„Dem Publikum gefiel das, dem Kesten gefiel das nicht.“ - Uwe Johnson als Polemiker


Magisterarbeit, 2008

117 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

KURZBESCHREIBUNG

1. EINLEITUNG UND EXKURS POLEMIK

2. „DEM PUBLIKUM GEFIEL DAS, DEM KESTEN GEFIEL DAS NICHT“. DIE RHETORIK JOHNSONS IN DER AFFÄRE KESTEN
2.1. Die Situation
2.2. Der Angriff
2.3. Die Reaktion
2.4. Exkurs DDR-Vokabular
2.5. Noch nicht das Ende

3. „DENN AN DIESEM TAG GING DIE HATZ ERST GRÜNDLICH LOS, UND WER HATTE DA INS HORN GEBLASEN? DER ERFAHRENE LITERATENJÄGER HEINRICH VON BRENTANO WAR’S.“ UNTERSUCHUNG POLEMISCHER BEGLEITUMSTÄNDE
3.1. Noch einmal Kesten
3.2. Gruppe 47 als Reichsschriftumskammer: Ein fiktiver Brief Johnsons
3.3. Die Berliner Stadtbahn
3.4. Exkurs DDR-Vokabular in Johnsons Stadtbahnschriften

4. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

Kurzbeschreibung

Die vorliegende Arbeit möchte eine bisher wenig beachtete Seite des Schriftstellers Uwe Johnson zeigen: Anhand der Analyse verschiedener öffentlicher Kontroversen wird das Agieren Uwe Johnsons als Polemiker beschrieben. Dabei ist besonders auf die Verwendung polemischer Strukturen, rhetorischer Fähigkeiten und sprachlicher Codes eingegangen worden, jedoch stets unter Verweis auf biographische Umstände, weil sie Teil der polemischen Angriffe waren. Eingebettet in das Modell von Jürgen Stenzel, steht im Mittelpunkt der Untersuchung die Polemik Hermann Kesten vs. Uwe Johnson, an welcher sich am umfassendsten die polemischen Praktiken Uwe Johnsons darstellen lassen. In der Analyse der Kontroversen um die Berliner S-Bahn, dem Vergleich der Gruppe 47 mit der Reichsschrifttumskammer und Johnsons Fehde mit Heinrich von Brentano (Außenminister a.D., CDU) zeigt sich, dass der versierte Polemiker Johnson das Maß der rhetorischen und polemischen Mittel sehr genau abwägt und seinem Gegenstand anpasst. Darüberhinaus werden die Frankfurter Vorlesungen Begleitumstände hier erstmals als polemischer Text und in seinen retrospektiven Passagen als „Polemik zweiter Ordnung“ gelesen.

1. Einleitung und Exkurs Polemik

„Seine Größe war die Einheit von Geduld und Trauer, die Einheit von Empfindsamkeit, Zorn und Genauigkeit.“

Heinrich Böll

Uwe Johnson als Polemiker also. Der Autor des monumentalen Werkes Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl war ein in hohem Maße streitbarer Zeitgenosse und gegen Ende seines Lebens gar streitsüchtiger Mensch. Ein mürrischer, nordischer Charakter, nicht wortkarg, aber misstrauisch gegenüber den Aussagen seiner Mitmenschen. Manchmal oberlehrerhaft, doch stets um die Sache bemüht. Ein Mann mit Prinzipien, dem es ums Prinzip ging - meist zum Ärgernis seiner Kommunikationspartner. Ein großer deutscher Schriftsteller, der Brücken zwischen Ost und West bauen wollte und selbst über eine gegangen ist. Trotzdem nicht der „Dichter der beiden Deutschland“. Ein Einzelgänger, ein durch viele Lebenslagen gebrochener Charakter. Ein zum Lebensende hin von seiner Frau enttäuschter Liebender. Ein sich in seinem Schreiben Offenbarender. Uwe Johnson als Polemiker also.

Es gilt eine wenig beachtete Seite des Autoren Uwe Johnson vorzustellen. Nicht den als Büchner-Preisträger geehrten Verfasser der Mutmaßungen über Jakob oder eben der epochemachenden Jahrestage. Sondern den streitenden Johnson, den es in seinem Leben in mehrere größere öffentliche Kontroversen verwickelte, gilt es vorzustellen und in einer breiteren Perspektive zu analysieren. Es geht darum, die Kesten-Affäre zu betrachten, Stücke aus den Begleitumständen, hier gelesen als eine polemische Reflexion, einer „Polemik zweiter Ordnung“, v.a. über die S-Bahn-Schriften, Reflexionen über die Auseinandersetzung mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Hermann Kesten. Der „Versuch, eine Mentalität zu erklären“ wird hier nur sekundär herangezogen. Nicht betrachtet werden sollen hier die privaten und sehr intimen Kämpfe mit seiner Frau Elisabeth um die vermeintliche Geheimdienstaffäre, der Bruch mit vielen Autorenkollegen in der Gruppe 47, allen voran Günter Grass oder der immer von latenter Aggressivität durchzogene Briefwechsel mit Fritz J. Raddatz. Das Textmaterial dafür ist zu dünn; die darin enthaltenen Kontroversen waren außerdem nicht öffentlich.

Eine Systematik erstellen zu wollen, gar ein Muster, das sich durch die öffenlichen Kontroversen zieht, wäre zu viel verlangt. Immer wieder auftauchende Topoi - inhaltlich wie rhetorisch - werden sich jedoch finden lassen, wenn hier erstmals die rhetorischen und polemischen Fähigkeiten des Uwe Johnson übergreifend betrachtet und darüber hinaus die Streitfälle nicht voneinander isoliert werden. Es wird bisher Unvereintes zusammengedacht: Der Polemiker und der Mensch Johnson. Außerdem der Schriftsteller als Polemiker. Es tauchen also zwei Unbekannte in dieser Ungleichung auf: Die erste ist Uwe Johnson, die zweite ist die Polemik. Der Versuch einer arbeitsfähigen Definition des mehrdeutigen Begriffs soll in einem Unterkapitel dieser Einleitung gegeben werden.

Die vorliegende Arbeit ist keine biographistische Untersuchung der Johnsonschen Lebenslagen und Gemütsverfassungen. Im Mittelpunkt werden polemische Texte von Uwe Johnson stehen. Doch im Schreiben von Polemiken ist der Autor dem Menschen viel näher als beim Schreiben von fiktionalen Texten. Das polemische Schreiben begründet gleichsam die Person hinter dem Werk, ohne biographistisch zu sein. Somit ist eine Motivation dieser Arbeit aus sich heraus gefunden: Die Auffassungen Uwe Johnsons in den zu bearbeitenden Themenfeldern (unter Berücksichtigung der jeweiligen Diskurssituation) sollen durch die Analyse der polemischen Texte von Uwe Johnson herausgearbeitet werden. Die genannten Themenfelder werden von den verfassten Texten vorgegeben. Aus den zu untersuchenden Texten sollen deduktiv Johnsonsche Argumentationsmuster gefunden und analysiert werden. Die Kontroversen werden kontextualisiert, um in einem ersten Überblick über Johnsons polemische Texte zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Eines der Paradigmen der Untersuchung wird die sprachliche Gestaltung der Texte sein: Welche rhetorischen Mittel nutzt der Autor Uwe Johnson in seinen Polemiken? Welche unterschiedlichen Textformen führt der Autor zusammen? Welche medialen Formen nutzt er für seine Zwecke?

Dabei wird auch eine Analyse der sprachlichen Codes von großer Bedeutung sein: Uwe Johnson versteht es meisterhaft, zwischen den unterschiedlichen sprachlichen Codes zu wechseln, wenn es die Situation verlangt. Er passt sich den sprachlichen Gegebenheiten an: Er wechselt umstandlos zwischen den Feldern des literarischen Schreibens, verfasst feuilletonistisch-journalistische Texte, tritt auf Pressekonferenzen und Podiumsdiskussion als Rhetor auf. Uwe Johnson ist im besten Sinne ein homme de lettres. Dabei darf die Macht des gedruckten Wortes im Zeitkontext nicht unterschätzt werden: Die Schrift in Buch und Zeitung hatte in den 1960er Jahren einen größeren Stellenwert als in Zeiten der medialen Konkurrenz mit Fernsehen, Radio und Internet heute. Die Halbwertszeit des gedruckten Wortes war um einiges höher. Eine literarische Fehde à la Kesten vs. Johnson, bei der die Erwiderung der Vorwürfe über einen Monat auf sich warten lässt, wäre heutzutage nicht mehr vorstellbar. Genau diesen Fragen gilt es ebenso nachzugehen, ohne in eine medientheoretische Untersuchung abzugleiten: Welche medialen Mittel nutzt Johnson zu welchem Zeitpunkt und wie stark? Wie lang lässt er sich für eine Reaktion Zeit bzw. wann folgen die Reaktionen auf seine Aussagen?

Es soll zwei zentralen Thesen nachgegangen werden.

1. der Einsatz rhetorischer Mittel: Eine zentrale Hypothese dieser Arbeit wird sein, dass Johnson sehr genau und zielorientiert mit seinen sprachlichen Mittel umgeht. Er benutzt das Wort nicht nur instinktiv zur Verteidigung seiner Ansichten, sondern wägt mit großer Sorgfalt das Maß an sprachlichem Ornat ab. Zum Beleg dieser These wird auch eine Analyse nach klassischen Kriterien griechischer und römischer Redekunst aufschlussreich sein.

