Mobile Kommunikationsmedien in der Lebenswelt Jugendlicher - Beispiel Handy


Diploma Thesis, 2007

251 Pages, Grade: 1


Excerpt



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Mobile Kommunikation in der Lebenswelt
Jugendlicher ­ Beispiel Handy
- Fokussierte Interviews -
Als Diplomarbeit vorgelegt im Fach Sozialpädagogik
an der Universität Siegen
von
Andrea Müller
Känerbergstraße 63
57076 Siegen
Matrikelnummer: 601548
Erstgutachterin: PD Dr. phil. Imbke Behnken
Zweitgutachter: Prof. Dr. Bernd Fichtner
Siegen, März 2007

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Inhaltsverzeichnis
2
Abkürzungsverzeichnis
5
Vorbemerkungen
5
Danksagungen
6
1. Einleitung
8
2. Theoretische Grundlagen
11
2.1 Definitionsgegenstand Handy
11
2.2 Entstehungsgeschichte des Mobiltelefons
13
2.2.1 Historischer Rückblick
13
2.2.2 Historie des Mobiltelefons
14
2.3 Verbreitung und Marktanteil der mobilen Kommunikation 17
2.4 Prepaid vs. Postpaid
22
2.4.1
Prepaidkarte
22
2.4.2 Postpaid ­ Vertragsbindung
24
3. Jugend um 2000 - Versuch des Porträts einer 25
Jugendgeneration
3.1 Generation ? - Eine Generation ohne Namen?
27
3.2 Die Jugend von heute - Mobilität im Moratorium
32
3.3 Jugendliche Freizeitgestaltung um das Jahr 2000
35
3.4 Jugendliches Leben in der Peer-Group
42
4. Fokussierte Interviews mit Jugendlichen -
49
Das Forschungsdesign
4.1 Die Forschungsfrage 49

- 3 -
4.2 Das Forschungsdesign - Methodenbeschreibung und 50
Untersuchungsverlauf
4.3 Auswahl und Darstellung der Interviewpartner
52
4.3.1 Interview mit Marc
54
4.3.2 Interview mit Anna
58
4.3.3 Interview mit Martin
61
4.3.4 Interview mit Deniz und Babette
64
4.3.5 Interview mit Chris
68
4.4 Fazit
72
5. Mobile Kommunikation im Familiensystem
79
5.1 Familiäre Anschaffungsgründe für ein Mobiltelefon
79
5.2 Nutzen der familiären Mobilkommunikation
87
5.2.1 Sicherheitsfunktion in der Familie 87
5.2.2 Funktion emotionaler Stabilisierung
90
5.2.3 Organisationsfunktion: Das Mobiltelefon als Zeitressource
92
5.2.4 Erziehungsfunktion und soziale Kontrolle
93
6. Das Handy als Konfliktträger und Risikoquelle
99
6.1 Darstellung der unterschiedlichen Konfliktpunkte
99
6.1.1 Die Anschaffung des Handys
100
6.1.2 Konfliktpunkt: Soziale Kontrolle durch die Eltern
101
6.1.3 Konfliktpunkt: Die Nutzung des Handys im familialen Haushalt 102
6.1.4 Konfliktpunkt: Der Markenfetischismus der Jugendlichen
104
6.1.5 Die Kosten des Mobiltelefons - Das Handy als Schuldenfalle? 106
6.1.6 Konfliktpunkt: Das Erreichbarkeitsdilemma
119
7. Mobile Kommunikation in der Peer-Group
127
7.1 Das Mobiltelefon als Statussymbol
127
7.2 Jugendliche Handynutzung und deren Funktionen 138
7.3 SMS-Kultur in der Peer-Group
153
7.3.1 "Das Sammeln von Kurzmitteilungen und kollektive Kultur"
158

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7.3.2 "Das Weiterleiten von Ketten-SMS"
160
7.3.3 "Kollektives Lesen und Verfassen von Textbotschaften"
162
7.4
"Beziehungen"
163
7.5 "Neue mobile Sprachstile"
171
7.6 "Das Repertoire persönlicher Kurzmitteilungen"
178
7.7
"Reziprozitätsnormen"
181
8.
Fazit
183
9.
Literaturverzeichnis
191
9.1
Internetquellen
193
9.2
Abbildungsverzeichnis
194
9.3
Tabellenverzeichnis
195
10. Anhang
197
10. 1 Interviewleitfaden
197
10.1.1
Leitfragenpunkte
197
10.1.2
Transkriptionsregeln
197
10. 2 Interview mit Marc
198
10. 3 Interview mit Anna
209
10. 4 Interview mit Martin
213
10. 5 Interview mit Deniz und Babette
217
10. 6 Interview mit Chris
229
10. 7 Ratgeber "Schuldenfalle Handy" 246
10. 8 Werbematerial "Mobiltelefone" 252

- 5 -
Abkürzungsverzeichnis
A.
Anne
à pro
Abb.
Abbildung
Anm.
Anmerkung
AM
Andrea
Müller
am
ante meridiem (vormittags)
@ at
B. Babette
bzw.
beziehungsweise
C. Chris
ca.
circa
co.
Compagnie
Co. KG
Compagnie Kommanditgesellschaft
D.
Deniz
de.
Deutschland
d.h.
das
heißt
DM
Deutsche
Mark
DVD
Digital Versatile Disc (engl.)
Euro
E-Mail
Electronic Mail (engl.)
et. al.
et alii (lat.) und andere
etc.
et cetera (lat.)
ggbf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GSM
Global System for Mobile Kommunikation (engl.)
M.
Marc bzw. Martin
Mhz
Megahertz
MP3
Standard zur Tonkompression
Moving Picture Expert Group 1.0 Layer 3

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o.ä.
oder
ähnliche/s
PC
Personal Computer (engl.)
pm
post meridiem (lat.) nachmittags
S.
Seite
SCHUFA
Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung
SMS
Short Message Service
TV
Television
u.a.
und andere
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System (engl.)
vgl.
vergleiche
WAP
Wireless Application Protocol (engl.)
www.
World Wide Web (engl.)
z.B.
zum Beispiel
Vorbemerkungen
1. Lesart von Textbelegen
Der Quellenbeleg eines wörtlich übernommenen Zitats befindet sich direkt im Anschluss
an dieses und beinhaltet den Namen des Autors, das Erscheinungsjahr sowie die
Seitenangabe. Auch der Textbeleg indirekter Zitate befindet sich in Klammern im
Anschluss an den Text oder ist diesem vorausgestellt. Dabei muss sich die
Quellenangabe nicht immer nur auf den letzten Satz beziehen, sondern kann ebenso auf
die vorangegangenen Sätze oder den gesamten Absatz Bezug nehmen.
2. Weibliche und männliche Form
Aufgrund einer besseren Lesbarkeit habe ich mich dazu entschieden, weitestgehend von
den Jugendlichen bzw. den Jungen und Mädchen im Allgemeinen zu sprechen. Bei
besonderer Hervorhebung eines Geschlechts werde ich dieses selbstredend kenntlich
machen.
Danksagungen
An erster Stelle möchte ich Frau Behnken für die freundliche, einfühlsame und hilfreiche
Begleitung meiner Diplomarbeit danken.

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Herrn Fichtner möchte ich danken, dass er die Aufgabe des Zweitgutachters
übernommen hat.
Ein großes Dankeschön gilt all denen, die mich durch ihre Mithilfe in meinem Vorhaben
unterstützten und mir mit Rat und Tat zur Seite standen, allen voran natürlich meinen
Interviewpartnern.
Des Weiteren danke ich Ramona Langhans, dass sie sich die Zeit dafür nahm, meine
Arbeit Korrektur zu lesen sowie meinem Freund Valentin Guy für die Gestaltung des
Layouts und der Formatierung.

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Mobile Kommunikationsmedien in der Lebenswelt Jugendlicher -
Beispiel Handy
1. Einleitung
,,Deutsche haben mehr Handys als Nasen" - diese und ähnliche Überschriften konnte man
im vergangenen Sommer gehäuft in den deutschen Zeitungen lesen. Kerninhalt dieser
Mitteilungen war, dass zum 01. August 2006 die Zahl der Mobilfunkanschlüsse in
Deutschland auf 82,8 Millionen gestiegen war. Bei dem nun zu treffenden Vergleich mit
der aktuellen Einwohnerzahl überrascht dies natürlich. So teilte das Statistische
Bundesamt Deutschland am 31. Dezember 2006 mit, dass diese am Tag der Messung
82.310.000 Bürger betrug.
Allerdings bedeutet dies nicht, dass jeder Deutsche oder in Deutschland lebende ein
Handy besitzt, viele dieser Registrierungen gehen auf einen Zweit- oder Drittnutzer
zurück. Doch der Trend ist eindeutig: Ein Leben ohne Handy scheint in Zukunft nicht mehr
vorstellbar. Auch für mich ist mein Mobiltelefon zu einem ständigen Begleiter geworden.
Vergesse ich es, fühle ich mich irgendwie nackt. Nicht, weil ich permanent den Drang
danach verspüre, irgendjemanden anzurufen... Aber ich könnte ja etwas "verpassen".
Bei näherer Betrachtung muss ich mir allerdings selbst eingestehen, dass die wenigsten
Anrufe oder SMS wirklich von herausragender Bedeutung sind - oft geht es lediglich
darum, jemandem einfach mal ,,Hallo" zu sagen oder ähnliches. Gerne verschicke ich
auch bei aufkommender Langeweile Kurzmitteilungen an meine Freunde, erstens um den
weiteren Verlauf des Tages zu planen und zweitens, um durch die entstehende
"Unterhaltung" zumindest kurzfristig beschäftigt zu sein. Und so wie mir geht es vielen
Menschen.
Vor allem Jugendliche nutzen ihr Handy auf vielfältige Art und Weise: Sie spielen damit
und laden sich vom neuesten Klingelton bis zum angesagtesten Logo sämtliche
verfügbaren Features aus dem Internet herunter, um ihr Handy zu "tunen" und einzigartig
zu gestalten. Die Teenager drehen mit ihrem Mobiltelefon Videos, welche sie

