Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Semantik und Pragmatik
3 Kognitive Studien
3.1 Realisierungsmechanismen der kausal-konsekutiven Beziehungen ohne oder mit Konjunktionen
3.2 Realisierungsmechanismen der (nicht) real bedingten Kausalität
4 Zusammenfassung
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Seminar „Wort und Bedeutung - Aspekte der portugiesischen Semantik“ haben wir uns mit sehr unterschiedlichen Aspekten der portugiesischen Semantik auseinandergesetzt. Wir haben dabei unterschiedliche Theorien kennen gelernt und verschiedene Begrifflichkeiten anhand portugiesischer Beispiele erklärt und verdeutlicht. Zunächst haben wir uns mit der Bedeutung einzelner Worte und ihren semantischen Relationen beschäftigt. Anschließend auch mit der Satzsemantik sowie Metaphern und Metonymie. In mehreren Unterrichtseinheiten haben wir uns mit der kognitiven Semantik beschäftigt, mit der sich auch diese Ausarbeitung befasst. Es wird zunächst darum gehen, die Bereiche Semantik und Pragmatik kurz vorzustellen, um anschließend kognitive Studien zum Portugiesischen vorzustellen. Anhand dieser Studien wird verdeutlicht, wie Sprecher gewisse Intentionen sprachlich ausdrücken können. Die erste Studie befasst sich mit kausal-konsekutiven Beziehungen, die mit oder ohne Konjunktionen ausgedrückt werden und die zweite Studie mit der Realisierung real und nicht real bedingter Kausalität.
2 Semantik und Pragmatik
Allgemein untersucht die Semantik die im mentalen Lexikon abgespeicherten, kontextunabhängigen Bedeutungen von Begriffen, während die Pragmatik die Aspekte der Situation und des Kontextes berücksichtigt (vgl. Schwarz & Chur 2007: 31). Die Pragmatik geht auf die Semiotik von Charles S. Peirce und Charles W. Morris zurück, in deren Konzept neben der Syntaktik und Semantik auch die Pragmatik enthalten war (vgl. Endruschat & Schmidt-Radefeldt 2006: 176). „Diese erfasste die Beziehung zwischen Zeichen und Interpret und versteht Sprache als Handlungsweise mit Diskurstexten, d.h. Sprechen wird als eine Form der Kommunikation mittels Zeichen bzw. des sprachlichen Verhaltens betrachtet” (Endruschat & Schmidt-Radefeldt 2006: 176).
Lexikalische Bedeutungen sind die permanent im mentalen Gedächtnis gespeicherten Bedeutungen. Sie sind somit Bestandteil unserer semantischen Kompetenz (vgl. Schwarz & Chur 2007: 28 f.).
Aktuelle Bedeutungen ergeben sich aus einem bestimmten Kontext heraus, d.h. aus dem Satzzusammenhang und der bestimmten Redesituation. Gemäß der traditionellen Kompetenz/Performanz-Einteilung gehören aktuelle Bedeutungen in den Bereich der Performanz und damit zur Pragmatik. Die aktuelle Bedeutung wird sowohl von der lexikalischen Bedeutung als auch vom jeweiligen Kontext bestimmt (vgl. Schwarz & Chur 2007: 29).
Zusätzlich zur aktuellen Bedeutung haben Äußerungen auch eine Bedeutung, die sich aus der jeweiligen Situation heraus ergibt, d.h. einen kommunikativen Sinn bzw. eine pragmatische oder situative Bedeutung, auch konversationelle Implikatur genannt, die von den Intentionen des Sprechers abhängt. Der Begriff „Implikatur“ verdeutlicht, dass es um etwas geht, was der Sprecher neben dem explizit Gesagten meinen könnte. Der kommunikative Sinn des Satzes „Es zieht!“ könnte beispielsweise sein „Mach bitte die Tür zu.“ Konversationelle Implikaturen stellen das Resultat eines Schlussfolgerungsprozesses dar, der aufgrund von gewissen Gesprächserfahrungen abläuft. Die pragmatische Bedeutung ist somit nicht im mentalen Lexikon gespeichert, sondern ergibt sich aus der jeweiligen Situation heraus und kann ggf. auch zurückgenommen werden. Dieses Zurücknehmen wäre im obigen Beispiel unter anderem durch einen nachgestellten Satz wie „Damit will ich jetzt aber nicht sagen, dass du die Tür zumachen sollst.“ möglich. Teile der lexikalischen Bedeutung hingegen können nicht zurückgenommen werden, ohne dass ein extremer Widerspruch entstehen würde („Es zieht, aber damit will ich nicht sagen, dass es zieht“). In bestimmten Situationen können jedoch durchaus auch lexikalische Bedeutungen, die zu einem Wort gehören, teilweise zurückgenommen werden („Das ist ein Vogel, der aber nicht fliegen kann.“) (vgl. Schwarz & Chur 2007: 29 ff.).
