Die Anlageberatung vermögender Privatkunden stellt für Banken und deren Finanzberater eine besondere Herausforderung dar. Hinsichtlich Qualität und Exklusivität sowohl der Beratung als auch der Produkte hat, dieses Kundenklientel vergleichsweise hohe Ansprüche. Zusätzlich bürgt die Beratung dieses Kundensegmentes hohe Reputationsrisiken für Banken, denn es kann davon ausgegangen werden, dass eine Vielzahl von vermögenden Privatpersonen als „Meinungsmultiplikatoren“ bezeichnet werden können.
Aus den genannten Gründen, liegt es auf der Hand, dass Anlageideen nicht als isolierte Einzelentscheidungen getroffen werden, sondern vielmehr ein ganzheitlicher Investitionsansatz unter Berücksichtigung der Risiken Anwendung findet. In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob ein solcher Prozess, basierend auf der nobelpreisgekrönten Markowitz-Theorie, tatsächlich umgesetzt werden kann oder ob das irrationale Verhalten der Menschen ihre Entscheidungsfindung maßgeblich beeinflusst. Anhand von konkreten Beispielen werden dabei die Erkenntnisse der Behavioural Finance-Theorie (BFT) diskutiert und Lösungsvorschläge erarbeitet, wie sich ein Mix der beiden Theorien auswirken könnte.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschafts- und Finanzkrise, können die derzeitigen Kursschwankungen für vermögende Privatkunden schnell den Verlust vieler Millionen Euro bedeuten. So soll beispielsweise das Vermögen des russischen Milliardärs, Roman Abramowitsch, während des letzten Kalenderjahres von 11,7 Milliarden Pfund im vergangenen Jahr auf sieben Milliarden Pfund in diesem Jahr zurückgegangen sein. 1 Der Verlust einer solchen Summe des privaten Vermögens, ruft bei vermögenden Personen eine große Druckssituation hervor. Unter diesen extremen Marktbedingungen scheint jegliche Rationalität der Markteilnehmer zu verschwinden. Die vorliegende Arbeit soll folgende Fragen diskutieren: Kann auf Basis theoretischer Modelle irrationales Verhalten verhindert werden und welche theoretischen Phänomene der BFT lassen sich bei der Beratung vermögender Privatkunden beobachten?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2. Marktbeschreibung Private Wealth Management
- 2.1 Herkunft des Begriffs
- 2.2 Kern und Profil Private Wealth Management Deutsche Bank
- 2.3 Unterschiedliche Einstufungen von vermögenden Privatkunden
- 3. Die Markowitz -Theorie bei vermögenden Privatkunden
- 3.1 Voraussetzungen für die Anwendung der Markowitz Theorie
- 3.2 Zentrale Annahmen und Aussagen der Portfolio – Selection Theorie
- 3.2.1 Die Efficient Frontier
- 3.2.2 Das optimale Portfolio
- 3.2.3 Das Index -Modell
- 3.3 Kritische Würdigung des Modells
- 3.4 Anwendung innerhalb der Deutschen Bank
- 4. Behavioural Finance
- 4.1 Definition und Grundstein von Behavioural Finance
- 4.2 Die 16 Lebensmotive
- 4.3 Die drei Typen von Marktteilnehmern
- 4.4 Die Markowitz -Theorie und die Rationalitätsfallen
- 4.5 Der Entscheidungsprozess
- 4.5.1 Informationswahrnehmung und Verarbeitung durch Heuristiken
- 4.5.2 Bewertung von Informationen
- 4.5.2.1 Die abnehmende Sensitivität bei Gewinnen und Verlusten
- 4.5.2.2 Der Reflection - Effekt
- 4.5.2.3 „Das Festhalten an Verlusten“ und dessen Auslöser
- 4.6 Die Anomalien auf dem Kapitalmarkt
- 4.6.1 Die Kontrollillusion und Overconfidence
- 4.6.2 Winner's Curse
- 4.7 Die Behavioural Finance -Theorie in der Praxis
- 4.8 Kritik an der Behavioural Finance Theorie (BFT)
- 5. Ausgewähltes Fallbeispiel im Beratungsalltag der Deutschen Bank
- 5.1 Das Advisory Portfolio Tool (APT)
- 5.2 Allgemeine Definition der Depotoptimierung
- 5.2.1 Situationsbeschreibung
- 5.2.2 Eingabe der Daten
- 5.2.3 Ergebnis und Anlageempfehlung durch APT
- 5.3 Die Entscheidung unter Behavioural Finance
- 5.4 Mögliche Lösungsansätze als Antwort auf die Finanzkrise
- 6. Resümee und Bedarf weiterer Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Anwendbarkeit der Markowitz-Theorie im Private Wealth Management für vermögende Privatkunden und beleuchtet den Einfluss von Behavioral Finance auf die Entscheidungsfindung. Ziel ist es, die Grenzen des klassischen Modells aufzuzeigen und die Bedeutung psychologischer Faktoren für die Portfolioplanung zu analysieren.