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anschließend an ihre Freunde versenden oder schicken sich gegenseitig lustige Sprüche
und Gedichte. Nicht umsonst wird das Handy im wissenschaftlichen Diskurs zunehmend
als ,,das Jugendmedium" schlechthin bezeichnet. Doch wie kommt es, dass sich das
Mobiltelefon in dieser vergleichsweise recht kurzen Zeit zu einem derart unverzichtbaren
Utensil entwickelt hat? Geht es wirklich nur darum, ständig und überall erreichbar zu sein?
Wohl kaum - verschiedene Studien wie z.B. die ,,Mobile Life 2006" fanden heraus, dass
die meisten SMS nicht von unterwegs, sondern von zu Hause aus versandt werden. Dies
wirft natürlich einige Fragen auf, z.B. warum ist das so und ist dies ein Phänomen,
welches hauptsächlich unter Jugendlichen auftritt oder betrifft dies die Mehrheit der
Handynutzer?
Des Weiteren wird das Mobiltelefon in der wissenschaftlichen Literatur oft auch als ein
,,persönliches" Medium der Jugendlichen bezeichnet, vielmehr als beispielsweise das
Radio oder der MP3-Player, welche ja auch meist nur von ihrem jeweiligen Besitzer
genutzt werden. Meine Vermutung diesbezüglich ist, dass dies daher rührt, dass mit dem
Handy Gefühle verbunden werden - nehmen wir nur die Angst oder die Eifersucht, die
manche Menschen empfinden, wenn der geliebte Partner nicht rechtzeitig die
allabendliche Gutenachtmail schreibt oder der Ärger, der entsteht, wenn eine
Verabredung kurz vor dem Treffen mit einer lapidaren SMS abgesagt wird. Mit der
vorliegenden Arbeit möchte ich diesen Vermutungen auf den Grund gehen, insbesondere
möchte ich mich auf die Frage konzentrieren, ob es eine sogenannte SMS-Kultur gibt und
was darunter zu verstehen ist. Außerdem möchte ich herausfinden, wie das Handy sich in
die Lebenswelt der Jugendlichen integriert, wofür sie es in ihren Alltag nutzen und ob oder
wie es die Beziehung und das Verhalten in der Peer-Group beeinflusst. Ein weiterer
Punkt, auf den ich mein Interesse legen werde ist; zu welchen Zwecken das Mobiltelefon
im Familienleben verwendet wird und ob dies die innerfamiliäre Kommunikation der
Jugendlichen verbessert oder verschlechtert.
Zu guter Letzt werde ich mich auch mit den Schattenseiten beschäftigen, welche durch
die Mobilfunknutzung entstehen. Hiermit meine ich vor allem die Konflikte, welche im
zwischenmenschlichen Bereich entstehen sowie die Beantwortung der Frage, ob das
Handy tatsächlich für viele Jugendliche zu der in den Medien viel thematisierten
,,Schuldenfalle" wird.
Die Idee zu dieser Thematik kam mir aufgrund der Tatsache, dass ich bisher relativ wenig
wissenschaftliche Veröffentlichungen lesen konnte, welche sich mit dem Medium Handy
auseinandersetzen - obwohl dieses durchaus allgegenwärtig ist. Das ich bei meinen
Recherchen tatsächlich kaum geeignete Literatur fand, spornte mich zusätzlich an - bot
sich doch hier die Möglichkeit, eigene Forschungen anzustellen und somit mehr oder

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weniger Neuland zu betreten. Meine Fragestellungen werde ich hoffentlich durch die
qualitativen Interviews beantworten können, welche ich beabsichtige, mit einigen
Jugendlichen zu führen. Des Weiteren erhoffe ich mir von der Arbeit mit meinen
Geprächspartnern weitere interessante Impulse bezüglich dieser Thematik. Um einen
Vergleich anstellen zu können, wie die Teenager heute und noch vor zehn Jahren -
nämlich ohne Handys! - aufwuchsen, werde ich auch einige junge Erwachsene
interviewen.
Beginnen werde ich diese Arbeit mit einer Beschreibung der wichtigsten theoretischen
Grundlagen bezüglich der Mobilkommunikation.
Danach werde ich ein Porträt der heute lebenden Teenager zeichnen. Dies soll dazu
dienen, dem Leser einen Einblick in die jugendliche Lebenswelt zu verschaffen, welche
sich - nicht zuletzt aufgrund der rasant fortgeschrittenen technischen Entwicklung -
gänzlich anders präsentiert, als dies noch bei den letzten beiden Generationen der Fall
war.
Im Anschluss daran möchte ich meine Forschungsfrage sowie meine Vorgehensweise zur
Gewinnung der Untersuchungsergebnisse darstellen, außerdem möchte ich meine
einzelnen Gesprächspartner charakterisieren und den Ablauf der Interviews schildern.
Die Auswertung von diesen werde ich größtenteils in den nachfolgenden Literaturkapiteln
unterbringen. Hierdurch sollen nicht nur die Aussagen der von mir befragten Jugendliche
eine themenfokussierte Ordnung finden, sondern gleichzeitig auch die Darstellung der
wissenschaftlichen Ausführungen gefestigt werden.
In den beiden folgenden Kapiteln möchte ich mich auf die jugendliche Handynutzung in
der Familie konzentrieren. Zum einen werde ich die unterschiedlichen Funktionen
beschreiben, welche die Mobiltelefonie diesem Personenkreis erfüllt und zum anderen die
dadurch entstehenden Konflikte.
Hieran möchte ich das Kapitel anschließen, welches die jugendliche Handynutzung mit
ihren zahlreichen Variationen innerhalb der Peer-Group fokussiert.
In der Gesamtanalyse dieser Arbeit möchte ich die Forschungsergebnisse meiner
Interviews herausarbeiten und diese mit den Resultaten der wissenschaftlichen
Publikationen vergleichen. Außerdem werde ich darin die Vor- und Nachteile
komprimieren, welche den Jugendlichen durch die mobile Kommunikation entstehen.

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2. Theoretische Grundlagen
Das Handy hat innerhalb kürzester Zeit eine rasante Verbreitung in Deutschland gefunden
- während es vor zehn Jahren noch relativ ungewöhnlich war, telefonierende Menschen
über die Straße gehen zu sehen und dieses Metier hauptsächlich von Geschäftsmännern
praktiziert wurde, gehört die Nutzung eines Mobilfunkgerätes mittlerweile zum alltäglichen
Stadtbild dazu. Egal ob man sich in einem Cafe, im Park oder in öffentlichen
Verkehrsmitteln befindet, überall sieht man Menschen, die fleißig in die Tasten ihres
Handys tippen oder gar damit fotografieren. Das sich dieses Phänomen erst in den letzten
zwei Jahrzehnten entwickelt hat, ist heute beinahe unvorstellbar. Im meinen ersten Kapitel
möchte ich darstellen, wie das Handy von einem einfachen mobilen Telefon zu einem
hochleistungsfähigen Multimediagerät wurde. Im Anschluss an die Darstellung des
chronischen Ablaufs werde ich die Verbreitung der Mobiltelefone, insbesondere unter den
Jugendlichen skizzieren
2. 1. Definitionsgegenstand Handy
Die folgenden Definitionen und Erläuterungen entstammen den beiden
Internetenzyklopädien Encarta
(Quelle: Internet: http://de.Encarta.msn.com/text)
und
Wikipedia.
(Quelle: Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Telekommunikation)
Bei Abweichungen dieser Vorlagen werde ich diese selbstredend kenntlich machen.
Das Handy (engl.: handlich) wird im deutschen Sprachraum auch als Mobiltelefon,
Funktelefon, oder GSM-Telefon bezeichnet. Darunter versteht man ein portables
Mobilfunkgerät, welches mit einem hochleistungsfähigen Akku betrieben wird. Dieses
Akku gewährt dem Benutzer - je nach Grad der Beanspruchung - eine Betriebsdauer von
mehreren Stunden bis zu einigen wenigen Tagen.
Zu den weltweit größten Handyherstellern gehören die Firmen Nokia, Samsung,
Panasonic, LG, Motorola, NEC, Sony Ericsson und Sharp.
Zu der technischen Ausstattung eines Mobiltelefons gehören neben einem Lautsprecher

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und einem Mikrofon, auch eine Steuerung, welche zumeist aus einem Microcontroller
besteht. Das Bedienteil setzt sich aus einer Tastatur und einer Anzeige zusammen, im
Funkteil sind ein Sendeempfänger und eine Antenne eingebaut. Die Displays eines
Handys lassen sich mittlerweile mit kleinen Computerbildschirmen vergleichen.
Um ein Handy betreiben zu können, ist eine entsprechende SIM-Karte notwendig, die der
Identifizierung des Mobilfunknetzes dient.
Die meisten Handys funktionieren heutzutage nach dem GSM-Standard, dieses Netz-
System ging 1992 das erste Mal in Betrieb. Mittlerweile gibt es jedoch auch in
Deutschland das Universal Mobile Telecommunications System, kurz UMTS genannt,
welches eine noch schnellere und multimedialere Datenübertragung ermöglicht - dies
allerdings zu wesentlich kostspieligeren Preisen.
Zu der Ausrüstung eines Mobiltelefons gehört heutzutage neben der grundsätzlichen
Funktion des Telefonierens, standardmäßig auch der SMS-Dienst (Short Message
Service) standardmäßig, über den der Nutzer Textbotschaften von bis zu 160 Zeichen
versenden kann. Die Weiterentwicklung hiervon ist der Multimedia Messaging Service
(MMS), über den zusätzlich Bilder, Videos und die unterschiedlichsten Töne weitergeleitet
werden können.
Außerdem werden zunehmend Handys hergestellt und verkauft, die mit einer integrierten
Kamera ausgestattet sind, weitere erhältliche Zusatzfunktionen sind eingebaute Radios,
MP3- oder Videoplayer. Auch Mobiltelefone mit TV-Ausgang sind heute keine Seltenheit
mehr. Diese multimedialen Geräte werden verstärkt unter den Bezeichnungen
Smartphone oder auch PDA-Phone gehandelt. Durch die WAP-Funktion wird dem
Besitzer die Option des Internetsurfens geboten, weitere Datenübertragungen können
mithilfe von Java, Bluetooth, Infrarot, gestaltet werden. Die zwei zuletzt aufgeführten
Dienste ermöglichen u. a. das Weiterleiten diverser Daten von dem Mobiltelefon auf einen
PC.
Abb.1: Smartphone der neuen Generation

