Im Mittelpunkt der vorliegenden Diplomarbeit steht die Frage nach den
Zusammenhängen zwischen medial erlebter Gewalt und aggressivem Verhalten von
Kindern. Die Diskussion um Medienwirkungen ist dabei so alt wie die Medien selbst:
Bereits seit der Antike wird über den Einfluss rezipierter Gewalt auf das tatsächliche
Gewaltverhalten der Zuschauer nachgedacht (vgl. Merten 1999, 9). Die Thematik ist
folglich weder neu, noch hat sie bisher an Brisanz verloren, denn das Interesse der
Öffentlichkeit, Politiker und Pädagogen richtet sich noch immer auf mögliche
negative Auswirkungen dargestellter Gewalt.
In den Blick geraten vor allem Massenmedien wie Film und Fernsehen und
inzwischen auch Computerspiele, die sowohl für die allgemeine
Kriminalitätsentwicklung, als auch für spektakuläre Einzeltaten zur Verantwortung
gezogen werden, wie der jüngste Fall um den Amoklauf des Robert Steinhäuser
zeigte.
Allgemein wird befürchtet, dass das häufige Ansehen von Gewaltszenen zu
aggressiven Verhaltensweisen führt. Diese Besorgnis richtet sich hauptsächlich auf
Kinder und Jugendliche, denn sie gelten in allen Gesellschaften als Ausdruck
sozialer Hoffnung; ihr Werte- und Normensystem wird als leicht beeinflussbar
betrachtet (vgl. Merten 1999, 212). Jede Bedrohung oder Gefahr des kindlichen
Wohlergehens gilt gewissermaßen als Bedrohung oder Gefahr für die Gesellschaft
selbst. Die Ängste der Bevölkerung sind deshalb besonders stark ausgeprägt.
Trotz der lang währenden Diskussion und inzwischen über 5.000 erschienener
Untersuchungen, sind die Wirkungsweisen von Gewaltdarstellungen bislang nicht
eindeutig geklärt (Kunczik/Zipfel 2002, 110). Dessen ungeachtet betrachtet der
öffentliche Diskurs die schädigenden Effekte der Medien bereits als erwiesen und
geht von vermeintlich einfachen Verursachungszusammenhängen zwischen
medialer und realer Gewalt aus. Ein Grund hierfür ist vermutlich darin zu sehen, dass
nahezu jeder täglichen Umgang mit Medien hat und so über eine eigene
Beurteilungsgrundlage zu verfügen meint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Gewaltbegriff
- 1.1 Die Problematik des Gewaltbegriffs
- 1.2 Ein umfassendes Gewaltverständnis
- 1.2.1 Mediale Gewalt
- 1.3 Zusammenfassung
- 2. Medienumgang und kindliche Entwicklung
- 2.1 Medienbezogene Fähigkeiten im Entwicklungsverlauf
- 2.2 Das kindliche Gewaltverständnis
- 3. Bildschirmspiele
- 3.1 Definition und Merkmale
- 3.2 Mediennutzung und Spielpräferenzen
- 3.2.1 Geschlechtsspezifisches Medienverhalten
- 3.2.2 Spielpräferenzen
- 3.2.3 Zusammenfassung
- 3.3 Faszinationskraft Bildschirmspiel
- 3.4 Gewalthaltige Bildschirmspiele
- 3.4.1 Klassifizierung von Bildschirmspielen
- 3.4.2 Verbreitung gewalthaltiger Bildschirmspiele
- 3.4.2.1 Alterseinstufungen von Bildschirmspielen
- 4. Fernsehen
- 4.1 Nutzungs- und Sehgewohnheiten
- 4.1.1 Zusammenfassung
- 4.2 Das Gewaltprofil des Fernsehens
- 4.1 Nutzungs- und Sehgewohnheiten
- 5. Wirkungen von Gewaltdarstellungen
- 5.1 Theoretische Ansätze
- 5.1.1 Kultivierungsthese
- 5.1.2 Katharsisthese
- 5.1.3 Inhibitionsthese
- 5.1.4 Habitualisierungsthese
- 5.1.5 Suggestionsthese
- 5.1.6 Lerntheorie
- 5.1.7 Arousal-Theorien
- 5.1.8 Stimulationsthese
- 5.2 Wirkungen von Gewalt in Bildschirmspielen
- 5.3 Wirkungsmodelle
- 5.4 Einflussfaktoren
- 5.4.1 Mediale Faktoren
- 5.4.2 Personenvariablen
- 5.4.3 Soziales Umfeld
- 5.5 Gewalt durch Gewalt in den Medien?
