Tagtäglich wird in den Medien mehr oder weniger schamlos über die eigene Sexualität, oder die Sexualität anderer Menschen berichtet und geurteilt. Die Fernsehprogramme senden fast rund um die Uhr, auf verschiedenen Sendern ?Talk Shows?, Reportagen, Werbung, ?Promi- News? und Serien mit verschiedenen sexuellen Inhalten. In den ?Talk Shows? wird ?schamlos? über sehr intime Angelegen-heiten diskutiert. Die ?Promi- News?/ Serien, verbreiten die Welt der schönen und idealen Körpermaße/Beziehungen. In den Reportagen wird häufig über neue Hormonpräparate für die Schönheit berichtet. Sexuelle Themen werden hierbei sehr tabulos ausgesprochen bzw. behandelt. Doch ist dies auch im Bereich der sexuellen Aufklärung der Fall? Findet die sexuelle Aufklärung genauso offen und ohne Schamgrenzen statt? Die Fachliteratur ist sich hierüber einig, beim Thema ?Sexualpädagogik? gibt es diese offene/ tabulose Sprache leider nicht. Besonders wenn diese Sexualpädagogik, Bildungsangebote für Menschen mit einer geistigen Behinderung organisiert. Wenn diese zwei Themen zusammentreffen, ?Sexualität? und ?geistige Behinderung?, stößt dies bei vielen Menschen in der Gesellschaft auf Unverständnis. Was hierbei häufig unbeachtet bleibt ist, dass die sexuelle Aufklärung nicht nur den Umgang mit dem eigenen Körper in Bezug auf Genitalität fördert, sondern das sie auch eine bedeutende Wirkung auf die Körperwahrnehmung und das Wohlbefinden hat. Für Menschen mit einer geistigen Behinderung ist diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und eventuellen behinderungsbedingten Einschränkungen sehr wichtig. Sie fördert unter anderem die realistische Selbsteinschätzung und Selbstbestimmung. Dieser Aspekt wird in der Behindertenpädagogik erst seit einigen Jahren beachtet und gefördert. In den letzten Jahren entwickelten sich, durch engagierte Fachleute, eine Vielzahl von Angeboten, unter anderem zu den Themen: Körperwahrnehmung, Selbstbestimmung, Partnerschaft usw.. Allerdings werden diese Angebote noch nicht überall akzeptiert bzw. angenommen. Viele Menschen (darunter auch Mitarbeiter in Institutionen der Behindertenhilfe) verbinden diese Angebote immer noch mit einer Vielzahl von sozialen Vorurteilen und Mythen, die aus der Zeit repressiven Sexualpädagogik stammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Begriffsbestimmungen
- 1. Definition der Sexualität
- 2. Definition Sexualpädagogik
- 2.1. Sexualpädagogische Vermittlungssysteme
- 2.2. Sexualpädagogische Zielsetzungen
- 2.3. Sexualpädagogik und Profession
- 3. Definition „Geistige Behinderung“
- II. Liebe, Partnerschaft und Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung
- 1. Liebe, Partnerschaft und Sexualität von Menschen mit einer geistigen Behinderung
- 1.2. Rechtliche Rahmenbedingungen
- 1.2.1. Die rechtliche Definition sexueller Handlungen
- 1.2.2. Das Recht der Gleichachtung und der Schutz der Selbstbestimmung
- 1.2.3. Das zu schützende Recht anderer Menschen
- 1.3. Partnerschaft und Kinderwunsch
- 1.4. Sexualpädagogische Bildungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung
- 1.4.1. Sexualassistenz als Teilbereich der Sexualpädagogik
- 2. Barrieren bei der Verwirklichung von Liebe, Partnerschaft und Sexualität
- 2.1. Die Abhängigkeit von Bezugspersonen
- 2.1.1. Überbehütung durch Eltern
- 2.1.2. Fehlende Rückzugsmöglichkeiten