2. der Autor verspricht sich über die Interpretation der Texte Johnsons weitere inhaltliche Aufschlüsse, wenn es um das deutsch-deutsche Verhältnis, das Verhältnis von Literatur zur Geschichte oder die Frage der Moral des Schriftstellers, dem Motiv des Schreibens geht. Des weiteren wird sich - als Nebenprodukt dieser Analyse - etwas über Johnsons Position im literarischen Feld zeigen: Es bleibt zu untersuchen anhand der Parteinahmen für oder gegen ihn, ob das Bild eines isolierten Johnsons, als Neuankömmling und DDR- Flüchtling bzw. als nie wirklich in der bundesdeutschen Realität Angekommenen bestätigen lässt. In jedem Fall wirkt sich die Position im literarischen Feld auf die Produktion der Polemiken selbst aus und gleichzeitig wiederum auch auf die Positionen im Feld. Nicht unerheblich zur Beantwortung dieser Frage wird auch eine Analyse des Presseechos auf die Kontroversen mit Johnsonscher Beteiligung sein.

Die Kesten-Affäre schlug die größten publizistischen Wellen. Sie beschäftigte Johnson noch nach fast 20 Jahren in seinen Frankfurter Vorlesungen Begleitumstände. Der für Johnson enttäuschende Ausgang im Streit um den Ausstellungskatalog der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung lässt die Affäre zu Lebzeiten nicht vernarben. Diese Affäre ist gleichzeitig die größte Gefahr für die in den 1960er Jahren noch junge schriftstellerische Existenz des sich erst zwei Jahre in der BRD befindenden Mecklenburgers. Auslöser des Streits war eine Podiumsdiskussion in Mailand zur Präsentation der italienischen Übersetzung der Mutmaßungen über Jakob im November 1961, bei der auch Hermann Kesten als Redner zugegen war. Nach seinem Vortrag, dem von Seiten des Publikums in großen Teilen mit

Ablehnung begegnet wurde, diskutierte man über die gerade in Berlin erbaute Mauer und dessen Konsequenzen für die deutsche Literatur. Als Reaktion auf diesen Abend verfasste Kesten eine Polemik gegen Johnson, in der er ihn der Verteidigung des sozialistischen Bauwerks bezichtigte und ihm so Solidarität mit dem Ulbricht-Regime in der DDR unterstellte. In Zeiten des Blockkonflikts eine Zumutung. Die öffentlichen Reaktionen darauf waren für Johnson von existenzieller Bedrohung.

Den Übergang zwischen den unterschiedlichen Textteilen und Themen bildet die Reaktion auf die Forderung des CDU-Politikers Heinrich von Brentano, dem „erfahrenen Literatenjäger“, Johnson das Villa Massimo-Stipendium abzuerkennen. Dies geschieht in den Begleitumständen und so bilden die Frankfurter Vorlesungen das Verbindungsstück, zeitlich wie thematisch zwischen Kesten-Affäre und S-Bahn-Streit, aber auch chronologisch vom Anfang der sechziger bis zum Ende der siebziger Jahre. Skizzenhaft kann man diese Abschnitte mit Anfang und Ende des literarischen Schaffensprozesses bezeichnen. Die so entstehende polemische Doppelstruktur - einerseits die Reflexion der vergangenen Polemik und andererseits die Radikalisierung in der Reflexion und bewusste Progression in Streit mit der Akademie - soll hier als „Polemik zweiter Ordnung“ bezeichnet werden und gibt dem Autor die Möglichkeit, einen Verlauf zu skizzieren.

Das zweite Beispiel beginnt mit der Eskalation einer Meinungsverschiedenheit von Seiten Johnsons. Die Schriften zur S-Bahn müssen thematisch im Kontext der Kesten-Affäre gesehen werden. Nicht nur, da es auch hier wieder um die Berliner Mauer geht, sondern weil die eben überstandene Affäre weder vom Autor noch vom Publikum vergessen wurde: Johnson reagiert mit seinen 1961, 1964 und 1970 publizierten Aufsätzen auf deren Boykott der Berliner Stadtbahn, dieser wird angeführt durch die SPD und den Deutschen Gewerkschaftsbund. Der Boykott war ausgerufen worden als Gegengewicht gegen die von der DDR betriebene S-Bahn, die in Westberlin Devisen für das sozialistische Staatsunternehmen einfuhr. Diese standen im Ruf direkt oder indirekt die Mauer zu finanzieren und somit zur in Stein gehauenen deutschen Teilung beizutragen. Aus logistischen, ökonomischen und politischen Gründen lehnte Johnson diesen Boykott ab und stellte sich mit seinen Essays quer gegen den damaligen mainstream, der Johnsons abweichende Meinung scharf, teils beleidigend ablehnte.

Bei der Analyse der polemischen Texte soll in mehreren Schritten vorgegangen werden: Zuerst soll der Kontext erklärt werden, in den jede Kontroverse fiel, also die biographische Lage Johnsons und - wenn relevant - die seines Kontrahenten, die Position im literarischen

Feld und die historischen Zustände. Dadurch soll auch die Bedeutung des Streits in der Zeit herausgearbeitet werden. Der polemische Angriff fällt in einen, in dieser Arbeit zu entwickelnden Raum, der sich aus (politischer) Presse und dem literarischen Feld (gemeint sind hier auch Buchhändler, Verlage, Vortragsveranstalter, also der Literaturbetrieb bzw. der literarische Markt) zusammensetzt und entscheidenden Einfluss auf die schriftstellerische Existenz Johnsons hat. Dieser Kontext soll hier mit einem Modell von Jürgen Stenzel als polemische Situation bezeichnet werden. Damit wird versucht die nicht nur ökonomisch gefärbte Bedrohungslage für die Existenz zu beschreiben und mögliche Szenarien zu entwickeln.

Als Hauptteil der Betrachtung, wird die Analyse der sprachlichen Codes und der polemischen Strategien den größten Teil der Arbeit ausmachen. Dabei wird unterschieden nach polemischer Situation, den polemischen Sprechakten und den eingesetzten rhetorischen Mitteln sowie nach den Wechselwirkungen der jeweiligen polemischen Sprecher. Was in dieser Arbeit unter Polemik verstanden wird und wie diese Definition die Struktur der vorliegenden Arbeit beeinflusst, wird in einem Exkurs am Ende der Einleitung offengelegt. Die nach diesem Muster bearbeiteten Untersuchungsgegenstände werden in ihrer Einzigartigkeit Unterschiede und in ihrer Beispielhaftigkeit Übereinstimmungen hervorbringen und somit ein Gesamtbild von Uwe Johnson als Polemiker liefern. Eine Systematik zu finden, kann nur ein sekundäres Ziel sein. Die Stichprobe ist für solche eine Art der Untersuchung zu klein und die Versuchsanordnung zu unterschiedlich. Übereinstimmungen in den argumentativen Techniken sind jedoch zu erwarten. In einem sich daran anschließenden Fazit werden die gefundenen Ergebnisse dieses Gesamtbild zeichnen und die zentrale Frage nach den Techniken und sprachlichen Systematiken des polemisierenden Autors, aber auch nach dem Selbstverständnis als Künstler und als Bürger zwischen den beiden Deutschland beantworten.

Exkurs Polemik

Man könnte meinen, ein so weit verbreiteter Begriff wie Polemik hätte eine bisher hinreichende Definition erfahren. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Gerade der weitläufige Gebrauch verstärkt die Polysemie. „Sei jetzt nicht polemisch“, heißt es, wenn sich das Gegenüber scheinbar unrechtmäßiger Argumente bedient. Polemik bedeutet landläufig so etwas wie eine sprachliche Auseinandersetzung. Das Element des Kampfes ist in dieser Alltagsdefinition enthalten, so beschreibt es auch das „Große Wörterbuch der deutschen

Sprache“: „Polemik, die, [...] [franz. polémique (subst. Adj.), eigtl. = streitbar, kriegerisch < griech. polemikós = kriegerisch, zu: pólemos = Krieg]: 1. scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente [im Rahmen einer Auseinandersetzung] im Bereich der Literatur, Kunst, Religion, Philosophie, Politik o.Ä.“[1] Nach dieser Definition ist die Polemik von einer Kneipenpöbelei nicht signifikant zu unterscheiden. Zu diesem Definitionsproblem äußert sich der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt wie folgt: „Polemik von literarischem Rang ist Anwendung von Gewalt, so wirklich wie irgendein Hauen, Stechen, Würgen oder Einsperren. Sie zielt auf den Tod oder die Verstümmelung des Gegners, und sie hat nicht die geringeren Chancen ihr Ziel zu erreichen, als irgendein Messerstecher oder Knüppelträger.“[2] Oder: „Polemik ist gewiß aggressive Rede. Aber nicht jede aggressive Rede nennen wir Polemik.“[3] Somit ist die Polemik zielgerichtet auf eine Vernichtung des Gegners ausgerichtet, die sich im Ergebnis auch physisch auswirken kann.

Sinnvoll für die Unterscheidung zwischen mitunter fäkalrhetorischem Disput und einer literarischen Polemik ist die Qualität: „Polemik von literarischem Rang ist allerdings selten. Die Häufigkeit ihres Vorkommens steht im umgekehrten Verhältnis zur Häufigkeit des bloßen Schimpfens und Verhöhnens.“[4] Die Polemik ist eine intellektuelle Auseinandersetzung, die nicht immer nur sachlich, sondern auch persönlich ausgetragen werden kann, ja muss, bestimmt vom Einsatz sprachlich elaborierter Mittel, die den Gebrauch eines Kneipenjargons nicht ausschließen müssen, aber sich nicht darin erschöpfen dürfen, um als literarische Polemik anerkannt zu werden.

