Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum

Theoretische Zusammenhänge und empirische Ergebnisse aus kantonaler Sicht


Diplomarbeit, 2005

84 Seiten, Note: 1.5


Leseprobe


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1 Einleitung

„Denn jede von Ihnen ist nicht nur eine Stadt, sondern eine Vielzahl von Städten, wie man beim Spiele sagt. Zum mindesten sind es zwei, die einander feindlich gegenüberstehen: die Stadt der Armen und die der Reichen“ (Platon 1974, S. 214).

Der Anteil des obersten Quintils der steuerpflichtigen Schweizer Bevölkerung am Total der in der Steuerstatistik ausgewiesenen reinen Einkommen in der Steuerperiode 1997/1998 beträgt 47%, wobei alleine die reichsten 5% über 21% des gesamten reinen Einkommens verfügen. 1 Der Anteil des untersten Quintils ist hingegen mit 1.5% gering. Werden anstelle der Einkommensverteilung innerhalb der Länder die Einkommensungleichheiten zwischen den Ländern betrachtet, ergibt sich gemäss einer Studie der World Commission on the Social Dimension of Globalization (2004) folgendes: Die zwanzig ärmsten Länder erzielen im Durchschnitt ein Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt (BIP) von $ 267, während die zwanzig reichsten Länder über durchschnittlich $ 32’339 verfügen. Zudem weisen laut der Studie die ärmsten Länder seit den 1960er Jahren äusserst geringe Wachstumsraten aus. Die reichsten Länder haben hingegen in demselben Zeitraum ihr Pro-Kopf-BIP verdreifacht. Unter Berücksichtigung des umfassenden Datensatzes von Deininger/Squire (1996), welcher in vorwiegend armen Ländern Afrikas, Mittel- und Südamerikas und im Nahen Osten eine hohe Einkommensungleichheit feststellt, sowie der erwähnten Wachstumsunterschiede, scheint ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Ungleichheit gegeben zu sein, wobei die kausale Wirkungsrichtung nicht a priori klar ist.

Das Ziel dieser Arbeit ist, neben dem Aufzeigen der theoretischen Wirkungszusammenhänge, die empirische Überprüfung der unterschiedlichen Kausalzusammenhänge der Forschungsrichtungen anhand von Kantonsdaten. Dabei wird die normative Frage der Gerechtigkeit der Einkommensungleichheit nicht berücksichtigt, vielmehr wird das Augenmerk auf die Wirkungsbeziehung zwischen Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum gelegt. Daher liefert Kapitel 2

1 Das reine Einkommen wird ermittelt, indem zum steuerbaren Einkommen die erfassten Abzüge aufgerechnet werden (ESTV o.J.).

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2 Verteilungsdynamik und theoretische Wirkungsrichtungen

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben Verteilungsfragen in der öffentlichen Diskussion und in der wissenschaftlichen Literatur an Aufmerksamkeit gewonnen (vgl. Schäper 2002, S. 23). Die subjektive Empfindung einzelner Bevölkerungskreise, dass vom ausgewiesenen Wirtschaftswachstum nicht alle gleich profitieren, sondern eine zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen festzustellen sei, wird durch die explodierenden Gehälter von Managern in einzelnen Branchen in den letzten Jahren zusätzlich geschürt. Das Verhältnis der Top-Lohnbezüger zum einfachen Arbeiter hat sich in vielen Ländern stark vergrössert und dadurch diese Wahrnehmung verstärkt. 2 Die Befürchtung einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich wird nicht nur in Industrienationen geteilt. Besonders in Transformationsländern wird durch den Umbau der ökonomischen Systeme eine ungleiche Einkommensverteilung in einem Ausmasse toleriert, wie es unter sozialistischen Regimen nicht denkbar gewesen wäre. In Entwicklungsländern hingegen ist die weit verbreitete Armut das vordringlichste Problem. Während in der ersten Welt vor allem relative Einkommensvergleiche angestellt werden, ist in diesen Ländern das absolute Niveau des Einkommens entscheidend, hängt doch davon das Überleben vieler Menschen ab.