- 2.1.3. Fehlende Kontaktmöglichkeiten
- 2.1.4. Anforderungen an die Beziehungen von Menschen mit einer geistigen Behinderung
- 2.2. Soziale Vorurteile und Mythen
- 2.2.1. „Der klebrige Distanzlose“
- 2.2.2. „Der sexuell triebgesteuerte Wüstling“
- 2.2.3. „Das unschuldige neutrogene Kind“
- 2.1. Die Abhängigkeit von Bezugspersonen
- III. Mitarbeiterschulung zur Sexualpädagogik in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen
- 1. Vorstellung ausgewählter Konzepte
- 1.1. AWO: Liebe(r) selbstbestimmt- Praxisleitfaden für die psychosoziale Beratung und sexualpädagogische Arbeit für Menschen mit Behinderung
- 1.1.1. Inhalt und Schwerpunkte des Praxisleitfadens
- 1.2. Fachhochschule Merseburg: Berufsbegleitender Studiengang- Sexualpädagogik und Familienplanung
- 1.2.1. Studienverlauf und Inhalte des Studienganges: Sexualpädagogik und Familienplanung
- 1.3. BZgA: Rahmencurriculum- Sexualpädagogische Kompetenz
- 1.1. AWO: Liebe(r) selbstbestimmt- Praxisleitfaden für die psychosoziale Beratung und sexualpädagogische Arbeit für Menschen mit Behinderung
- 2. Entwurf einer Fortbildung für Mitarbeiter im Bereich der Erwachsenenbildung für Menschen mit einer geistigen Behinderung
- 2.1. Lernziele der Fortbildung
- 2.2. Fortbildungsblöcke
- 2.2.1. Mitarbeiterschulung Block 1 Thema: Was ist eigentlich Sexualität?
- 2.2.2. Mitarbeiterschulung Block 2 Thema: Sexualpädagogik und Normen und Werte!?
- 2.2.3. Mitarbeiterschulung Block 3 Thema: Körper- und Sexualaufklärung
- 2.2.4. Mitarbeiterschulung Block 4 Thema: Kinderwunsch, Hochzeit und rechtliche Rahmenbedingungen
- 2.2.5. Mitarbeiterschulung Block 5 Thema: Wie veranstalte ich sexualpädagogische Bildungsangebote?
- 2.2.6. Mitarbeiterschulung Block 6 Thema: Abschluss, Praxisreflexion
- 1. Vorstellung ausgewählter Konzepte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Notwendigkeit und Gestaltung von Mitarbeiterschulungen im Bereich der Sexualpädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung. Sie beleuchtet den aktuellen Stand der Sexualpädagogik in diesem Kontext und analysiert bestehende Barrieren und Vorurteile.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Sexualität und Sexualpädagogik
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung
- Analyse bestehender sozialer Vorurteile und Mythen
- Vorstellung bestehender Fortbildungsangebote
- Entwurf einer umfassenden Mitarbeiterschulung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den Kontext der Arbeit und die Forschungslücke bezüglich Mitarbeiterschulungen in der Sexualpädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung. Kapitel I definiert die zentralen Begriffe Sexualität, Sexualpädagogik und geistige Behinderung. Kapitel II beleuchtet die Lebenswelt von Menschen mit geistiger Behinderung im Hinblick auf Liebe, Partnerschaft und Sexualität, inklusive rechtlicher Aspekte und bestehender Barrieren. Kapitel III stellt bestehende Fortbildungsangebote vor.
Schlüsselwörter
Sexualpädagogik, geistige Behinderung, Menschen mit Behinderung, Sexualität, Mitarbeiterschulung, Selbstbestimmung, Vorurteile, rechtliche Rahmenbedingungen, sexualpädagogische Bildungsangebote.
- Citar trabajo
- Dipl. Sozialarbeiterin /-pädagogin Yvonne Wassmann (Autor), 2007, Sexualpädagogische Bildungsangebote in der Arbeit mit geistig behinderten Erwachsenen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186623