Die literarische Polemik hat Stil. Um diesen soll es in der vorliegenden Arbeit gehen.

Sie kennt eine Vielzahl von Mitteln, um den polemischen Gegner zu beschimpfen, zu verkleinern oder der Lächerlichkeit preiszugeben und ihn damit zu vernichten. Die Polemik kann satirisch sein, ohne eine Satire sein zu müssen.[5] Sie kennt ebenso verschiedene Formen, in der sie ihre persuasive Kraft entfalten kann: die Briefform, vor allem als offener Brief, das Pamphlet, die Apologie oder das Pasquill, um nur einige zu nennen.[6] „Im Unterschied zu den Lesern wissen die großen Polemiker, was sie tun“, schreibt von Matt in einem der wenigen

Aufsätze, die sich systematisch mit der Polemik auseinandersetzen.[7] Welche Formen und Mittel Johnson in diesem Kampf der Worte benutzt und warum, wird zu untersuchen sein.

Die Zielrichtung für den Polemiker ist klar: die Vernichtung des Gegners. Doch wo Wort gegen Wort, wo Aussage gegen Aussage steht, entscheiden die rhetorischen Fähigkeiten über Sieger und Besiegten. „Die Rhetorik sei also als die Fähigkeit definiert, das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen.“[8] Die Polemik benötigt neben zwei oder mehr Klägern einen Richter. Ganz demokratisch stellt diesen die jeweils involvierte Öffentlichkeit dar: „Öffentliche Verachtung aber ist soziale Vernichtung.“[9] Die Polemik muss demnach öffentlich ausgetragen werden. Nach Jürgen Stenzel kann sie zwar überall lokalisiert sein, sie fällt aber in einen Raum, in ein heuristisches Schema, das Stenzel treffend bereits 1985 als polemische Situation bezeichnet und die sich wie folgt als Dreieck darstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. Polemische Situation, aus Stenzel (1985), S.6

Der Angreifer, das heißt derjenige, der als Erster eine polemische Rede gegen einen Gegner führt, ist das polemische Subjekt. Der Angegriffene ist das polemische Objekt. In einer Wechselrede tauschen die Kombattanten jeweils die Rollen. Veränderlich kann auch das polemische Thema sein. Man kann von einem zum anderen kommen, beliebig springen oder sich auch nur bei einem Thema aufhalten. So wie in der Kontroverse um Martin Walser 1999,
der die Rolle des Holocaust im kollektiven Gedächtnis der Deutschen problematisierte und sich dann dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt sah, der dann zunehmend mehr Thema als Gegenargument wurde. Das Thema wird demnach mitunter auch durch die Wahl der Argumente variiert. Fest steht jedoch die Kategorie der zu richtenden Instanz. Das ist die diffuse Masse der Öffentlichkeit, dem als „entscheidungsmächtig vorgestellte [m] Publikum“[10], das nach Stenzel mit polemischer Instanz bezeichnet werden soll. Vor dieser Instanz streiten sich die Kontrahenten über das polemische Thema. So werden die polemischen Schriften primär nicht an das polemische Objekt adressiert, sondern an die richtende Instanz. Das Geschäft des Polemikers lässt sich gleichsam wie folgt zusammenfassen: „Der Polemiker soll samt seiner Position in den Augen der polemischen Instanz als wertvoll erscheinen, der Angegriffene und seine Position als minderwertig. Polemik folgt dem Schema eines säkularisierten Manichäimus, das die Beteiligten in die Extremregion von Licht und Finsternis auseinandertreibt.“[11] Dabei entscheidet selten der nachprüfbare Beweis einen Streit, weil er noch seltener zur Verfügung steht. Viel öfter sind es die rhetorischen Fähigkeiten des Sprechenden, der so die polemische Instanz für sich einnimmt. Die Verbindung von Polemik und Rhetorik ist eng. Die Polemik bedient sich der Formeln und Techniken der Rhetorik. Deswegen wird in dieser Arbeit zentral auf die Verwendung der rhetorischen Mittel einzugehen sein, ohne eine ermüdende Einordnung Johnsons in den rhetorischen Nexus seit der Antike vorzunehmen. Die Literatur zur Rhetorik ist lang. Interessant sind hier die verwendeten rhetorischen Figuren und deren Wirkung. Die Polemik folgt einem bestimmten Ablauf, den Jürgen Stenzel wie folgt definiert hat: „Die historischen Einzelfalluntersuchung hat sich (1.) mit der Entstehung der polemischen Situation zu befassen, gleichsam mit der Exposition der polemischen Handlung, (2.) mit Verlauf und Folgen der Polemik und (3.) mit der Symptomatik des untersuchten Konfliktgebietes.“[12] Diese Bestimmung gibt auch die Gliederung der einzelnen Unterpunkte der Arbeit vor, wobei die Beschreibung der polemischen Situation und der Symptomatik - Stenzel bestimmt sie als anthropologische und historische Signifikanz der Betrachtung - zugunsten der Analyse der polemischen Texte, eingebettet in das aufgestellte Schema, einen geringeren Stellenwert haben soll. Diese sind hinreichend untersucht und sollen hier nur für das bessere Verständnis der Texte und deren Einordnung benutzt werden. Doch macht eine Textanalyse im luftleeren Raum keinen Sinn. Auch das fällt unter Symptomatik: Was ist aus den Texten über Uwe Johnsons Einstellung zum polemischen Thema zu erfahren? Wer ist der

Polemiker Uwe Johnson? Und wie verändert der Polemiker Johnson durch seine polemischen Auseinandersetzungen den Schriftsteller oder Menschen Johnson? Es ist die Frage nach Selbstbild und Fremdbild Johnsons, das sich in der öffentlichen Auseinandersetzung widerspiegelt und mitunter dadurch verändert wird. Der Verweis der sprachlichen Analyse auf Lebens- und Schaffenswelt des Autoren ist unerlässlich: Polemik kann immer nur Mittel zur Aussage, nie eine Aussage selbst sein, daher muss eine Untersuchung der polemischen Techniken eingebettet werden in einen breit gespannten Betrachtungsrahmen, der Selbst- und Fremdbild Johnson miteinbezieht, seine Biographie und seine literarischen Werke. Jedoch bleibt ein close reading, eine Interpretation der rhetorisch-polemischen Mittel stets das zentrale movens dieser Untersuchung.

2. „Dem Publikum gefiel das, dem Kesten gefiel das nicht“. Die Rhetorik Johnsons in der Affäre Kesten

2.1. Die Situation

„[W]äre es nach mir gegangen, ich wäre ganz gern in der DDR geblieben, die mir damals erschien als ein Land, in dem sich etwas verändern wird. Aber meine Freunde meinten, wenn der Staatsicherheitsdienst mindestens so tüchtig ist, wie ich ihn in dem Buch Mußmaßungen dargestellt habe, dann hat er mich nach ein paar Monaten.“[13]

Die Betrachtung der Kesten-Affäre muss unweigerlich mit dem „Umzug“ Uwe Johnsons nach West-Berlin einsetzen. Nicht nur, weil er 1959 noch durch einfache Bahnfahrt nach West­Berlin möglich ist, gleichwohl noch viel mehr, weil die Kontroverse nicht ohne diesen biographischen Hintergrund zu denken ist. Fast schon ein Gemeinplatz zu sagen, dass die Erfahrungen Johnsons in der DDR seine Sicht der Dinge auf den Mauerbau in hohem Maße prägen. Gerade weil er noch unangetastete Brücken hinter sich abbrechen muss, bleibt ein gespanntes Verhältnis zur DDR, das mit dem Wort der Hass-Liebe nur unzureichend beschrieben werden kann. Auch diesem gilt es nachzugehen, gibt es doch Aufschluss über Johnsons nuancierte Aussagen zum Mauerbau.

Nicht außer Acht zu lassen ist die Gegenseite: Kestens Flucht vor dem vernichtenden Antisemitismus der Nationalsozialisten, sein Exil als dauerhafte Lebensform und seine hohe Sensibilität gegen die Semantiken der Diktaturen ist unerlässlich für das Verständnis seiner Einwürfe gegen den jungen Schriftsteller[14].

Wer ist also dieser junge Mann Uwe Johnson im Jahre 1961? Erst 27 Jahre alt, hat bereits seinen zweiten Roman im renommierten Suhrkamp-Verlag veröffentlicht und ist nach der Flucht aus der DDR der zweiten erlebten Diktatur entkommen.

