?Wirtschaft braucht dringend Bachelor-Absolventen.?
Schlagzeile im Handelsblatt
Problemstellung
So oder ähnlich lauteten die Forderungen, die mitunter von Seiten der Arbeitgeber gestellt wurden, wenn im Kontext des Fachkräftemangels über die Hochschulabsolventen diskutiert wurde. Die Studiendauer sei zu lang und die akademischen Berufsanfänger zu alt. Zudem hinkten die deutschen Studenten mit Auslandserfahrungen hinterher und die Hochschulen sollen ohnehin berufsorientierter ausbilden (vgl. Wex 2005, S. 162). Diese Forderungen sind zwar nicht neu, jedoch wurde erst durch den Bologna-Prozess eine Hochschulreform begonnen, die weitreichende bildungspolitische Veränderungen in vielen Ländern Europas mit sich bringt. Seit mehr als zehn Jahren, seit der Konferenz in Bologna im Jahr 1999, haben die Hochschulen die Pflicht und die Aufgabe, die Reformziele umzusetzen. Deren
Herzstück ist die Umstellung des Studiensystems auf ein zweistufiges Bachelor- und Mastersystem. Aktuell ist, bis auf wenige Ausnahmen, an allen Hochschulen das neue Studiensystem implementiert und zunehmend verlassen die ersten Bachelorjahrgänge die Hochschulen. Die Etablierung der neuen Studienabschlüsse hängt aber nicht nur von der Haltung der Hochschulseite ab, sondern ?der Verbleib der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt wird (?) als Schlüsselfrage für das Gelingen der neuen Strukturreform bezeichnet? (Wex
2005, S. 331). Das Thema 'Akzeptanz der neuen Studienabschlüsse' wird intensiv
diskutiert wie schon ein Blick in die Tagespresse zeigt, so titelt die Süddeutsche Zeitung beispielsweise: ?Bewährungsprobe für den Bachelor? (Trautmann 2009). Grundlage ist
dabei eine Vielzahl von Studien, die dieses Thema wissenschaftlich aufarbeiten. Es stellt sich die zentrale Frage, ob die Kritiker der Reform zu recht behaupten, dass zweistufige Hochschulabschlüsse in Deutschland nicht oder nur schwer einzuführen seien (vgl. Wex
2005, S. 322). So wird häufig gesagt, dass ein Bachelorstudium den Anforderungen in den besonders forschungsintensiven Fachgebieten nicht genüge. Die bisherige hochspezialisierte Ausbildung könne nicht adäquat durch das kürzere Bachelorstudium ersetzt werden. Beispielsweise promovieren bisher fast 50% der Biologen um bessere
Berufsperspektiven zu erlangen, da überwiegend die gut ausgebildeten Biologisch- Technischen Assistenten (BTA) die praktischen Laborarbeiten verrichten (vgl. Verband
Deutscher Biologen 2005, S.V).
