Wissenschaftliche Positionen zum Thema vom bilingualen Erstsprachenerwerb während des kindlichen Erstsprachenerwerbes des Deutschen, Englischen, Französischen und Italienischen


Travail d'étude, 2002

47 Pages, Note: 0


Extrait


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1. V. Volterra & T. Taeschner (1978): The acquisition and development of language

by bilingual children ...................................................................................... 2 2. P. Muysken (1989): Code-Switching and Grammatical Theory ................... 4 3. J. M. Meisel (1989):

Early Differentiation of Languages in Bilingual Children ............................. 8 4. Köppe & Meisel (1995):

Code-Switching in Bilingual First Language Acquisition ............................. 13 5. J. Paradis & F. Genesee (1996): Syntactic Acquisition In Bilingual Children:

Autonomous or Interdependent ? ................................................................... 18 6. M. Deuchar & S. Quay (1998): One vs. two systems in early bilingual syntax:

Two versions of the question ......................................................................... 23 7. I. Gawlitzik-Maiwald & T. Tracy (1996):

Bilingual Bootstrapping ................................................................................. 27 8. E. Lanza (1993): Language Mixing and Language Dominance

in Bilingual First Language Acquisition ........................................................ 31 9. S. Döpke (1998): Competing language structures: The acquisition of verb placement by

bilingual German-English children ................................................................ 33 10. N. Müller (1993):

Transfer in bilingual first language acquisition ........................................... 37 11. F. Grosjean (1999): The bilingual´s language modes .................................. 42 12. Bibliographie ............................................................................................... 47

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Volterra & Taeschner (1978) untersuchen in ihrer Studie den bilingualen Erstsprachenerwerb von Kindern im Zeitraum vom 1. bis zum 4. Lebensjahr. Dabei werfen die Autoren zwei grundlegende Fragen auf:

- wie sind die Entwicklungsstufen, welche beim simultanen Erwerb zweier Erstsprachen in der frühen Kindheit durchlaufen, linguistisch zu charakterisieren ?

- welcher Art sind die Strategien, welche das Kind während des Erwerbsprozesses benutzt ? These

Volterra & Taeschner (1978) gehen von drei unterschiedlichen Entwicklungsstufen beim bilingualen Erstsprachenerwerb aus:

1. Stufe - das Kind besitzt ein lexikalisches System, welches Wörter beider Sprachen enthält

2. Stufe - das Kind unterscheidet zwei verschiedene Lexika, wendet dieselben syntaktischen Regeln auf beide Sprachen an

3. Stufe - das Kind besitzt zwei unterschiedliche linguistische Systeme, welche sich sowohl hinsichtlich des Lexikons wie auch der Syntax unterscheiden, jede Sprache wird ausschließlich mit jener Person assoziiert, welche die jeweilige Sprache spricht, das Kind gibt seine Strategie, Personen entsprechend der von ihnen benutzten Sprache zu charakterisieren, am Ende dieser Erwerbsphase auf Argumente

Die Autoren führen zur Untermauerung ihrer These Evidenzen aus einer von ihnen durchgeführten Longitudinalstudie über den bilingualen Erstsprachenerwerb des Deutschen und Italienischen an. Des weiteren beziehen die Autoren eine von Leopold (1970) durchgeführte Studie über den bilindualen Erstsprachenerwerb des Deutschen und Englischen in ihre Untersuchung mit ein.

1. Erwerbsstufe

Evidenz für die von ihnen charakterisierte erste Erwerbsstufe läßt sich nach Volterra & Taeschner (1978) in den Äußerungen des untersuchten Kindes Lisa finden. So benutzt Lisa beispielsweise im Alter von 1,10 Jahren das italienische Wort „la“, um sich auf zum Zeitpunkt des Sprachens sichtbare Dinge zu beziehen, sowie das deutsche Wort „da“, um auf visuell erfaßbare Gegenstände zu referieren. Die Wahl des jeweilig gebrauchten Wortes hängt somit von situativen Faktoren ab, allerdings dienen beide Worte stets ein- und derselben Absicht, dem Ausdruck der Referenz auf Gegenstände. Volterra & Taeschner (1978) kommen zu dem Schluß:

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„So we see that all words of a child´s speech appear to form one lexical system. In this phase the few two- to three-word-constructions appear as a mixture of words taken from both languages and it is difficult to make any asessment concerning syntax. In practice, the bilingual speaks only one language which is a language system of his own.“ (Volterra & Taeschner, 1978: S. 317) 2. Erwerbsstufe