„Lieber Herr Johnson“, schreibt Siegfried Unseld am 14. Juli 1959, „ich habe gestern mit Freude und Erleichterung die Nachricht von Ihrem Eintreffen entgegengenommen. Ich kann mir gut denken, welches einschneidende Gewicht der Schritt über diese Grenze für Sie bedeutet. Sie wußten, was Sie drüben und hier erwarten mußte, und haben sich danach entschieden.“[15] Der Umzug ist nichts anderes als eine Flucht: Vom DDR-Regime unter größter Beobachtung nach der Veröffentlichung der Mutmaßungen, folgt er dem Weg, den er in seinem Buch vorzeichnet. Lediglich der Zeitpunkt seines Übertritts lässt sich noch von Johnson selbst bestimmen, die Richtung muss ihm bei der Niederschrift seines Debütwerkes klar gewesen sein. Johnson glaubte zwar an die Veränderungsmöglichkeiten in der DDR, aber die exit-Option war ihm immer gegenwärtig. Vergleicht man auch die beiden bis dahin verfassten Werke Ingrid Babendererde und die Mutmaßungen über Jakob bleiben nur zwei Alternativen: Die Flucht nach Westberlin oder die Verfolgung durch die Staatsorgane, die letztlich in den Tod Jakobs führt. Er wählt den Übertritt und macht eine Rückkehr in seine Heimat, die ihm Zeit seines Lebens Bezugspunkt und Wallungsort zugleich sein wird, unmöglich. In seinem Schreiben kehrt er immer wieder an die Orte Mecklenburg oder Leipzig zurück und bleibt so ein Zerrissener. „Pommer“, „Mecklenburger“, „Leipziger“, „Westberliner“, „New Yorker“, „Flüchtling“ und „Verräter“15[16] sind nur einige der Fremdbezeichnungen für ihn, mit denen sich Johnson Zeit seines Lebens beschäftigen muss. Es lohnt sich das spannungsreiche Verhältnis Johnsons gegenüber seiner Heimat zu beobachten, weil sie die Nuancierungen in den von Kesten problematisierten Aussagen erklären. Wie Colin Riordan schreibt, lässt sich bereits an den Änderungen zu Ingrid Babendererde ein Wille erkennen, die DDR aus der DDR heraus zu beschreiben mit dem festen Glauben daran, etwas in diesem Land zu bewegen.[17] Weil dieses brisante Buch von zahlreichen ostdeutschen Verlagen abgelehnt wird, ist bis zur Veröffentlichung der Mutmaßungen der Druck das Land zu verlassen für Johnson noch erträglich. Auch der westdeutsche Suhrkamp-Verlag sieht einstweilen von einer Publizierung des Ingrid­Manuskripts in der BRD ab, die Johnson nur als „last resort“ angesehen hat.[18] Bereits 1954 flüchtet Johnson zum ersten Mal: Sein geliebtes Mecklenburg verlässt er, „mit dem Ingrid-Manuskript beladen“[19] nach einer Affäre um die Junge Gemeinde und der Exmatrikulation am 6. August 1954 von der Rostocker Universität in Richtung Leipzig.[20] Es ist die erste Erfahrung, in einem Land zu leben, in dem seine Existenz angezweifelt wird und in dem er deswegen umerzogen werden soll. Seine angeblich bürgerliche Herkunft wird ihm in der FDJ zum Verhängnis und bringt ihm schnell die Außenseiter-Rolle ein. Seine Weigerung gegen die Junge Gemeinde zu sprechen einen Aufenthalt auf der Stasi-Dienststelle in Rostock. Spätestens an diesen Punkt muss Johnson klar werden, dass seine Auffassung von

Leben mit der Staatsmacht in Konflikt geraten muss. So verlässt er bereits 1954 seine Heimat, bevor er 1959 sein Land verlassen muss. Diese Abstufung ist notwendig für das DDR-Bild Uwe Johnsons - Er sieht sich zuerst als Pommer: Seine Mutter war Pommerin und gebiert 1934 Uwe im heute polnischen Teil Pommerns mit dem „Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göhring“, dann ist er aufgewachsen im „Vorpommern eines Reichskanzlers Hitler, bin ich zu wenig ausgewiesen als ein Pommer, wie er in den Büchern steht.“[21] Nach dem Krieg wird das deutsche Pommern polnisch und zwei Jahre später wird Johnson große Probleme mit der staatlichen Zusammenlegung mehrerer Bezirke zum Land als Mecklenburg haben: „Denn am 1. März 1947 verschwand Vorpommern in der gesetzlichen Kürzung ,Land Mecklenburg^ und wir waren endgültig von auswärts.“[22] 1947 beraubt ihm das Land DDR zumindest nominell ein weiteres Mal seiner Heimat. 1952 sollte sie noch einmal in drei Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg geteilt werden. Es ist daran abzuleiten, dass er sich stets seiner Heimat Pommern verbunden fühlte, nur die jeweils staatlichen oder bezirklichen Zuordnungen wechselten. Seine Heimat Mecklenburg ist also nicht gleichzusetzen mit einer Heimat DDR. Es mag sich auch so ein Begriff wie Heimat schwer zusammensetzen in der Betrachtungsweise Johnson. Es sind einzelne Orte, die er schätzt. Sie können auch weit auseinander liegen. Johnsons Bild von Heimat ist fragmentiert. Über die DDR sagt er 1970: „In der DDR sind noch einige persönliche Orte, die Orte der Kindheit, der Jugend. Dort sind Freundschaften, Landschaften, Teile der Person. Es ist Vergangenheit. Es hat neun oder zehn oder zwölf Jahre gedauert. Nun ist es vorbei.“[23]

Aus seinem frühen Exilantentum entsteht möglicherweise auch ein Bild der Heimat bzw. eine mögliche Definition, die sich gerade in der Abwesenheit von ihr heraus bildet. In seiner Zeit in New York, der weitesten Entfernung von Mecklenburg, in der Johnson je gelebt hat, entsteht ein Bild der Heimat, dass ein sich ständig selbst aus der Erinnerung reproduzierendes und damit gleichzeitig neu konstruierendes ist: „Heimat als Herkunft und Heimat als Aufgabe, das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie zu begründen.“[24] Oder wie sagt Marie in der Verarbeitung auch eben dieser Erfahrung von Entfernung in den Jahrestagen über ihre neue Heimat New York: „In New York wurde ich vier. Endlich sind wir angekommen, wo meine Erinnerung Bescheid weiß. Welcome home.“[25] Sie muss sich ihre Heimat nicht rekonstruieren. Gesine, ihre Mutter, geboren im fiktiven Jerichow, mit der Johnson ihre Erfahrungen im gegenseitigen Erzählen teilt, bleiben nur die Erinnerungen: „Für dieses Mecklenburg gilt [...] Es existiert nicht vorab, sondern entsteht erst, wenn einer sich erzählend erinnert oder erinnernd davon erzählt; geschaffen wird es erst durch Nacherzählen dessen, was vorher nicht da war.“[26] Kontrastiert und dadurch vervollständigt wird dieses Bild nur noch von der Sammelleidenschaft für Mecklenburgica, die er mit Walter Kempowski teilt, der ebenfalls entfernt von seiner Heimat lebt. Auskunft über diese, teils zum Wettbewerb getriebene Beschäftigung mit den konkreten Fakten aus Geschichte und Gegenwart gibt der Briefwechsel Kaum beweisbare Ähnlichkeiten der beiden.

Johnson hat Glück mit seinem Verleger: Er findet nach der Flucht aus der DDR mit Hilfe des Suhrkamp-Verlages schnell eine Wohnung in Westberlin, Anschluss an das gesellschaftliche und vor allem literarische Leben der eingemauerten Stadt.[27] Er trifft Grass und Böll, auch Adorno, Krolow oder Walter Höllerer und bekommt schnell Kontakte zur Gruppe 47.[28] Die Einbindung in ein neues Netzwerk - die Freunde in Ostberlin, Schriftstellerkollegen und andere Intellektuelle in Westberlin und die Institution des Verlages Suhrkamp[29] - geben dem jungen Schriftstellerkollegen ein Netz, das ihn in seiner neuen Umgebung auffängt und so die sozialen Kosten der Flucht verringert. So bleibt ihm der Kontakt mit seinem bekannten Umfeld und trotzdem die körperliche Unversehrtheit, dennoch die Angst vor dem Zugriff der Stasi-Agenten, auch in der BRD. Was Johnson durch den Ortswechsel dazu gewinnt ist, die Möglichkeit des Vergleiches der beiden unterschiedlichen Systeme und den dadurch erzeugten Lebensformen in Ost und West. Roland Berbig findet hierfür die Formel: „Johnson lebte in einem zerbrechlichen sozialen, politischen und rechtlichen Raum zwischen den beiden deutschen Staaten und den beiden Städten Berlin.“[30] (Kursivsetzung S.H.)

In diesem Zwischenraum lässt es sich bis zum Mauerbau im August 1961 mehr oder minder behaglich leben. Das epochale Ereignis der zementierten Teilung der Stadt verlangt eine Positionierung, auch vom zerrissenen Johnson, dem Dichter, der beide Deutschland kannte. Der Mauerbau verändert die Situation schlagartig: Besuche der Freunde aus der Sowjetzone sind jetzt nicht mehr möglich, aufgrund der Angst von der Staatssicherheit verhaftet zu werden, muss sich Uwe Johnson gut überlegen, ob er Ostberlin betreten möchte. Selbst in Westberlin ist er nicht vor den Übergriffen der „Firma“, wie Johnson die Staatssicherheit

nennt, sicher. Das erzeugt bei Johnson ein ständiges Gefühl der Überwachung, des Gehetztseins, ja der Angst.

Auch für seine Existenz als Schriftsteller ist der Mauerbau von großer Bedeutung, zwingt er zur Positionierung gegenüber diesem Problem: So erscheinen eine Vielzahl von Aufrufen und Petitionen gegen den Mauerbau, in denen er nicht offen das Wort gegen die sozialistischen Baumeister erhob. Er bleibt ein „schweigender Schriftsteller“[31]. Es überwiegt in der ersten Zeit der Trennung von Freunden und Elisabeth die Sorge.