Vor dem Hintergrund der oben dargestellten Problematik stellt sich die vorliegende Arbeit das Ziel, herauszufinden, ob Absolventen mit Bachelorabschluss im Fachgebiet
der Biologie eine reelle Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Wie bereits erwähnt, steht die Frage der Akzeptanz der neuen Hochschulabschlüsse im Fokus der aktuellen Forschung und eine Vielzahl von Studien wurden zu diesem Thema erarbeitet. Die vorliegende Arbeit hebt sich von diesen Studien insofern ab, als dass durch die
Fokussierung auf die Branche der Biologie und der Durchführung einer empirischen Untersuchung mit Experteninterviews ein spezielles Berufsfeld untersucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Ziel und Aufbau der Untersuchung
- 2 Die Hochschulreform zu Beginn des 21. Jahrhunderts
- 2.1 Entstehung und Geschichte der Akademischen Abschlüsse
- 2.2 Die (Hochschul-)Bildungsreform als Teil des Bologna-Prozesses
- 2.2.1 Ziele und Motive des Reformvorhabens
- 2.2.1.1 Internationalisierung und weltweites Ansehen steigern
- 2.2.1.2 Mobilität der Studierenden und Lehrenden
- 2.2.1.3 Vergleichbarkeit der Abschlüsse und Studieninhalte durch Transparenz
- 2.2.1.4 Verringerung der Abbrecherquote und kürzere Studienzeiten
- 2.2.1.5 Beschäftigungsfähigkeit nach dem Studium
- 2.2.2 Start und Verlauf der Reform infolge verschiedener Konferenzen
- 2.2.2.1 Sorbonne im Mai 1998 – Entwicklung des Europäischen Hochschulraumes
- 2.2.2.2 Die Bologna- Erklärung vom Juni 1999 – Der Auftakt
- 2.2.2.3 Prager Kommuniqué von 2001 und die Konferenz in Berlin 2003 - Lebenslanges Lernen und die Doktorandenausbildung als dritter Zyklus
- 2.2.2.4 Bergen Kommuniqué 2005, London 2007 und Leuven 2009 – Halbzeitbilanz, die Arbeitgeberseite wird erwähnt und Mobilität bekommt eine Zielzahl
- 2.2.3 Die Reformvorhaben - Das Ergebnis der Konferenzen
- 2.2.3.1 Der europäische Hochschulraum und der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR)
- 2.2.3.2 Einführung eines Leistungspunktesystems - ECTS
- 2.2.3.3 Zweistufiges Studium - Konsekutive und nicht konsekutive Studiengänge
- 2.2.3.4 Diploma Suplement – Die verständliche Erklärung
- 2.2.3.5 Qualitätssicherung – Eine Aufgabe für Akkreditierungsagenturen
- 2.2.4 Offene Methode der Koordinierung – Soft law
- 2.2.5 Kritik und Widerstände – Es gibt nicht nur Befürworter
- 2.2.1 Ziele und Motive des Reformvorhabens
- 2.3 Zusammenfassung
- 3 Der erste berufsqualifizierende Hochschulabschluss – Der Bachelorabschluss
- 3.1 Bachelorstudium – die neue Studienstruktur
- 3.1.1 Module als Lehrangebot
- 3.1.2 Studienbegleitendes Prüfen – Reduzierung der Prüfungsangst
- 3.1.3 Leistungspunktesystem – Die transparente Bewertung
- 3.1.4 Mehr Praxisanteile – Raus aus dem Elfenbeinturm
- 3.2 Kompetenzen, Qualifikationen und Schlüsselqualifikationen als Inhalt des Studiums
- 3.2.1 Der Begriff der Kompetenz
- 3.2.2 Der Begriff der Qualifikation
- 3.2.3 Der Begriff Schlüsselqualifikation
- 3.2.4 Die beruflichen Handlungskompetenzen – Fachkompetenz, Sozialkompetenz und Humankompetenz
- 3.2.5 Arbeitsdefinitionen der Begriffe Qualifikation, Kompetenz und Schlüsselqualifikationen
- 3.3 Die Implementierung von Kompetenzen, Qualifikationen und Schlüsselqualifikationen in das Bachelorstudium
- 3.3.1 Das Heidelberger Modell zum Erwerb von überfachlichen Schlüsselkompetenzen im Studium
- 3.3.2 Der Bachelorabschluss im Fachgebiet Biologie
- 3.4 Verschiedene Möglichkeiten mit dem Bachelorabschluss
- 3.5 Zusammenfassung
- 3.1 Bachelorstudium – die neue Studienstruktur
- 4 Arbeitgeber für Bachelorabsolventen - die Organisationen
- 4.1 Der Arbeitsplatz als Stelle
- 4.2 Die Hierarchie in Organisationen
- 4.3 Anforderungen und Wünsche der Arbeitgeber an Bachelorabsolventen
- 4.4 Die Besonderheiten einer Organisation der Biologiebranche
- 4.5 Zusammenfassung
- 5 Akzeptanz des Bachelorabschlusses (inkl. Bachelor Biologie) bei den Akteuren der Hochschulreform
- 5.1 Die Akzeptanz gegenüber dem Bachelorabschluss aus Sicht der Arbeitgeber
- 5.2 Die Akzeptanz gegenüber dem Bachelorabschluss aus Sicht der Hochschule und der bildungspolitischen Vertreter
- 5.3 Die Akzeptanz gegenüber dem Bachelorabschluss aus Sicht der Studierenden
- 5.4 Zusammenfassung
- 6 Empirische Untersuchung – Auskunft aus der Biologiebranche
- 6.1 Methodik der Untersuchung und Hypothesen
- 6.1.1 Auswahl und Beschreibung der Forschungsgegenstände
- 6.1.1.1 Die Organsisation W. AG
- 6.1.1.2 Die Organisation B. GmbH
- 6.1.1.3 Die Organisation M.