In der ökonomischen Theorie spielen Verteilungsaspekte aber nicht erst im 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Bereits Adam Smith und David Riccardo haben die funktionale Verteilung und Aufteilung von Erträgen auf die Produktionsfaktoren als Untersuchungsgegenstand berücksichtigt (vgl. Schäper 2002, S. 19). In der heutigen Zeit interessiert allerdings mehr die individuelle Verteilung des Einkommens bzw. des Vermögens.

2 Aghion, Caroli und Garcia-Peñalosa (1999, S. 1633) stellen für verschiedene OECD-Länder eine erhöhte Lohnungleichheit in den 80er und 90er Jahren fest. Für die USA, Grossbritannien, Kanada, Neuseeland, Australien, aber auch Österreich, Belgien, Japan und Schweden wird eine zunehmende Ungleichheit ausgewiesen. Mit Finnland bzw. Frankreich (stabil) und Deutschland bzw. Italien (sogar leicht sinkende Ungleichheit) gibt es aber auch Länder, die diesem Trend in der untersuchten Periode nicht gefolgt sind.

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Im folgenden Abschnitt wird die Entwicklung dieser personellen Einkommen einerseits und der Verteilung andererseits für die letzten Jahrzehnte an einigen ausgewählten Staaten nachgezeichnet. Anschliessend wird in Kapitel 2.2 theoretisch aufgezeigt, wie das Wirtschaftswachstum die Einkommensverteilung beeinflussen kann.

2.1 Konvergenzkonzepte und Verteilungsdynamik im 20. Jahrhundert

Bevor in diesem Kapitel die Verteilungsdynamik analysiert wird, werden kurz die zwei Grundlegenden Konvergenzbegriffe dargestellt, die nicht zuletzt auch in der Konvergenzkontroverse in Kapitel 2.3 massgebend sind. Oft werden zwei Sichtweisen von Konvergenz festgehalten: β-Konvergenz liegt dann vor, wenn ärmere Länder wirtschaftlich schneller wachsen als reichere, so dass sich das Pro-Kopf-Einkommen über die Zeit angleicht. Das Konzept der σ-Konvergenz hingegen betrifft die Querschnittsstreuung und geht von Konvergenz dann aus, wenn die Streuung der Pro-Kopf-Einkommen von Ökonomien über eine Gruppe von Ländern im Laufe der Zeit abnimmt (vgl. Stönner-Venkatarama 1997, S. 18). Wie Stönner-Venkatarama theoretisch zeigen konnte, ist die „β-Konvergenz eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung für σ-Konvergenz“ (Stönner-Venkatarama 1997, S. 19). In dieser Arbeit werden diese Konvergenzkonzepte teilweise verwendet. Weit wichtiger ist allerdings die Frage nach der Konvergenz der Einkommen innerhalb eines Landes. Lässt sich ein Trend zur Gleichverteilung feststellen, oder gibt es eine zunehmende Ungleichverteilung und somit eine wachsende Kluft in der Bevölkerung? Dieser Frage wird im Folgenden anhand der Verteilungsdynamik im 20. Jahrhundert exemplarisch nachgegangen.

In seiner Analyse der Einkommensverteilung von 1880 - 1950 in den USA und Grossbritannien respektive bis zum ersten Weltkrieg in Preussen bzw. Sachsen stellt Kuznets fest:

„The general conclusion suggested is that the relative distribution of income, as measured by annual income incidence in rather broad classes, has been moving toward equality - with these trends particularly noticeable since the

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unter anderem durch die Arbeiten von Mincer, die Schulbildung als wichtige Einflussgrösse auf das Einkommen identifiziert wurde (vgl. Krueger/Lindahl 1999, S. 3ff.), kann eine geeignete Bildungspolitik die Mobilität zwischen den Einkommensklassen und somit auch die Einkommensverteilung beeinflussen. Die Auswirkungen der Bildungspolitik auf die Verteilung und auf das Wachstum werden in Kapitel 2.7 näher erarbeitet.