- 5.1 Theoretische Ansätze
- 6. Medienpädagogische Interventionsstrategien
- 6.1 Medienkompetenz
- 6.2 Medienpädagogische Maßnahmen
- 6.2.1 Elterliche Interventionsstrategien
- 6.2.2 Der Hardliner-Ansatz
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Zusammenhänge zwischen medial erlebter Gewalt und aggressivem Verhalten von Kindern. Sie analysiert die Problematik des Gewaltbegriffs, beleuchtet die Entwicklung des kindlichen Gewaltverständnisses und untersucht die Wirkungsweisen von Gewaltdarstellungen in Medien wie Fernsehen und Bildschirmspielen. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für die komplexe Beziehung zwischen Mediennutzung und Gewalthandlungen bei Kindern zu entwickeln und Perspektiven für die pädagogische Arbeit aufzuzeigen.
- Der Gewaltbegriff und seine Bedeutung für die Analyse von Medienwirkungen
- Die Entwicklung des kindlichen Gewaltverständnisses im Kontext der Mediennutzung
- Die Wirkungsweisen von Gewaltdarstellungen in Fernsehen und Bildschirmspielen
- Theoretische Ansätze zur Erklärung der Medienwirkungen auf das Verhalten von Kindern
- Medienpädagogische Interventionsstrategien zur Förderung von Medienkompetenz und zur Prävention von Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Diplomarbeit ein und stellt die Relevanz der Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Mediennutzung und Gewalthandlungen bei Kindern heraus. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Debatte um Medienwirkungen und die aktuelle Brisanz des Themas.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit dem Gewaltbegriff. Es wird die Problematik des Gewaltbegriffs aufgezeigt und ein umfassendes Gewaltverständnis entwickelt, das reale und mediale Gewaltphänomene einschließt.
Kapitel 2 untersucht den Medienumgang und die kindliche Entwicklung. Es werden medienbezogene Fähigkeiten im Entwicklungsverlauf betrachtet und das kindliche Gewaltverständnis im Kontext der Mediennutzung analysiert.
Kapitel 3 widmet sich dem Medium Bildschirmspiel. Es werden Definition und Merkmale von Bildschirmspielen erläutert, die Nutzungszahlen und Spielpräferenzen von Kindern betrachtet und die Faszinationskraft von Bildschirmspielen analysiert.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Medium Fernsehen. Es werden Nutzungs- und Sehgewohnheiten von Kindern dargestellt und das Gewaltprofil des Fernsehens anhand von inhaltsanalytischen Studien beleuchtet.
Kapitel 5 untersucht die Wirkungen von Gewaltdarstellungen. Es werden verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung der Medienwirkungen auf das Verhalten von Kindern vorgestellt und die Wirkungsmodelle von Gewaltdarstellungen in Bildschirmspielen analysiert.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit medienpädagogischen Interventionsstrategien. Es werden Ansätze zur Förderung von Medienkompetenz und zur Prävention von Gewalt vorgestellt, insbesondere elterliche Interventionsstrategien und der Hardliner-Ansatz.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gewaltbegriff, Mediennutzung, Gewaltdarstellungen, kindliche Entwicklung, Medienwirkungen, Bildschirmspiele, Fernsehen, Medienkompetenz, Medienpädagogik, Interventionsstrategien und Prävention von Gewalt. Die Arbeit analysiert die Zusammenhänge zwischen medial erlebter Gewalt und aggressivem Verhalten von Kindern und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der pädagogischen Arbeit im Kontext der Mediennutzung.
- Citar trabajo
- Manuela Altendorf (Autor), 2006, Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Gewalthandlungen bei Kindern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186242