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Im Durchschnitt wird ein Handy zwischen 18- bis 24 Monaten von den Verbrauchern
genutzt. Nach Ablauf dieser Zeit wird zumindest dem Vertragskunden aufgrund der
vereinbarten Konditionen ein neues Gerät bewilligt - diejenigen Handybesitzer, die keine
Vertragsbindung eingegangen sind, erneuern ihr Mobiltelefon jedoch auch meist in
regelmäßigen Abständen, um technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben.
2. 2. Entstehungsgeschichte des Mobiltelefons
.2. 2. 1.
Historischer Rückblick
"Der Begriff "Telekommunikation" (von griech. tele: fern, weit und lat. communicare:
gemeinsam machen, mitteilen) bezeichnet ganz allgemein jeglichen Austausch von
Informationen über eine gewisse Distanz hinweg, ohne sie materiell zu transportieren (z.
B. als Brief)." (http://de.wikipedia.org/wiki/Telekommunikation). Schon immer scheinen die
Menschen das Bedürfnis danach gehabt zu haben, sich auch über weitere Entfernungen
hinweg austauschen zu können. So beschreibt Feldhaus (2004), dass bereits im 3.
Jahrhundert vor Chr. Personen mit besonders kräftigen Stimmen auf erhöhten Punkten
eingesetzt wurden, um Nachrichten zu übermitteln. Dies hatte den Läufer- und
Kurierdiensten gegenüber den Vorteil, dass Mitteilungen wesentlich schneller übermittelt
werden konnten - eine Distanz von 300 Kilometern soll auf diese Weise binnen 24
Stunden überwunden worden sein.
Da es mir aufgrund der Kürze dieser Arbeit nicht möglich ist, einen vollständigen
Überblick über die einzelnen Kommunikationsmittel, welche von damals bis heute
entstanden sind, zu geben, werde ich lediglich einen kurzen Blick auf die Historie und die
Verbreitung des Telefons werfen. Diese Vorgehensweise erscheint mir nicht nur sinnvoll,
weil das Telefon der unmittelbare Vorgänger des Handys ist, sondern auch, weil sich
einige der von mir befragten Jugendlichen auf dieses Medium beziehen und Vergleiche
zwischen den beiden Kommunikationsgeräten anstellen.
Im Jahre 1876 meldete der Amerikaner Graham Bell das Telefon erstmalig zum Patent
an. Während sich die hauptsächliche Nutzung des Telefons in den USA zunächst auf
Geschäftsangelegenheiten beschränkte, gab es 1920 bereits 3,4 Millionen Privatkunden,
was zur damaligen Zeit 30% aller Haushalte ausmachte (Feldhaus 2004). In Deutschland
setzte sich das private Telefon dagegen nur langsam durch, so besaßen erst 1969 30%

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aller Haushalte in Westdeutschland ein Telefon, im Osten des Landes vollzog sich die
Verbreitung noch schwerfälliger: Dort "lag die Diffusionsrate bis zur Wiedervereinigung im
Jahr 1990 unter 20% und erst 1993 wurde die Standardausrüstung [= mehr als 50% aller
Haushalte, A.M.] erreicht, glich sich dann jedoch sehr schnell dem Westen an."
(Feldhaus, 2004, S.20)
Abb.2: Telefonausstattung in Ost- und Westdeutschland
Seit Mitte der 80er Jahre sind die sogenannten "schnurlosen" oder auch "tragbaren"
Telefone erhältlich, welche das Telefonieren in jeglichen Räumen der Wohnung und auch
in einem minimalen Umkreis außerhalb der häuslichen Umgebung ermöglichen. Diese
Telefone sind, anders als die Festnetzgeräte, nicht an eine bestimmte Station gebunden,
weshalb man sich beim Telefonieren frei bewegen kann. Während diese Geräte aufgrund
ihres anfänglich noch recht hohen Anschaffungspreises zunächst nur zögerlich verkauft
wurden, besitzt mittlerweile ein beträchtlicher Teil der in Deutschland lebenden Familien
ein tragbares Telefon.
Ein weiterer Trend, der sich seit einigen Jahren abzeichnet, ist die Nutzung von Zweit-
und sogar Drittgeräten innerhalb eines Haushaltes, bei der vor allem die Jugendlichen ein
separates Gerät mit eigener Rufnummer auf ihr Zimmer bekommen. Meist geschieht dies,
wenn eine ISDN-Anlage neu installiert wird, womit oftmals auch gleichzeitig der Anschluss
an das Internet erfolgt.

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2. 2. 2.
Historie des Mobiltelefons
Das die Geschichte des Mobilfunks ihren Ursprung bereits 1926 in den Zügen der
Deutschen Reichsbahn fand, erscheint heute beinahe unvorstellbar. Dieser Telefondienst
wurde damals allerdings lediglich den Passagieren der 1. Klasse zugänglich gemacht,
sofern diese sich auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin befanden. Die ersten
generellen Experimente hinsichtlich der Funktelefonie wurden von der Deutschen
Reichsbahn sogar schon im Jahr 1918 im Raum Berlin durchgeführt.
Danach kam die Entwicklung des Mobiltelefons zunächst zum Stillstand, wurde jedoch
1958 mit dem Vertrieb der ersten Autotelefone wieder aufgenommen. Aufgrund der
Tatsache, dass diese Geräte jedoch die Größe eines Koffers und ebenfalls ein
dementsprechendes Gewicht besaßen, wurden sie zunächst nur in Kraftfahrzeugen
verwendet. (Schenk et al. 1996: 109, in Feldhaus, 2004, S. 22)
Der Preis eines solchen Mobilfunkgerätes betrug zu jener Zeit ca. 50 Prozent des
Wagenpreises. Im Gegensatz zu dem damalig betriebenen A-Netz, bei dem die
Gespräche noch von einem "Fräulein vom Amt" vermittelt wurden, funktionierte das seit
1972 angeschlossene B-Netz bereits ohne eine solche Vermittlungsinstanz.
Eine weiterer Vorteil dieser Neuerung war, dass Telefongespräche nun auch über die
Ländergrenzen Deutschlands hinaus geführt werden konnten.
Mit dem 1985 in Betrieb gehenden C-Netz kam es zu einer weiteren Innovation des
Mobilfunks: Durch die hierdurch entstehende Minimierung der Sendeleistung konnten
auch die Geräte verkleinert werden, die von da an als "Portables" bezeichnet wurden.
Diese hatten die Form eines kleinen Kastens mit Tragegriff, an den eine Antenne, sowie
ein Telefonhörer angeschlossen waren.
Der weltweite Durchbruch in der Geschichte der Mobiltelefonie gelang 1983 dem
Hersteller Motorola mit seinem ersten kommerziellen Handy "Dynatac 8000x".

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Abb. 3+4: ,,Dynatac 8000x"
Diese Firma produzierte 1992 außerdem das erste GSM-fähige Mobiltelefon "International
3200", welches als erstes Gerät dieser Art mit dem ebenfalls um diese Zeit eingeführten
Mobilfunkstandard GSM (Global System for Mobile Communication) kompatibel war.
Dieser gewährleistet den Handynutzern seitdem eine annähernd fehlerfreie
Datenübertragung und arbeitet in einem Frequenzbereich von 900 MHz.
Eine noch schnellere Möglichkeit, Daten weiterzuleiten, bieten zum einen das GPRS-
System (General Packet Radio Service) und zum anderen der UMTS-Standard (Universal
Mobile Telecommunications Systems), der bei Frequenzen um 1800 bis 1900 MHz
operiert.
Um das Jahr 1990 wurden die beiden voneinander unabhängigen, digitalen D-Netze
aufgebaut, welche unter den Namen D1-Netz (Deutsche Telekom) und D2-Netz
(Mannesmann Mobilfunk GmbH) bekannt sind. Seit 1994 gibt es außerdem das E-Netz
(E-Plus). Außerdem kamen noch Vodafone und O² als deutsche Netzanbieter hinzu.
Von den aufgezählten Netzbetreibern müssen die sogenannten Service Provider
unterschieden werden, welche zwar deren Netze nutzen, hiervon abgesehen aber
gänzlich eigenständige Vertragskonditionen und somit auch unterschiedliche Tarife
anbieten. Die folgende Auflistung verdeutlicht die Vielfältigkeit der einzelnen Anbieter:
Bundesweite Mobilfunkanbieter
D1-Netz
callmobile.de Rewe Group Telco Services
debitel
SIMply
The Phone House
Drillisch
Talkline
T-Mobile

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klarmobil.de
Tangens
Victorvox
Mobilcom
D2-Netz
debitel
smobil
The Phone House
Drillisch
Talkline
Victorvox
Mobilcom
Telco Services Vodafone D2
Payback
E-Plus-Netz
Aldi
freenet.de
Talkline
blau.de
Igge & Ko
Telco Services
Che Mobil
Jamba!
The Phone House
Conrad
Mobilcom
toBEmobile
debitel
Plus
Victorvox
debitel-light
PTT-Mobile
vistream
Drillisch
Schwarzfunk
Viva
E-Plus
simyo
vybemobile
O2-Netz
AOL
The Phone House
debitel
Tchibo
Victorvox
Mobilcom
Quelle: Internet (http://tariftip.de/handy-anbieter.html)
In Deutschland wird die Zukunft der Mobiltelefonie so aussehen, dass die Anzahl der
Handybesitzer weiter anwachsen wird. Allerdings müssen die Geräte mit stetig
hochwertigeren technischen Innovationen, wie TV-Ausgang und MP3-Player aufwarten,
da der Markt hier bereits erste Übersättigungserscheinungen zeigt.
2. 3.
Verbreitung und Marktanteil der mobilen Kommunikation
Zum Einstieg in diese Thematik möchte ich die beiden untenstehenden Tabellen aus

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Feldhaus (2004, S. 23 & 24) präsentieren, welche die Diffusionsrate der
Mobilfunkanschlüsse seit 1988 deklarieren.
Tab. 1: Entwicklung der Mobilfunkteilnehmer insgesamt 1988-1994 (in Tsd.)
Jahr
1988
1990
1991
1992
1993
1994
10/1994
Summe
231
296
546
782
951
1.775
2.280
,,Konstatieren wissenschaftliche Publikationen für die Zeit zwischen 1988 und 1994 eine
`rasante Verbreitung' von Mobiltelefonen (Schenk et al. 1996: 112), kann dies aus
heutiger Sicht nur als eine Art Vorlauf betrachtet werden, denn in den letzten Jahren
setzte ein regelrechter Nachfrageboom nach Mobiltelefonen ein, wie folgende Abbildung
verdeutlicht." (Feldhaus, 2004, S. 24)
Abb. 5: Mobilfunkteilnehmer in Deutschland (in Mio.)
Das diese Zahlen in den letzten zwei Jahrzehnten derartig explodierten, liegt zum einen
an der Tatsache, dass die ehemals berufliche Domäne des Mobilfunks in zunehmendem
Maße Einzug in das private Umfeld hielt. Zum anderen führten die drastisch gesunkenen
Gerätepreise, sowie die ebenfalls gefallenen Tarifkosten dazu, dass es zu einem
vermehrten Absatz von Mobiltelefonen kam. So betrug der Preis eines Handys inklusive
eines Telefonvertrages um das Jahr 1990 herum eine Spannbreite von 100,- bis zu 1.750