Johnson sollte den Mauerbau auf einer Reise in die USA wenn nicht voraussagen, so doch ahnen können: Auf Einladung des späteren US-Außenministers und Friedensnobelpreisträgers Henry Kissinger hält er ein internationales Seminar an der berühmten Harvard-University halten und befindet sich zu diesem Zweck zum Zeitpunkt des Mauerbaus in Boston und Belmont an der amerikanischen Ostküste.[32] Die Gespräche mit dem ausgewiesenen Experten der Außenpolitik Kissinger, setzen Johnson in den Stand der Vorahnung des Mauerbaus, denn er versucht darauf mit appellartigen Briefen seine Lieben vom Übertritt über die noch offene Grenze zu überzeugen. Noch neun Tage vor dem Mauerbau schreibt er: „Ich bin überzeugt, dass die herrschende Klasse Ostberlins den Zugang nach Westberlin aus Gründen der Notdurft und der Würde zusperren wird für die ostdeutsche Bevölkerung, damit sie weiterhin lebt wie sie arbeitet.“[33] Der Verweis auf die volkswirtschaftliche Notwendigkeit des Bauwerks wird sich auch in der Argumentation Johnsons in Mailand wiederfinden lassen.

Es ist nicht genau zu erklären, warum sich Johnson nicht öffentlich in Petitionen gegen eine Politik ausspricht, die ihn von Freunden und der Geliebten trennt, die ihm den Zugang zu seiner mecklenburgischen Heimat verwehren wird; gegen einen Staat, dessen Organe darauf abzielen ihn mundtot zu machen oder den Schriftstellerkollegen und Brieffreund Walter Kempowski, ins Zuchthaus stecken wird. Es hat nichts mit seiner Abneigung gegen solcherlei Aufrufe zu tun, wie weiter unten im „Versuch, eine Mentalität zu erklären“ gezeigt wird. Seine Reaktion wird eine literarische sein.

Johnson wirkt gleichsam verstört. Nach seiner Rückkehr von der viermonatigen USA-Reise fehlt ihm das natürliche Ziel Berlin, die Rückkehr zu Elisabeth und Freunden. Sein Verleger Unseld schreibt ihm am 15. August 1961: „Nach der Nachricht vom 13. August und den folgenden Tagen werden Sie ohnehin in Berlin, meiner Beurteilung nach, weder nach dem Rechten noch nach dem Linken sehen können, und ich lasse Sie überhaupt hier nur unter der Ableistung heiligster Eide ziehen, in denen Sie mir versprechen, nicht Unsinniges zu machen.“[34] Unseld rettet Johnson so „vor sinnlosem Umherlaufen in Berlin“ und bietet ihm das Lektorat im Hause Suhrkamp an.[35] Johnson schweigt erstmal zum Mauerbau, erledigt das Lektorat mit großer Sorgfalt und Schnelligkeit. Es konnte der Eindruck entstehen, dass er sich stumm in sein Schicksal zwischen den politischen Blöcken fügt. Seine literarischen Arbeiten beweisen jedoch das Gegenteil - ist doch soeben das Dritte Buch über Achim in die letzte Korrekturphase gegangen und stand kurz vor der Veröffentlichung. Auch das nach den Ereignissen von 1961 erscheinende Buch Zwei Ansichten zeigt die tiefe Beschäftigung mit der Thematik, die für Johnson nie abstrakte Politik, sondern stets vor allem eigene und zumeist schmerzliche Erfahrung sein sollte. Sein Engagement blieb zu dieser Phase auf die Sphäre des literarischen Feldes beschränkt, der Achim würde für ihn sprechen und wurde als „Erklärbuch“[36] erwartet, und so steht Johnson zwischen den Fronten. Es ist zu vermuten, dass gerade aus diesem Dazwischensein Uwe Johnson seine schriftstellerisch-produktive Kraft schöpft. Roland Berbig schreibt dazu: „Er wolle sich nicht über ideale Gesellschaftsformen verbreiten und sich lieber ,an das halten, was es gibt, an das Vorhandene‘“.[37] Dieses Schweigen oder zumindest diese Art der Nuancierung sind für Johnson fatal. Gerade sein fehlendes Bekenntnis zur Bundesrepublik und die nicht erfolgte öffentliche Ablehnung einer sozialistischen Politik der Abriegelung nach innen und nach außen, schaffen die Voraussetzung, dass Hermann Kesten mit seinen Falschaussagen überhaupt auf fruchtbaren Boden treffen kann.

2.2. Der Angriff

Welchen Anlass gibt es also für die Verbalattacken Hermann Kestens auf den jungen Schriftsteller Uwe Johnson?

Das Setting für den Ausgangspunkt des Streits sollte ein runder Tisch am 11.November 1961 im Circulo Turati, einem politisch links stehendem Zirkel in Mailand, sein, an dem sich zu einer Podiumsdiskussion die beiden Kontrahenten sowie u.a. auch der italienische Verleger Johnsons, Giangiacomo Feltrinelli, treffen. Geladen sind auch internationale Pressevertreter, um über die italienische Übersetzung der Mutmaßungen über Jakob zu berichten.

Hermann Kesten ist eingeladen seinen Vortrag „Neues zur neuen deutschen Literatur“ zu lesen, den er schon einmal während der traditionellen Herbsttagung 1961 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt hielt und der schon damals von der Presse als Provokation eingeschätzt wurde.[38] Mit Zorn und Wut sind die Ausfälle über diese Berichterstattung, die sich Kesten während und nach der Veranstaltung in Mailand erlaubt, nicht zu erklären. Angesichts der Bezeichnung Bertolt Brechts als einen „servitore“, einen Diener der Diktatur, und das vor einer Runde, die sich selbst als sozialistisch versteht[39], deutet Vieles daraufhin, dass Kesten nichts von der Schärfe seines Vortrags streichen wollte oder bewusst die Konfrontation mit der Runde sucht.

Auch schon nach der Tagung in Darmstadt bekam er Kritik von Walter Höllerer und dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger Form, Moral und Humanität der Literatur nicht mehr als Gegensätze zu sehen. Kesten musste klar sein, dass er auch in Mailand nicht mit seinen Ansichten punkten kann. Scheuermann schreibt zu dieser stoischen Art: „Er scheint gleichwohl durchdrungen gewesen zu sein, dass seine Sicht die allein richtige sei und seine Zuhörer deshalb auch überzeugen werde.“[40] Auch mit einem Frontalangriff gegen Brecht, einem der Hausgötter einer linken Literatur, den er noch in seiner Exilzeit selbst verlegt hatte. Ebenso sein Bekenntnis zur humanistischen Dichtung, die frei von Experiment und artifizieller Effekthascherei sein sollte, kann bei dieser Veranstaltung nicht mit Beifall aufgenommen werden. Kurz: Der streitbare Charakter Hermann Kesten, der sich als niemals nach Deutschland zurückgekehrter jüdischer Exilant als Mahner und Moralisten verstand, wird in negativer Weise seiner Rolle am Tisch gerecht. Das italienische Publikum buht ihn aus und auch der Veranstalter und Moderator vergisst seine Neutralität und ergreift Partei gegen seinen Gastredner. Giangiacomo Feltrinelli verteidigt in dieser linken Runde Bertolt

Brecht gegenüber Kestens Vorwurf, ein „servitore“, ein Knecht der Diktatur gewesen zu sein. Was Kesten wirklich dazu bewegt in der „Münchner Abendzeitung“ und der „Welt“ gegen Johnson zu polemisieren, kann nicht genau rekonstruiert werden. Auf literarischem Wege war dem jungen Mecklenburger nicht beizukommen: Seine Mutmaßungen waren im angesehenen Suhrkamp-Verlag erschienen, es wurde in viele Sprachen übersetzt, gerade im italienischen Raum war er mit der Adresse Feltrinelli in der ersten Liga angekommen. Sein Achim-Buch wurde mit großem medialen Aufwand in den Markt geworfen. Johnson war einer der aufgehenden Sterne der deutschen Literatur. Kesten hat seine großen Zeiten als Schriftsteller nach dem Krieg hinter sich.*[41] Aber auch das sind Mutmaßungen. Fassbare Beweise für eine neidgesteuerte Generationendebatte können aber nicht gefunden werden.[42]

Kesten in Welt und Abendzeitung

In einem Beitrag für die Tageszeitungen Die Welt und die Abendzeitung schildert Hermann Kesten seine Sicht auf den Diskussionsabend, den der „rührige italienische Verleger“ Feltrinelli[43] in Mailand veranstaltete. Kesten macht Johnson zum polemischen Objekt vor der Öffentlichkeit, den Lesern der Zeitungen und denen, die auf anderen Wegen davon erfahren - in der nachfolgenden Berichterstattung anderer Blätter u.ä. - die hier von Kesten als polemische Instanz benutzt werden soll. Als Grund für seinen Bericht gibt Kesten die von Johnson bei diesem Anlass gesagten „Monstrositäten“ an, die Kesten zu den „merkwürdigsten Mutmaßungen [...] verführen“[44]. „Mutmaßungen über Uwe Johnson“ ist der Artikel Kestens überschrieben. Er ist geschickt gewählt: Seit Johnsons Debüterfolg ist das Wort Mutmaßungen gewissermaßen zu einem Modewort mit Wallungswert im Zusammenhang mit Johnson geworden und zeigt sofort diese bestehende Verbindung auf. Jetzt dreht Kesten den Spieß um: Nicht mehr Jakob steht im Mittelpunkt der Ermittlungen des

Staatssicherheitsdienstes, sondern der Autor selbst ist zum Untersuchungsgegenstand geworden, den es einmal näher auf seine Gesinnung zu untersuchen gilt. Diesmal jedoch unter bundesrepublikanischen Vorzeichen und aus den Augen eines ehemals verfolgten Exilanten, jemand also, der durchaus das Schicksal Johnsons teilt. Allein Mutmaßungen sind es jedoch, die Kesten von sich gibt: Ein Schutzmechanismus, eine doppelte Semantik den Kesten schon im Titel für sich beansprucht. Er gibt nur das wieder, was er in Mailand aus dem Mund von Johnson hörte und bildet dazu seine Gedanken ab, verführt von den angeblichen Monstrositäten Johnsons.