- Anwendbarkeit der Markowitz-Theorie im Private Wealth Management
- Einfluss von Behavioral Finance auf Anlageentscheidungen
- Rationalitätsfallen und kognitive Verzerrungen bei vermögenden Privatkunden
- Analyse des Entscheidungsprozesses im Kontext von Portfolio-Optimierung
- Mögliche Lösungsansätze für die Berücksichtigung von Behavioral Finance Aspekten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, beschreibt die Problemstellung der Anwendung der Markowitz-Theorie auf vermögende Privatkunden und skizziert den Aufbau der Arbeit. Es wird die Forschungsfrage formuliert und der methodische Ansatz erläutert. Die Lücke zwischen theoretischem Modell und praktischer Anwendung wird als Ausgangspunkt der Untersuchung definiert.
2. Marktbeschreibung Private Wealth Management: Das Kapitel beschreibt den Markt des Private Wealth Managements, beleuchtet die Herkunft des Begriffs und skizziert das Profil der Deutschen Bank in diesem Bereich. Unterschiedliche Einstufungen von vermögenden Privatkunden werden vorgestellt und analysiert, um den Kontext der weiteren Untersuchung zu schaffen. Es werden wichtige Charakteristika der Zielgruppe herausgestellt.
3. Die Markowitz -Theorie bei vermögenden Privatkunden: Dieses Kapitel präsentiert die Markowitz-Theorie als Grundlage der Portfoliooptimierung. Es werden die Voraussetzungen für die Anwendung, die zentralen Annahmen und Aussagen des Modells, inklusive der Efficient Frontier und des optimalen Portfolios, detailliert erläutert. Darüber hinaus wird eine kritische Würdigung des Modells vorgenommen und die Anwendung innerhalb der Deutschen Bank beleuchtet. Die Stärken und Schwächen des Modells werden im Hinblick auf die Zielgruppe analysiert.
4. Behavioural Finance: Das Kapitel behandelt die Behavioural Finance Theorie und ihre Grundsteine. Es werden die 16 Lebensmotive und die drei Typen von Marktteilnehmern vorgestellt und im Kontext der Markowitz-Theorie analysiert. Der Fokus liegt auf dem Entscheidungsprozess, der Informationsverarbeitung durch Heuristiken und der Bewertung von Informationen, insbesondere auf die abnehmende Sensitivität bei Gewinnen und Verlusten, den Reflection-Effekt und das Festhalten an Verlusten. Die Anomalien auf dem Kapitalmarkt, wie die Kontrollillusion und der Winner's Curse, werden ebenfalls eingehend diskutiert. Schließlich folgt eine kritische Würdigung der Behavioral Finance Theorie.