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Euro. Hinzu kamen monatliche Grundgebühren, welche zwischen 22,- und 57,- Euro
lagen, plus eine Anschlussgebühr, welche in einem ähnlichen Preisbereich anzusiedeln
war und selbstverständlich die einzelnen Tarifkosten.
Da die zuvor abgebildete Darstellung im Juli 2003 endet, möchte ich an dieser Stelle noch
einmal auf die bereits in der Einleitung angesprochene Zahl von mittlerweile
82,8 Millionen registrierten Mobilfunkanschlüssen verweisen. Obwohl diese Zahl, die der
Einwohner bei weitem übersteigt, bedeutet dies nicht, dass jeder in Deutschland lebende
Bürger ein eigenes Handy besitzt - viele dieser Anschlüsse gehen auf einen Zweit- oder
Drittnutzer zurück.
Dennoch befindet sich in nahezu jedem Haushalt in Deutschland mindestens ein
Mobiltelefon, wie aus den untenstehenden Abbildungen ersichtlich wird.
Die dargestellten Statistiken entstammen der JIM-Studie 2005 [Jugend, Information,
(Multi-) Media], auf die ich im Laufe dieser Arbeit wiederholt zurückgreifen werden. Der
Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest veröffentlicht seit 1998 alljährlich eine
repräsentative Untersuchung zum Medienumgang Jugendlicher im Alter zwischen 12 und
19 Jahren. Bei der im Jahr 2005 durchgeführten Studie wurden 1.203 Jugendliche
ausgewählt, die in der Zeit vom 9. Juni bis 11. Juli 2005 telefonisch befragt wurden.
Bei den beiden ersten Grafiken beziehen sich die angegebenen Prozentzahlen auf den
gesamten familiären Haushalt der Jugendlichen. Dies bedeutet, dass von einer nahezu
vollständigen Abdeckung (99%) aller Familien mit Mobiltelefon gesprochen werden kann
(Abb. 1), im Durchschnitt verfügt ein Haushalt sogar über 3,4 Geräte (Abb. 2).

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Abb. 6: Geräteausstattung im Haushalt 2005
Abb. 7: Durchschnittliche Anzahl Geräte im Haushalt 2005

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Auch bei den Jugendlichen gehört das Handy zu den am weit verbreitetsten und
beliebtesten Medien; so besaßen im Jahr 2005 bereits 90 Prozent der Jungen und sogar
94 Prozent der Mädchen ein eigenes Mobiltelefon.
Abb. 8: Gerätebesitz Jugendlicher 2005
Obwohl die Industrieländer mittlerweile bereits als gesättigte Märkte gelten, wird die
Mobilfunkindustrie weiterhin als eine wachsende Branche bezeichnet:
Laut der Internetenzyklopädie Wikipedia wurden im Jahr 2005 insgesamt 817 Millionen
Handys weltweit verkauft, wobei ein beträchtlicher Teil davon vor allem in den
Schwellenländern Asiens und Osteuropa abgesetzt werden konnte. Im Jahr 2006 sollen
nach einer Berechnung von Strategy Analytics sogar erstmals 1 Milliarden Mobiltelefone
veräußert werden. Bereits im 2. Quartal des besagten Jahres wurden 229 Millionen
Handys weltweit vertrieben.
Allerdings werden die Mobiltelefone von den sich gegenseitig unterbietenden Herstellern
in diesen Ländern zu Tiefstpreisen verkauft: So bot die Firma Motorola Indien und
Indonesien beispielsweise aus der Mode gekommene Handymodelle für 40 Euro als so

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genannte "Einsteigerhandys" an.
Während in den Jahren 2002 und 2003 ein sehr starkes Umsatzwachstum zu verzeichnen
war, ist dieses bereits seit 2004 rückläufig. In diesem Jahr hatte sich das Weltwachstum
auf nur 32 Prozent halbiert. Für die folgenden Jahre wurden nur noch einstellige
Wachstumsraten erwartet. Laut Wikipedia wird zwar der Mengenrabatt weiter steigen,
doch sollen die Gewinnspannen verhalten bleiben.
In Zukunft werden zumindest in den Industrieländern hauptsächlich die als
"Smartphones" bezeichneten Handys für höhere Marktanteile sorgen:
"Der Absatz dieser Geräte kletterte bereits 2004 um 181 Prozent auf 9,6 Millionen."
(Quelle: Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Mobiltelefon)
Wie hoch der jeweilige Weltmarktanteil der einzelnen Herstellerfirmen ist, verdeutlicht die
folgende Aufstellung:
Hersteller:
Nokia 33,6 %
Motorola 21,9 %
Samsung 11, 1%
LG Electronics 6,3 %
Sony Ericsson 5,8 %
BenQ Mobile 3,2 % (
Quelle: Internet, Gardner, http://de.wikipedia.org/wiki/Mobiltelefon)
2. 4. Prepaid vs. Postpaid
Da es aufgrund der großen Tarifvielfalt nahezu unmöglich ist, eine Übersicht über die
einzelnen Gebührensätze der Handyanbieter zu geben, möchte ich an dieser Stelle
lediglich den Unterschied zwischen den beiden Zahlungs- bzw. Vertragsformen, sowie
den Vor- und Nachteilen, die durch diese entstehen, erläutern.
Außerdem habe ich mich darüber hinaus entschieden, zu den jeweiligen Zahlungsformen
entsprechendes Werbematerial im Anhang abzubilden. Dies soll zum einen zu einer
besseren Veranschaulichung meiner Darstellungen dienen, zum anderen verdeutlicht es,
wie variationsreich sich der derzeitige Handymarkt präsentiert.

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2. 4. 1. Prepaidkarte
,,Mit dem Begriff Guthabenkarte (in Österreich auch "Wertkarte") wird die Nutzung von
Dienstleistungen über vorausbezahlte Guthabenkonten umschrieben, die im
Telekommunikationsbereich verbreitet ist. Die häufig verwendete Bezeichnung
"Prepaidkarte" leitet sich aus dem englischen "prepaid" für "vorausbezahlt" und dem aus
Pappe oder Kunststoff bestehenden Datenträger ab. Die Zugangsinformationen der Karte
gewährt dem Besitzer Zugriff auf sein Guthabenkonto, welches namentlich oder anonym
beim Kartenherausgeber geführt wird und von dem die fälligen Beträge (z. B. für geführte
Telefongespräche oder Nutzung von Warenverkaufsautomaten) heruntergebucht
werden."
Quelle: Internet: (http://de.wikipedia.org/wiki/Prepaid)
Für den Kauf des Guthabens stehen dem Nutzer verschiedene Optionen zur Verfügung -
so kann er dieses in Tankstellen, am Kiosk und in einigen Bankfilialen aufladen oder
direkt per Banküberweisung beim Anbieter erwerben. Außerdem gibt es die Möglichkeit,
sich - nach zuvor getätigtem Auftrag - den gewünschten Betrag von der Kreditkarte oder
dem Bankkonto abbuchen zu lassen. Des Weiteren kann sich der Kunde in Internetcafés,
Callshops, Tankstellen etc. per ,,bettywin-Online-Voucher-System" das Guthaben über
einen Auflade-Code über eine virtuelle Karte ausdrucken lassen.
Der wohl bekannteste Weg, seinen Telefonkredit zu erneuern, ist der, bei dem der Kunde
sich eine sogenannte ,,Rubbelkarte" besorgt, über die er nach ,,frei kratzen" und
anschließender Eingabe der Ziffernkombination den zuvor bezahlten Betrag
,,abtelefonieren" kann.
Die Vorteile einer Prepaidnutzung bestehen hauptsächlich in der Kostenkontrolle. Diese
kann insbesondere für die jugendlichen Nutzer von unschätzbarem Wert sein, da sie
durch das begrenzte Guthaben zum einen lernen können, mit ihrem Taschengeld
auszukommen und zum anderen die Gefahr einer Überschuldung nicht gegeben ist.
Außerdem wird vielen Jugendlichen erst durch die Verwendung einer Prepaidkarte die
Nutzung eines Mobiltelefons ermöglicht - zum Abschluss eines Vertrages muss der Kunde
entweder die Volljährigkeit erreicht haben oder die Unterschrift eines Elternteil vorweisen
können.
Als signifikantester Nachteil der Prepaidkarte müssen hier die hohen Gesprächs- und
SMS-Kosten hervorgehoben werden: Obwohl die Leistungen identisch mit denen der

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Vertragsanbieter sind, besteht oft ein beträchtlicher Preisunterschied.
Des Weiteren wird das ständige Aufladen-Müssen der Guthabenkarte von einigen
Jugendlichen als negativ bewertet: Obwohl der Erwerb einer Prepaidkarte mittlerweile an
vielen Stellen möglich ist, bereitet besonders in ländlichen Gegenden der nächtliche Kauf
des Guthabens vielen Teenagern Schwierigkeiten.
Ein weiterer Nachteil dieser Zahlungsweise ist, dass der Kunde selbst für den Erwerb
seines Mobiltelefons aufkommen muss. Es besteht zwar die Möglichkeit, mit einem
sogenannten ,,Starterpaket" gemeinsam mit einer Prepaidkarte ein Handy zu erwerben,
allerdings sind diese qualitativ nicht annähernd so hochwertig und aktuell, wie diejenigen,
welche dem Kunden bei einem Vertragsabschluss offeriert werden.
2. 4. 2. Postpaid - Vertragsbindung
Unter Postpaid-Zahlungsystemen versteht man Telefonverträge mit nachträglicher
Rechnungslegung, die zwischen einem Anbieter und seinen Kunden abgeschlossen
werden. Die Vertragslaufzeit beträgt meist zwei Jahre, die Abrechnung erfolgt monatlich.
Außer den anfallenden Gesprächskosten wird bei dieser Kondition noch eine
Grundgebühr fällig, welche - je nach Tarifvereinbarung- unterschiedlich hoch ist.
Der Kunde kann bei der Tarifwahl zwischen zwei Schwerpunkten entscheiden: So bieten
die Netzanbieter den sogenannten ,,Vieltelefonierern", welche oft Angehörige des
Businesslebens sind, Verträge mit hohen Grundgebühren, aber niedrigen Minutenpreisen
an. Wenigtelefonierer hingegen wählen oft Tarife, bei denen sie zwar eine geringe
Grundgebühr und günstige Abendtarife offeriert bekommen, dafür aber tagsüber höhere
Minutenpreise zahlen müssen.
Der Vorteil einer solchen Vertragsbindung ist, dass die Gesprächs- und SMS-Kosten im
Gegensatz zu denen einer Prepaidkarte relativ günstig sind, des Weiteren bekommt der
Kunde bei Vertragabschluss oder dessen Verlängerung ein vom Netzanbieter
subventioniertes Handy.
Die Nachteile, die mit dem Postpaid-Zahlungssystem einhergehen, ist zum einen die
zweijährige Geschäftsverpflichtung, welche dem Kunden gerade bei Liquiditätsproblemen
zum Verhängnis werden kann. Zum anderen besteht bei dieser Zahlungsweise keine
Kostenkontrolle über die bereits vertelefonierten Ausgaben, so dass sich der Kunde oft bis
zum Erhalt der Rechnung darüber im Unklaren ist, wie viel er bereits von seinem
monatlichen Budget für den Betrieb seines Handys verwertet hat.