2.2 Wachstum beeinflusst die Einkommensverteilung

In diesem Kapitel wird der partielle Effekt von Wirtschaftswachstum auf die Einkommensverteilung analysiert. Diese partielle Betrachtung dient rein der theoretischen Darstellung und wird später in eine komplexere

Wechselwirkungsbeziehung integriert. Einerseits wird die von Simon Kuznets (1955) auf der makroökonomischer Ebene aufgestellte „U-Curve-Hypothesis“ (UCH) für den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Einkommensverteilung dargestellt. Andererseits wird in diesem Kapitel überprüft, ob diese Hypothese auch mit heutigen Daten noch Bestand hat, oder ob sie allenfalls angepasst werden muss.

2.2.1 Kuznets „U-Curve Hypothesis (UCH)“

Simon Kuznets untersuchte in seiner Arbeit, welche die Literatur zum diesem Thema stark beeinflusst hat, hauptsächlich die langfristigen Veränderungen der personellen Einkommensverteilung. Seine zentrale Forschungsfrage lautete: „Does inequality in the distribution of income increase or decrease in the course of a country’s economic growth?“ (Kuznets 1955, S. 1).

Wie oben bereits erwähnt, stellt Kuznets für den Anfang des 20. Jahrhunderts eine Tendenz zur Gleichverteilung der Einkommen fest. Erwartet hatte er hingegen eine stetige Zunahme der Ungleichheit, da er einerseits eine Konzentration der Sparer im obersten Dezil feststellte und andererseits die Wandlung von der Subsistenzwirtschaft zur Industrialisierung und Urbanisierung weitere Ungleichheiten bringe. Die Konzentration der Sparer stellt insofern ein Problem dar, weil fast ausschliesslich diese eine Einkommensgruppe von Kapitaleinkommen profitiert und dieses auch wieder anlegen und reinvestieren kann. Es entsteht ein kumulativer

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verteilung fest und formulierte als Resultat der Datenanalyse und theoretischen Überlegungen die UCH, welche einen Zusammenhang in invertierter U-Form postuliert (siehe Abbildung 2). Im Zusammenhang mit mehr Wachstum und somit einem steigenden Pro-Kopf-Einkommen nimmt zuerst die Ungleichverteilung zu, ab einem bestimmten Niveau profitieren aber die unteren Einkommensbezüger überdurchschnittlich vom Wirtschaftswachstum und es findet ein Trend zur Gleichverteilung statt. Dieser Vorgang wird oft auch als Schwingen der Einkommensverteilung im Wachstumsprozess bezeichnet. Ob sich dieses Schwingen für die Entwicklungsländer, welche gemäss dem Datensatz von Deininger/Squire (1996) eine relativ hohe Ungleichverteilung der Einkommen aufweisen, wiederholt, bleibt abzuwarten.

2.2.2 Empirische Befunde zur UCH

Interessant ist die Feststellung von Aghion, Caroli und Garcia-Peñalosa, welche festhalten:

„(…) in the US the share of total wealth owned by the 10 percent richest households rose from 50 percent around 1770, to about 75 percent around 1870, and then receded back to 50 percent in 1970” (Aghion/Caroli/Garcia-Penãlosa 1999, S. 1616).

Da zudem die Pro-Kopf-Einkommen in den USA über diese Zeitspanne angestiegen sind (vgl. Maddison 2001, S. 43), ist diese Feststellung in Einklang mit der UCH als Zeitreihenhypothese innerhalb eines Landes. Dennoch ist die Frage, ob ein solcher Zusammenhang sich auf andere Länder übertragen lässt, und ob eine solche Kurve nachweisbar ist, noch immer umstritten. Lange Zeit wurde die UCH mit Querschnittsdaten für eine grössere Anzahl Länder geprüft, was natürlich zwangsläufig die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Nationen beinhaltete. 10

10 Die Kuznets-Hypothese kann nicht nur als Entwicklungspfad innerhalb von Ländern oder zwischen Ländern interpretiert werden. Wird die weltweite Verteilung von Einkommen über die Ländergrenzen hinweg als Grundlage des Ungleichheitsmasses genommen und zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen, können Aussagen über die globale Verteilungsentwicklung getroffen werden. Es stellt sich allerdings trotzdem die Frage, ob die globale Entwicklung der Verteilung eher durch die Unterschiede zwischen oder innerhalb den Ländern herrührt (vgl. Schäper 2002, S. 39).