Er zeigt anfangs durchaus Sympathien für sein Gegenüber: Johnson wird sofort eingeführt als der „junge begabte Autor zweier Romane“. Sein italienischer Verleger Feltrinelli machte sich mit Editionen von Pasternak und Lampedusa verdient. Und besonders die junge deutsche Literatur ist dem Verleger zu Dank verpflichtet: Schafften doch durch ihn Max Frisch (der weiter unten noch einmal als „älterer humanistischer Schriftsteller“ von Kesten erwähnt wird; Frisch aus Sicht Kestens also zwischen den Generationen zu verorten) Bachmann, Walser, Grass und eben Johnson den Sprung über die Alpen. Kesten sieht den drei Monate zuvor erfolgten Mauerbau als Trennlinie einer älteren Literatur der „humanistischen Periode“ an, eine Triebfeder, die eine junge Generation befördert, die „satirisch, politsch, ,engagiert‘, sozialkritisch, moralisch“[45] sind.

In der Kestenschen Wiedergabe der Mailänder Ereignisse widerspricht Johnson dem Ideal des Autors: „Uwe Johnson erklärte nachdrücklich, seine Romane seien völlig unpolitisch. Er sprach mit Verachtung von Moral. Die Zumutung, er oder seine Romane hätten moralischen Wert, wies er zurück. Er wolle nur beschreiben.“ In der Ansicht Kestens bzw. in dessen Beschreibung der Johnsonschen Aussagen, nimmt Johnson seinen literarischen Erfolg und die Zugehörigkeit zu so etwas wie einer Avantgarde des Nachkriegsdeutschland gern auf, stilisiert sich jedoch als unpolitisch und in seiner Literatur unmoralisch. Die polemische Strategie Kesten läuft demnach auf eine Charakterisierung Johnsons als Bestsellerautor ohne überzeitliche Wertvorstellungen heraus. Seine Literatur ist Unterhaltung. Er stigmatisiert ihn als Außenseiter im literarischen System und im realen Leben der Blockkonfrontation, als im Wortsinne asozial in einem ihm noch unbekannten bundesrepublikanischen Gesellschaftssystem.

Doch damit nicht genug, er spricht mit Verachtung von Moral! Einen Transfer moralischer Werte auf seine Person oder seine literarische Werke wären für ihn eine Zumutung! Ein junger Autor, dem moralische Kategorien eine Qual sind, der sich gegen ein Wertesystem stellt, gegen das christliche Weltbild, gegen den politischen mainstream, der somit kein aufrechter Kerl sein kann, zu jung, den Krieg in all seinen Facetten und Grausamkeiten miterlebt zu haben. Dieser junge Mann spricht mit Verachtung von Moral. Man möge ihn gewissermaßen in Ruhe lassen, er möchte doch nur seine Bücher schreiben - für alle, die mit dem Jakob-Buch vertraut sind, muss hier die Ablehnung Kestens einsetzen oder sie müssen an der Intelligenz des Autoren scheitern, dessen Naivität vor der Brisanz seines Stoffes ein Rekordmaß erreichen muss. Somit wird seine Flucht aus der Zone zu einem Versehen. Johnson übertritt in einem jugendlich-literarischen Kunststreben eine unsichtbare Linie, die ihm die Rückkehr in ein Leben in der DDR frei von Verfolgung durch die Dienste verbot. Wie oben gezeigt, ist diese Vermutung Kestens nicht ganz falsch, doch in der von Kesten beschriebenen Konsequenz nimmt die Johnsonsche Unbedarftheit eine haarsträubende Entität an.

Ob als juveniler Naivling oder amoralischer Desperado, Johnson muss sich mit seiner Einstellung mehr als quer stellen. Die beschriebene geradlinige Verweigerungsweltsicht gegenüber jeder Politik muss eine Abmilderung erfahren: Moral ist keine Kategorie im Schreiben von Johnson, im Lebensmittelpunkt, für den er sogar seine Freunde und geliebte Heimat hinter sich lässt, jedoch in der Bewertung politischer Ereignisse: „Übrigens sei die Mauer (Ulbrichts Mauer!) keineswegs unmoralisch (wie ich behauptet hatte)“, schreibt Kesten also, „sie hat im Gegenteil ihre positiven Seiten.“ In der außerliterarischen Bewertung politischer Ereignisse kennt Johnson demnach moralische Kategorien, nur was für welche, wenn er der Mauer auch gute Aspekte abgewinnen kann! Johnson wird hier nicht nur zum Vertreter eines literarischen l'art pour l'art, sondern zum eisenharten kommunistischen Sympathisanten, der einem Bauwerk, das ihn von seinen Mitmenschen trennt, auch noch relativierend gegenüber steht. Diese Einschätzung kommt einem Todesurteil gleich.

Kesten räumt Johnson in seinem Artikel Platz ein für seine abseitige Begründung - nicht zuletzt auch, um die abseitige Begründung dieses haarsträubenden Urteils zu zeigen. Nach Kestens Gedankenprotokoll argumentiert Johnson sozio-ökonomisch und arbeitsmarktpolitisch: „Die Mauer sei notwendig gewesen. Drei bis vier Millionen seien aus dem Osten in den Westen geflohen, darunter unerläßlich notwendige Elemente“, so Johnson nach Kesten. Aus Sicht der DDR kann die Mauer nicht als unmoralisch bewertet werden, weil sie schlichtweg für ihr Überleben notwendig war, um qualifizierte Arbeitnehmer im Land zu halten. Nach Kesten versteigt sich Johnson dann auch noch zur moralischen Bewertung des Bauwerks: „Also mußte sie (die DDR, Anm. SH) die Mauer bauen, und das sei gut, vernünftig und sittlich.“ Man muss sich vorstellen, die Lebensgefährtin Uwe Johnson Elisabeth, seine Leipziger Freunde, seine Heimat und seine Jugend liegen weggesperrt hinter meterdicken Beton und Stacheldraht, später mit Todesstreifen und Hunden perfektionierten

Grenzanlagen. Und dann nutzt ein Autor sein ganzes Kapital aus dem literarischen Feld, um es auf dem Mailänder Podium auf das politische zu übertragen und die in Stein gehauene Trennung beider Deutschland und des ihm eigenen Privatlebens zu begrüßen. Vor diesem Hintergrund wäre seine eigene Flucht nur mit Spionage- und/oder Agitationsttätigkeit oder einer Form der Schizophrenie zu erklären. Kesten will in seinen Mutmaßungen weiterhin Johnson reden gehört haben: „Diese Mauer unsittlich zu nennen, wie ich (hier meint sich Kesten selbst, Anm. SH) es getan habe, heiße, den Kommunismus unsittlich zu nennen. Und der Kommunismus, also Ulbricht, also die Mauer waren offenbar ein und dasselbe. Es gebe nur im Westen den Kapitalismus und im Osten den Kommunismus. Daraufhin verurteilte Johnson den Kapitalismus und die westlichen Ländern samt der Bundesrepublik.“ Selig glauben dies es, die da wollen. Kestens Strategie, Johnson als Sympathisant des DDR- Regimes zu stilisieren, funktioniert trotzdem. Er weiß um die ambivalente Haltung Johnsons und das Schweigen des DDR-Flüchtlings: Johnson hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie zur Mauer geäußert. Er hatte sich beispielsweise nicht dem Aufruf Hans Werner Richters angeschlossen, um im Band „Der 13. August“ zum Mauerbau Stellung zu nehmen - wie übrigens Kesten auch nicht. Viel war über Johnson zu diesem Zeitpunkt in der BRD nicht bekannt. Man kannte die Mutmaßungen über Jakob, möglicherweise wusste man von seiner Herkunft aus der DDR oder seinem Stipendium in der Villa Massimo in Rom. Politisch war Johnson jedoch in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit ein eher unbeschriebenes Blatt. Seine Flucht aus der DDR machte ihn in manchen Dingen zum politischen Wackelkandidaten. Die Zeilen Kesten müssen dem unaufmerksamen Leser wie ein offenes Bekenntnis oder zumindest die Relativierung des Kommunismus Vorkommen. In ihrer logischen Abfolge machen die von Kesten gemutmaßten Aussagen jedoch wenig Sinn.

Warum sprach also Johnson, „als wäre er Ulbricht?“. Kesten lässt diese Frage in ihrem rhetorischen Bezug unbeantwortet stehen. Er äußert ja angeblich nur Mutmaßungen, er fragt kritisch nach und inszeniert Leerstellen, die es mit Bedeutung aufzufüllen gilt. Ein gelungener Schachzug Hermann Kestens.