Evidenz für die von ihnen charakterisierte zweite Erwerbsstufe finden die Autoren u.a. in dem variierenden, vom jeweiligen Kontext abhängigen Gebrauch des italienischen Wortes „occhiali“ sowie des deutschen Wortes „Brille“. So benutzt Lisa im Alter von 2,5 Jahren das Wort „occhiali“, um sich auf die Brille ihres Vaters zu beziehen und das Wort „Bille“, um auf ein von ihrer Mutter gezeichnetes Bild mit einer Brille zu referieren. Volterra & Taeschner kommen zu folgendem Schluß: „The factors which influence the use of the word and which distinguish „occhiali“ form „Brillen“ seem to be pragmatic conditions (...).“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 318)

Die Autoren fassen ihre Beobachtungen während der zweiten Erwerbsstufe wie folgt zusammen:

„In the second stage the child reaches a point where he can be said to possess two lexical systems, in the sense that the same object or event is indicated with two different words pertaining to the two languages.“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 317)

„It is only when the knowledge of the two linguistic codes becomes greater (...) that the child learns to distinguish between the two linguistic systems (...) subsequent to the acquisition of two separate lexical systems, the child may still apply the same syntactic rules to the two languages.“

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Die Autoren definieren ihre Beobachtungen während der dritten Erwerbsphase folgendermaßen:

„In the third stage the bilingual process of learning is practically complete. The child speaks two languages correctly at both the lexical and syntactic levels.“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 324)

Evidenz für diese Charakterisierung finden die Autoren u.a. in folgenden Äußerungen Lisas. Zu diesem Zeitpunkt ist Lisa 2,9 bzw. 3,3 Jahre alt: 1) „Giulia Buch.“ image 3f72a6108bf2d244df2ebcd03be80fdb

„Sono i capelli di Lisa.“ („Sie sind Haare von Lisa.“) Die Autoren kommen hinsichtlich ihrer Beobachtungen während der dritten Erwerbsstufe zu folgendem Schluß:

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„In the previous stage, the interference was observed on the lexical level; in this stage there is still interference, but on the syntactic level. This interference is particularly observed when the child is put into a situation of conflict. She may have to switch rapidly from one language into another because she interacts simultaneously with persons speaking different languages. (...) the child is able to speak both languages fluently, i.e. with the same linguistic competence as a monolingual child, with any person. It is only at this point that one can say a child is truly bilingual.“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 325/326) 2. image 2e0e08b5c74b55b7c26560df40b26fc3

- Code-Switching ist eine normale und weitverbreitete Form von bilingualer Interak-und erfordert eine große Kenge von bilingualer Kompetenz

- Vorschlag von vielfältigen „Beschränkungen“ und „Modellen“, welche das Code-Switching innerhalb von Sätzen regulieren, allerdings zuviele unterschiedliche, Forderung nach einem einheitlichen Code-Switching-Constraint

- Fragen: 1) bis zu welchem Grad ist Code-Switching „alternational“ und „symme-

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2) bis zu welchem Grad können Code-Switching-Prozesse als absolut oder relativ angesehen werden ?

3) bis zu welchem Grad ist die relative syntaktische Repräsentation des „Switch Points“ als strukturabhängig anzusehen ? 4) bis zu welchem Grad sind die Satz- und lexikalischen Phänomene in derselben Perspektive zu sehen ?

5) bis zu welchem Grad spielt Gleichwertigkeit zwischen Mustern von Ele-

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- Verbindung von Code-Switching und Grammatiktheorie

Fragen: 1) kann man die Unterschiede zwischen Sprachen auf lexikalische Unter-

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2) wie sieht eine strukturelle Analyse für die soziolinguistische Studie von

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1) Is Code-Switching alternational or insertional ?