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Wirtschaftswachstum kann also zu mehr Gleichverteilung als auch zu mehr Ungleichverteilung der Einkommen führen, abhängig davon, ob ein Schwingen der Einkommensverteilung im Wachstumsprozess stattfindet. Nachfolgend werden einerseits im nächsten Kapitel kurz einige aktuelle Wachstumsmodelle vorgestellt und bevor in Kapitel 2.4 eine Umkehrung der Kausalität vorgenommen wird.

2.3 Wirtschaftswachstum

Im 19. und 20. Jahrhundert hat der Wohlstand auf der Welt wesentlich stärker zugenommen, als in den Jahrhunderten zuvor. Die Wirtschaft bzw. das monetär gemessene BIP pro Kopf, ist im historischen Vergleich in den beiden letzten Jahrhunderten ausserordentlich gestiegen, was selbst für die Entwicklungsländer Afrikas und Asiens gilt (vgl. Maddison 2001, S. 28). Ob dieses Wachstum allerdings mit Entwicklung gleichgesetzt werden kann, muss zuerst näher geklärt werden, denn wirtschaftliches Wachstum ist nicht a priori ein eigenständiges Ziel. 13 Insbesondere in frühen Entwicklungstheorien wird Wachstum aber mit Entwicklung gleichgesetzt, mit der Argumentation, dass durch das „Absickern“ der neu gewonnenen Ressourcen auf ärmere Schichten normative Entwicklungsziele wie Armutsbekämpfung, Verminderung von Ungleichheit, Grundbedürfnisbefriedigung und so fort erfüllt würden. Spätere Entwicklungstheorien haben sich, mit der Beschränkung auf soziale und verteilungsorientierte Aspekte, mehr auf die Bedürfnisorientierung konzentriert und ökonomische Aspekte fast gänzlich ignoriert (vgl. Kaiser/Wagner S. 60-70). Ohne auf den Diskurs in den Entwicklungstheorien näher einzugehen, lassen sich im Sinne eines umfassenden Entwicklungsbegriffes Wachstums-und

Bedürfnisorientierung nicht gegenseitig ausschliessen:

„Die Grundbedarfsstrategie allein kann jedoch auch nicht einen umfassenden Entwicklungserfolg garantieren. (…) Ohne angemessenes

13 In der Mitte des letzten Jahrhunderts wurde Entwicklung oft mit dem Wachstum der Wirtschaft gleichgesetzt, doch hat sich der Entwicklungsbegriff in den letzten Jahrzehnten gewandelt. In heutigen Entwicklungszielen ist Wachstum zwar immer noch ein gewichtiges Ziel, aber nur noch eines unter mehreren im Zielkatalog. Kaiser und Wagner erwähnen neben Wachstum auch Gleichheit, Arbeit, Partizipation und wirtschaftliche Unabhängigkeit als Komponenten von einem breiter definierten Entwicklungsziel (vgl. Kaiser/Wagner 1986, S. 63).

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Wirtschaftswachstum muss eine verteilungsorientierte Politik scheitern. Schliesslich muss als dritte Komponente hinzukommen, dass die knappen Ressourcen der Entwicklungsländer auch wirtschaftlich (effizient) eingesetzt werden“ (Kaiser/Wagner 1986, S. 132).

Welche Einflüsse und Effizienzbelastungen staatliche Redistribution auf Verteilung einerseits und Wachstum andererseits haben, wird Gegenstand von Kapitel 2.6 sein. Allgemein kann aber in Einklang mit der eingangs in einigen Ländern festgestellten zunehmenden Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten trotz Wirtschaftswachstum konstatiert werden, dass Wachstum als notwendige, nicht jedoch als hinreichende Bedingung für eine umfassende Entwicklung interpretiert werden kann.