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3. Jugend um 2000 - Versuch des Porträts einer Jugendgeneration
Nachdem ich in meinem ersten Kapitel die theoretischen Grundlagen der
Mobilkommunikation, sowie den Gegenstand ,,Handy" erklärt habe, möchte ich selbiges
nun mit dem Begriff der ,,Lebenswelt" tun. Die Definition dieses Begriffes nach Alfred
Schütz möchte ich meinen folgenden Ausführungen voranstellen, da ich in diesen die
Lebenswelt der heutigen Jugendlichen beschreiben werde. Dabei werde ich mich im
weitestgehend an den von Schütz formulierten Merkmalen orientieren.
,,Sie (=die Lebenswelt, AM] ist der Wirklichkeitsbereich, an dem der Mensch in
unausweichlicher, regelmäßiger Wiederkehr teilnimmt. Die alltägliche Lebenswelt ist die
Wirklichkeitsregion, in die der Mensch eingreifen und die er verändern kann, indem er in
ihr durch die Vermittlung seines Leibes wirkt. ... Nur in der alltäglichen Lebenswelt kann
sich eine gemeinsame kommunikative Umwelt konstituieren. Die Lebenswelt des Alltags
ist folglich die vornehmliche und ausgezeichnete Wirklichkeit des Menschen."
(Schütz/Luckmann 1975, S. 23)
Folgt man den Medienberichten, die sich mit den derzeit lebenden Jugendlichen
auseinandersetzen, erhält man schnell ein recht negativ umrissenes Bild über die ,,Jugend
von heute". Beinahe ausschließlich wird über ihre vermeintliche Faulheit, ihre sexuelle
Frühreife, ihr Übergewicht und ihre mangelnde Beweglichkeit infolge ihres überhöhten
Fernseh- oder Videospielkonsums berichtet.
Zwei weitere beliebte ,,Aufhänger", über die das Fehlverhalten der Jugend deklariert wird,
sind einmal ihre angebliche Gewaltbereitschaft, bei der von einzelnen ,,Amokläufern" wie
beispielsweise dem Schützen von Erfurt oder den Vorfällen der Hauptschule in Berlin-
Neukölln auf eine ganze Jugendgeneration geschlossen wird - als Auslöser für solche
Grenzüberschreitungen werden von unzureichender Erziehung über schlechte
Zukunftsaussichten und zu vielen Gewaltszenen in TV oder Internet sämtliche Instanzen
verantwortlich gemacht - hauptsächlich werden jedoch die Eltern und die Schule belangt.
Aber auch die zuletzt genannte Einrichtung an sich steht unter ,,medialem Beschuss" -

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schließlich ist Deutschland bereits seit einigen Jahren auf der PISA-Rankingliste stark
abgefallen. Gehörten die Jugendlichen der BRD ehemals noch zu den Ranghöchsten,
befinden sie sich heute weit abgeschlagen im hinteren Mittelfeld. In diesem
Zusammenhang hört man insbesondere von Kindern und Jugendlichen, die auch nach
Abschluss ihrer Grundschulzeit die Fähigkeit zu lesen, noch nicht erworben haben.
Außerdem wird ihnen vorgeworfen, sie seien faul, ohnehin nur an materiellen Dingen
interessiert und daran, wie sie ihren persönlichen Konsum voran treiben können. Ferner
unterstellt man den Jugendlichen politisches Desinteresse und protestloses Hinnehmen
von gesellschaftlichen Zwängen - sie seien zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich für
ihre Mitmenschen oder gar weltverbessernde Projekte begeistern zu können. Wirft man
also seit Beginn der Jugendkulturforschung in den 50er Jahren den einzelnen
Jugendgenerationen zuviel realitätsfremden Idealismus oder Protestgehabe vor, werden
die heutigen Teenager wegen ihres ,,friedvollen" Wesens angeklagt.
Die Frage, die ich in diesem Kapitel aufwerfen und klären möchte, ist; wie Jugendliche,
welche um die Jahrtausendwende leben, tatsächlich denken und fühlen - sind sie wirklich
so faul, ungebildet und ich-bezogen wie es die Massenmedien behaupten?!
Und zieht Deutschland sich faktisch eine Schar von Jungen und Mädchen heran, die unter
dem Deckmäntelchen des Individualismus nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist?
Im folgenden Text werde ich versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden und
gegebenenfalls die eine oder andere These zu widerlegen.
Es soll nicht das Ziel meiner Darstellung sein, die einzelnen Jugendszenen und
Subkulturen heraus zu kristallisieren und zu beschreiben. Dies ist zum einen nicht Thema
dieser Arbeit und zum anderen würde der durch die Deskription entstehende Umfang den
Rahmen dieses Kapitels sprengen. Mein Anliegen ist vielmehr, eine Charakteristik der
Jugend an sich zu formulieren: Wie sie fühlen, wie sie denken, welche Träume und
Wünsche sie haben und wie sie ihren Alltag in Bezug auf verschiedene Instanzen erleben
und organisieren.
Die Idee hierzu ist, ein Gesamtbild der Jugendlichen um das Jahr 2000 zu zeichnen.
Darin möchte ich aufzeigen; wie die einzelnen Mitglieder der Peer-Group sich selbst
begreifen und in Interaktion zu ihren Freunden und bestimmten, von mir ausgewählten,
Gebieten agieren. Zunächst möchte ich jedoch den Begriff der Peer-Group nach Charles
H. Cooley definieren:
,,Peer Group bedeutet `Gruppe von Gleichaltrigen' oder `Gruppe von Gleichgestellen'.
Dieser Fachbegriff aus der Soziologie und Pädagogik geht zurück auf Charles H. Cooley
(1864-1929), der das Konzept der Primärgruppen entwickelte. Der Begriff fasst die
Beobachtungen zusammen, dass insbesondere in dem Kinder- und Jugendalter die
Orientierung der Individuen an Gruppenstandards stärker an Menschen ähnlichen Alters

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als an den eigenen Eltern stattfindet und dass auch später die Ansichten eines Menschen
oft von den Menschen der unmittelbaren Umgebung geprägt werden. Als Peer-Group
gelten Menschen ähnlichen Alters, meist auch ähnlicher sozialer Herkunft und gleichen
Geschlechts."
Quelle: Internet: (peer_group.know-library net
)
Zweck dieser Vorgehensweise soll und kann nicht die vollständige und detailgetreue
Beschreibung aller Jugendlichen in Deutschland mitsamt ihren unterschiedlichen
Stilrichtungen sein. Auf letztere werde ich deshalb und auch um keine einzelnen
Subkulturen zu bevorzugen oder zu vernachlässigen, nicht weiter eingehen.
Erwähnt sei an dieser Stelle lediglich, dass die Generation der Jugendlichen sich in den
letzten Jahren so weit auseinander differenziert und verzweigt hat, wie es noch nie zuvor
in der Geschichte der Fall war.
Selbstverständlich bin ich mir durchaus bewusst, dass sich die von mir entworfene Skizze
über die Gefühls- und Gedankenwelt der Jugendlichen nicht in allen Punkten mit jedem
Vertreter dieser Generation deckt - zu vielfältig und detailliert präsentieren sich die Kids
und Teens zu Beginn dieses Jahrtausends.
Ein weiterer Punkt, der es schwierig macht, eine passende Auslegung dieses Themas zu
liefern, ist, dass der Begriff ,,Jugend" mittlerweile einen weitaus größeren Personenkreis
umfasst, als den der 14- bis 18 Jährigen. Oftmals beginnen Kinder sich schon im Alter von
zehn oder elf Jahren mit den älteren Jugendlichen zu identifizieren und ihren Kinderstatus
abzulegen. Ob dies im Einzelfall wirklich gerechtfertigt ist oder nur aus dem Wunsch
,,erwachsen" zu sein und dazugehören zu wollen resultiert, sei dahingestellt.
Auch das Menschen, die altersmäßig weit über das 20. Lebensjahr hinaus sind, so
genannte Postadoleszenten, von der Gesellschaft und auch sich selbst noch als
Jugendliche erachtet werden und diesen Status solange wie möglich beibehalten wollen,
ist allgemein bekannt und soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.
Mein Hauptaugenmerk liegt bei der folgenden Charakterisierung somit bei den 12- bis 20-
Jährigen.
Um eine bessere und übersichtlichere Lesart gewährleisten zu können, werde ich die
Beschreibung der Jugendlichen zu verschiedenen Themengebieten bündeln.
3.1. Generation ? - Eine Generation ohne Namen?
Beschäftigt man sich eingehender mit der aktuellen Literatur über die Jugend von heute,