- zwei Annäherungsversuche an Code-Switching innerhalb des Satzes: Code Switching ist „Alternation“ (Wechsel), d.h. der Wechsel der im „Switch“ implizierten Sprachen, oder „Insertion“, d.h. das Einsetzen einer Konstituente einer Sprache in eine einzelne Matrix-Satzstruktur der anderen Sprache (ähnlich dem „Borrowing“/ Entlehnung)

- Frage nach Möglichkeiten von objektiver Beurteilung, welcher Prozeß (Alternation vs. Insertion) angewandt wird 1.1. Determining the base-language

- unter der Annahme, daß es eine „base/matrix-language“ in einem dem Code-Switching unterliegenden Satz gibt (wie in einem Insertion-Modell) stellt sich die Frage, welche die Matrixsprache ist

- drei Antworten aus Sicht der Grammatiktheorie:

a) Parsing-Prozedur, von rechts nach links, das erste Wort oder die erste Wortreihe bestimmt die Matrixsprache und löste eine Reihe von analytischen Regeln aus

b) Strukturorientiertes Modell, irgendein Element bzw. irgendeine Reihe von Elementen bestimmt die Matrixsprache, oftmals das Hauptverb, der semantische Kern des Satzes, welches unterschiedliche semantische Rollen verteilt, Problem: viele Sprachen übernehmen fremde Verben, somit bestimmen entlehnte Verben die Matrixsprache

c) Rektionsmodell (DiSciullo (1986)), jedes regierendes Element (Verb, Präposition etc.) bildet eine Matrixstruktur, ist die Rektionskette nicht unterbrochen, würde das höchste Element im Baum die Matrixsprache des gesamten Baumes bestimmen

1.2. Function and Content Morphemes

- beim Code-Switching oftmals Unterscheidung zwischen „function“ und „content“-Morphemen

- kein gültiges Kriterium für die Unterscheidung dieser Klassen, allerdings können verschiedene Unterklassen aufgrund von vier Kriterien erstellt werden:

a) offene vs. geschlossene Klassen (Nomina/Verben vs. Pronomen)

b) Rolle bei der Strukturierung des Satzes

c) paradigmatisch organisierte geschlossene Klassen

d) gebundene vs. freie Morpheme 2) Absolute or relative restrictions

- viele Code-Switching-Restriktions-Modelle verbieten bestimmte Arten von „Code-Switching“, doch welcher Art sind diese Voraussagen ? auch Wahrscheinlichkeitsperspektive: anstatt vorauszusagen, welches Code-Switching verboten ist, Versuch, festzulegen, welche Code-Switchings die häufigsten sind

- Muysken (1989) neigt zu „Wahrscheinlichkeitsvoraussagen“ bei Code-Switching-Constraints, absolute Beschränkungen, welche durch ein einziges Gegenbeispiel entkräftet werden, sind für Performanzdaten weniger passend, sie übersehen die Tatsache, daß einige Arten von „Switches“ in einem gegebenen Korpus weniger häufig sind als andere

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- nach Muysken (1989) ist es wichtig, die nicht auftretenden „Switches“ als diejenigen zu betrachten sind, welche auftreten: an welcher Stelle des Satzes unterläßt ein Sprecher das Code-Switching ?

- man weiß noch nicht genug über die Häufigkeitsverteilung von spezifischen grammatischen Mustern in monolingualen sprachlichen Daten und Eigenschaften der Grammatik, um Häufigkeit in bilingualen Daten mit Sicherheit zu behandeln 3) Head/Dependant relations: the syntactic government constraint

- bei dieser Code-Switching-Perspektive spielt die Beziehung zwischen einem lexikalischen Element und dessen syntaktischer Umgebung eine wichtige Rolle, „lexical items“ efordern oftmals spezifische andere Elemente in deren Umgebung, dieses Erfordernis kann sprachspezifisch sein und durch eine Kopf-Komplement-Beziehung im Sinne des X-bar-Schemas formuliert werden

- ein lexikalischer Kopf/Regens projeziert nicht nur seine kategorialen und semantischen Merkmale auf die von ihm regierte Konstituente, sondern auch seinen Sprachindex, Aufstellung des „Government-Constraint“ von DiSciullo (1986), die Knoten in einem Strukturbaum müssen Elemente derselben Sprache dominieren, wenn eine Rektionsbeziehung zwischen ihnen besteht

- allerdings Problem mit dem hier verwendeten Rektionsbegriff, da die Klasse der Regenten neben „content words“ auch funktionale Kategorien wie INFL und COMP beinhält, außerdem zu große Rektionsdomäne, welche prinzipiell die gesamte maximale Projektion beinhält

- deshalb Reformulierung des „Government Constraints“ durch Muysken (1990), hierbei ist die L-Markierung ein eingeschränkterer Begriff von lexikalischer Rektion, Rektion durch ein „non-function-word“ mit thematischer Markierung, Code-Switching ist da möglich, wo die durch L-Markierung entstandene Kette von lokalen Abhängigkeiten unterbrochen wird, allerdings ist dieser revidierte „Government Constraint“ zu stark