In den Augen Kesten ist nun auch die Zeit reif, die literarischen Fähigkeiten Johnsons in Abrede zu stellen: Den Johnsonschen Modernismus in Erzählstrategie und Perspektive lehnt er als altbacken und unausgegoren ab: „Im kommunistischen Staat Ulbricht pfropft er auf den gelernten ,russischen Realismus‘ die artifiziellen Stilexperimente der letzten fünfzig Jahre in Westeuropa. Um ein festgefrorenes System zu schildern, das einen festgefrorenen Erzählungsstil kommandiert, macht er die Unsicherheit zum Stilprinzip.“ Die Länge der Johnson-Philologie zu diesem Thema straft der Auffassung eines starren Erzählprinzips

Lügen. Nicht uninteressant der Vorwurf Johnson agiere schriftstellerisch als „epischer Experimentator“ und „hilfloser Supermanierist“, nennt er doch eine teils komplementäre Schar Schriftstellervorgänger und -kollegen als seine Vorbilder.[46] Mit Hilfe dieser literarischen Anwälte - und Kesten nennt noch andere - „bemüht sich [Johnson, S.H.] mit Erfolg, die deutsche Sprache so weit zu ,verfremden‘, daß man immer wieder glaubt, eine Rohübersetzung aus dem Kaschubischen zu lesen oder Parteibroschüren der DDR.“ Wo bleibt also das eingangs geschilderte Talent Johnsons? Der junge Schriftsteller nun nur ein begabter kaschubischer Rekombinator seiner literarischen Vorbilder?

In einem langen Abschnitt teilt Kesten seine Perspektive auf eine Diskussion über Bertolt Brecht mit, die hier gleichzeitig genutzt wird als Folie für die Einordnung und Bewertung Johnsonscher Ansichten über Moral in der Literatur. Hermann Kesten gibt sich als großer Brecht-Verehrer, an dem er den „revolutionären Witz“ bewundert und ihn als „großen Moralisten“ ehrt. Doch nach einer Enttäuschung schlägt die Bewunderung naturgemäß in Ablehnung um, die sich hier ins nahezu Bodenlose steigert: Nach Rückkehr ins sozialistische Deutschland, die für Kesten nicht alternativlos gewesen ist, machte sich Brecht der Propaganda des Kommunismus schuldig. Wörtlich heißt es: „Ich sagte, der echte revolutionäre Poet Brecht sei unter Ulbricht ein Prediger und Diener der Diktatur geworden.“ In Kestens publiziertem Gedankenprotokoll setzt Johnson diesem Diktum noch die Krone auf, indem er ihn zu einer „armseligen Karikatur jenes Uwe Johnson [machte, S.H.], der die oben zitierte Gesinnungslosigkeit zum Stilprinzip erhoben hatte“. Kesten erläutert dies mit einer Anekdote Johnson über eine Keuner-Geschichte, in dem es um die Versorgung des Schriftstellers geht, „der Dichter müsse vor allem erst essen und dann wieder essen!“, egal ob er sich der Mithilfe an einem verbrecherischen Regime schuldig macht oder nicht.

Nun ist das ambivalente und spannungsreiche Verhältnis Brechts zum Ulbricht-Staat hier nicht zu analysieren. Doch eines ist in der Argumentationslinie Kestens klar: Er benutzt den einst verehrten Brecht der 20er und 30er Jahre, der sich in der DDR zum Diener der Diktatur hat instrumentalisieren lassen, um Johnson Gesinnungslosigkeit und Opportunismus vorzuwerfen. Der Dichter, der keine Moral kennt, nutzt die deutsch-deutschen Verhältnisse rücksichtslos als Geschichtenfundus: „Also hat Johnson nur Mißbrauch mit einem großen Thema getrieben, mit dem zerrissenen Deutschland?“, heißt es weiter oben. Brecht einst ein engagierter Autor, jetzt vom Weg abgekommen, ist auf der politisch Rechten in den sechziger

Jahren ein rotes Tuch. Johnson soll als noch verwerflicher dargestellt werden: Er verteidigt ihn nicht nur als armen Poeten, der nur in der DDR seine theatralische Sendung verwirklicht sieht und sein Brot verdienen muss. Johnson, der DDR-Flüchtling kümmert sich erst recht nicht um diese moralischen Ambivalenzen: Brecht „ein zuweilen zynischer Moralist, aber kein Zyniker wie etwa Gottfried Benn, kein Ästhetizist wie Benn und Uwe Johnson.“

Die letzten beiden Abschnitte des Kesten-Artikels bleiben unkommentiert und unerläutert stehen und auch dem Autor fällt es schwer diese einzuordnen, noch weniger sie argumentativ aufzulösen, ohne auf den Tatbestand der Brandmarkung (böswillig?) eines jungen Autors zu kommen: „Als das Publikum in Mailand zur Diskussion aufgefordert wurde, sagte der erste Redner, er komme aus dem Widerstand“, ist also in Kestens Augen eine moralische Instanz, „und Herr Johnson möchte erläutern, was er da gesagt habe (siehe oben!); er fürchte, er habe Johnson mißverstanden, sonst sei er entsetzt; dieser angebliche Vertreter des jungen Deutschlands sei ein schlimmerer Faschist, als es die deutschen Dichter unter Hitler waren; es sei das ärgste, was je aus Deutschland gekommen sei, und keine Diskussion sei mit einem solchen Menschen möglich.“ Nicht nur, dass sich Kesten nicht die Mühe macht, zu erläutern, was dem vorgeblichen Widerständler erläuterungswürdig erscheint; es bleibt im Dunkeln, welcher der Angriffe mit „siehe oben!“ gemeint ist: die Verteidigung der Mauer, der Opportunismus, der Kommunismus, der Ästhetizsmus, der stilistische Manierismus oder die Karikatur Brechts? Es bleibt bzw. reiht sich gewissermaßen in diese Abfolge ein: Faschist. Johnson ist also ein gesinnungsloser kommunistischer Faschist. Unter anderem. Diese Ansammlung an Prädikaten ist für einen 27-jährigen gewaltig und regt entweder zum Staunen oder Schmunzeln an. Und all das hat er in der DDR „gelernt“, denn Kesten entlässt den Welt­Leser nach der Lektüre des Textes in der Beilage der „Geistigen Welt“ in sein Wochenende mit der Frage: „Sind das die Produkte der Erziehung im Diktaturstaat Ulbrichts?“.

Zu diesem Text muss man sich positionieren: Zu pointiert in seinen Urteilen, zu wenig diffenziert in seiner Argumentation, als das er Raum für Zwischentöne bietet. Freilich, es sind Kestensche „Mutmaßungen über Uwe Johnson“. Doch seine Stimme wird gehört und sie wird dankbar gehört. In einer Zeit, in der (Kultur-)Politik nicht selten mit Carl Schmitt gemacht wird, gilt es nach Freund oder Feind zu unterscheiden. Und es besteht kein Grund dem Leumund Kestens nicht zu vertrauen: Einem jüdischen Exilanten und verdientem Vertreter des deutschen Geisteslebens - immerhin brachte er Brecht, Benn oder Seghers selbst mit heraus in seiner Zeit beim Kiepenheuer-Verlag und Allerd de Lange in Amsterdam - traut man Verleumdung und Diskriminierung nicht zu. Es besteht Grund für die polemische

Instanz, Kesten zu misstrauen, wenn man dem Vorwurf des opportunistischen Ästheten mit faschistisch-kommunistischen Weltanschauung glauben schenken möchte.

Es ist ein Angriff eines Schriftstellers auf einen anderen, der sich die Politik und deren Verarbeitung in der Literatur als Sujet sucht und damit selbst politisch wird. Die Zielstellung Kestens wird nicht explizit genannt, er stellt keine Forderungen gegenüber Johnson auf: Er mutmaßt nur. Aber das Ziel scheint klar: Literatur muss moralisch sein oder sie ist zu verachten als der Auswuchs einer falschen Gesinnung. Kesten positioniert sich hier nicht ausschließlich und eindimensional als Antikommunist: Er verachtet jegliche Ideologie, dass wird in seiner Ablehnung gegenüber dem Faschismus oder einer Gewinnmaximierung im Sinne eines Turbokapitalismus deutlich. Doch muss man den Auswüchsen des kommunistischen Satellitenstaates DDR und dem Mauerbau entschlossen entgegentreten. Wer das nicht tut, diffamiert sich selbst. Hier argumentiert Kesten moralisch für das Modell einer engagierten Literatur. Johnsons Erzählstil erfordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, um eine Stellungnahme zur DDR zu finden - wobei zu bezweifeln ist, dass es die in ihrer Klarheit gibt, wie weiter oben gezeigt wurde. So wird nicht nur ein Autor in seiner moralischen Haltung kritisiert, sondern gleichwohl sein ästhetisches Programm.

Warum nun ausgerechnet Johnson? Die Buhrufe in Mailand für die Wertung Brechts als eine „Diener der Diktatur“ werden ihre Spuren hinterlassen haben. Das ist menschlich. Wie Rohrwasser in seinem teils luziden Aufsatz versucht zu zeigen, spielen der Komplex des Verfolgung des eigenen Judentums und der damit einhergehenden Exilerfahrung Kestens eine wichtige Rolle. Rohrwasser zitiert Robert Neumann in der Zeit: „Durch seine aufs militanteste überall Antisemitismus riechenden Denunziationen schaffe Kesten gerade den Antisemitismus, den er bekämpfen wolle.“[47] Auch Johnson geht auf den Komplex Antisemitismus in seinen Begleitumständen ein: „Wie könne er auch erwarten: klagte Hermann Kesten: dass man auf ihn höre, den niedrig gewachsenen, unansehnlichen Juden. Wenn hingegen so ein grosser blonder Arier daherkomme... .“[48] Jedoch lässt sich kein direkter Vorwurf des Antisemitismus aus den Mutmaßungen Kestens lesen, höchstens über die Konstruktion eines vorgeworfenen Faschismus, der landläufig häufig einen Antisemitismus impliziert. Ein Gefühl der Ausgrenzung als Exilliteraten, ein Komplex den Kesten seit seiner Flucht 1933 und nie erfolgten Rückkehr mit sich trägt. Am Abend in Mailand lässt das sich weder abstreiten noch beweisen. Die Gemengelage bleibt unübersichtlich und ein Motiv lässt sich somit nur über Indizien rekonstruieren. Für weitere Aufschlüsse bleibt nur die Verteidigungsrede Johnsons selbst.