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stolpert man früher oder später über diverse Begriffe, die den Charakter dieser Kohorte
herausarbeiten sollen. Da es in der Wissenschaft bis dato keine allgemeingültige
Bezeichnung für diese Generation gibt und ich mir auch nicht anmaßen möchte, mich
explizit für einen der Begriffe auszusprechen, werde ich im Folgenden kurz einige wenige
dieser Bezeichnungen auflisten und darstellen.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich eine dieser Deutungen im Laufe der nächsten
Jahre durchsetzen wird, so wie es auch die Begriffe ,,Null-Bock" bzw. ,,No Future"-
Generation oder auch die Deklarierung der ,,Baby-Boomer" geschafft haben, deskriptiv für
ihre jeweiligen Jugendgenerationen einzustehen.
Erfahrungsgemäß steigt die Popularität solcher Bezeichnungen jedoch meist erst
rückwirkend an, sprich wenn die nächste Jugendgeneration bereits in den Startlöchern
steht.
Da ich lediglich einen knappen Überblick über die in der Literatur verwendeten
Wortfindungen geben möchte, erhebe ich mit dieser Aufzählung keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
In Anbetracht der Lage, dass ich zu den einzelnen Begrifflichkeiten Erläuterungen geben
werde, wie die Autoren zu den beschriebenen Namen gekommen sind, werden bereits
hier einige Punkte, welche den Charakter und das Lebensgefühl der Jugendlichen
definieren, mit in die Darstellung einfließen.
Netzwerkkinder - So nennen Steinle und Wippermann (2003) die neue Generation
zumindest im Titel ihres Buches. Hiermit soll deutlich gemacht werden, dass bereits
Kleinkinder in ständigen Kontakt mit den neuen Medien kommen und diese sich ihrem
Entwicklungsstand entsprechend aneignen.
Während alle vorherigen Generationen erst im Laufe ihres Erwachsenendaseins oder
frühestens in ihrer späten Jugendphase mit den neuartigen Kommunikations- und
Unterhaltungsmedienmedien wie Handy, PC, Internet und MP3 in Berührung kamen,
wachsen die Netzwerkkinder völlig unbefangen mit diesen Gerätschaften auf. Im
Gegensatz zu den ehemals aufwachsenden Generationen, welche sich die dazu
gehörigen Techniken je nach Talent oder persönlicher Interessenlage erst mehr oder
weniger mühevoll aneignen mussten, beherrschen sie den Umgang mit den aktuellsten
Medien meist problemlos: Oftmals benötigen sie nicht einmal eine Erklärung oder
Anweisung, um mit ihnen völlig unbekannten, hochtechnisierten Instrumenten umgehen
zu können.
Nicht selten hört man von Grundschulkindern, welche ihren gänzlich überforderten Eltern
den neuen DVD-Player mühelos programmieren - selbstverständlich ohne sich vorher in
die Materie eingearbeitet oder jemals die entsprechende Bedienungsanleitung gelesen zu

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haben.
An dieser Stelle möchte ich gerne ein Beispiel aus meinem persönlichen Bekanntenkreis
zur besseren Veranschaulichung dieses Phänomens bringen:
So fragte mich die Praxisanleiterin meines 2. Praktikums diesen Sommer völlig verzweifelt
um Rat, wie man den Bildschirmschoner eines PC's in seinen Ursprungszustand zurück
versetzen könne.
Ihre vierjährige Enkelin hatte ihr in einem unbeobachteten Augenblick ein Bild von den
,,Teletubbies" aus dem Internet als Hintergrund für ihren Computer heruntergeladen und
weigerte sich sehr zum Ärger von Frau Groß standhaft, den PC in seine Originalform
zurück zu ,,verwandeln"...
So schreiben auch Steinle und Wippermann (2003, S. 27):
,,Sie (=die Jugendlichen, AM) sehen die Möglichkeiten der neuen Technologien und sie
sehen, dass ihre Eltern davon oftmals keine Ahnung haben. Mit diesem Werkzeug, mit
dem sie schon im Krabbelalter gespielt haben, werden sie die Gesellschaft umkrempeln -
wenn auch in friedlicher Weise".
Weil die heute lebenden Kinder und Teenager völlig angstfrei mit PC, Internet etc.
aufwachsen, können sie sich ein Leben ohne diese technischen Hilfsmittel kaum mehr
vorstellen: Das Jugendliche sich noch vor 20 Jahren in die hiesige Schul- oder
Stadtbücherei bequemen oder sich gar auf den Rat ihrer Eltern verlassen mussten, wenn
sie für ihre Hausaufgaben beispielsweise weitere Informationen über die Photosynthese
benötigten, erscheint ihnen beinahe unvorstellbar und überaus vorsintflutlich. Sie sind es
von Kindesbeinen an gewohnt, per Mausklick und Google an sämtliche Angaben zu
jedem x-beliebigen Thema zu kommen. Während der Tenor in den Massenmedien lautet,
dass Deutschland sich mehr und mehr von einer Traditions- zu einer
Informationsgesellschaft entwickelt, möchte ich hingegen mir anmaßen zu behaupten,
dass dies nur oberflächlich betrachtet stimmt: Während die Erwachsenen mehr oder
minder mühsam versuchen mit der medialen Entwicklung Schritt zu halten, haben sich die
Kinder und Jugendlichen wie von selbst an diese neuen Begebenheiten angepasst - Sie
sind bereits die Informationsgesellschaft!
Insofern denke ich, dass der Name ,,Netzwerkkinder" durchaus treffend gewählt ist,
dennoch möchte ich die übrigen Bezeichnungen für die neue Generation, welche die
Autoren Steinle und Wippermann (2003, S. 27) in ihrer Publikation erwähnen, nicht außen
vor lassen und zitiere deshalb die folgende Passage von ihnen:
,,Man sah sie als lineare Entwicklung der GenXer und nannte sie ,,Generation Y",
definierte sie als Kinder der Babyboomer mit dem Begriff ,,Echo-Boomer" oder benannte
sie ebenso wenig beschreibend ,,Generation @". In Kanada gab man ihr den optimistisch
stimmenden Titel ,,Sunshine Generation".

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Zwei weitere Begriffe, die den Charakter der Jugendlichen definieren sollen, wurden
bereits 1998 von Tapscott, einem anerkannten Internet-Experten aus Amerika geprägt.
Mit den Bezeichnungen ,,Net Kids" und ,,Generation N" ähneln nicht nur die Worte denen
der zuletzt genannten Autoren, auch die Kernaussagen von Tapscott stimmen mit denen
von Steinle und Wippermann (2003) überein.
Da ich mich unter dieser Überschrift lediglich mit dem Problem der Begriffsfindung
auseinander setzen möchte, werde ich auf weitere interessante Merkmale, welche
Tapscott formuliert hat, erst an späterer Stelle dieses Kapitels eingehen.
Dennoch möchte ich hier unlängst einen Aspekt hervorheben, von dem ich meine, dass er
ebenfalls zu einem besseren Verständnis verhelfen kann, weshalb das ,,Netz" in den
beschriebenen Begrifflichkeiten recht passend erscheinen mag.
Der Punkt, auf den ich hier anspiele ist, dass - im Gegensatz zu allen vorherigen
Generationen - die Kinder und Jugendlichen, die in den letzten zehn bis zwanzig Jahren
geboren wurden, nicht den Großteil ihrer Freizeit mit Fernsehen verbringen.
Dieser Aktivität nachzugehen, war seit der Erfindung und Etablierung des TV-Gerätes die
Möglichkeit für Jugendliche, um an Informationen über die neuesten Trends, ihre
Lieblingsstars und die aktuellste Musik zu gelangen.
Ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, dass sie sich über dieses Medium
definierten, dennoch prägten sicherlich viele Sendungen mit dem darin enthaltenen
Lebensgefühl die Jugendlichen und ihre Ansichten zu gewissen Themengebieten.
So dient(e) der Fernseher beispielsweise dazu, den Teenagern zu zeigen, was momentan
gerade ,,in" oder ,,out" ist, auch konnten sie nirgendwo anders besser erfahren, was in der
Welt der Reichen und Schönen vor sich ging. Natürlich gab und gibt es auch heute noch
Jugendliche, die nicht ausschließlich den Starrummel und diverse Soaps im TV verfolgen,
sondern sich ebenfalls Nachrichten und Dokumentationen der unterschiedlichsten Art und
Weise ansehen und sich dadurch weiterbilden. Doch die Grundstimmung vieler Jungen
und Mädchen hat sich in Bezug auf das Fernsehen gewandelt: Während die breite Masse
der heute Erwachsenen dieses Medium nutzen, um sich von ihrem stressigen Alltag zu
erholen, indem sie sich von diversen TV-Angeboten ,,berieseln" lassen, scheint dies den
derzeit lebenden Kids und Teens mittlerweile zu langweilig und eintönig zu sein. Sie
wollen überall mitmischen, aktiv ihre Meinung einbringen und geben sich nicht einfach mit
ihnen vorgesetzten Dingen zufrieden. Sie sind kritische Beobachter und sitzen keinesfalls
,,den ganzen Tag stumpfsinnig vor der Glotze rum", wie es in den Medien oft beschrieben
wird.
Die Fernsehindustrie erkennt diesen Trend langsam und produziert zunehmend
Sendungen, bei denen der Zuschauer interaktiv teilnehmen und ,,mitvoten" kann, sei es

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per Anruf, SMS oder Email - Tapscott (1998) sieht dies als eine langsame Annäherung
des bisher ausschließlich ,,passiven" Mediums Fernsehen an das ,,aktive" Medium Internet
an. Selbstverständlich wird das Fernsehen dadurch nicht vollständig verdrängt, auch
weiterhin werden viele junge Menschen sich gerne vor ihr TV-Gerät setzen um
,,abschalten" zu können. Dennoch wird das ältere Medium versuchen, sich nach und nach
der neuen Technologie anzupassen.
Tapscott (1998, S. 51) belegt seine Vermutungen hierüber folgendermaßen: ,,Es zeichnet
sich somit ein neues Szenario ab, in dem "push" (informiert werden) (=TV, AM) und ,,pull"
(Informationen aussuchen und abrufen) (=Internet, AM) zusammenspielen". In seiner
weiteren Ausführung stellt er dar, wie dies seiner Ansicht nach in Zukunft aussehen
könnte, so beschreibt er beispielsweise, dass Sendungen wie die ,,Lindenstraße" zwar
weiterhin gesehen werden, dass jedoch die Lieblingsserie sowie das
Hauptabendprogramm individuell zu jeder beliebigen Zeit abrufbar werden.
Abschließend möchte ich dazu ein Statement eines 15-jährigen Mädchens bringen,
welches von Tapscott's Mitarbeitern seinerzeit interviewt wurde. Mit ihrer Aussage scheint
sie das Lebensgefühl der Net Kids in Bezug auf diese Thematik exakt auf den Punkt zu
bringen:
,,Klar sehe ich auch ab und zu mal eine Sendung, aber viel mehr Freizeit verbringe ich im
Netz. Beim Surfen muß man geistig wach sein. Schließlich kann man sich mit anderen
nicht unterhalten, wenn man nicht bei der Sache ist. Das Netz ist ein
Kommunikationsmittel zwischen mir und der Welt, das Fernsehen höchstens ein
Kommunikationsmittel zwischen mir und der Glotze."
Es gibt auch eine Namenskreation, die weniger auf den Medienkonsum der Jugendlichen,
sondern vielmehr auf ihre Art zu leben, abzielt. Dies arbeiten Zinnecker et. al. (2002) mit
ihrer Bezeichnung ,,null Zoff und voll busy" heraus.
Auch an dieser Stelle erscheint es mir sinnvoll, nicht nur über die Begrifflichkeiten zu
referieren, sondern dazu begleitend gleich eine Erläuterung zu geben, weshalb die
Autoren sich für diesen Namen entschieden. Da beide Elemente eng miteinander
verwoben sind, wird diese Ausführung ebenfalls detaillierter ausfallen.
,,Null Zoff und voll busy" - aus dieser klingenden Wortfindung kann selbst der Laie die
Grundstimmung der Kids und Teens zu Beginn des 21. Jahrhunderts erkennen.
Das Gros der Jugendlichen präsentiert sich ihren Mitmenschen gegenüber somit die
meiste Zeit ,,entspannt" oder um es in ihrer Sprache auszudrücken ,,relaxed" oder ,,chillig".
Sie legen keinen Wert darauf, sich gegen Jeden und alles Mögliche aufzulehnen oder zu
rebellieren, sondern bemühen sich vielmehr um ein harmonisches Miteinander zwischen
sich und ihren Mitmenschen. Hierzu zählen hauptsächlich die Familie und die Mitglieder