- Muysken (1989) schlägt vor, die Matrix-Sprache als Rektionssrpache zu bezeichnen

4. Similarities between sentential and lexical phenomena

- Versuch, verschieden Phänomene, welche „Mixing“ beinhalten und zur gleichen Zeit passieren können (lexical borrowing, code-switching, interference etc.), durch ein Modell in eine unterschiedliche Reihe von Phänomenen zu unterteilen 4.1. The borderline between borrowing and switching

- „Code-Switching“ ist der Gebrauch von zwei Sprachen in einem Sätz bzw. in einer Äußerung, somit unterscheidet sich „Code-Switching“ von „lexical borrowing“ (Entlehnung), welches die Inkorporation von lexikalischen Elementen einer Sprache in das Lexikon einer anderen Sprache beinhält

- Muyskens (1989) Modell von „Borrowing“ und „Switching“:

a) Code-Switching beinhält Wörter mit unterschiedlichen Sprachindizes dem Satzlevel („S“), „supra-lexical mixing“, primär kreativ

b) Lexical Borrowing beinhält „formative morphemes“ (F) auf der Wortebene (W), „sub-lexical-mixing“, primär reproduktiv (listed)

- Muyskens (1989) Definition von lexikalischer Interferenz (Code-Switching oder Borrowing):

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a) ein bestimmter Fall auf dem supra-lexikalischen oder sub-lexikalischen Level

b) entweder enthält lexikalische Interferenz „listed elements“ oder nicht

- Muysken (1989) bezeichnet „Listedness“ als den Grad, bis zu welchem ein spezifisches „item“ oder eine spezifische Struktur Teil einer auswendiggelernten Liste ist, welche innerhalb einer bestimmten Sprachgemeinschaft eine gewisse Akzeptanz erworben hat,hier können linguistische „items“ auf einer Skala von „wesentlich kreativ“ bis hin zu „wesentlich reproduktiv“ eingeordnet werden

- auf dieser Skala kann eine Trennung von Borrowing und Code-Switching gemacht werden, Code-Switching besitzt die normalen, supra-lexikalischen, produktiven Eigenschaften von Syntax, Borrowing besitzt wie die derivationale Morphologie die für sub-lexikalische Strukturen typische Lexikalisierung wie die Verwischung von Morphemgrenzen 4.2. Morphological typology

- morphologische Typologie spielt eine Rolle veim „Code-Switching“, wenn man wortinternes Mixing, welches in morphologisch integriertem Borrowing involviert ist, als eine Art von Code-Switching ansieht

- Übertragung des von Muysken (1989) reformulierten „Government Constraints“ mit L-Markierung als Rektionsbegriff auf „Lexical Borrowing“

- Versuch der Vereinigung von grammatischen Beschränkungen für Entlehnung (Borrowing) und für Code-Mixing durch den Begriff der durch „Sprachindizes auferlegte lokale Kohärenz“:

1) Code-Mixing beinhält Wörter mit unterschiedlichen Sprachindizes, welche in einen Phrasenstrukturbaum eingesetzt werden

2) Lexical Borrowing in eine fremde Wortstruktur beinhält „formative morphemes“, welche in eine fremde Wortstruktur eingesetzt werden

- somit müßte (aufgrund von L-Markierung als Rektionsbegriff) Entlehnung (Borrowing) leichter sein, wenn die Komponenten eines Wortes lockerer miteinander ver-bunden sind wie in agglutinativer Morphologie, fusionale Sprachen sind höchst wi-derstandsfähig gegen Borrowing, da hier die Formen von „formative morphemes“ höchst interdependent ist

- diese vereinte Perspektive erlaubt es, die Art und Weise, in welcher Element entlehnt werden, mit der morphologischen Typologie einer Sprache zu verbinden

5. Equivalence

- Gleichwertigkeit zwischen den Grammatiken beider Sprachen erleichtert bilingualen Gebrauch, egal ob Zweitsprachenlernen, lexikalische Entlehnung oder Code-Switching

- Möglichkeit der Gleichwertigkeit von Kategorien (lexikalische Elemente, Phrasenstrukturen, Phoneme, morphosyntaktische Merkmale) oder von Beziehungen zwischen Kategorien 5.1. Kategoriale Gleichwertigkeit

- Gleichwertigkeit von Wortreihenfolge und kategoriale Gleichwertigkeit, die Gleichwertigkeit von Wortreihenfolge ist ein Unterfall von kategorialer Gleichwertigkeit nach der Rektionstheorie, da ein nach rechts regierendes Verb nicht direkt gleichwertig mit einem nach links regierendem Verb ist