2.3. Die Reaktion

Die Pressereaktion auf den „ersten literarischen Skandal der Bundesrepublik“ ist unterschiedlich48[49] und sagt zu gleichen Teilen etwas über die politische Einstellung des jeweiligen Blattes und über den Grad der journalistischen Sorgfalt und Professionalität, der zumindest doppelten Überprüfung einer Quelle. „Uwe Johnson (schon wieder! mit dem scheinen sie es jetzt zu haben“, schreibt die Hamburger Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vom 01.12.1961, also in ihrer ersten Ausgabe nach Erscheinen der Anschuldigung in „AZ“ und „Welt“. Die damals eher linksgerichtete, SPD- und gewerkschaftsnahe Wochenzeitung bildet den einen Pol, der sich unverbrüchlich auf Johnsons Seite stellt, ohne fassbare Belege zu haben. Die Angriffe scheinen einfach unmöglich für die Kommentatoren. Auf der anderen Seite stehen vor allem die große Tageszeitung „Die Welt“ aus dem Hause Springer in Hamburg, sowie die „Abendzeitung“ aus München, dem Vorgänger der heute eher boulevardesk aufgemachten „Münchner Abendzeitung“ und damals noch mit regionaler Verbreitung. Unterstützt wird die „Pro-Kesten-Front von der rheinisch-konservativen Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“, dem Organ der Adenauer-Regierung, das teils scharf nicht nur den Autor Johnson angreift, sondern die journalistische Konkurrenz aus Hamburg gleich mit.[50]

Ein Überblick über das Spektrum an Pressereaktionen ist in Hinblick auf Johnsons Stellung im deutschsprachigen literarischen Markt nützlich. Interessant ist auch, wann welche Artikel erscheinen. Den Auftakt der Presse bildet Kesten mit seinen Artikeln in der „Abendzeitung“ und der „Welt“, die weiter oben hinreichend besprochen wurden. Gewissermaßen den Startschuss für ein breiteres mediales Echo geben am 1. Dezember 1961 die Konkurrenten auf dem Wochenzeitungssektor „Rheinischer Merkur“ und „Die Zeit“. Sie heben die Fehde damit endgültig auf ein bundesweites Niveau und machen aus dem literarischen Streit einen publizistischen und gesellschaftspolitischen Konflikt.

[...]


[1] Duden „Das große Wörterbuch der deutschen Sprache“: Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1999, Band 7 Pekt- Schi , S.2958

[2] von Matt (1994), S.35

[3] Stenzel, S.4

[4] von Matt (1994), S.35

[5] Die beiden Begriffe werden oft synonym verwendet, meist als spöttisch oder streitbar. Duden, Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim, Wien, Zürich, 1989, Band 7, S.613 und 539. Hier gilt jedoch das Augenmerk auf die Satire als Form und Stilelement der Polemik. Vgl. Rohner, S.228

[6] Zur Bestimmung dieser Formen: Rohner, S.241-247

[7] von Matt (1994) S.35

[8] Aristoteles, Rhetorik, I 2, 15

[9] von Matt (1994), S.42

[10] Stenzel, S.6

[11] Stenzel, S.7

[12] Stenzel, S.10

[13] Fahlke: Ich überlege mir die Geschichte, S.283

[14] Hinz/Berbig (1993), S.252-255

[15] Briefwechsel Unseld, S.8

[16] zitiert nach Scheuermann, S.56

[17] “Although literary considerations may have prompted the changes, at the same time Johnson made political concessions in the form of self-censorship.” Riordan, S. 205

[18] Riordan, S.205

[19] Obwohl nach Neumann ein erstes Babenderde-Manuskript bereist 1951 angefangen wurde, also bereits vor der offenen Opposition zur FDJ, Vgl. S.106-109

[20] Fahlke in Fellinger, S.317 und Neumann, S.178f.

[21] Selbstdarstellung für die Akademie, S.164

[22] Selbstdarstellung für die Akademie, S.164f.

[23] Versuch, eine Mentalität zu erklären, in: BS, S.63

[24] Fahlke in Fellinger, S.330

[25] Jahrestage, S.1875

[26] Fahlke in Fellinger, S.320

[27] Hinz/Berbig (1993), S.247

[28] „In gewissen Sinne scheint Uwe Johnson eher im Westen angekommen zu sein, als er selbst es wohl erwartet hatte.“, schreibt der Johnson-Biograph Neumann über die Anfangszeit in der BRD. Vgl. Neumann, S.393

[29] Ein Brief Siegfried Unseld vom 14.Juli 1959 an das Bezirksamt Berlin-Zehlendorf, Amtstelle für Zuzugsgenehmigungen belegt eindrucksvoll, wie allumfassend das Engagement des Verlages für seinen Schriftsteller ist. Vgl. Briefwechsel Unseld, S.9

[30] Hinz/Berbig (1993), S.247

[31] zitiert nach Hinz/Berbig (1993), S.249

[32] Neumann, S.416

[33] zitiert nach Neumann, S.417

[34] Briefwechsel Unseld, S.156

[35] BU, S.206

[36] BU, S.207; auch Unseld schrieb an Johnson, dass dem Vorabdruck des Achims eine erhöhte Bedeutung zukommen wird; Vgl. Brief an die Mitarbeiter des Suhrkamp-Verlages vom 1. September 1961, in: Briefwechsel Unseld, S.161

[37] Hinz/Berbig (1993), S.249

[38] Scheuermann, S.61

[39] BU, S.208

[40] Scheuerman, S.62

[41] Rein quantitativ überwiegen die selbstständigen literarischen Arbeiten bis 1945 im Vergleich mit der Zeit danach entstanden. Und wenn sich die - zugegebenermaßen ausbaufähige - literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit den literarischen Werken Kestens als objektiver Gradmesser für die Qualität bestimmen lässt, so lässt sich auch hier eine überdurchschnittliche starke Fokussierung auf den Autor Kesten in Weimarer Republik und Exilzeit bis zum Weltkriegsende feststellen. Siehe Kesten-Bibliographie in Fähnders/Weber ( 2005), S.305f.

[42] Die Kesten-Philologie weist einen einzigen Aufsatz zum Thema auf, der jedoch sich jedoch nicht konkret mit dem Inhalt des Artikels in der „Die Welt“befasst - Vgl. Rohrwasser, in: Fähnders/Weber (2005). Dieser erste Versuch dient mehr der Beantwortung Frage nach dem Antikommunismus Kestens.

[43] Kesten, in: Welt, 25.11.1961

[44] ebda.

[45] Kesten, in: Welt, 25.11.1961

[46] Für eine zwanzigbändige Reihe „Insel Bibliothek der Weltliteratur“ schlägt Johnson dem Suhrkamp-Verlag folgenden Autoren vor: Diderot, Montaigne, Sueton, Herodot, Defoe, Sterne, Henry Fielding, Seume, Bräker, Äsop, Faulkner, Joseph Roth, Joyce, Thomas Wolfe Hemingway, Sophokles, Aristophanes, Maxwell Anderson, Homer, Caesar, Poe, Twain, Melville, Gogol, La Bruyère, Lichtenberg, Thomas und Heinrich Mann, Musil und Feuchtwanger vor. Neumann, S.594

[47] Rohrwasser in Fähnders/Weber , S.211

[48] BU, S.237

[49] gemeint sie ihr die Beiträge, die nicht selbst von Johnson, Kesten oder Feltrinelli verfasst worden sind

[50] Wenn man möchte könnte man hier eine Schema rechskonservativ gegen linksliberal oder sozialdemokratisch eröffnen. Aus mehreren Gründen ist das jedoch für diesen Gegenstand nicht erkenntnissteigernd, da es zum einen zu schemenhaft bleiben muss, da es aufgrund der übergeordneten Fragestellung eine hinreichende Anzahl von Quellen nicht geben kann. Zum anderen durchbricht die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Phalanx der CDU-nahen Zeitungen und bildet so etwas mehr als die Ausnahme von der Regel. Des weiteren ist eine solch genaue Medienanalyse für die Fragestellung irrelevant, weil die Bedrohungstrukturen für Johnsons Existenz in Hinblick auf literarischen Markt und politisches Echo offen zu Tage liegen und keiner tieferen Analyse bedürfen.

Ende der Leseprobe aus 117 Seiten

Details

Titel
„Dem Publikum gefiel das, dem Kesten gefiel das nicht.“ - Uwe Johnson als Polemiker
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Philosophische Fakultät II - Institut für deutsche Literatur)
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
117
Katalognummer
V186835
ISBN (eBook)
9783656101840
ISBN (Buch)
9783656101352
Dateigröße
810 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
publikum, kesten, johnson, polemiker
Arbeit zitieren
Sebastian Himstedt (Autor:in), 2008, „Dem Publikum gefiel das, dem Kesten gefiel das nicht.“ - Uwe Johnson als Polemiker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186835

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Titel: „Dem Publikum gefiel das, dem Kesten gefiel das nicht.“ - Uwe Johnson als Polemiker



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