5. Ausgewähltes Fallbeispiel im Beratungsalltag der Deutschen Bank: Dieses Kapitel präsentiert ein detailliertes Fallbeispiel aus dem Beratungsalltag der Deutschen Bank. Es beschreibt das Advisory Portfolio Tool (APT), erläutert die Depotoptimierung und die Eingabe der Daten. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Kapitel zu Behavioral Finance. Mögliche Lösungsansätze als Antwort auf die Finanzkrise werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Markowitz-Theorie, Portfolio-Selection, Private Wealth Management, vermögende Privatkunden, Behavioural Finance, Rationalitätsfallen, kognitive Verzerrungen, Entscheidungsfindung, Anlageentscheidungen, Portfoliooptimierung, Risiko, Rendite, Deutsche Bank, Advisory Portfolio Tool (APT).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Anwendbarkeit der Markowitz-Theorie im Private Wealth Management unter Berücksichtigung von Behavioral Finance
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Anwendbarkeit der Markowitz-Theorie im Private Wealth Management für vermögende Privatkunden und analysiert den Einfluss von Behavioral Finance auf deren Anlageentscheidungen. Sie beleuchtet die Grenzen des klassischen Modells und die Bedeutung psychologischer Faktoren für die Portfolioplanung.
Welche Aspekte der Markowitz-Theorie werden behandelt?
Die Arbeit erklärt die Grundlagen der Markowitz-Theorie, einschließlich der Voraussetzungen für deren Anwendung, der zentralen Annahmen (Efficient Frontier, optimales Portfolio, Index-Modell), und bietet eine kritische Würdigung des Modells im Kontext des Private Wealth Managements. Die Anwendung innerhalb der Deutschen Bank wird ebenfalls betrachtet.
Wie wird Behavioral Finance in die Analyse einbezogen?
Behavioral Finance wird als Gegenmodell zur rationalen Markowitz-Theorie vorgestellt. Die Arbeit beschreibt zentrale Konzepte wie die 16 Lebensmotive, die drei Typen von Marktteilnehmern, Heuristiken, kognitive Verzerrungen (abnehmende Sensitivität bei Gewinnen und Verlusten, Reflection-Effekt, Festhalten an Verlusten), und Anomalien auf dem Kapitalmarkt (Kontrollillusion, Winner's Curse). Der Einfluss dieser Faktoren auf den Entscheidungsprozess bei Anlageentscheidungen wird detailliert analysiert.
Welches Fallbeispiel wird verwendet?
Die Arbeit präsentiert ein detailliertes Fallbeispiel aus dem Beratungsalltag der Deutschen Bank, das die Anwendung des Advisory Portfolio Tools (APT) zur Depotoptimierung zeigt. Die Entscheidungsfindung im Fallbeispiel wird unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der Behavioral Finance Theorie analysiert.
Welche Forschungsfrage wird behandelt?
Die Arbeit untersucht die Lücke zwischen dem theoretischen Modell der Markowitz-Theorie und der praktischen Anwendung im Private Wealth Management, insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung psychologischer Faktoren (Behavioral Finance).
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zeigt die Grenzen der alleinigen Anwendung der Markowitz-Theorie im Private Wealth Management auf und betont die Bedeutung der Integration von Behavioral Finance Aspekten für eine realistischere und kundenorientierte Portfolioplanung. Es werden mögliche Lösungsansätze zur Berücksichtigung psychologischer Faktoren diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Markowitz-Theorie, Portfolio-Selection, Private Wealth Management, vermögende Privatkunden, Behavioural Finance, Rationalitätsfallen, kognitive Verzerrungen, Entscheidungsfindung, Anlageentscheidungen, Portfoliooptimierung, Risiko, Rendite, Deutsche Bank, Advisory Portfolio Tool (APT).
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Marktbeschreibung Private Wealth Management, Die Markowitz-Theorie bei vermögenden Privatkunden, Behavioural Finance, Ausgewähltes Fallbeispiel im Beratungsalltag der Deutschen Bank, und Resümee und Bedarf weiterer Forschung. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung detailliert beschrieben.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit Finanzmarkttheorien, Behavioral Finance und Private Wealth Management beschäftigen. Sie ist außerdem interessant für Praktiker im Private Wealth Management, die ihre Beratungspraxis verbessern und die Entscheidungsfindung ihrer Kunden besser verstehen möchten.
- Citar trabajo
- Frank Wagemann (Autor), 2009, Die Markowitz Theorie bei vermögenden Privatkunden: Spielt Behavioural Finance eine Rolle?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186713