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- Betrachtung von Gleichwertigkeit nicht nur aus grammatischer sondern auch aus soziolinguistischer Perspektive, somit kann Code-Switching auch soziolinguistisch behandelt werden 5.2. Word order equivalence

- Sankow & Mainvilles (1986)/Poplacks (1980) „Word-order-equivalence-constraint“: Switching ist nur an den Punken möglich, an welchen die Reihenfolge von linguistischen Elementen in beiden Sprachen dieselbe ist, Definition aufgrund der unmittelbaren Töchter eines Phrasenstrukturknotens

- Problem: die Reihenfolge von Elementen in einem Satz wird in Phrasenstrukturkonfigurationen ausgedrückt, entsteht jedoch aus der Interaktion einer Reihe von unabhängigen Prinzipien, diese bilden jedoch keine natürliche Klasse, auch sind nur einige sprachspezifisch und gehören somit dem „Equivalence Constraint“ an

- deshalb Reformulierung des „Equivalence Constraint“ mit dem Begriff von Rektion

6. Conclusion

- Reformulierung von Code-Switching aus einer anderen Perspektive: Code-Switching ist prinzipiell unmöglich, kann aber umgangen werden, wenn 1) es keine feste Beziehung (i.e. Rektion) zwischen zwei Elementen gibt (paratactic switching) 2) Gleichwertigkeit (Equivalence) herrscht

3) das „switched element“ morphologisch eingekapselt ist, d.h. wenn es durch ein funktionales Element von der Matrixsprache abgeschirmt ist 4) an dem „Switch Point“ ein Wort zu jeder Sprache gehören kann (homophones Diamorph) 3. image d899fd4b58a572a959db18e35ba4d48d

Introduction

- Frage, ob Bilinguale fähig sind, ihre zwei linguistischen Systeme zu trennen

- Erklärung der von Meisel (1989) verwendeten Terminologie:

a) Code-Switching: die Fähigkeit des Bilingualen, die Sprache entsprechend des

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b) Language Mixing: die unterschiedslose Kombination von Elementen beider

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- Code-Switching wird von bilingualen Kindern und von Erwachsenen benutzt, bilinguale Kinder scheinen es häufig als „Erleichterungsstrategie“ zu benutzen, wenn das notwendige linguistische Material leichter in der anderen Sprache vorhanden ist, Code-Switching nimmt zu, je mehr Kompetenz das Kind in beiden Sprachen bekommt, es ist somit Teil der bilingualen pragmatischen Kompetenz

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- Mixing scheint am häufigsten im Lexikon und am wenigsten im Lautsystem aufzutreten, Mixing tritt am häufigsten auf, wenn

a) eine der beiden Sprachen sehr dominant in der kindlichen Kompetenz ist

b) die Erwachsenen in der sprachlichen Umgebung des Kindes frei in der eigenen Sprache „mixen“ oder „switchen“

- aus der frühen Entwicklungsperspektive gesehen tritt Mixing am häufigsten in einer frühen Erwerbsphase auf, vor oder um 2,00 Jahre Discussion of the theoretical issues involved

- zuerst Diskussion der Probleme bei 1) der Definition von Volterra & Taeschners (1978) zweiter Erwerbsstufe 2) der notwendigen empirischen Evidenz für die angeblichen drei Erwerbsstufen 3) der theoretischen Annahme darüber, ob Sprachverarbeitung bei Kindern grammatisch ist

1) die Definition der dritten Erwerbsstufe ist überraschend vage (vor allem die Definition der zweiten Erwerbsstufe), kein unabhängiges Kriterium wird erwähnt wie Alter oder MLU (Mean Length of Utterance) keine klaren Abgrenzungen der unterschiedlichen Erwerbsstufen, syntaktische Kriterien wären verläßliche Indikatoren für die Abgrenzung von Erwerbsstufen, zumal die zweite Stufe durch syntaktische Merkmale definiert wird, ein starkes Argument für die zweite Erwerbsstufe wäre die Feststellung, daß syntaktisches Mixing während Erwerbsphasen auftritt