Heutzutage bestehen fließende Übergänge zwischen den Bereichen Semantik und Pragmatik und viele (kognitive) Semantiker untersuchen auch die Relation zwischen lexikalischer Bedeutung, aktueller Bedeutung und dem kommunikativen Sinn einer Äußerung. Aus dieser Sichtweise heraus wird semantische Kompetenz nicht nur als statisches Kenntnissystem betrachtet, sondern auch aus prozeduraler Perspektive, da die Aktivierung lexikalischer Bedeutungen und ihr situationsangemessener Gebrauch im Sprachproduktions- und Rezeptionsprozess von Bedeutung sind (vgl. Schwarz & Chur 2007: 31 f.).
Prinzipiell wird nur ein Teil des Gemeinten sprachlich ausgedrückt und davon ausgegangen, dass dieser sprachliche Input genug Wissensbestände beim Hörer aktiviert, um daraus auf das Gemeinte zu schließen. Neben den explizit sprachlich ausgedrückten Inhalten sind in einer Äußerung somit häufig auch sogenannte
„verdeckte sprachliche Handlungen“ (Campo 2000: 6) enthalten, wobei vom Sprecher davon ausgegangen wird, dass der Zuhörer diese Inhalte mit Hilfe seines Vor- und Weltwissens, im Sprachverarbeitungsprozess mit versteht (vgl. Campo 2000: 5 f.).
3 Kognitive Studien
Die im Folgenden vorgestellten Studien orientieren sich an der kognitiven Linguistik. Es wird somit davon ausgegangen, dass Sprache eine kognitive Fähigkeit ist, die mit anderen kognitiven Bereichen verbunden ist. Zudem wird angenommen, dass die Bedeutung eines Satzes nicht die Summe der Bedeutung der einzelnen Wörter ist, sondern dass sich die Bedeutung erst durch ein Zusammenspiel von Lexik, Phonologie, Morphologie, Syntax und Pragmatik ergibt. Die sprachlichen Gegebenheiten einer Äußerung dienen dazu Kommunikationsintentionen auszudrücken (vgl. Endruschat & Schmidt-Radefeldt 2006: 167). Bei der Sprachproduktion versucht die Kognition stets das Schema bzw. Konzept zu finden, das zur Intention des Sprechers passt. Das Konzept ruft dann gewisse lexikalische, syntaktische, morphologische und phonologische Merkmale auf. Von diesen Merkmalen werden die realisiert, die für die Intention des Sprechers relevant sind (vgl. Endruschat & Schmidt-Radefeldt 2006: 169). Die primäre Frage der Studien ist somit, wie die Konzepte, die der Sprecher im Kopf hat, sprachlich umgesetzt werden können.
Die Darstellungen und Begrifflichkeiten stammen aus dem Bereich der Aussagenlogik. Dabei existieren zum einen Satzvariablen, die in der Regel mit p, q etc. benannt werden. Des Weiteren werden unter anderem folgende Junktoren verwendet (vgl. Schwarz & Chur 2007: 129 f.):
Dies ist das Wenn-Dann-Zeichen, wobei es meist eher mit „der eine Satz impliziert den anderen“ oder „aus dem ersten Satz folgt der zweite“ übersetzt werden sollte. Wenn ein Satz p einen anderen Satz q impliziert, so bedeutet dies, dass in allen Situationen, in denen p wahr ist, auch q wahr ist. Umgekehrt muss dies nicht der Fall sein (vgl. Schwarz & Chur 2007: 120).
- Dies ist das Nicht-Zeichen und steht für die Satznegation.
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