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der Peer-Group. Diese beiden Komponenten werde ich jedoch aufgrund ihres Volumens
im späteren Textverlauf gesondert behandeln.
Des Weiteren zeigen die Jugendlichen sich sehr kontaktfreudig, sie sind neuen Dingen
gegenüber stets aufgeschlossen. Ein besonderes Interesse gilt hier vor allem der
zeitgemäßen Mode und Musik, den aktuellsten Stars sowie den neuen Medien. Auch
scheinen die Teenager keineswegs so faul und ungebildet zu sein, wie es in TV und
Zeitungen immer wieder behauptet wird: Sie wissen um die hohe Arbeitslosigkeit in
Deutschland, teils durch Schule und Medien, teils aber auch, weil sie bzw. ihre Eltern
persönlich von diesem Schicksal betroffen sind. Aus diesem Grund bemüht sich der
Großteil von ihnen um einen guten Schulabschluss, sie möchten es in ihrem Leben "zu
etwas bringen" und haben bereits in jungen Jahren erkannt, dass man sich für seine Ziele
einsetzen muss.
Dies soll zunächst als erster Einblick in die Lebensart der heute lebenden Jugendlichen
genügen, an späterer Stelle werde ich einige dieser Merkmale erneut aufgreifen.
Doch nun zurück zu dem Begriff ,,null Zoff und voll busy". Den ersten Part dieser
Bezeichnung, ,,null Zoff", habe ich für den Anfang wohl hinreichend erläutern können,
weitere Kennzeichen dafür werden aber im Laufe meiner Arbeit ersichtlich werden.
Abschließen möchte ich meine Erklärungen dazu mit einem Credo, welches Zinnecker et.
al (2002, S. 11) aufgrund ihrer Forschungsergebnisse stellvertretend für die neue
Generation formulierten: ,,Man sollte sein Leben leben und froh sein, wenn man nicht von
außen belästigt wird".
3.2. Die Jugend von heute - Mobilität im Moratorium
Doch was genau verstehen die Jugendforscher (2002) unter dem zweiten Part ihrer
Bezeichnung ,,voll busy"? Diese Frage werde ich im Folgenden versuchen zu
beantworten. Fakt ist, dass die meisten Jugendlichen soviel freie Zeit zu ihrer privaten
Verfügung haben, wie sie es vermutlich selten wieder in ihrem Leben haben werden -
zumindest, wenn man von einer ,,Normalbiographie" ausgeht und das Rentenalter bei
dieser Betrachtung außen vorlässt. Während sie im Kindesalter noch sehr stark an ihr
Elternhaus und die unmittelbare Nachbarschaft gebunden sind, fangen sie im Laufe ihrer
Pubertät an, ihren Wirkungsradius auszuweiten: Sie beginnen verstärkt, ihren Wohnbezirk
und die daran anschließenden Gebiete zu erkunden und zu ihrem ,,Territorium" zu
machen. Hierbei ist es einerlei, ob die Jugendlichen aus ländlicheren Umgebungen
stammen oder in der Stadt wohnen: Ab einem gewissen Alter fangen sie grundsätzlich an,

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ihr eigenes Leben zu leben und zunehmend mobiler zu werden. Dennoch haben die
städtischen Teenager aufgrund eines breiter gefächerten Angebots allem Anschein nach
mehr Optionen ihren Alltag abwechslungsreicher zu gestalten als die aus dörflichen
Gegenden stammenden Gleichaltrigen. Allein die Tatsache, dass eine Stadt zumeist über
eine wesentlich differenziertere und somit bessere Bus- und Bahnverbindung verfügt,
lässt diese Jugendlichen um einiges beweglicher erscheinen, als ihre vom Land
stammenden Mitstreiter. Doch die zunehmende Mobilität wird nicht ausschließlich über
die zurückgelegten Wege definiert - von Bedeutung ist auch die vermehrt einsetzende
Ablösung des Elternhauses sowie eine gewisse Anbindung an die Umwelt - letztere kann
heutzutage beispielsweise auch durch die Nutzung eines Internetzugangs geschehen.
Auch wenn diese Phase im Leben der Jugendlichen oftmals mit Konflikten verbunden ist,
erwerben sie hier doch wichtige Rechte und Pflichten, die sie mehr und mehr zu einem
unabhängigen Individuum werden lassen. Die Autonomie, ihre Freizeit eigenständig zu
gestalten und gewisse Entscheidungen selbstständig für sich treffen zu können, setzen
die Jugendlichen ihren Eltern gegenüber nach und nach durch. Das dies zu den
Entwicklungsaufgaben gehört und somit wichtig für die persönliche Entfaltung und
Individualität eines jeden Jugendlichen ist, sei an dieser Stelle lediglich kurz erwähnt -
eine ausführlichere Darstellung dieser Thematik kann ich aufgrund der Fülle dieses
Materials hier leider nicht darbieten, zumal dies nicht zu den Themengebieten dieser
Arbeit gehört.
Zusammenfassend lassen sich also folgende grundsätzliche Thesen über die Freizeit der
heute lebenden Mädchen und Jungen aufstellen:
1. Die Jugendlichen sind mobil - sie erweitern zunehmend ihr Territorium und machen
dies zu ihrem Refugium. Hierzu zählen sowohl die tatsächlichen Strecken und Gebiete, in
denen sie sich bewegen, als auch abstraktere Wege, sich ihre Umwelt anzueignen - Als
Beispiel seien hier die Nutzung des Internets mit seinen zahlreichen Möglichkeiten, sich
über globale Begebenheiten zu informieren, sowie die Anschließung an einen
selbstausgewählten Freundeskreis, mit dem diverse jugendspezifische Aktivitäten
durchgeführt werden, erwähnt.
2. Weder als Kind, noch als Erwachsene besitzen die Menschen soviel Freizeit wie in
ihrer Jugendphase. Während sie im Kindesalter noch sehr stark von ihren Eltern abhängig
sind und deshalb relativ wenig Autonomie besitzen, ihre freie Zeit nach ihren persönlichen
Bedürfnissen gestalten zu können, haben sie als Erwachsene neben sämtlichen
erworbenen Rechten auch mindestens ebenso viele Pflichten: Selbst wenn das einzelne

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Individuum noch keine eigene Familie gegründet hat, trägt es eine erhöhte Verantwortung
seiner Umwelt gegenüber:
So erwartet beispielsweise nicht nur der Arbeitgeber, dass sich die Person an die
entsprechenden Regeln hält, sondern auch die gesamte soziale Umwelt eines jeden
Menschen, dass er gewisse Normen erfüllt und sich seiner gesellschaftlichen Umgebung
anpasst.
Die Adoleszenz gilt somit als eine Zeit, in denen den Jugendlichen eine gewisse
,,Narrenfreiheit" zugestanden wird: In dieser Phase haben sie mehr denn je die
Möglichkeit, die unterschiedlichsten Dinge für sich selbst zu ,,testen" - so ist es z. B. keine
Seltenheit, dass ein Großteil der Jungen und Mädchen sich im Laufe ihrer Pubertät nach
und nach diversen Subkulturen zuordnet oder - falls die Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Jugendgruppe nicht angestrebt wird - zumindest verschiedene Stilrichtungen
ausprobiert.
Von außen betrachtet wirkt dieses Verhalten auf Erwachsene oftmals sehr sprunghaft und
wankelmütig, den Jugendlichen dienen solche Experimente jedoch dazu, sich selbst zu
finden und sich schrittweise eine eigene Identität aufzubauen.
Sie experimentieren nicht nur mit unterschiedlichen Kleidungsvarianten, sondern
verändern je nach Lust, Laune und ,,Angesagtheit" auch ihre Frisuren und die dazu
gehörigen Haarfarben - war dies ehemals eine rein weibliche Domäne, haben sich auch
hier die Geschlechter einander angenähert.
Spätestens seit Bill von der Band ,,Tokio Hotel" mit schwarz geschminkten Augen und
lackierten Fingernägeln oder diverse US-Rapstars mit glitzernden Ohrringen und
schweren, brillantbesetzten Goldketten berühmt wurden, scheuen sich auch die
männlichen Jugendlichen nicht mehr davor, in die ,,Trickkiste" zu greifen:
Da wird gegelt, was das Haar hält, ebenso wird die Garderobe tagtäglich neu und nach
bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und mit den zur Verfügung stehenden
Accessoires liebevoll verziert. Waren es noch vor einigen Jahren beinahe ausschließlich
die Mädchen, die versuchten, sich so hübsch und ,,in" wie möglich zu stylen, probieren
dies die Jungen heutzutage ebenfalls. Doch nicht nur in Sachen Mode versuchen die
Teens immer auf dem neuesten Stand zu sein, auch in Bezug auf Medien und Musik
wissen sie meist lange vor ihren älteren Mitmenschen, was ,,up to date" ist. Sie wollen
alles und zwar sofort und haben auch oftmals gute Chancen, dies zu bekommen:
Schließlich wachsen sie in dieser schnelllebigen Zeit auf, wo morgen schon überholt ist,
was gestern gerade erst auf den Markt kam und sind es deshalb gewohnt, sich rasch und
flexibel an immer wieder neue Begebenheiten anzupassen. Selbst ihren persönlichen
Alltag strukturieren die Jugendlichen je nach Belieben nahezu stündlich um:
Hatten sie sich beispielsweise in der Schule noch für nachmittags mit ihren Freunden zum