- nach Meisel (1989) stellen Fälle von Mixing eine ungenügende Definition für eine Erwerbsstufe von Mixing dar, Volterra & Taeschner (1978) zeigen selbst, daß Fälle von Mixing keine Evidenz zugunsten der diskutierten Erwerbsstufe darstellen, so „mischen Kinder auf Stufe 2 weiterhin Worte“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 319), somit kann das Mixing von Wörtern auch noch dann auftreten, nachdem „das Kind zwei unterschiedliche Lexika unterscheidet“ (Volterra & Taeschner, 1978; S. 312), woher weiß man, daß die zweite Erwerbsstufe schon erreicht worden ist ? somit erlaubt Volterra & Taeschners (1978) Modell, daß Merkmale aus der ersten Erwerbsstufe auf der zweiten Erwerbsstufe und Merkmale aus der zweiten Erwerbsstufe auf der dritten Erwerbsstufe auftreten

- nach Meisel (1989) ist die empirische Evidenz scheinbar ungenügend, um die vemeintliche zweite Erwerbsstufe des Dreistufenmodells zu unterstützen, eher scheint es, daß sozio-psychologische Faktoren zu Sprachmischung und Code-Switching führen, allerdings existiert keine überzeugende Evidenz für eine frühe Erwerbsphase von Mixing, durch welche alle Kinder gehen müssen

- nach Redlinger & Park (1980) scheinen verschiedene linguistische und soziolinguistische Faktoren den Grad des Mixings zu beeinflussen 2) - nach Meisel (1989) könnten Fälle von syntaktischem Mixing oder von Differenzierung zwischen syntaktischen Systemen empirische Evidenz für die zweite Erwerbsstufe darstellen, Volterra & Taeschner (1978) bemerken selbst, daß sich die gemischten Systeme, d.h. die zweite Erwerbsstufe, von jeder der beiden involvierten erwachsenen monolingualen Grammatiken unterscheiden kann, dies sollte als notwendige Voraussetzung für die zweite Erwerbsstufe interpretiert werden: man sollte nur jene grammatischen Aspekte beachten, in welchen sich die beiden erwachsenen Zielgrammatiken unterscheiden, Weiterführung dieser Forderung: um strukturell übereinstimmende Eigenschaften beider Zielgrammatiken auszuschließen, sollte man versuchen, Evidenz für oder gegen eine „gemeinsame, nicht-unterschiedliche Syntax“ zu finden, wo sich der Spachgebrauch von monolingualen Kindern, welche jede der beiden Sprachen erwer-

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ben, auch unterscheidet, ansonsten hätte man zwei getrennte Systeme, welche sich jedoch hinsichtlich dieser strukturellen Eigenschaften überlappen, aber kein einzelnes gemeinsames syntaktisches System

- allerdings ergibt sich hier ein Problem, wenn das angenommene gemeinsame syntaktische System, d.h. die zweite Erwerbsstufe, mit einer der beiden erwachsenen Grammatiken in einem gegebenen strukturellen System identisch ist, auch wenn sich beide erwachsenen Grammatik in dieser Hinsicht unterscheiden, ist es schwer, zu entscheiden, ob man wirklich nur eine zugrundeliegende Grammatik hat, stattdessen können die Gemeinsamkeiten in dem Gebrauch beider Sprachen das Ergebnis von Transfer aus der dominanten Spache sein, wenn eine Sprache mit der anderen interferiert, so ist dies nicht dasselbe wie die Existenz einer einzelnen Grammatik

- angesichts der methodologischen Schwierigkeiten, positive Evidenz für die zweite Erwerbsstufe zu finden, scheint es nach Meisel (1989) vielversprechender zu sein, nach Evidenz zugunsten der Hypothese zu suchen, daß Bilinguale von frühauf beide grammatische Systeme unterscheiden, wenn gezeigt werden kann, daß sie Strukturen benutzen, in welchen sich beide Zielgrammatiken einschließlich der entsprechenden Kindersprache unterscheiden, so stellt dies Evidennz gegen die „One-System“-Hypothese dar

- eine solche empirische Evidenz kann allerdings erst interpretiert werden, wenn die Frage beantwortet wird, ab welchem Punkt in der linguistischen Entwicklung man annehmen kann, daß das Kind fähig ist, einen syntaktischen/grammatischen Modus von Sprachverarbeitung zu benutzen

- Annahme im monolingualen Erstsprachenerwerb: nach einer Zeit von semantischpragmatischem Vorrang entwickeln sich semantische Kategorien und Beziehungen, welche mit denen in erwachsenen Grammatiken identisch sind, Givón (1979) unterscheidet zwischen einem „pragmatic mode“ und einem darauffolgendem „syntactic mode“ von Sprachverarbeitung