- 6.1.1.4 Die Bachelorabsolventin Frau J.
- 6.1.1.5 Die Bachlorabsolventin Frau G.
- 6.1.2 Auswahl und methodische Grenzen des Untersuchungsinstrumentes
- 6.1.3 Leitfragenentwicklung der Experteninterviews
- 6.1.4 Auswertung und Rahmenbedingungen der Experteninterviews
- 6.1.1 Auswahl und Beschreibung der Forschungsgegenstände
- 6.2 Ergebnisse der Experteninterviews
- 6.2.1 Anpassungsmaßnahmen innerhalb der Organisationen
- 6.2.2 Informationsstand und Informationsgewinnung der Organisationen
- 6.2.3 Erwartungen an und mit dem Bachelorabschluss im Fachgebiet Biologie
- 6.1 Methodik der Untersuchung und Hypothesen
- 7 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Arbeitsmarktlage für Absolventen eines Bachelorstudiums im Fachgebiet Biologie. Das Hauptziel ist herauszufinden, ob Absolventen mit einem Bachelorabschluss in Biologie reale Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und wie die Akzeptanz des Bachelorabschlusses bei Arbeitgebern, Hochschulen und Studierenden aussieht.
- Einführung und Ziele der Bologna-Reform
- Struktur und Inhalte des Bachelorstudiums Biologie
- Anforderungen der Arbeitgeber an Bachelorabsolventen
- Akzeptanz des Bachelorabschlusses bei verschiedenen Akteuren
- Empirische Untersuchung der Arbeitsmarktlage für Bachelorabsolventen der Biologie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beschreibt die Problemstellung des Fachkräftemangels und die damit verbundenen Forderungen an die Hochschulausbildung. Kapitel 2 erläutert die Entstehung und Ziele der Bologna-Reform. Kapitel 3 untersucht die Struktur und den Inhalt des Bachelorstudiums Biologie, inklusive der Vermittlung von Kompetenzen und Qualifikationen. Kapitel 4 analysiert die Anforderungen und Erwartungen von Arbeitgebern an Bachelorabsolventen, insbesondere in der Biologiebranche. Kapitel 5 beleuchtet die Akzeptanz des Bachelorabschlusses durch Arbeitgeber, Hochschulen und Studierende. Kapitel 6 präsentiert eine empirische Untersuchung mittels Experteninterviews, die die Arbeitsmarktlage von Bachelorabsolventen in der Biologiebranche untersucht.
Schlüsselwörter
Bologna-Prozess, Hochschulreform, Bachelorabschluss, Biologie, Arbeitsmarkt, Kompetenzen, Qualifikationen, Schlüsselqualifikationen, Arbeitgeberakzeptanz, Empirische Untersuchung, Experteninterviews.
- Quote paper
- Dipl.-Hdl. Sven Moos (Author), 2010, Untersuchung der Arbeitsmarktlage für Absolventen eines Bachelorstudiums im Fachgebiet Biologie, die einen Arbeitsplatz entsprechend ihrer Kompetenzen und Qualifikationen suchen., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186718