Das Thema Mehrsprachigkeit wird immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Lange Zeit belegten Studien unterschiedlichste negative Auswirkungen bilingualen Aufwachsens. Der frühe Erwerb mehrerer Sprachen wurde häufig mit Spracherwerbsverzögerungen, Sprachverwirrung, Überforderung, negativen Auswirkungen auf die allgemeine kognitive Entwicklung sowie die Intelligenz und mit einer erhöhten Gefahr für Identitätskonflikte in Verbindung gebracht. In einer späteren Phase wurde Mehrsprachigkeit extrem positiv betrachtet und es wurden Mehrsprachigen bessere kognitive Fähigkeiten, höhere Intelligenz sowie eine gesteigerte Kreativität zugeschrieben. Auch diese Behauptungen wurden durch Studien unterstützt (vgl. Belliveau, 2002). Andere Autoren postulieren heute, dass gar keine besonderen Unterschiede zwischen Monolingualen und Mehrsprachigen bestünden. Dies begründen sie damit, dass selbst Einsprachige nicht wirklich nur über einen sprachlichen Code verfügen, sondern sich je nach Situation unterschiedlicher Ausdrucksweisen bedienen oder auch Dialekte sprechen, die sich teilweise mehr von der Standardsprache unterscheiden als nahverwandte Sprachen (vgl. Fabbro, 1999, S. 104).
Eine stark diskutierte Frage ist zudem, wie mehrere Sprachen in einem Gehirn repräsentiert und verarbeitet werden und ob bzw. ab wann mehrsprachige Kinder über getrennte Sprachsysteme verfügen. Auch hierzu wurden unterschiedliche Theorien aufgestellt.
Diese Arbeit widmet sich dem frühen, simultanen Bilingualismus und seinen Auswirkungen auf den Spracherwerbsprozess sowie die allgemeine kognitive Entwicklung. Zudem befasst sie sich mit der Frage nach der Verarbeitung und Speicherung mehrerer Sprachen in einem Gehirn. In Kapitel 2 dieser Arbeit wird zunächst Sprachkompetenz definiert und die einzelnen zu erwerbenden Teilkompetenzen vorgestellt. Anschließend wird ein allgemeiner Überblick über die Entwicklung von Sprachkompetenz gegeben. Auf den Schriftspracherwerb und die Entwicklung von Lesekompetenz wird in dieser Arbeit nicht eingegangen. Im dritten Kapitel werden wichtige Aspekte zur frühen Bilingualität dargestellt. Kapitel 4 befasst sich mit dem Spracherwerb im Falle früher Bilingualität und dem Zusammenhang mit der allgemeinen kognitiven Entwicklung. In der Schlussbetrachtung werden die Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick gegeben, welche Bereiche weiter erforscht werden müssen, um genauere Aussagen über den doppelten Erstspracherwerb und die Zusammenhänge mit anderen kognitiven Kompetenzen treffen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spracherwerb
- Sprachkompetenz / Sprachkompetenzen
- Neurologische Grundlagen
- Vorausläuferfähigkeiten und sprachliche Umwelt
- Wahrnehmungsbezogene Vorausläuferfähigkeiten
- Sozial-kognitive Vorausläuferfähigkeiten
- Kognitive Vorausläuferfähigkeiten
- Rolle der sprachlichen Umwelt
- Kritische Phase des Spracherwerbs?
- Entwicklung lexikalischer Kompetenz
- Entwicklung grammatikalischer Kompetenz
- Entwicklung metalinguistischer Kompetenz
- Früher Bilingualismus
- Einstellungswandel und Untersuchungsproblematik
- Neurologische Aspekte früher Bilingualität
- Sprachkontakte
- Ein oder zwei Sprachsysteme?
- Ein-System-Hypothese
- Zwei-System-Hypothese
- Kombination aus Ein- und Zwei-System-Hypothese
- Spracherwerb bei frühem Bilingualismus
- Entwicklung lexikalischer Kompetenz
- Entwicklung grammatikalischer Kompetenz
- Entwicklung metalinguistischer Kompetenz und zweisprachigen Bewusstseins
- Früher Bilingualismus und kognitive Entwicklung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den frühen, simultanen Bilingualismus und seine Auswirkungen auf den Spracherwerbsprozess sowie die allgemeine kognitive Entwicklung. Sie befasst sich mit der Frage nach der Verarbeitung und Speicherung mehrerer Sprachen im Gehirn.
- Definition von Sprachkompetenz und den einzelnen Teilkompetenzen
- Entwicklung von Sprachkompetenz im Allgemeinen
- Wichtige Aspekte der frühen Bilingualität
- Spracherwerb bei frühem Bilingualismus
- Zusammenhang zwischen frühem Bilingualismus und kognitiver Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Definition von Sprachkompetenz und Überblick über die Entwicklung von Sprachkompetenz.
- Kapitel 3: Vorstellung von wichtigen Aspekten der frühen Bilingualität, insbesondere der Frage nach der Repräsentation und Verarbeitung mehrerer Sprachen im Gehirn.
- Kapitel 4: Analyse des Spracherwerbs bei frühem Bilingualismus und die Beziehung zum Zusammenhang mit der allgemeinen kognitiven Entwicklung.
Schlüsselwörter
Früher Bilingualismus, Spracherwerb, Sprachkompetenz, kognitive Entwicklung, Mehrsprachigkeit, Sprachverarbeitung, Sprachsysteme, Neurologische Aspekte, Lexikalische Kompetenz, Grammatikalische Kompetenz, Metalinguistische Kompetenz.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Betriebswirtin (BA) und M.A. Gisa Becker (Autor:in), 2007, Entwicklung von Sprachkompetenz - Auswirkungen von frühem Bilingualismus , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186737