitätsrelevante Prozesse
- 8.6.7 Analyse des Entwicklungs-, Planungsprozesses
- 8.6.8 Verfahren zur Erreichung und Sicherung der definierten Qualitätsziele
- 8.6.9 Auswahl der Zulieferer
- Fazit, Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
- Anhang
- Interviewleitfaden Kategorie 1
- Interviewleitfaden Kategorie 2
- Interviewleitfaden Kategorie 3
- Interviewtranskripte - Kategorie 1
- Interviewtranskripte - Kategorie 2
- Interviewtranskripte - Kategorie 3
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Qualitätssicherung in der beruflichen Weiterbildung und analysiert die Unterschiede zwischen zertifizierten und nicht zertifizierten Bildungsträgern. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Qualitätsbegriffes, die verschiedenen Ansätze zur Beschreibung von Qualität und die Bedeutung von Qualitätsmanagementsystemen nach DIN EN ISO 9000 ff. im Bildungsbereich.
- Entwicklung des Qualitätsbegriffes in der beruflichen Weiterbildung
- Qualitätssicherung durch Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000 ff.
- Prozessorientierung in der Qualitätssicherung
- Empirische Untersuchung von zertifizierten und nicht zertifizierten Bildungsträgern
- Einfluss von Qualitätskriterien auf die betrieblichen Abläufe
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Diplomarbeit beleuchtet die Entwicklung des Qualitätsbegriffes und die verschiedenen Ansätze zur Beschreibung von Qualität. Es werden die fünf Betrachtungsweisen des Qualitätsbegriffs nach David A. Garvin sowie die acht Dimensionen der Qualität vorgestellt und in fünf Qualitätsdefinitionen zugeordnet.
Kapitel 2 bietet einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der Qualitätssicherung in der Erwachsenenbildung.
Kapitel 3 analysiert die Ansätze der Qualitätssicherung in verschiedenen Teilmärkten der beruflichen Weiterbildung, darunter die AFG-geförderte Weiterbildung, die individuelle Weiterbildung und die betriebliche Weiterbildung.
Kapitel 4 befasst sich mit der Qualitätssicherung durch ein Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9000 ff. Es werden das Qualitätsverständnis der Normenreihe und die Umsetzung in ein Qualitätsmanagementsystem der beruflichen Weiterbildung erläutert.
Kapitel 5 untersucht den Einfluss der Qualitätskriterien auf die betrieblichen Abläufe eines Bildungsträgers anhand der Beispiele Vermittlungsquote und Kundenzufriedenheit.
Kapitel 6 widmet sich der Qualitätssicherung durch Prozessorientierung. Es werden die begrifflichen Grundlagen des Prozessmanagements, die Identifikation der qualitätsrelevanten Prozesse und die Prozeßführung behandelt.
Kapitel 7 stellt Modelle der Prozeßführung in der beruflichen Weiterbildung vor, darunter den Qualitätskreis einer Weiterbildungsmaßnahme in Anlehnung an DIN EN ISO 9004, Teil 2, und den Führungskreislauf einer Weiterbildungsmaßnahme durch Identifizierung branchenspezifischer Prozesse.
Kapitel 8 präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Themenstellung. Die Untersuchung umfasst die Konzeption und Durchführung, die Festlegung der Stichprobe, die Konzeption der Interviewleitfäden, die Durchführung der qualitativen Interviews, die Auswertung der Interviews und die Ergebnisse der Untersuchung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Qualitätssicherung in der beruflichen Weiterbildung, die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000 ff., die Prozessorientierung, die empirische Untersuchung von Bildungsträgern, die Qualitätskriterien und die betrieblichen Abläufe. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Qualitätssicherung in einem zunehmend pluralen Weiterbildungsmarkt und analysiert die verschiedenen Ansätze zur Sicherung der Qualität in der Praxis.
- Citation du texte
- Bettina Baum (Auteur), 1998, Verständnis von Qualität und Anlage der Prozeßführung bei zertifizierten und nicht zertifizierten Bildungseinrichtungen der beruflichen Weiterbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185186