- aus dieser Perspektive gibt es zwei mögliche Interpretationen der zweiten Erwerbsstufe:

1) während dieser Entwicklungsphase hat das Kind noch keinen Zugang zu grammatischen Kategorien und Prinzipien, es verläßt sich vollkommen auf semantisch-pragmatische Strategien von Sprachgebrauch, dieser „pragmatische Modus“ von Sprachgebrauch operiert in genau derselben Art für beide Sprachen und erklärt somit die strukturellen Ähnlichkeiten, welche angeblich in der kindlichen Grammatik existieren, somit würden sowohl mono- wie auch bilinguale Kinder mit einem Sprachgebrauchsmodus arbeiten, welcher eher allgemein pragmatischen als sprachspezifischen grammatischen Prinzipien folgt 2) sobald das Kind angefangen hat, einen grammatisch-syntaktischen Modus von Sprachgebrauch zu benutzen, wird es anfänglich nur eine Syntax entwickeln, welche es zur Verarbeitung beider Sprachen benutzt

- wenn gezeigt werden könnte, daß ein bilinguales Kind unterschiedliche grammatische Mittel benutzt, um dieselben oder ähnlichen semantisch-pragmatischen Funktionen in beiden Sprachen auszudrücken, so zeigt dies nach Meisel (1989) an, daß es wirklich beide grammatische Systeme unterscheidet, das wäre auch Evidenz für die kindliche Fähigkeit, den grammatisch-syntaktischen Modus zu benutzen

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Subjects and data collection methods

- die DUFDE-Studie: Untersuchung des simultanen Erwerbes von Französisch und

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Discussion and results

- Untersuchung einiger linguistischer Phänomene, welche genügend unterschiedlich Deutschen und Französischen sind, um als Testfälle für das Problem von Sprachunterscheidung zu dienen, wenn möglich sollten sie ebenfalls unterscheidbar in der monolingualen linguistischen Entwicklung von Deutsch und Französisch sein Word Order Phenomena

- Wortreihenfolge ist ein grammatischer Bereich, welcher tatsächlich die erwähnten Erfordernisse erfüllt

- die deutsche Wortreihenfolge ist, mit dem Französischen verglichen, eher variabel, hier ist die Verbplatzierung besonders interessant, sie hängt davon ab, ob das Verb finit oder infinit ist und ob es in einem eingebetteten Satz auftritt oder nicht

- die französische Wortreihenfolge ist fast immer SVO, im gesprochenen Umgangsfranzösisch ist die Dislokation von Objekten und Subjekten häufig, Dislokation von Subjekten ist häufiger als die von Objekten, bei Dislokation von Objekten ist die Platzierung nach links häufiger als nach rechts, direkte Objekte werden häufiger disloziert als indirekte, die im Deutschen häufige Subjekt-Verb-Inversion ist im gesprochenen Französisch fast verschwunden, „doppelte Subjekte“ in dislozierten Konstruktionen wie sVOS und mit klitisierten Objekten SoV tauchen in der sprachlichen Umgebung des Kindes auf

- kurze Aufführung von monolingualem Erwerb von Deutsch und Französisch

- Entwicklung von Wortreihenfolge bei den bilingualen Kindern: seit Beginn der Mehrwortstufe ist die SVO-Struktur vorherrschend in beiden Sprachen, die Wortreihenfolge ist somit hier weniger variabel als in der Sprache von monolingualen Kindern im Deutschen und Französischen, allerdings Unterschied zwischen Deutsch und Französisch für beide bilinguale Kinder, der Eigenschaften beider Zielsprachen widerspiegelt: die Wortreihenfolge im Deutschen ist variabler als im Französischen, im Deutschen SVO und SOV, obwohl SOV hier vorherrscht, im Französischen nur SOV

Resultat: somit weniger Variabilität bei Bilingualen als bei Monolingualen, ein quantitativer Unterschied zwischen Französisch und Deutsch für jedes bilinguale Kind beim Gebrauch von SVO-Sequenzen

- ein weiterer Unterschied zwischen Französisch und Deutsch bei bilingualem Sprachgebrauch ergibt sich aus der Dislokation von Objekten nach rechts im Französischen, daher VOS-Sequenz, diese existiert nicht im Deutschen

- ein weiteres Anzeichen für die frühe Trennung von Sprachen besteht in der Anwendung der für das Französische und Deutsch typischen grammatischen Mittel, bei der Topikalisierung von Objekten und Adverbien weichen beide Kinder in beiden Sprachen niemals von der Erwachsenennorm ab, im Deutschen bleibt das Verb dabei in V2-Position, dadurch Subjekt-Verb-Inversion und AdVS/OVS-Sequenzen, im Fran-

