Am Ende des letzten Jahrhunderts erfuhr der deutsche Literaturbetrieb, der bislang für eine große Qualität seiner Autorschaft stand, eine bis heute viel diskutierte Wendung. Von einer kompletten Neuausrichtung zu sprechen, würde das „Problem“ zwar größer machen als es tatsächlich ist, doch offenbar waren die von einigen, überwiegend jungen Schriftstellern veröffentlichten Prosatexte deutscher Sprache von solcher Andersartigkeit, das eine kontroverse Diskussion in der Literaturkritik auf den Plan gerufen wurde.
Diese für die vorliegende Arbeit grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema Popliteratur – unter welchem Titel genannte Werke seither in differierender Wertung laufen – fußt in essenzieller Weise auf der Ambivalenz zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Aufgrund des literaturwissenschaftlichen Paradigmas, dass die Bewältigung von Vergangenem seit jeher nicht nur als maßgebliches Kriterium von Literatur angesehen, sondern vor allem auch als von ihr untrennbar erachtet wurde, lässt sich erahnen, weshalb eine Verschiebung hin zur Gegenwartsfixierung in fiktionalen Texten umstritten sein könnte.
Seit den späten 1960er Jahren zunächst im Untergrund, mehr als zwanzig Jahre später allerdings auch mit bisheriger E-Literatur überschneidend und im Feuilleton zunehmend mit Beachtung gewürdigt, rückte die Popliteratur mehr und mehr in den Vordergrund. Gleichsam kamen Schreibweisen auf, die den literarischen Blick auf die Alltagsgegenstände der Gegenwart und oft auch deren massenmediale Ausleuchtung richteten. Thomas Meinecke fungiert mit seiner obenstehenden Aussage zu besagtem Gegenwartsbezug als klassisches Beispiel einer Generation deutscher Autoren, die sich auf ihre Alltagserlebnisse „verlässt“ und sie fundamental in ihre Schreibprozesse einschließt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Literatur meets Pop - Zur Geschichte und Theorie einer Gattung
- 2.1 Auf dem Weg zur Popliteratur der Gegenwart
- 2.1.1 Der Ursprung: Dada, Beat und Pop-Art
- 2.1.2 Die Geburt der Popliteratur in der Postmoderne
- 2.1.3 Die Rückkehr des neuen Erzählens
- 2.2 Diskurs: Was ist „Pop“ eigentlich?
- 2.2.1 Pop als kulturelle Praxis
- 2.2.2 Das Lebensgefühl Pop
- 3. Der Bezug zum Jetzt und Hier - Die deutsche Popliteratur der späten 1990er Jahre
- 3.1 Eine Literaturströmung in der Kritik
- 3.2 Pop goes Book - Die Verschmelzung von Popkultur und Literatur
- 3.2.1 Der „neue Archivismus“ als Paradigmenwechsel
- 3.2.2 Pop in Benjamin von Stuckrad-Barres Soloalbum
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Popliteratur, insbesondere ihre Entstehung, Entwicklung und Merkmale. Sie beleuchtet den komplexen Begriff „Pop“ in seinen kulturellen und individuellen Ausprägungen und analysiert den Zusammenhang zwischen Popliteratur und dem „Lebensgefühl“ der Gegenwart. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der deutschen Popliteratur der späten 1990er Jahre.
- Entwicklung der Popliteratur vom Dadaismus bis zur Gegenwart
- Definition des Begriffs „Pop“ als kulturelle Praxis und Lebensgefühl
- Analyse der deutschen Popliteratur der späten 1990er Jahre
- Untersuchung von Benjamin von Stuckrad-Barres „Soloalbum“ als Beispiel für Popliteratur
- Bedeutung von Gegenwart und Lebensgefühl in der Popliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung führt in die Thematik der Popliteratur ein und stellt die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit in der Literatur. Sie hebt die kontroverse Diskussion um die Popliteratur in der deutschen Literaturkritik hervor und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 (Literatur meets Pop): Dieses Kapitel zeichnet einen historischen Überblick über die Entwicklung der Popliteratur, beginnend mit ihren Ursprüngen im Dadaismus, Beat und der Pop-Art. Es analysiert den Begriff "Pop" theoretisch, sowohl als kulturelle Praxis als auch als Lebensgefühl.
Kapitel 3 (Der Bezug zum Jetzt und Hier): Dieses Kapitel befasst sich mit der deutschen Popliteratur der späten 1990er Jahre und ihrer Kritik. Es untersucht die Verschmelzung von Popkultur und Literatur, insbesondere im Kontext des „neuen Archivismus“, und analysiert Benjamin von Stuckrad-Barres „Soloalbum“ als repräsentatives Beispiel.
Schlüsselwörter
Popliteratur, Popkultur, Lebensgefühl, Gegenwart, Postmoderne, Dadaismus, Benjamin von Stuckrad-Barre, Soloalbum, Literaturkritik, neuer Archivismus, Gegenwartsbezug.
- Citar trabajo
- Tim Theobald (Autor), 2011, Be Here Now. Lebensgefühl in der Popliteratur im "Soloalbum" von Benjamin von Stuckrad-Barre, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187357