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Eis essen verabredet, haben diese Vorhaben oftmals nur Gültigkeit bis zur nächsten
SMS: Wird hier dem Einzelnen eine bessere Option offeriert, wird meist nicht lange
gezögert und die Freizeitgestaltung umdisponiert - zu groß ist bei vielen die Angst, etwas
,,verpassen" zu können.
Die Jugendzeit ist somit eine Art gesellschaftlich akzeptierter ,,Schonraum", welcher in der
wissenschaftlichen Literatur als ,,Moratorium" bezeichnet wird.
,,Einerseits wird Jugend als Transitionsphase verstanden, bei der der Übergang in die
Erwachsenengesellschaft thematisiert wird [...] Andererseits wird Jugend als Moratorium
mit soziokulturellem Eigengewicht gesehen, innerhalb dessen Heranwachsende
tendenziell von den Anforderungen der Erwachsenengesellschaft entpflichtet werden und
sich statt dessen auf die Bewältigung des Alltags konzentrieren." (Reinders, 2003, in
Tully, Baier 2006, S. 106).
Fakt ist also, dass die Jugendlichen nicht nur über einen erheblichen Anteil frei
gestaltbarer Zeit verfügen, sondern dass sie gleichzeitig ,,mobil" sein müssen, um diese
ihren Wünschen entsprechend ausfüllen zu können. So schreiben auch Tully und Baier
(2006, S. 108): ,,Jugendliche sind also unterwegs [...]. Um sich zu den jugendlichen
Trefforten zu begeben, um das Konzert einer beliebten Band zu hören, um zum Training
des Sportvereins zu gelangen ist räumliche Mobilität notwendig."
3.3. Jugendliche Freizeitgestaltung um das Jahr 2000
Doch wie nutzen die Jungen und Mädchen nun ihre Freizeit, wie organisieren sie ihren
Alltag? Und - um wieder zur Eingangsfrage zurück zu kehren - was macht die
Jugendlichen von heute so ,,busy"?
Da die Beantwortung dieser Frage ein breites Spektrum an Möglichkeiten erfasst, habe
ich mich dazu entschieden, einige tabellarische Grafiken aus dem Buch ,,null Zoff und voll
busy" von Zinnecker et. al. (2002) zu übernehmen.
Die Jugendforscher fanden während ihrer Studie, die im August 2001 begann und bis
Oktober 2001 andauerte, heraus, dass drei Freizeitbereiche mehrheitsfähig sind: Aktiv
Sport treiben, sich vergnügen und die Musik. Die Autoren (2002) bündelten die
abgefragten Beschäftigungsgewohnheiten zu themenzentrierten Aufstellungen, welche ich
im Folgenden originalgetreu sowie mit den entsprechenden Überschriften versehen,
wiedergeben möchte.

- 36 -
Auch die Erläuterungen zu den einzelnen Tabellen setzen sich größtenteils aus Zitaten
zusammen, welche der Publikation von Zinnecker et. al. (2002) entnommen wurden. Auf
Kommentierungen, die nicht von den genannten Autoren, sondern von mir persönlich
stammen, werde ich gegebenenfalls ausdrücklich hinweisen.
Befragt wurden Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren, welche aus einer
Liste von 79 Freizeitaktivitäten bis zu 7 Nennungen abgeben konnten.
In dem Buch ,,null Zoff und voll busy" finden sich diese Auflistungen in dem Kapitel
,,Freunde" auf den Seiten 65 - 68 unter folgender Überschrift:
,,Das tue ich zur Zeit am liebsten"
Bewegung, Sport aktiv
Darunter fallen in dieser Befragung folgende Aktivitäten:
Fußball (21%)
Basketball / Volleyball (10%)
Fahrrad fahren (19%)
Reiten (9%)
Schwimmen (16%)
Tischtennis (5%)
Inline / Skateboard (14%)
Tennis (5%)
Tanzen (13%)
Wandern / Spazieren (4%)
Tab. 2: Bevorzugte Sportarten der Jugendlichen
,,Die Sportbegeisterung der Kinder ist noch weiter verbreitet (73%) als bei älteren
Jugendlichen (54% bei 16- bis 18-Jährigen). Der Zuschauersport, live oder medial
vermittelt, interessiert in diesem Lebensabschnitt mit 10 Prozent AnhängerInnen nur eine
Minderheit."
Lernen, sich bilden
Darunter fallen in dieser Befragung folgende Aktivitäten:

- 37 -
Lesen, um etwas zu lernen (5%)
Theater, Oper gehen (1%)
Für sich lernen - außerhalb der Schule (3%)
Museum, Ausstellungen besuchen (1%)
Nachhilfeunterricht (1%)
Arbeitsgruppen, Kurse (0%)
Tab. 3: Bildungsaktivitäten der Jugendlichen
,,Freiwillig, selbstorganisiertes Lernen in der Freizeit bereitet offenkundig nur sehr wenigen
Kindern (12%) und Jugendlichen (8%) Vergnügen. Dazu gehört maßgeblich das "Lesen,
um etwas zu lernen (5%)."
Kreatives
Darunter fallen in dieser Befragung folgende Aktivitäten:
Malen, zeichnen (7%)
Tagebuch schreiben (2%)
Briefe schreiben (5%)
Etwas sammeln (2%)
Am Fahrrad, Moped, Auto basteln (4%)
Sprayen, Graffiti (2%)
Elektronik basteln (2%)
Töpfern, bildhauern, modellieren (1%)
Fotografieren, filmen (2%)
Etwas für mich nähen (1%)
Etwas für mein Zimmer bauen (2%)
Mode-, Haarschmuck basteln (0%)
Tab. 4: Kreative Betätigungen der Jugendlichen
,,Diese Freizeitaktivitäten gelten oftmals als "Hobbys" im engeren Sinn, stehen den
überlieferten Künsten der Erwachsenen nahe und erhalten gewöhnlich das Prädikat
,,pädagogisch wertvoll". Mit 20 Prozent Beteiligung sind sie in der jüngeren Generation gut
vertreten [...]"

- 38 -
Abb. 9: Bevorzugte Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen
Zinnecker et. al. (2002) fanden während ihrer Forschungsarbeiten außerdem heraus,
dass der Bereich ,,Musik" ebenfalls einen wichtigen Bestandteil der jugendlichen
Freizeitgestaltung ausmacht.
Hierbei stellten sie fest, dass lediglich ein geringer Teil der Jungen und Mädchen selbst
aktiv Musik herstellt. 39 Prozent und somit das Gros der befragten Kinder und Teenager,
bevorzugen es, ihre Lieblingsmelodien passiv zu konsumieren. Die Jugendforscher (2002,
S. 67) kommen infolgedessen zu dem Schluss: ,,Die Musik-Aktivitäten sind mehrheitlich
stark medial vermittelt".
Doch nicht nur das Musik hören und sammeln erfolgt über die unterschiedlichsten
Medien, auch einige andere beliebte Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen sind an
die Nutzung eines bestimmten Mediums gekoppelt.
Da ich zwecks einer übersichtlicheren Veranschaulichung gerne den Stil der oben
übernommenen Tabellen beibehalten wollte, Zinnecker et. al. (2002) ihre
Forschungsergebnisse zu diesem Gebiet jedoch in Textform präsentieren, habe ich mir
erlaubt, eine eigene tabellarische Aufstellung aus den von ihnen gewonnenen Daten
herzustellen. Diese habe ich mit der Überschrift ,,Mediennutzung" versehen und werde sie
im Folgenden darstellen:

- 39 -
Mediennutzung
Darunter fallen in dieser Befragung folgende Aktivitäten:
Computerspiele (19%)
Meine Serie im TV ansehen (8%)
Surfen im Internet (18%)
Meine Lieblingssendung im TV ansehen (8%)
SMS verschicken (15%)
Instrument spielen (7%)
Telefonieren (13%)
Chatrooms besuchen (6%)
Singen (9%)
Comics, Illustrierte lesen (5%)
Musik mixen (8%)
Mein Fanmagazin lesen (3%)
MP3 downloaden (8%)
Phantasie, DJ zu sein oder Musik zu komponieren,
hingeben (2%)
Tab. 5: Mediennutzung der Jugendlichen
Abschließen möchte ich diese Aufstellungen mit einem Zitat, welches ebenfalls aus dem
Werk ,,null Zoff und voll busy" der oben benannten Autoren (2002, S. 67) stammt:
,,Das heißt, auch die Freizeitbereiche Reden, Kontakte und Termine sind medial stark
vermittelt, sei es durch Kommunikationsmedien wie Telefon und Handy oder durch das
Massenmedium TV, das durch seine Programmstruktur feste Termine für die
nachwachsende Generation setzt."
Um einen breit gefächerten Überblick über die Beschäftigungsarten der Jugendlichen
geben zu können, möchte ich eine weitere Grafik, welche ich der JIM -Studie 2005
entnommen habe, darstellen. JIM ist eine Abkürzung, welche für Jugend, Information,
(Multi-) Media steht. Diese Forschung untersucht den Medienumgang der 12- bis 19-
Jährigen in Deutschland lebenden Jugendlichen und wird alljährlich vom
Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest herausgegeben. 1.203 Teenager
wurden als repräsentative Stichprobe ausgewählt, und im Zeitraum vom 9. Juni bis 11.
Juli 2005 telefonisch befragt.
Ich möchte diese Daten ergänzend vorstellen, da sie trotz mehrerer Überschneidungen
mit den Forschungsergebnissen von Zinnecker et. al. (2002) auch einige neue Aspekte
beleuchten. Als Beispiel sei hier die Option ,,ausruhen, nichts tun" angeführt, womit sich
immerhin ein beträchtlicher Teil der Jungen und Mädchen mehrmals pro Woche oder
sogar täglich "beschäftigt".
Excerpt out of 251 pages

Details

Title
Mobile Kommunikationsmedien in der Lebenswelt Jugendlicher - Beispiel Handy
College
University of Siegen
Grade
1
Author
Year
2007
Pages
251
Catalog Number
V186324
ISBN (eBook)
9783869437750
ISBN (Book)
9783869431192
File size
4672 KB
Language
German
Keywords
mobile, kommunikationsmedien, lebenswelt, jugendlicher, beispiel, handy
Quote paper
Andrea Müller (Author), 2007, Mobile Kommunikationsmedien in der Lebenswelt Jugendlicher - Beispiel Handy, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186324

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