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zösischen bleibt das Verb immer in dritter Position, hier AdSV/OSV-Sequenz

- nach Meisel (1989) stellt dies starke Evidenz dafür da, daß bilinguale Kinder wirklich fähig sind, zwischen zwei Sprachen zu unterscheiden, sobald sie syntaktische Ausdrucksmittel benutzen, bilinguale Kinder haben unterschiedliche Wortreihenfolgesequenzen in beiden Sprachen, sobald sie die Mehrwortstufe erreichen, die beiden zielsprachlichen Grammatiken sind in diesen Fällen unterschiedlich, auch monolinguale Kinder benutzen unterschiedliche Wortreihenfolge in den beiden Sprachen Subject-Verb-Agreement

- empirische Evidenz für die „Differentiation Hypothesis“ läßt sich beim Gebrauch brauch von Subjektpronomina und Subjekt-Verb-Agreement finden, diese Phänomene sind grammatisch-syntaktische Bereich

- die Subjekt-Verb-Kongruenz ist genügend unterschiedlich im Deutschen und Französischen, das Deutsche benutzt ein reiches System von Suffixen, um Person und Numerus zu kodieren, das Französische hat die meisten Suffixe, welche ähnlichen Zwecken diesen, verloren

- die Analyse der Sprache der bilingualen Kinder zeigt auf, daß sie jede der beiden Sprachen sehr ähnlich wie monolinguale Kinder erwerben

1) Deutsch: für jedes Kind existieren zwei Phasen, während der die Suffixe erwor-

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beide Kinder machen fast keine Fehler bei Personmarkierung an Verben, die wenigen Fehler können als Performanzfehler interpretiert werden, allerdings ist es noch ungewiß, ob diese Formen einer syntaktischen Funktion dienen, d.h. ob sie Subjekt-Verb-Kongruenz kodieren, jedoch benutzen beide Kinder zum selben Zeitpunkt der Entwicklung die ersten grammatischen Tempusmarkierungen, in dieser Phase tauchen auch die ersten spezifischen Wortreihenfolgemuster (besonders V2-Platzierung) im Deutschen auf

2) im Französischen ist es schwerer, da es hier nur spärliche Evidenz für den Erwerb von Flexionsaffixen gibt, allerdings Existenz von zwei Kriterien (finite vs. nonfinite Verben, Variabilität in der Form) zur Bestimmung, wann die bilingualen Kinder die Formklasse „Verb“ (unterschiedliche Formen ein- und desselben Verbes) benutzen, Auftauchen von Verben und Verbflexionen im Alter von 2,0 Jahren bzw. 2,9 Jahren

- die syntaktische Kategorie Verb entwickelt sich im Französischen und Deutschen während derselben Zeitperiode

- allgemeine Annahme, daß Kinder Zugang zum synaktischen Modus von Sprachverarbeitung nicht früher als auf der zweiten Erwerbsstufe haben

- die Evidenz für Subjekte ist notwendig, um sicher zu stellen, daß die frühe verbale Morphologie tatsächlich zur Kodierung von Subjekt-Verb-Kongruen gebraucht wird

1) Deutsch: ab 1,11 Jahren bzw. 2,8 Jahre Gebrauch von Subjekten in Kontexten,

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2) Französisch: sehr ähnliche Ergebnisse wie im Deutschen, ab 1,10 Jahren bzw.

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Titre
Wissenschaftliche Positionen zum Thema vom bilingualen Erstsprachenerwerb während des kindlichen Erstsprachenerwerbes des Deutschen, Englischen, Französischen und Italienischen
Université
University of Hamburg
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0
Auteur
Année
2002
Pages
47
N° de catalogue
V185934
ISBN (ebook)
9783867469975
ISBN (Livre)
9783656992608
Taille d'un fichier
749 KB
Langue
allemand
Mots clés
wissenschaftliche, positionen, thema, erstsprachenerwerb, erstsprachenerwerbes, deutschen, englischen, französischen, italienischen
Citation du texte
Magister Markus Mross (Auteur), 2002, Wissenschaftliche Positionen zum Thema vom bilingualen Erstsprachenerwerb während des kindlichen Erstsprachenerwerbes des Deutschen, Englischen, Französischen und Italienischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185934

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