Im Folgenden wird die Erklärung von Wachstumsprozessen ins Zentrum gerückt. Hierzu wird einerseits das durch Solow (1956) geprägte neoklassische Modell, andererseits die durch Romer (1986, 1990) und Lucas (1988) weiterentwickelte exogene und endogene Wachstumstheorie im Hinblick auf erklärende Faktoren dargestellt.

2.3.1 Das neoklassische Solow-Modell und konvexe Sparfunktionen

Der Beitrag von Solow (1956) begründete die neoklassische Wachstumstheorie, welche noch heute als Grundlage für die Analyse von Wachstumsprozessen verwendet wird. Als wichtigste Merkmale werden im Modell „u.a. abnehmende Grenzerträge der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit, konstante Skalenerträge und vollkommener Wettbewerb unterstellt“ (Schäper 2002, S. 42). Im Solow-Modell steht die Analyse von Wachstumsgleichgewichten (steady state) im Vordergrund. Die Rate des langfristigen Wachstums des Pro-Kopf-Einkommens hängt allein von der exogenen Rate des technischen Fortschrittes ab. Höhere Investitionsquoten bringen beispielsweise zwar einen temporären Wachstumseffekt, verändern aber das langfristige Wachstumsgleichgewicht nicht. Als zentrales Element sind die abnehmenden Grenzerträge der Produktionsfaktoren zu betrachten. Unter dieser Annahme haben Länder mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen und niedriger Kapitalausstattung höhere Wachstumsraten, als gut ausgestattete Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen. Dieser Unterschied ist solange feststellbar, bis die ärmeren

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2.3.2 Endogene Wachstumstheorie

In der endogenen Wachstumstheorie wird neben der Sparquote, welche bereits im erweiterten neoklassischen Ansatz endogenisiert wurde, auch der technische Fortschritt innerhalb des Modells erklärt. Die durch Romer (1986, 1990) und Lucas (1988) geprägte endogene Wachstumstheorie geht insbesondere davon aus, dass akkumulierbare Faktoren, wie z.B. Humankapital, konstante oder sogar zunehmende Skalenerträge aufweisen können und zu einem stetig anhaltenden Wachstum führen (vgl. Schäper 2002, S. 43). Diese wichtige Endogenisierung bewirkt, dass die Wachstumsrate des Pro-Kopf-Einkommens nun nicht mehr von einer exogenen Rate, wie sie im neoklassischen Modell der technischen Fortschritt darstellt, abhängt, sondern durch geeignete Wirtschafts- bzw. Bildungspolitik beeinflusst werden kann. Mit der Annahme, dass Humankapital, Wissen und neue Ideen andere Eigenschaften besitzen als normale Güter, lässt sich erklären, warum es ärmere Länder nicht schaffen zum Pro-Kopf-Einkommen von reicheren Ländern aufzuschliessen (vgl. Stönner-Venkatarama 1997, S. 29ff.). Auch wenn in dieser Arbeit β-Konvergenz weniger interessiert, bleiben dennoch akkumulierbare Faktoren bedeutend, da diese innerhalb eines Landes ungleich verteilt sein dürften und somit auch für die Erklärung der Ungleichheit der Einkommen bedeutsam sind. Wenn Wachstum beispielsweise wie oben von Kapital bzw. Humankapital abhängt, dürften auf der Individualebene diejenigen mit hoher Faktorausstattung überdurchschnittlich profitieren. Dies führt somit notwendigerweise zu einer Zunahme der Ungleichverteilung, wenn diese Faktoren bereits in einer Anfangsausstattung ungleich verteilt sind. Aus einer solchen Argumentation folgt, dass in derartigen Modellansätzen keine Konvergenz vorliegen muss. Es ist auch Divergenz möglich.

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum
Untertitel
Theoretische Zusammenhänge und empirische Ergebnisse aus kantonaler Sicht
Hochschule
Universität Bern
Note
1.5
Autor
Jahr
2005
Seiten
84
Katalognummer
V186038
ISBN (eBook)
9783869439600
ISBN (Buch)
9783867468206
Dateigröße
1041 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einkommensverteilung, wirtschaftswachstum, zusammenhänge, ergebnisse, sicht
Arbeit zitieren
MScEc Michael Kiener (Autor:in), 2005, Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186038

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